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Vitamin K zur Prävention von Blutungen

Vitamin-K-Prophylaxe bei Babys

Vitamin K ist wichtig für die Blutgerinnung. In den ersten Lebensmonaten haben Babys einen natürlichen Mangel an Vitamin K. Um sie vor lebensgefährlichen inneren Blutungen zu schützen, erhalten Neugeborene daher eine Vitamin-K-Prophylaxe.

Vitamin-K-Prophylaxe bei Babys
© GettyImages/naumoid

Vitamin K ist vor allem als essentieller Nährstoff für die Blutgerinnung bekannt: Bestimmte Proteine in der Leber benötigen Vitamin K zur Herstellung von Blutgerinnungsfaktoren. Solche Gerinnungsfaktoren reparieren defekte Blutgefäße und sorgen dafür, das Blutungen bei Wunden und Verletzungen stoppen. Vitamin K wird über die Nahrung aufgenommen und kann zu geringen Teilen durch Bakterien der Darmflora hergestellt werden. Bei neugeborenen Babys klappt das noch nicht, weshalb sie einen natürlichen Mangel an Vitamin K haben.

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Natürlicher Mangel an Vitamin K beim Baby

Bereits in der Schwangerschaft besteht ein hohes Gefälle zwischen dem mütterlichen und kindlichen Spiegel an Vitamin K. Dafür verantwortlich ist die Plazentaschranke, die nur sehr wenig Vitamin K zum Baby durchlässt. Zum Zeitpunkt der Geburt haben Neugeborene einen Mangel an Vitamin K – ganz gleich, ob sie zum errechneten Geburtstermin oder zu früh geboren wurden.

In der Muttermilch ist ebenfalls nur sehr wenig Vitamin K enthalten, und zwar unabhängig davon, ob die stillende Mutter ausreichend mit dem Nährstoff versorgt ist oder nicht. Gleichzeitig befindet sich die Darmflora von Babys erst noch im Aufbau, weshalb hier noch kein Vitamin K produziert werden kann. Lediglich der Säuglingsersatznahrung (Pre-Nahrung) ist Vitamin K zugesetzt. Darum sind flaschenernährte Kinder in der Regel besser mit diesem Vitamin versorgt als voll gestillte Babys. Unabhängig davon, ob ein Neugeborenes gestillt wird oder nicht, wird in Deutschland die Vitamin-K-Prophylaxe für Neugeborene durch Gabe von Vitamin-K-Tropfen durchgeführt.

Warum Vitamin K für Babys wichtig ist

Aufgrund des natürlichen Vitamin-K-Mangels beim Baby besteht das Risiko von Vitamin-K-Mangelblutungen (VKMB). Bei voll gestillten Kindern, die keine Vitamin-K-Prophylaxe erhalten haben, besteht ein Risiko von 7:100.000, eine Mangelbutung zu entwickeln. Eine rasche Gabe des Nährstoffs ist daher wichtig, denn zum einen funktioniert die Blutgerinnung bei einem Mangel nicht und auch die Blutgefäße selbst sind anfälliger für Verletzungen. Dadurch können spontane innere Blutungen entstehen, die im schlimmsten Fall tödlich enden. Besonders gefährdet sind Babys ohne Vitamin-K-Prophylaxe.

Formen der Vitamin-K-Mangelblutung

Die perinatale Blutung tritt sehr selten und bereits unmittelbar nach der Geburt auf. Sie ist durch die Gabe von Vitamin K nicht beeinflussbar. Dabei kommt es zu Blutungen in das zentrale Nervensystem, in die Bauchhöhle sowie zu Haut- und Nabelblutungen. Ursache ist oft die Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft.

Die frühe Blutung in der ersten Lebenswoche tritt bei deutlich weniger als ein Prozent aller Neugeborenen auf. Sie betrifft vor allem gestillte Kinder, bei denen erst verzögert mit der Fütterung begonnen werden konnte. Symptome sind weinrotes oder schwarzes Mekonium (Kindspech), Bluterbrechen, Haut- und Nabelblutungen sowie Blutungen in die Bauchhöhle. Äußerst selten kommt es zu Hirnblutungen.

