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Gefühlsstürme im Kleinkindalter

Autonomiephase: Was tun bei Wutanfällen in der Trotzphase?

Dein Kind rastet aus, weil es seinen Joghurt nicht mit dem Messer essen darf oder der Reißverschluss an der Jacke mal kurz klemmt? Herzlich willkommen in der Autonomiephase – auch als Trotzphase bekannt. Wir verraten dir alles über das typische Trotzalter, die Ursachen und wie du bei Wutanfällen gelassen bleibst.

Autonomiephase Kleinkind hat Wutanfall
© Getty Images/Ekaterina Goncharova

Schreien, strampeln, auf den Boden trommeln oder sich der Länge nach hinwerfen: Solche Szenarien werden den meisten Eltern sehr bekannt vorkommen. Das klassische Beispiel für die Autonomiephase ist das trotzige Kleinkind im Supermarkt, das an der Kasse einen ausgewachsenen Wutanfall bekommt. Wenn die eigenen Kinder aus scheinbar banalen Gründen so sauer werden, kann das auch die Eltern ganz schön zur Weißglut bringen. Jetzt hilft nur: tief durchatmen und unseren Artikel lesen ...

Artikelinhalte im Überblick:

Was ist die Autonomiephase?

Die frühe Autonomiephase gehört zur normalen kindlichen Entwicklung. Sie ist vielen auch als sogenannte Trotzphase geläufig. Der berühmte Psychologe Sigmund Freud hat dieser Phase den Namen anale Phase gegeben. Hier erfährst du mehr über die Entwicklungsphasen nach Freud.

Der Begriff „Autonomie“ bedeutet Selbstständigkeit – und genau diese prägt sich bei deinem Kind nun aus. Es wartet nicht länger darauf, dass seine Bedürfnisse von den Eltern erfüllt werden. Dein Kind versteht die Bedeutung von „Ich“, hat einen eigenen Willen und möchte diesen durchsetzen. Dabei stößt es aber an seine Grenzen oder ihm werden von dir Grenzen gesetzt. Scheitert dadurch sein Vorhaben, äußert sich das oftmals in Form von Wutanfällen.

Außerdem hadert dein Kind in der Autonomiephase damit, dass es einerseits mehr Selbstständigkeit will, andererseits den Rückhalt seiner Eltern sucht und nicht alleine gelassen werden möchte. All das kann schon einmal heftige Emotionen auslösen.

Bedeutung: Wie wichtig ist die Autonomiephase?

Die Autonomiephase mit ihren Gefühlsstürmen ist ein Zeichen dafür, dass dein Kind seine Selbstwahrnehmung weiterentwickelt hat und somit in seiner geistigen Entwicklung vorangeschritten ist.

Das Trotzalter bei Kleinkindern ist daher eine wichtige Entwicklungsphase, in der die Selbstständigkeit des Kindes zunimmt und es weitere Kompetenzen erlangt.

Anzeichen: Wie äußert sich die Autonomiephase?

Woran erkennst du, dass dein Kind mitten in der Autonomiephase steckt? Die Anzeichen für die Trotzphase können individuell unterschiedlich sein. Oftmals macht sich folgendes Verhalten in Situationen bemerkbar, in denen die Erwartungen deines Kindes enttäuscht wurden:

  • Dein Kind ist wütend, schreit und weint.
  • Es ist bockig, schmollt und zieht sich zurück.
  • Typische Aussagen sind „Nein, nein, nein“, „Nein, ich will nicht“, „Lass mich“ oder ähnliches.
  • Wenn du dein Kind ansprichst oder anfassen möchtest, wirst du abgewiesen.
  • Dein Kind läuft von dir weg.
  • Nach dem Wutanfall ist dein Kind erschöpft und sucht Zuneigung.

