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Schwangerschaftsdiabetes erkennen

Zuckertest in der Schwangerschaft: Wann und wie wird er gemacht?

Durch Zuckerlösung und Blutabnahmen lässt sich feststellen, ob du an einem Schwangerschaftsdiabetes leidest. Doch wie genau funktioniert der Zuckertest in der Schwangerschaft und was musst du tun, wenn du ihn durchführen lassen willst? Wir haben Antworten auf die häufigsten Fragen.

Zuckertest Schwangerschaft: Frau trinkt Zuckerlösung
© Getty Images/Tatiana Meteleva

Kurzübersicht: Zuckertest Schwangerschaft

Definition: Bei einem Glukosetoleranztest wird festgestellt, wie sich eine größere Menge Zucker auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. Auf diese Weise kann ein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert werden.

Gründe: In der Schwangerschaft ist es möglich, dass der Zuckerstoffwechsel gestört wird. Nach den Mahlzeiten sinkt der Blutzuckerspiegel dann nicht mehr, sondern bleibt erhöht. Das kann mit Komplikationen für Schwangerschaft und Geburt einhergehen. Da ein Schwangerschaftsdiabetes normalerweise aber keine Beschwerden verursacht, ist der Test zur Früherkennung wichtig.

Ablauf: In den Mutterschafts-Richtlinien ist ein zweiteiliges Screening vorgesehen. Zuerst wird ein kleiner Zuckertest (Glucose-Challenge-Test, GCT) als Vortest durchgeführt. Fällt er positiv aus, erfolgt der große Zuckertest (oraler Glukosetoleranztest, oGTT) zur Sicherung oder zum Ausschluss der Diagnose. Aus unterschiedlichen Gründen kann auch nur einer der beiden Tests durchgeführt werden.

Kosten: Der Zuckertest wird allen Schwangeren empfohlen und die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. Wer auf eigenen Wunsch direkt einen großen Zuckertest machen lassen möchte, muss die Kosten selbst tragen.

Artikelinhalte im Überblick:

Was ist ein Zuckertest in der Schwangerschaft?

Bei einem Glukosetoleranztest wird gemessen, wie gut der Körper mit einer größeren Menge Zucker umgeht. Der Test wird daher auch Glukosebelastungstest genannt. Er dient dazu, einen möglichen Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) zu erkennen.

Vereinfacht gesagt ist „Glukose“ ein anderes Wort für Zucker. Es handelt sich dabei um ein Zuckermolekül, das auch als Einfachzucker (Monosaccharid) bezeichnet wird. Umgangssprachlich ist für den Glukosetoleranztest die Bezeichnung „Zuckertest“ geläufig, weshalb wir diesen Begriff auch in unserem Artikel verwenden.

Warum wird in der Schwangerschaft ein Zuckertest gemacht?

Bei jedem Menschen steigt nach dem Verzehr von Mahlzeiten oder zuckerreichen Getränken der Blutzuckerspiegel. Je nachdem, was man verzehrt, geschieht dies unterschiedlich stark: Süßigkeiten enthalten zum Beispiel jede Menge Einfachzucker und lassen den Blutzucker in die Höhe schnellen. Normalerweise schüttet der Körper jetzt das Hormon Insulin aus – es bewirkt, dass der Blutzuckerspiegel wieder sinkt. Bei Menschen mit einem gestörten Zuckerstoffwechsel bleibt der Blutzuckerspiegel jedoch erhöht. Wer an einem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) leidet, braucht daher häufig zusätzlich Insulin, um den Stoffwechsel zu regulieren.

Auch in der Schwangerschaft ist es möglich, dass der Zuckerstoffwechsel aus dem Takt gerät. Es handelt sich dann aber nicht um einen echten Diabetes mellitus, sondern um einen Schwangerschaftsdiabetes. Da ein Schwangerschaftsdiabetes mit einem höheren Risiko für Komplikationen verbunden ist, sollte er rechtzeitig festgestellt werden. Und genau dazu dient der Zuckertest.

Beim Zuckertest in der Schwangerschaft wird gemessen, ob der Körper dazu in der Lage ist, die aufgenommene Menge Zucker ausreichend abzubauen. Das funktioniert ganz einfach: Sind eine bestimmte Zeit nach dem Trinken einer Zuckerlösung erhöhte Blutzuckerwerte nachweisbar, lässt das auf einen Schwangerschaftsdiabetes schließen. Ist dies der Fall, kann die Stoffwechselstörung entsprechend behandelt werden, um möglichen Folgen frühzeitig vorzubeugen.

Bei wem wird der Zuckertest durchgeführt und was kostet er?

