Dammriss: Vorbeugen und Heilung unterstützen
Der Dammriss gehört zu den häufigsten Geburtsverletzungen. Je nach Grad unterscheiden sich Heilung und Beschwerden im Wochenbett. Die gute Nachricht: Hebammen haben viele Empfehlungen zur Vorbeugung von Dammrissen im Repertoire.
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- © GettyImages/Image taken by Mayte Torres
Artikelinhalte auf einen Blick:
- Wie kommt es zum Dammriss?
- Dammriss oder Dammschnitt?
- Versorgung nach der Geburt
- Grade von Dammrissen
- Heilung unterstützen
- Vorbeugen
Wie kommt es zum Dammriss?
Geburtsverletzungen wie der Dammriss kommen häufig und in ganz unterschiedlicher Ausprägung vor. Es gibt viele Faktoren, die darauf Einfluss nehmen. So haben manche Frauen ein sehr festes Gewebe, sodass sich der Damm nur schwer dehnt. Das ist auch der Grund, warum Erstgebärende häufiger betroffen sind. Ein kurzer Damm kann einen Dammriss begünstigen.
Auch die Größe des Babys, vor allem seines Kopfes und seiner Schultern, sowie die Kopfhaltung beim Durchtritt spielen eine Rolle. Nicht zuletzt sind geburtshilfliche Maßnahmen wie die Zangen- oder Saugglocken-Entbindung mögliche Ursachen eines Dammrisses. Häufig wird dann auch ein Dammschnitt durchgeführt, um ein unkontrolliertes Reißen zu vermeiden. Dieses Vorgehen ist nicht unumstritten.
Dammriss oder Dammschnitt?
Obwohl er heute nicht mehr routinemäßig durchgeführt wird, beträgt die Dammschnitt-Quote in deutschen Kliniken immerhin noch etwa 25 Prozent. Mit nur knapp sechs Prozent ist der Dammschnitt bei außerklinischen Geburten wesentlich seltener.
Vor allem ein sich verschlechternder Gesundheitszustand des Kindes (auffälliges CTG-Muster) ist neben geburtshilflichen Operationen eine häufige Indikation für eine Beschleunigung der Geburt – und damit für den Dammschnitt.
In Studien ließ sich jedoch nachweisen, dass der Dammschnitt ein zusätzliches Trauma des Beckenbodens nicht zwingend verhindern kann. Zu bedenken ist, dass bei einem Dammschnitt die im Dammbereich verlaufenden Blutgefäße und Nervenbahnen durchtrennt werden, sodass es vermehrt zu ungewollten Blutungen sowie zu Störungen der Nervenbahnen kommt.
Bei einem Dammriss dagegen – wenn er nicht zu ausgedehnt ist – kommt es zu einem Reißen des Gewebes entlang der Nerven- und Blutbahnen, sodass anzunehmen ist, dass es gerade im Dammbereich durch Erhalt der dort verlaufenden Nerven zu einem geringeren Verlust an Sensibilität kommt. Vergleichbar ist dieses mit einem Stoff, der entlang des Fadenlaufs reißt. So werden die Nerven- und Blutbahnstrukturen geschont.
Ein Dammschnitt allerdings empfiehlt sich bei einem übermäßig großen Kind, weil die Gefahr des Einreißens bis zum Darm (Dammriss 4. Grades) erhöht ist.
Dammriss: Versorgung nach der Geburt
Nach der Geburt des Kindes und der Plazenta ("Nachgeburt") folgt eine Untersuchung auf Geburtsverletzungen. Je nach individueller Situation und Schweregrad kann es sein, dass Rissverletzungen genäht werden müssen. Dies erfolgt entweder noch unter PDA oder unter örtlicher Betäubung durch die Hebamme oder die*den Ärztin*Arzt. Höhergradige Dammrisse müssen manchmal auch durch eine*n Chirurg*in versorgt werden. Das kann dann unter Regionalanästhesie oder sogar (in seltenen Fällen!) unter Allgemeinnarkose erfolgen.
