Frühchen: Früher Start ins Leben
Frühchen kommen vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche, mehr als drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, auf die Welt. Wie sie sich entwickeln, ist abhängig von Schwangerschaftsalter und Gewicht.
In Deutschland kommen über acht Prozent aller Babys als Frühgeburt auf die Welt. Das aktuell jüngste Frühchen, das in Deutschland und Europa überlebt hat, hatte ein Gewicht von 460 Gramm bei der Geburt und kam bei 21+5 Schwangerschaftswochen zur Welt.
Artikelinhalte auf einen Blick:
- Wann ist ein Baby kein Frühchen mehr?
- Versorgung im Krankenhaus
- Hautkontakt und mehr
- Stillen von Frühchen
- Die erste Zeit zu Hause
- Prognose bei Frühchen
- Entwicklung
Ab wann ist ein Neugeborenes kein Frühchen mehr?
Als Frühchen gelten Babys, die drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin geboren werden. Das bedeutet: Vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche gilt ein Baby als Frühchen, mit Beginn der 38. Schwangerschaftswoche ist es kein Frühchen mehr und gilt als "reif geboren".
Man unterscheidet bei Frühchen noch einmal in extrem früh, sehr früh und mäßig früh Geborene. Je nach Zeitpunkt der Geburt und der damit verbundenen Entwicklung der Organe des Babys sind die Prognosen für Frühchen recht unterschiedlich.
- extrem früh Geborene (weniger als 28 Schwangerschaftswochen)
- sehr früh Geborene (28 bis 31 Schwangerschaftswochen)
- mäßig früh Geborene (32 bis 37 Schwangerschaftswochen)
Frühchen-Versorgung im Krankenhaus
Wird ein Baby zu früh geboren, kann es sein, dass noch nicht alle Organe eigenständig funktionieren. Häufig kommt das Frühchen daher nach der Geburt in den Inkubator (Brutkasten). Hier liegt es vor Infektionen geschützt, warm und ruhig und kann medizinisch überwacht und versorgt werden. Das ist besonders wichtig, wenn die Lungen noch nicht voll funktionsfähig sind (Atemnotsyndrom). Bei dieser relativ häufig vorkommenden Komplikation wird das Frühchen beatmet, bis die Lungen ihre Funktion ohne Hilfsmittel aufnehmen können.
Wie lange der Aufenthalt auf der Frühchen-Station nötig ist, hängt davon ab, wie viel zu früh das Baby geboren wurde und wie weit die Entwicklung ist.
Je nachdem, ob das Baby natürlich geboren oder per Kaiserschnitt auf die Welt geholt wurde, liegt die Mutter noch im Krankenhaus oder wird nach einigen Tagen wieder entlassen. Da Frühchen nicht im Mutter-Kind-Zimmer liegen dürfen, bieten viele Kliniken mittlerweile Gästezimmer für Eltern an. Hier können Eltern übernachten, frischgebackene Mütter die Hebamme empfangen oder sich einfach zurückziehen, ohne weit von ihrem Kind entfernt zu sein.
Was dem Frühchen in der ersten Zeit hilft: Hautkontakt und mehr
Viel Hautkontakt mit den Eltern tut dem Frühchen (nicht nur) in der ersten Zeit gut. Laut verschiedener Studien entwickeln sich Frühchen mit viel Hautkontakt und häufiger Ansprache durch die Eltern schneller, können eher gestillt werden und haben seltener Atempausen.
Auch, wenn das Kind zerbrechlich wirkt: Streicheln Sie es, sprechen Sie mit Ihm und wenn es nicht an Geräte angeschlossen ist, nehmen Sie es für einige Zeit auf den Bauch, die Brust oder auf den Arm (Känguruhen). Die Kinderkrankenschwestern auf der Station helfen Ihnen dabei.
Wichtig ist, das Frühchen in der ersten Zeit nicht durch Reize zu überfordern – viel hilft nicht viel. Achten Sie auf Ihr Kind, lernen Sie es kennen und lernen Sie, seine Signale zu deuten. Ein Wechsel zwischen Anregung und Beruhigung ist ideal.
Stillen von Frühchen
Auch Frühchen können mit Muttermilch ernährt werden, sofern sie das Saugen und Schlucken schon beherrschen. Andernfalls werden Frühgeborene über eine Magensonde mit einer Nährlösung oder mit abgepumpter Muttermilch versorgt.
Wenn Sie es schaffen, die Milchbildung anzuregen und Ihre Muttermilch abzupumpen, so können Sie oder die Krankenschwestern Ihrem Baby die Muttermilch mit der Flasche füttern. Um die Milchbildung beim Abpumpen in der ersten Zeit anzuregen, kann es hilfreich sein, dabei an das Baby zu denken und sich beispielsweise ein Foto anzusehen. Mit der weiteren Entwicklung des Babys wird es sogar möglich sein, es direkt an der Brust zu stillen, auch wenn es noch auf der Frühchen-Station liegt.
Einige Krankenhäuser verfügen auch über Muttermilchbanken. Wenn Sie keine oder zu wenig Muttermilch produzieren, kann gespendete, im Labor geprüfte Muttermilch mit der Flasche oder per Magensonde gefüttert werden.
Mit dem Frühchen zu Hause
Obwohl man sich schon etwas länger kennt, ist die erste Zeit zu Hause mit dem Frühchen für alle Familienmitglieder aufregend. Ihr Baby wird vielleicht in den ersten Tagen dieser neuen, ruhigen Umgebung etwas unruhiger sein. Vielleicht haben Sie einen Heimmonitor zur Überwachung von Herzschlag und Atmung mit nach Hause gebracht. In diesem Fall wurden Sie in der Klinik über Erste-Hilfe-Maßnahmen aufgeklärt.
