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Geburtsverletzung

Scheidenriss und Labienriss: Was hilft und wie vorbeugen?

Neben Dammverletzungen kann es während einer natürlichen Geburt auch zu Abschürfungen oder Rissen an Scheide, Schamlippen und der Klitoris kommen. Je nach Lage und Ausprägung müssen solche Verletzungen genäht werden oder heilen ohne weitere Behandlung aus.

Scheidenriss nach Wassergeburt
© GettyImages/ideabug

Kurzübersicht

Welche Geburtsverletzungen gibt es? Nach einer vaginalen Geburt kommt es am häufigsten zu Dammverletzungen, aber auch Risse der Scheide, Vulvalippen oder der Klitoris sind möglich.

Wie werden Scheidenrisse behandelt? Die Therapie hängt vom Grad der Geburtsverletzung ab. Abschürfungen und kleine Risse heilen von alleine aus, ausgeprägtere Formen bedürfen einer Naht.

Können Schwangere eine Geburtsverletzung verhindern? Einem Damm- oder Scheidenriss sicher vorzubeugen, ist nicht möglich. Werdende Mütter können aber verschiedene Maßnahmen zur Vorbeugung ergreifen. Auch die betreuende Hebamme führt unter der Geburt oft einen Dammschutz durch, zum Beispiel mit Kompressen.

Etwa 85 Prozent der erstgebärenden Frauen haben nach einer natürlichen Geburt mit Verletzungen zu tun, besonders häufig sind Damm-, Labien- und Scheidenrisse. Beim zweiten Kind ist noch etwa jede zweite Mutter betroffen.

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Welche Geburtsverletzungen gibt es?

Durch den großen Druck bei einer Spontangeburt sind verschiedene Rissverletzungen im beteiligten Gewebe möglich. Am häufigsten sind Damm-, Scheiden- und Labienrisse. Auch Klitorisrisse (mit 0,5 Prozent sehr selten!) sowie Kombinationen verschiedener Verletzungen können vorkommen.

Risse in der Scheidenhaut passieren meist in Längsrichtung. Sehr selten reißt die schlauchartige Vagina in Querrichtung komplett ab (Kolporrhexis) und muss dann operativ wieder mit der Gebärmutter verbunden werden.

Was ist ein hoher Scheidenriss?

Je nachdem, in welchem Bereich der Scheidenriss auftritt, wird manchmal auch von einem hohen Scheidenriss gesprochen: Dabei reißt die Scheide am Übergang zum Gebärmutterhalses ein, was eine stärkere Blutung zur Folge hat. In den meisten Fällen passieren Scheidenrisse im seitlichen oder hinteren Abschnitt der Vagina.

Risse im Dammbereich werden in verschiedene Grade unterteilt – je nachdem, ob nur die Haut in Mitleidenschaft gezogen wurde (Grad I) oder auch der darunter liegende Damm- (Grad II) beziehungsweise Schließmuskel (Grad III). Bei Grad IV ist zusätzlich die Darmschleimhaut eingerissen.

Während Grad I meist ohne weiteres Zutun komplikationslos verheilt, ist bei den Graden II bis IV eine medizinische Versorgung des Risses nötig. In der Regel wird unter örtlicher Betäubung genäht, was im Krankenhaus häufig ein*e Arzt*Ärztin übernimmt und im Geburtshaus die Hebamme oder der Entbindungspfleger. Manchmal ist für die Versorgung des Risses auch eine Verlegung in die Klinik notwendig.

Darüber hinaus gibt es kombinierte Rissverletzungen, etwa den Scheidendammriss.  

Die Ursachen von Schamlippen- und Scheidenrissen

Das Risiko für einen Vulvalippen- oder Scheidenriss ist besonders hoch, wenn der Kopf oder Schulterbereich des Kindes überdurchschnittlich groß ist und/oder zur Entbindung Saugglocke oder Geburtszange zu Hilfe genommen werden. Auch wenn es bei einer früheren Geburt bereits zu einer Verletzung kam, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Narbengewebe erneut einreißt.

Weitere Risikofaktoren sind sehr intensives/voreiliges Pressen der Schwangeren und eine Beckenend - oder Querlage des Kindes. Auch Lagebesonderheiten wie ein Arm neben dem Köpfchen oder eine leicht schiefe Kopfhaltung des Babys machen eine Geburtsverletzung wie Damm- und Scheidenriss wahrscheinlicher. Kommt es während der Geburt zu einem tiefen Dammriss, kann sich dieser unter Umständen bis zur Vagina fortsetzen (Scheidendammriss).

Blutung & Brennen: Diese Symptome rufen Risse an Labien & Scheide hervor

Ein Riss der Vaginalhaut kann dazu führen, dass die Frau nach der Entbindung stark aus der Scheide blutet, das muss aber nicht sein: Andere Risse bluten kaum und werden erst bei der nachgeburtlichen gynäkologischen Untersuchung entdeckt.

Labienrisse, die beim Durchtritt des Köpfchens entstehen, können beim Neugeborenen einen Blutkragen im Nacken hinterlassen und so diagnostiziert werden. Sichtbare Abschürfungen sind ebenfalls ein mögliches Anzeichen.