Verschiedene Grade von Dammrissen
Fachleute unterscheiden vier Schweregrade. Leichtere Dammrisse 1. oder 2. Grades sind am häufigsten, wogegen höhergradige Dammrisse (3. und 4. Grades) entsprechend seltener sind.
Dammriss Grad I
Der Dammriss 1. Grades ist die leichteste Rissverletzung, bei der ausschließlich die Haut ohne Beteiligung der Muskulatur des Damms betroffen ist. Manchmal sind auch Teile der Scheidenhaut angerissen. Je nach individueller Situation muss dieser Dammriss nicht genäht werden.
Dammriss Grad II
Da beim Dammriss 2. Grades neben der Haut auch die oberflächliche Beckenmuskulatur betroffen ist, muss er genäht werden. Der Riss geht in der Regel auch etwas weiter in Richtung Schließmuskel, der Schließmuskel selbst ist aber nicht betroffen. In manchen Fällen ist nur das Nähen der Muskelschicht, nicht aber der Haut, nötig.
Dammriss Grad III
Der Dammriss 3. Grades gehört zu den höhergradigen und selteneren Dammrissen. Betroffen sind Schleimhaut, Dammmuskulatur sowie der Schließmuskel.
Je nach Ausmaß können nur einige Fasern gerissen sein, aber auch die Durchtrennung von äußerem und innerem Anus sind möglich.
Dammriss Grad IV
Ein Dammriss 4. Grades ist selten – etwa eine von 1.000 Gebärenden ist betroffen. Bei dieser Geburtsverletzung ist neben dem Schließmuskel auch die Rektumwand (Mastdarm) betroffen.
Dammriss: Heilung unterstützen
Das Gewebe im Bereich von Körperöffnungen ist gut durchblutet, deshalb bluten und schmerzen Verletzungen hier etwas mehr – heilen aber in der Regel auch recht schnell. Vier bis sechs Wochen nach der Geburt können noch Schwellungen, Schmerzen oder Druckgefühl auftreten.
Um die Heilung des Risses und die Bildung neuen Gewebes und feinster Blutgefäße in dem Bereich zu unterstützen, können Sie selbst auch etwas tun. Allem voran: kühlen!
Kälte am ersten Tag lindert Schmerzen und beugt Blutergüssen vor
Bereits kurz nach dem Nachlassen der örtlichen Betäubung oder PDA schmerzen Dammrisse oft schon deutlich. Hier verschafft Kühlung Abhilfe: Wickeln Sie ein Coolpack oder ein mit gefrorenem Wasser gefülltes Kondom in ein Tuch und legen Sie es auf die Naht.
Auch der Bildung von Hämatomen – kein seltenes Phänomen nach Geburtsverletzungen – beugt die Kühlung vor. Achten Sie darauf, dass die Kältequelle nicht direkt auf der Haut aufliegt und kühlen Sie nicht dauerhaft, um die Durchblutung (und damit die Heilung) durch die Kälte nicht zu sehr zu behindern. Verzichten Sie spätestens ab dem dritten Tag auf die Kühlung.
Körperliche Schonung und Druckenentlastung
Bettruhe und Entlastung des genähten Bereichs sind nach Möglichkeit in den ersten Tagen nach der Geburt angesagt. Vor allem langes Sitzen und damit Druck auf die Naht sollte vermieden werden.
Bevorzugen Sie weiche Sitzunterlagen und schauen Sie, dass nicht zu viel Zug auf der Dammnaht liegt, wählen Sie also keinen Frosch- oder Schneidersitz. Auch bestimmte Seitenhaltung verursachen Zug. Sobald Sie das bemerken, sorgen Sie lieber wieder für Entlastung.