Es ist völlig normal, wenn Sie in der ersten Zeit mit Ihrem Frühchen zu Hause unsicher sind. Vergessen Sie nicht: Ihr Kind und Sie haben es bis hierhin geschafft. Sie können als Eltern nicht alles vorhersehen oder beeinflussen. Lassen Sie sich Zeit, genießen Sie Fortschritte. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie Ihre Nachsorgehebamme oder bei Ihrem betreuenden Arzt oder Ärztin nach. Frühchen werden ohnehin engmaschiger medizinisch betreut.
Tipps für die erste Zeit zu Hause
- Wochenbett nachholen: Wenn Sie können, genießen Sie die erste Zeit mit Ihrem Frühchen zu Hause besonders und holen Sie das Wochenbett nach.
- Känguruhalten: Das hilft Ihrem Kind nicht nur in der Zeit auf der Frühchen-Station, auch zu Hause können Sie diesen innigen Kontakt aufrechterhalten.
- Frühchens sensible Haut pflegen: Verwenden Sie nur Pflegemittel, die frei von Duft-, Farb- und Konservierungsstoffensind. Empfindliche Hautstellen sollten nach dem Baden gut abgetrocknet werden.
- Verlängerten Mutterschutz in Anspruch nehmen: Der Mutterschutz verlängert sich bei Frühchen auf zwölf Wochen. Hinzu kommen die Mutterschutzwochen, die vor der Geburt nicht in Anspruch genommen wurden, weil das Kind früher kam.
- Kleidung für Frühchen: Kleidung ab Größe 32 finden Sie im Internet. Viele Babyausstatter führen aber auch Frühchenkleidung.
- Eine Babymassage tut auch Frühchen gut: Intensiver Hautkontakt bei der sanften Babymassage fördert auch die Eltern-Kind-Bindung.
- Frühförderung in Anspruch nehmen: Frühchen haben unter Umständen Anspruch auf Frühförderung. Ein Anspruch besteht nach Sozialgesetzbuch (SGB) IX § 30 "Früherkennung und Frühförderung". Auskunft erteilen die Krankenversicherungen.
Prognose für Frühchen ist heute insgesamt besser
Vor allem für sehr kleine Frühchen mit einem Gewicht von unter 1.500 Gramm haben sich die Behandlungsmöglichkeiten in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Mit intensivmedizinischer Behandlung sind die Überlebenschancen schon für extrem Frühgeborene ab der 24. Schwangerschaftswoche deutlich gestiegen: Etwa 80 Prozent der Kinder, die zwischen 24 und 25 vollendeten Schwangerschaftswochen und einem Gewicht von deutlich unter 1.000 Gramm geboren werden, überleben. Allerdings zeigen 30 Prozent von ihnen schwere Entwicklungsstörungen.
Ein Großteil der Kinder, die zwischen der vollendeten 26. und 30. Schwangerschaftswoche geboren werden, überleben. Etwa zehn bis 25 Prozent von ihnen zeigen Entwicklungsstörungen, die sich hinsichtlich des Schweregrads erheblich unterscheiden können.
Frühchen, die nach der 30. Schwangerschaftswoche und einem Gewicht von über 1.500 Gramm geboren werden, entwickeln sich häufig normal. Voraussetzung dafür ist, dass keine weiteren Komplikationen nach der Geburt auftreten.
Je reifer die Organe, desto besser ist die Prognose
Das Schwangerschaftsalter, also die Schwangerschaftswoche, in der ein Kind auf die Welt kommt, ist oft entscheidender als sein Gewicht. Je länger sich ein Baby im Mutterleib entwickeln kann, desto funktionstüchtiger sind seine Organsysteme.
Umgekehrt bedeutet das aber auch: Je früher ein Kind auf die Welt kommt, desto ausgeprägter sind die Langzeitfolgen. Die Ursache dafür liegt in den noch nicht voll funktionsfähigen Organen. Nach der Geburt kann dies zu einer Reihe von akuten und später mitunter chronischen Erkrankungen führen. Häufig kommen vor:
- Entwicklungsverzögerungen
- chronische Atembeschwerden
- motorische Störungen
- Aufmerksamkeitsstörungen
- körperliche Beeinträchtigungen
- geistige Beeinträchtigungen
Entwicklung von Frühchen
Wie die Entwicklung eines Frühchens verläuft, kann niemand mit Sicherheit voraussagen. Während viele Frühchen die Entwicklungsdefizite im Laufe der Jahre nachholen und manche sich sogar wie reif geborene Kinder entwickeln, hinken andere etwas oder mehr hinterher, einige haben vielleicht sogar Einschränkungen oder Behinderungen.
Viele Frühchen sind zum Beispiel schlechte Esser. Auch Erkältungskrankheiten kommen bei Frühgeborenen häufiger vor. Das liegt zum einen daran, dass gerade im letzten Schwangerschaftsdrittel Immunzellen von der Mutter zum Kind übergehen. Zum anderen kommen viele Frühchen mit unreifen Atemwegsorganen zur Welt. Einige Frühchen haben auch Probleme mit den Augen. Sie bleiben vor allem in den ersten Lebensjahren anfälliger für Infektionen. Das gibt sich aber mit zunehmendem Alter.
Förderung ist wichtig
Wie sich ein Frühchen entwickelt, hängt auch von den Lebensumständen des Kindes ab. Je nach individueller Situation unterscheiden sich die Möglichkeiten der Familien häufig sehr voneinander. Dabei ist eine gute Behandlung und Förderung auch in späteren Jahren für Frühchen und ihre Entwicklung sehr wichtig.
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