Die späte Blutung zeigt sich zwischen der dritten und zwölften Lebenswoche fast ausschließlich bei voll gestillten Jungen, die keine Vitamin-K-Prophylaxe erhalten haben. Häufig spielen auch weitere Faktoren wie eine cholestatische Grunderkrankung oder Antibiose eine Rolle bei der Entstehung. Bei über 50 Prozent der betroffenen Babys kommt es zu den gefürchteten Blutungen ins zentrale Nervensystem, aber auch Hautblutungen sowie Blutungen im Verdauungstrakt können auftreten.

Empfehlungen der deutschen Fachgesellschaften

In der aktuellen Leitlinie zur Prophylaxe von Vitamin-K-Mangelblutungen bei Neugeborenen wird die Gabe von Vitamin K für Babys nach folgendem Schema empfohlen:

  • Bei der U1 (unmittelbar nach der Geburt): 2 Milligramm Vitamin K

  • Bei der U2 (dritter bis zehnter Lebenstag): 2 Milligramm Vitamin K

  • Bei der U3 (vierte bis fünfte Lebenswoche): 2 Milligramm Vitamin K

Kranke Frühgeborene, Frühgeborene mit Blutungsrisiko und reif geborene Babys mit einem sehr niedrigen Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm erhalten eine Dosis von 200 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht.

In der Regel wird Vitamin K als Lösung oral und per Tropfen verabreicht. In seltenen Fällen erfolgt die Gabe per Injektion. Auch in den Nachbarländern Österreich und Schweiz wird dieses Vorgehen von den Fachgesellschaften befürwortet.

Viele  Hebammen empfehlen, das Baby vor und unmittelbar nach dem Verabreichen der Tropfen an die Brust anzulegen. Babys erstes Geschmackserlebnis solle das der Muttermilch und nicht das der Vitamin-K-Tropfen sein. Zudem kann Vitamin K als fettlösliches Vitamin zusammen mit der fetthaltigen Vormilch, dem Kolostrum, besser vom Körper aufgenommen werden.

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Internationale Empfehlungen zur Gabe von Vitamin K für Babys

In anderen Ländern wie Neuseeland oder Großbritannien werden standardmäßig ein Milligramm Vitamin K unmittelbar nach der Geburt intramuskulär, also per Injektion in den Muskel, verabreicht. Diese Methode gilt in vielen Ländern ohnehin als "Goldstandard", da sie auch spätere Vitamin-K-Mangelblutungen praktisch zu hundert Prozent verhindert. Im Gegensatz zur oralen Gabe sei eine Injektion aber vor allem aufgrund der fehlenden Akzeptanz durch die Eltern in zahlreichen Ländern schwer vermittelbar.

In vielen europäischen Ländern wird tatsächlich unmittelbar nach der Geburt einmalig eine solche Spritze verabreicht, später werden dann drei Mal zwei Milligramm oral gegeben. In den deutschen Leitlinien wird zwar die dreimalige orale Gabe von zwei Milligramm empfohlen, aber auch die einmalige Gabe von einem Milligramm intramuskulär als gleichwertige Alternative erwähnt, da bislang keine statistisch erwähnenswerten Angaben darüber getroffen werden können, welches Vorgehen effektiver ist.

Die "holländische Methode"

In den Niederlanden gehört die Vitamin-K-Prophylaxe ebenfalls zur regulären Vorsorge beim Baby. Im Gegensatz zu Deutschland werden hier jedoch nicht drei hohe Dosierungen verabreicht. Die Gabe erfolgt einmalig in hoher Dosierung (ein Milligramm) direkt nach der Geburt und dann ab dem achten Lebenstag bis zur 13. Lebenswoche in einer täglichen, niedrigen Dosierung von 150 Mikrogramm, die von den Eltern verabreicht werden kann.

Kann die Gabe Vitamin K beim Baby zu Nebenwirkungen führen?

Kritiker der hohen Gaben von Vitamin K für Babys führen an, dass der natürliche Mangel an Vitamin K bei Babys möglicherweise auch eine schützende Wirkung vor Erkrankungen und Entwicklungsstörungen haben könnte. In Studien an Tieren ergaben sich bereits Hinweise darauf, dass eine hohe Konzentration von Vitamin K beim Fötus zu einer höheren Rate von DNA-Veränderungen und Chromosomenstörungen einhergehen kann. Ob und wie sich diese Erkenntnisse auf den Menschen übertragen lassen, ist jedoch unklar.

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