Lauwarme Sitzbäder beschleunigen die Heilung von Geburtsverletzungen
Kurze Sitzbäder (zehn bis 15 Minuten) in lauwarmem Wasser dürfen zum Ende der ersten Woche nach der Geburt versucht werden. Hebammen empfehlen als Zusatz die gerbstoffhaltige Eichenrinde, da diese zusammenziehend und entzündungshemmend wirkt.
Weichen Sie dafür zwei Esslöffel Eichenrinde (aus der Apotheke) in einem Liter Wasser etwa zehn Minuten lang auf. Geben Sie den gefilterten Sud anschließend in das Badewasser (Achtung, Eichenrinde färbt).
Alternativ eignen sich auch Calendulaextrakt oder einfach Meersalz. Sitzbäder tun auch bei Hämorrhoiden gut und wirken oft juckreizlindernd.
Ballaststoffreiche Ernährung für weichen Stuhl
Auf den ersten Stuhlgang nach einem Dammriss freut sich wohl niemand. Um möglichst wenig pressen zu müssen, empfiehlt sich ballaststoffreiche Ernährung und viel trinken. Tipp: Setzen Sie auf lösliche Ballaststoffe aus Obst und Gemüse, da diese Wasser an sich binden. Im Darm können diese besonders gut abgebaut werden, was den Stuhl voluminös und weich macht.
Podusche oder Wasserbecher beim Toilettengang
Beim Wasserlassen kann es besonders in den ersten Tagen nach dem Dammriss oder anderen Geburtsverletzungen brennen. Verdünnen Sie den Urin, indem Sie etwas handwarmes Wasser über den Genitalbereich laufen lassen, während Sie urinieren. Bitte immer nur von vorne nach hinten, um die Keimbelastung der Wunde so gering wie möglich zu halten.
Vorsichtiges Abduschen dieses Bereiches ist insbesondere aus hygienischen Gründen sinnvoll und kann mehrmals am Tag erfolgen. Achten Sie beim Abwischen nach dem Stuhlgang ebenfalls darauf, nur von vorne nach hinten zu wischen – und das bitte auch nur ganz sanft.
Dammriss vorbeugen: Geht das überhaupt?
Geburtsverletzungen treten relativ häufig auf. Sie können aber auch selbst einiges tun, um gute Voraussetzungen für eine rissarme Geburt zu schaffen. Wichtig ist dabei: Versuchen Sie nicht, bereits im Vorfeld alles zu kontrollieren. Es gibt Umstände, unter denen man trotz "guter Vorbereitung" einen Dammriss oder sogar Dammschnitt bekommt, ohne, dass sich dies durch Sie beeinflussen ließe. Trotzdem: Hebammen empfehlen vor allem die Dammmassage.
Etwa neun Wochen vor dem errechneten Geburtstermin können Sie mit der täglichen Massage Ihres Damms beginnen. Dabei geben Sie etwas Öl auf Ihre Finger und massieren vorsichtig den Damm und dehnen dabei den Scheideneingang. Wie das genau funktioniert, erfahren Sie hier!
Ebenfalls eine häufige Empfehlung ist das Trinken von Himbeerblättertee etwa ab der 34. Schwangerschaftswoche. Der Tee soll die Durchblutung fördern und das Gewebe auflockern, was auch Geburtsverletzungen vorbeugen könnte. Die Wirkung ist allerdings noch nicht eindeutig bewiesen. Lesen Sie hier mehr über Himbeerblättertee zur Geburtsvorbereitung!
Tipp: Ein gut durchbluteter und aktivierter Beckenboden ist ebenfalls eine gute Vorbereitung auf die Geburt. In vielen Kursen steht der Beckenboden daher auch im Mittelpunkt. Sie selbst können zusätzlich zum Beispiel Yoga für Schwangere praktizieren. Viele Übungen verbessern auch das Gefühl für den eigenen Beckenboden, was unter der Geburt durchaus hilfreich sein kann.
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