Autonomiephase: Ursachen und typische Auslöser

Dein Kind will dich weder vorsätzlich in den Wahnsinn treiben noch machst du wahrscheinlich etwas Grundlegendes in deiner Erziehung falsch. Die Trotzreaktionen in der Autonomiephase sind darauf zurückzuführen, dass Kinder etwas wollen, es aber nicht können. Sie setzen sich etwas in den Kopf, scheitern jedoch daran – ihre Erwartungen werden also enttäuscht.

Beispiele für Situationen, die zu Wutanfällen führen:

  • Das eigene Vorhaben schlägt fehl: Dein Kind möchte etwas tun, aber es klappt nicht – zum Beispiel sich selbst die Schuhe anziehen. Oder es hat sich etwas in den Kopf gesetzt, was von dir unterbunden wird – etwa auf den Esstisch klettern, um einen Blick in die Schüssel zu werfen.

  • Rituale verändern sich: Lieb gewonnene Rituale sind ebenfalls mit Erwartungen verbunden. Verändern sie sich oder fallen gar aus, ist dein Kind enttäuscht. Zum Beispiel: Vor dem Einschlafen wird immer ein bestimmtes Buch vorgelesen und genau dieses Buch ist nun verschwunden. Rationale Begründungen für die Veränderungen versteht das Kind noch nicht oder erkennt sie einfach nicht als zufriedenstellende Erklärungen an.

  • Die eigene Entscheidung hat Konsequenzen: Kinder erkennen in der Autonomiephase, dass sie als Person Entscheidungen treffen können, auch wenn sie die Tragweite der Entscheidungen meist noch nicht einzuordnen wissen. Sie lernen auch, dass es für nahezu jede Entscheidung eine Alternative gibt. Hiermit sind Kinder aber überfordert, da sie noch nicht wirklich zwei Angebote miteinander vergleichen können. Ein Beispiel: Bietet man einem Kind beim Essen zwei Möglichkeiten zur Auswahl, entscheidet es sich meistens schnell für die letzte Option, ohne wirklich einen Vergleich anstellen zu können. Wird die Mahlzeit dann serviert, merkt das Kind, dass es doch lieber die andere Speise gehabt hätte.

In solchen Situationen entstehen Frust, Wut und Enttäuschung. Da das Kind in dem Alter seine Gefühle noch nicht wie ein Erwachsener verarbeiten und sich ausdrücken kann, entladen sich die Gefühle in einem Trotzanfall.

In welchem Alter beginnt die Autonomiephase?

Ab einem Alter von zwei Jahren wird vom Trotzalter gesprochen. Schon zu Beginn des zweiten Lebensjahres fängt dein Kind langsam an, seinen eigenen Willen zu entwickeln und diesen auch zum Ausdruck zu bringen. Je nach Ausprägung des Temperaments fällt die Autonomiephase jedoch unterschiedlich stark aus – von harmlosen Wutanfällen bis hin zu heftigen Trotzreaktionen.

Wie lange dauert die Autonomiephase?

Die gute Nachricht: Jede Trotzphase ist irgendwann auch wieder vorbei. Bis dahin müssen Eltern und Kinder da zusammen durch. Die Dauer der Autonomiephase ist individuell sehr unterschiedlich, denn jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich in seinem eigenen Tempo.

In der Regel beginnt die Trotzphase etwa mit zwei Jahren und die Wutanfälle nehmen im Alter von drei oder vier Jahren wieder ab. Generell verliert das Verhalten in der Autonomiephase an Intensität, wenn die sprachlichen Fähigkeiten ausreifen.

Autonomiephase begleiten: 13 Tipps, die helfen

Begegne Trotzanfällen in der Autonomiephase möglichst mit Besonnenheit. Unsere Tipps sollen dich dabei unterstützen, die Bedürfnisse deines Kleinkinds einzuschätzen und die schwierige Phase zu meistern. Bedenke dabei, dass jedes Kind anders ist: Was dem einen hilft, bringt das andere erst recht in Rage. Probiere daher aus, welche Strategie in eurem Alltag hilfreich ist.