Klitorisnahe Risse schmerzen stärker

Auch (brennende) Schmerzen kommen vor. Je nach Ausprägung und Lage des Risses werden diese ganz unterschiedlich stark empfunden. Im weiteren Verlauf kommt es oft zu Juckreiz und Missempfindungen des betroffenen Bereichs, beispielsweise beim Sitzen.

Risse der Schamlippen und der Klitoris verursachen durch die vielen Nervenenden besonders starke Schmerzen und können mitunter noch lange nach der Geburt weh tun.

Wie werden Geburtsverletzungen behandelt?

Während oberflächliche Abschürfungen sowie kleine Längsrisse von alleine ausheilen, ist bei größeren Längsrissen der Vagina eine Naht nötig. Sie erfolgt – genau wie bei Verletzungen des Dammgewebes – meist zeitnah nach der Geburt unter örtlicher Betäubung. Die Fäden lösen sich mit der Zeit von allein auf und müssen nicht gezogen werden. An der Naht kann es in den ersten Wochen bis Monaten zu Juckreiz kommen.

Bei Schmerzen während der ersten Tage nach der Geburt setzen Hebammen vor allem auf kühlende Vorlagen. Gegen Brennen beim Wasserlassen empfiehlt sich eine Podusche oder ein Bidet. Alternativ reicht auch ein großer Becher, aus dem während des Toilettengangs handwarmes Wasser über den Intimbereich gegossen wird. Durch die Verdünnung des Urins lindert das den brennenden Schmerz.

Komplikationen nach einem Scheidenriss

Unkomplizierte und oberflächliche Verletzungen, zu denen die meisten Scheiden- und Labienrisse sowie Dammrisse I. Grades gehören, heilen meist innerhalb einer Woche nach der Geburt aus. Durch Vorerkrankungen wie Adipositas oder Diabetes und bei Raucherinnen kann sich die Wundheilung allerdings verzögern. Manchmal stören zudem Hämatome (Blutergüsse) die Wundheilung nach einem Scheidenriss. In diesem Fall kann der Bluterguss ärztlich entfernt werden.

Reißt die Scheide quer durch und somit vom Gebärmutterhals ab (Kolporrhexis), handelt es sich um einen gynäkologischen Notfall. Dann ist eine kleine OP unter Vollnarkose fällig, die über den Bauch erfolgt. Blutet die Verletzung durch die beteiligten Arterien sehr stark, ist manchmal auch die Entfernung der Gebärmutter unabdingbar, um das Leben der Frau zu retten. Dies ist allerdings eine sehr seltene Komplikation.

8 Tipps, damit dein Labien- oder Scheidenriss besser heilt

Nach der fachgerechten Versorgung deiner Geburtsverletzung kannst du selbst einiges tun, um die Heilung zu beschleunigen. Zu den geeigneten Maßnahmen gehören:

  1. Luft an die Wunde lassen: Lege dich dazu am besten immer mal wieder "unten ohne" hin, zum Beispiel auf einen Matratzenschoner.

  2. Viel liegen: Generell solltest du dich viel im Liegen ausruhen, um die frische Naht zu entlasten.

  3. Geeignete Position finden: Achte auch beim Stillen, Essen und Co. darauf, dass die Wunde nicht unter Zug gerät; vermeide also beispielsweise den sogenannten Schneidersitz und stille dein Kind lieber im Sitzen.

  4. Hygiene ist das A & O: Um Infektionen vorzubeugen und die Heilung des Labien- oder Scheidenrisses zu beschleunigen, wechsle regelmäßig deine Wochenbetteinlage.

  5. Kühlen: Moderate Kälte wirkt bei Geburtsverletzungen lindernd. Entweder du nimmst ein handelsübliches Kühlkissen oder stellst dir aus einer Wochenbinde selbst eines her, indem du etwas Wasser (eventuell mit Kräuterzusätzen) auf die Binde gibst. Lege sie dann für einige Zeit ins Gefrierfach. Achtung: Nicht direkt auf der Haut anwenden, sondern mit einem Stofftuch umwickeln bzw. so lange warten, bis eine für dich angenehme Temperatur erreicht ist, da sonst Erfrierungen drohen.

  6. Sitzbäder: Geeignete Zusätze für ein Sitzbad - vielleicht kennst du das Prozedere ja noch aus der Zeit der Geburtsvorbereitung - sind etwa Schwarztee, Kamille oder Hamamelis. Lass dich hierzu am besten von deiner Hebamme beraten.

  7. Mit Sex warten: Erst, wenn die Wunde komplett verheilt ist, solltest du mit deinem*deiner Partner*in frühestens wieder intim werden.

  8. Schmerzmittel: Du musst die Schmerzen nach einer Geburtsverletzung keinesfalls aushalten. Falls du stillst, frage deine Hebamme oder ärztliche Praxis nach Medikamenten, die auch in der Stillzeit sicher sind.

Prävention: Lässt sich einem Scheiden- & Labienriss vorbeugen?

Einer Geburtsverletzung mit Sicherheit vorzubeugen, ist nicht möglich. Es gibt aber viele Maßnahmen, die werdende Mütter ergreifen können, um das Risiko zu senken.

Dazu zählen:

Die Wassergeburt wird im Hinblick auf Geburtsverletzungen kontrovers diskutiert. Während es in der Geburtswanne zu deutlich weniger Dammschnitten kommt, könnte das Risiko für Risse an Damm und Vagina/Vulva verschiedenen Studien zufolge etwas erhöht sein.

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