Der Zuckertest ist seit dem Jahr 2012 Bestandteil der Mutterschafts-Richtlinien und wird daher allen Schwangeren angeboten. In den Mutterschafts-Richtlinien wird festgelegt, welche Vorsorgemaßnahmen getroffen werden, um während der Schwangerschaft mögliche Gefahren von Mutter und Kind abzuwenden.

Ein Zuckertest wird allen Schwangeren empfohlen, er ist aber freiwillig und kann ebenso abgelehnt werden. Die Kosten für den Test werden von der Krankenkasse übernommen. Die Testung ist nicht mit Risiken für Mutter und Kind verbunden und es treten bei fachgerechter Anwendung auch keine Nebenwirkungen auf. Lediglich der Geschmack der Zuckerlösung wird von einigen Frauen als unangenehm empfunden. Sie ist in der Regel aber gut zu trinken und in wenigen Schlucken verzehrt.

Wann wird der Zuckertest in der Schwangerschaft gemacht?

Jede Schwangere erhält die Möglichkeit, zwischen 24+0 und 27+6 SSW den Zuckertest durchführen zu lassen. In einigen Fällen kann bei bestimmten Risiken zudem empfohlen werden, bereits in der Frühschwangerschaft zusätzlich einen ersten Zuckertest zu machen. Ein möglicher Grund hierfür könnte zum Beispiel ein Schwangerschaftsdiabetes in einer vorherigen Schwangerschaft sein.

Falls das Zeitfenster verpasst wurde, kann der Zuckertest zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Außerdem kann je nach individueller Situation und den vorliegenden Ergebnissen empfohlen werden, den Glukosetoleranztest zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu wiederholen.

Ablauf und Dauer: Wie läuft der Zuckertest in der Schwangerschaft ab?

Die Mutterschafts-Richtlinien sehen im Allgemeinen folgendes Vorgehen beim Zuckertest vor:

  • „Kleiner Zuckertest“: Zuerst machst du einen Vortest, den sogenannten Glucose-Challenge-Test (GCT). Der Test wird in deiner gynäkologischen Praxis durchgeführt, unabhängig von der Tageszeit. Du musst dazu nicht nüchtern sein. Für den Zuckertest bekommst du ein Glas mit Wasser, in dem 50 Gramm Glukose aufgelöst sind und musst dieses Glas zügig austrinken. Nach einer Stunde wird bei dir Blut entnommen und die Höhe des Blutzuckers daraus bestimmt. Bei einem unauffälligen Ergebnis ist der Test hiermit beendet. Könnten die Werte auf einen Schwangerschaftsdiabetes hinweisen, wird ein „großer Zuckertest“ durchgeführt. Wenn bestimmte Risiken bei dir vorliegen, wird gegebenenfalls direkt zum großen Zuckertest geraten.

  • „Großer Zuckertest“: Für den großen Zuckertest, den oralen Glukosetoleranztest (oGTT), musst du nüchtern sein. In der Praxis wird dir zuerst Blut abgenommen, um deinen Nüchternblutzucker zu bestimmen. Dann trinkst du eine Zuckerlösung mit 75 Gramm Glukose. Nach einer Stunde wird dir erneut Blut abgenommen und zwei Stunden nach der Trinklösung noch ein weiteres Mal.

Die Mutterschafts-Richtlinien sehen dieses zweiteilige Screening zur Erkennung von Schwangerschaftsdiabetes vor. Die Aussagekraft des Glucose-Challenge-Tests (Vortest) wird von Fachgesellschaften allerdings angezweifelt. Oft bieten daher auch Ärzt*innen sofort den großen Zuckertest an. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) rät bei allen Risikoschwangerschaften direkt zu dem großen Test.

Du hast die Möglichkeit, dich freiwillig für den großen Glukosetoleranztest zu entscheiden. Der Zuckertest wird dann jedoch nicht von der Krankenkasse übernommen. Es handelt sich in solchen Fällen um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL), die du selbst bezahlen musst.

Muss ich vor dem Zuckertest nüchtern bleiben?

Ob du für den Zuckertest in der Schwangerschaft nüchtern sein musst, hängt davon ab, um welchen Test es sich handelt. Lass dir das genaue Vorgehen vorab in deiner ärztlichen Praxis erklären. Im Allgemeinen kannst du dir Folgendes merken:

  • Für den kleinen Zuckertest (GCT/Vortest) musst du nicht nüchtern sein. Er wird unabhängig vom Zeitpunkt der letzten Mahlzeit durchgeführt. Nur auf eine ungewohnt übermäßige Portion Süßes solltest du unmittelbar davor verzichten.