  1. Stressige Situationen verhindern: Einigen Wutausbrüchen kannst du möglicherweise vorbeugen, andere Trotzanfälle kommen scheinbar aus dem Nichts und lassen sich nicht vermeiden. Situationen, die sich zum Beispiel verhindern lassen: Großeinkäufe nach anstrengenden Kindergartentagen oder Restaurantbesuche, die sich ewig in die Länge ziehen. Außerdem zur Vorbeugung empfehlenswert: Wenn ein Spiel beendet werden muss, mache frühzeitig eine Ankündigung, damit sich dein Kind darauf einstellen kann.

  2. Ab und zu Entscheidungen übernehmen: Apfel oder Banane, Zoobesuch oder Spielplatz, Milchreis oder Grießbrei: Im zweiten bis dritten Lebensjahr kann dein Kind noch keine Vergleiche vornehmen und zwischen Angeboten abwägen. Natürlich soll dein Kind auch Dinge entscheiden dürfen, um es in seiner Autonomie zu fördern. Hast du aber das Gefühl, die Entscheidungen überfordern es, dann kündige an, dass diese Entscheidung jetzt von einem Erwachsenen getroffen werden muss. Du kannst auch eine Kombination versuchen: Was gemacht wird, entscheidest beispielsweise du, auf das Wie und Wann darf dein Kind Einfluss nehmen.

  3. Verbote machen schlechte Laune: Bekommt ein Kind zu oft ein Nein zu hören, wächst womöglich eine Frustration heran, die beim zehnten Nein in einem Trotzanfall endet. Beobachte, wie oft du deinem Kind etwas verweigerst, was es gerne tun möchte. Im Bedarfsfall lässt sich hier mit einem Nein-Tagebuch nachvollziehen, wie viele Verbote dein Kind täglich zu hören bekommt. Überlege dir Alternativen, um die Situationen zu entschärfen – zum Beispiel einen Kompromiss. Ein klassisches Beispiel: Dein Kind möchte im Hochsommer Gummistiefel tragen oder an einem kühlen Herbsttag nur eine Strickjacke. In diesem Fall kannst du anbieten, es zunächst so zu machen und zur Sicherheit die passende Garderobe mitzunehmen, damit dein Kind eigenverantwortlich darauf umsteigen kann. Hilfreich ist natürlich auch, nicht zur Saison passende Kleidung von Vornherein aus dem Blickfeld zu räumen. Allgemein gilt: Gewähre deinem Kind Freiräume und setze nur dort Grenzen, wo es sinnvoll ist, weil es andernfalls etwa in Gefahr gerät oder seine Gesundheit aufs Spiel setzt.

  4. Alleine machen: Dein Kind soll leichte Aufgaben übernehmen, die es selbstständig bewältigen kann. Schwere Aufgaben kann man als Eltern begleiten, indem man dem Kind hilft. Zum Beispiel: Dein Kind möchte eine Scheibe Brot abschneiden. Sage lieber „Das Brotmesser ist sehr scharf und man kann sich daran schneiden, deshalb machen wir beide das jetzt zusammen“ statt „Nein, das darfst/kannst du nicht“.

  5. Wartezeiten vermeiden: Kleinkinder haben noch kein Zeitgefühl. Sagt man „gleich fahren wir zur Oma“, denkt das Kind, es geht sofort los. Muss der Elternteil dann erst noch die Spülmaschine ausräumen und die Wäsche aufhängen, wird ein Kind schnell ungeduldig. Es ist also hilfreich, dem Kind nicht zu früh zu sagen, was ansteht. Oder du bist ganz konkret: „Sobald die Wäsche hängt, ziehen wir uns an und fahren zu Oma.“

  6. Müdigkeit und Trotzreaktionen: Im Trotzalter ist seitens der Eltern viel Sensibilität gefragt. Ein müdes Kind trotzt schneller als ein ausgeschlafenes. Ist die Laune sehr schlecht und die Stimmung angespannt, wirkt ein Powernap oder auch eine Ruhepause manchmal wahre Wunder.