  • Zum großen Zuckertest (oGTT) musst du nüchtern erscheinen. Das bedeutet, dass du mindestens acht Stunden vorher nichts mehr gegessen und getrunken hast. Das Trinken von Wasser ist aber erlaubt. Es wird empfohlen, an den Tagen zuvor kohlenhydratreich zu essen.

In der Zeit zwischen den Tests und den jeweiligen Blutabnahmen darfst du nichts essen. Die letzte Blutabnahme beim großen Zuckertest findet nach zwei Stunden statt. Am besten nimmst du dir einen Snack mit, den du danach zu dir nehmen kannst.

Zuckertests in der Schwangerschaft: Was sagen die Ergebnisse aus?

Im Labor wird der Zuckertest ausgewertet. Je nachdem, wie die Ergebnisse ausfallen, wird über das weitere Vorgehen entschieden. Während die Aussagekraft des kleinen Zuckertests (GCT) fraglich ist, wird der große Zuckertest (oGTT) ausdrücklich zur Erkennung von Schwangerschaftsdiabetes empfohlen und gilt als zuverlässigste Methode. Doch auch er muss unter standardisierten Bedingungen wie der Nüchternheit stattfinden, damit er aussagekräftig ist. Die Ergebnisse werden im Mutterpass eingetragen. Für die Messwerte sind die Einheiten „mmol/l“ für „Millimol pro Liter“ und/oder „mg/dl“ für „Milligramm pro Deziliter“ geläufig.

Ergebnisse kleiner Zuckertest:

  • ≥ 7,5 mmol/l (≥ 135 mg/dl): Es wird zur Überprüfung der große, orale Glukosetoleranztest (oGTT) durchgeführt.

  • < 7,5 mmol/l (< 135 mg/dl): Der Test gilt als unauffällig. Einige Fachgesellschaften empfehlen in einem solchen Fall, zusätzlich den Nüchternblutzucker bestimmen zu lassen. Bei klinischen Anzeichen für einen Schwangerschaftsdiabetes (zum Beispiel übermäßigem Wachstum des Ungeborenen) soll im Zweifelsfall trotz eines negativen Ergebnisses ein oraler Glukosetoleranztest erfolgen.

  • ≥ 11,1 mmol/l (≥ 200 mg/dl): Die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes wird ohne großen Zuckertest sofort gestellt.

Ergebnisse großer Zuckertest:

Wenn einer oder mehrere der folgenden Werte erreicht oder überschritten sind, wird die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes gestellt:

  • nüchtern: ≥ 5,1 mmol/l (≥ 92 mg/dl)

  • nach einer Stunde: ≥ 10,0 mmol/l (≥ 180 mg/dl)

  • nach zwei Stunden: ≥ 8,5 mmol/l (≥ 153 mg/dl)

Wichtig: Die Auswertung der Laborwerte gehört stets in die Hände von geschultem Fachpersonal. Versuche nicht, sie selbst zu interpretieren. Je nach Labor können Referenzwerte unterschiedlich angegeben werden.

Zuckertest in der Schwangerschaft positiv – was jetzt?

Wenn die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes eindeutig gestellt wird, ist das kein Grund zur Panik – es besteht aber Handlungsbedarf. Befolge daher genau die Ratschläge, die dir dein*deine Arzt*Ärztin für deinen individuellen Fall gibt.

Oft ist es möglich, den Blutzuckerspiegel bereits durch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung in den Griff zu bekommen. Eine gesunde, ausgewogene und zuckerarme Ernährung setzt den Blutzuckerspiegel weniger starken Schwankungen aus. Damit du weißt, was zu tun ist, wirst du eine passgenaue Ernährungsberatung erhalten.

Zudem kann es sein, dass du deinen Blutzuckerspiegel regelmäßig selbst messen musst. In einigen Fällen ist es erforderlich, dass du dir zusätzlich Insulin verabreichst. Das exakte Vorgehen wird dir ein*eine Diabetologe*Diabetologin erklären. Gegebenenfalls wirst du aufgrund deines Schwangerschaftsdiabetes eine besondere Betreuung während der Schwangerschaft bekommen. Wird der Schwangerschaftsdiabetes richtig behandelt, sind keine Risiken für Mutter und Kind zu erwarten. Unbehandelt können jedoch möglicherweise Komplikationen wie eine Präeklampsie auftreten.

Ein Schwangerschaftsdiabetes verschwindet nach der Geburt wieder – du bist deshalb also nicht dauerhaft zuckerkrank. Nach der Geburt wird dies entsprechend überprüft. Betroffene Frauen haben aber ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens einen Diabetes mellitus zu entwickeln. Daher können spätere Zuckertests je nach ärztlicher Empfehlung sinnvoll sein.

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