  7. Ruhig bleiben: Einem Wutanfall mit Gelassenheit zu begegnen und ihm nicht zu viel Beachtung zu schenken, ist keine leichte Aufgabe. Wenn du die Trotzreaktion nicht einfach aussitzen willst, kannst du versuchen, die Aufmerksamkeit deines Kindes auf etwas anders zu lenken. Schimpfen oder gar selbst schreien ist selten von Erfolg gekrönt. Lass dich nie dazu hinreißen, selbst aggressiv zu werden. Auch nicht, wenn dein Kind beißt, tritt oder schlägt. Eine gewaltvolle Erziehung führt zu seelischen Schäden.

  8. Nicht darüber lustig machen: Nimm die Gefühle deines Kindes und seine Frustration ernst. Auch wenn dir der Grund für seine Wut noch so abwegig erscheint, versuche nicht darüber zu lachen oder Witze zu reißen.

  9. Gefühle des Kleinkinds mit knappen Worten spiegeln: Kleine Kinder brauchen bei der Benennung und Regulation ihrer Gefühle noch viel Hilfe von erwachsenen Bezugsperonen („Ich sehe, du bist gerade richtig wütend!“). Doch Achtung: Ist das Gehirn deines Kinds gerade im "Notfallmodus", kann es nicht viele Worte verarbeiten. Versuche daher, während der Trotzreaktion möglichst knapp zu kommunizieren, statt einen Wortschwall über dein Kind zu ergießen. 

  10. Regeln vereinbaren und dabei bleiben: Dein Kind muss lernen, mit Frustration umzugehen. Gib daher nicht grundlos nach, wenn etwas nicht nach dem Willen deines Kindes läuft, was ihr zuvor als Regel festgesetzt habt. Sonst lernt dein Kind, dass es Trotzreaktionen gezielt einsetzen kann, um seinen Willen zu bekommen. Versuche, deinem Kind den Grund für deine Entscheidung zu erklären. Und belohne es nicht dafür, dass es sich wieder beruhigt hat, indem es nachträglich nun doch seinen Willen bekommt.

  11. Versöhnen: Ist der Wutanfall ausgesessen, signalisiere deinem Kind, dass du dich vertragen möchtest. Verzichte auf Sätze wie „Na also, geht doch“ oder „Ach komm, das war jetzt doch echt nicht schlimm“ sowie auf Ablehnung oder Bestrafung. Berücksichtige außerdem, dass die Trotzanfälle sowohl für dich als auch für dein Kind sehr anstrengend sind. Versucht danach beide wieder zur Ruhe zu kommen und euch mit etwas Schönem zu beschäftigen. Mache deinem Kind klar, dass du zwar sein Verhalten nicht gut fandest, das Kind selbst aber bedingungslos liebst.

  12. Ratschläge von Fremden ignorieren: Bekommt dein Kleinkind in der Öffentlichkeit einen Wutanfall, meldet sich gerne das Publikum ungebeten zu Wort. „Was hat er/sie denn?“ oder „Ach geben Sie dem Kind doch das Überraschungsei!“ bringen einen dann noch mehr ins Schwitzen – und in Verlegenheit. Lass dich nicht verunsichern und lächle jede Einmischung einfach charmant weg: Dein Kind ist absolut normal und du bist auch kein*e Rabenvater*Rabenmutter.

  13. Hilfsangebote bei Bedarf wahrnehmen: Du hast das Gefühl, es wächst dir alles über den Kopf? Zögere nicht und lasse sich professionell beraten. Oft hilft schon ein unabhängiges, offenes Ohr, um dir einen neuen Weg aufzuzeigen! Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat hier auf seiner Website alle Hilfsangebote für Familien zusammengestellt.

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