Frühkindliche Reflexe – was ist damit gemeint?
Frühkindliche Reflexe sind normale körperliche Reaktionen des Babys auf äußerliche Reize. Alle Menschen haben Reflexe: Bei bestimmten inneren und äußeren Reizen "antwortet" der Körper mit bestimmten Bewegungen – ganz automatisch, ohne bewusstes Zutun. Für Babys sind diese instinktiven Bewegungen lebenswichtig.
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- © iStock.com/Chalabala
Babys in den ersten Lebensmonaten verfügen über eine Reihe Reaktionen, die frühkindlichen Reflexe, die mit zunehmender Reife nach und nach verschwinden. Sie werden auch Neugeborenenreflexe genannt, weil sie bereits im Mutterleib entwickelt werden. Im Gegensatz zu anderen Säuglingsreflexen, die sich erst nach einigen Lebensmonaten entwickeln, kommt ein Kind bereits mit frühkindlichen Reflexen auf die Welt.
Warum frühkindliche Reflexe?
Frühkindliche Reflexe sind eigentlich lebenswichtige Reaktionen des Babys: So dreht es beispielsweise den Kopf auf die Seite, wenn es mit dem Gesicht nach unten abgelegt wird – und kann so weiter unbehindert atmen.
Viele frühkindliche Reflexe haben mittlerweile ihre lebenswichtige Bedeutung verloren. Sie sind heute eher wichtiger Bestandteil der kindlichen Vorsorgeuntersuchungen; unter anderem lässt sich bei den Reflexuntersuchungen feststellen, ob neurologische Störungen vorliegen und die körperliche Entwicklung des Babys normal voranschreitet.
Welche sind die wichtigsten frühkindlichen Reflexe?
Die hier vorgestellten frühkindlichen Reflexe gehören zu den ausgeprägten Reflexen und treten bei jedem Baby kurz nach der Geburt und in den ersten Lebensmonaten auf:
- Moro-Reflex (Schreckreflex)
- Saugreflex
- Suchreflex
- Greif- oder Klammerreflex
- Schreitreflex
- Rückgratreflex
- Tonischer Labyrinthreflex (TLR)
- Asymmetrisch-tonischer Nackenreflex (ATNR)
Moro-Reflex: Der Schreckreflex unter den frühkindlichen Reflexen
Wenn ein Baby zu schnell nach hinten gelegt wird, einen lauten Knall hört oder von grellem Licht geblendet wird, kann in diesem Moment der Moro-Reflex auftreten. Das Baby streckt plötzlich beide Arme seitlich aus; es scheint, als sei es „erschrocken“. Sofort danach zieht es alle Gliedmaßen wieder an sich und nimmt eine Klammerhaltung an. Dieser frühkindliche Reflex versetzt das Baby in Alarmbereitschaft, um es vor möglichen Gefahren zu schützen. Später wird der unbewusst ablaufende Primitivreflex von normalen Schreckreaktionen abgelöst.
Saugreflex: Ein lebensnotwendiger frühkindlicher Reflex
Wenn man die Lippen des Babys mit den Fingern berührt, spitzt es den Mund und beginnt reflexartig mit Saugbewegungen. Wozu dieser Reflex dient, ist eindeutig: Er soll dafür sorgen, dass das Baby in der Lage ist, Nahrung (Muttermilch) aufzunehmen. Beim Stillen kann man das gut beobachten: Sobald der Mund mit der Brustwarze der Mutter in Berührung kommt, öffnet das Baby den Mund, nimmt die Brustwarze auf, hält sie mit Ober- und Unterkiefer fest und beginnt zu saugen. Schon im Mutterleib übt das Baby diesen Reflex, indem es ab und zu am Daumen nuckelt.
Den angeborenen Saugreflex macht man sich auch beim sogenannten Breast Crawl zunutze, bei dem das Baby kurz nach der Geburt auf der Brust der Mutter liegend die Brustwarze selbst suchen soll. Das Baby sucht dabei instinktiv die Brustwarze, der Saugreflex setzt schon ein und es leckt an der Haut. Der Saugreflex besteht etwa bis zum sechsten Lebensmonat, tritt aber auch länger oder kürzer auf.
Suchreflex: Dem Geruch nach
Auch der Suchreflex ist ein lebensnotwendiger frühkindlicher Reflex. So beginnt das Baby, mit dem Mund nach der Brust der Mutter zu "suchen", wenn man seine Wange leicht berührt oder streichelt. Allerdings kommt es nur zum Suchreflex, wenn das Baby hungrig ist – eine solche Reaktion kann also auch ein Zeichen für die Mutter sein, dass das Baby Hunger hat und gestillt werden oder das Fläschchen haben will.
Dabei orientiert sich das Baby nach dem Geruch der mütterlichen Brust, es kann schon nach einigen Lebenstagen die Brust der eigenen Mutter von der fremder Frauen unterscheiden. Bis etwa zum dritten Lebensmonat ist der Suchreflex nötig, danach kann das Baby die Brust visuell wahrnehmen und erkennen.
Greif- oder Klammerreflex: Gut festhalten
Berührt man mit dem Finger die Handinnenflächen des Babys, greifen die kleinen Finger sofort zu. Das Gleiche gilt für die Fußsohlen: Sie beugen sich automatisch, sobald man sie berührt. Auch der Grund dieses frühkindlichen Reflexes wird bei der Beobachtung von Menschenaffen deutlich – das Menschenaffenjunge hält sich durch das Greifen im Fell der Mutter fest.
Auch das menschliche Baby will getragen werden, deshalb ist der Greif- und Klammereffekt noch immer intakt, zumindest in den ersten drei Lebensmonaten, danach lässt dieser frühkindliche Reflex langsam nach.
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Schreitreflex: Der Wille zum Gehen
Hält man das Baby aufrecht fest und stellt es auf oder berührt leicht die Fußsohlen, führt es Geh- oder Schreitbewegungen aus. Liegt es dabei auf dem Bauch, beginnt das Baby zu kriechen – ein eindeutiger Hinweis auf den aufrechten Gang des Menschen. Der Schreitreflex entwickelt sich erst relativ spät, eigentlich erst kurz vor der (termingerechten) Geburt, bis zur 37. Schwangerschaftswoche. Obwohl das Baby erst viel später zu gehen lernt, besteht dieser frühkindliche Reflex schon kurz nach der Geburt bis etwa zum dritten Lebensmonat.
Rückgrat- oder Galant-Reflex: Durch den Geburtskanal
Bis zu sechs Monate nach der Geburt verfügen Babys noch über den Rückgratreflex. Streicht man seitlich an der Wirbelsäule entlang, biegt sich der Rücken des Babys in Richtung der bestrichenen Seite der Wirbelsäule. Man vermutet, dass dieser frühkindliche Reflex seine Ursache in der Geburt hat: Das Baby soll sich bei der Geburt durch den Geburtskanal und das Becken der Mutter hin- und herschieben und krümmen können.
TLR: Tonischer Labyrinthreflex
Die tonischen Reflexe dienen der Ausbildung des kindlichen Muskeltonus und der Entwicklung des Gleichgewichtssinns. Der tonische Labyrinthreflex zeigt sich, indem sich der Körper des Babys ebenfalls nach vorne beugt, sobald es seinen Kopf nach vorne beugt. Streckt es seinen Kopf nach hinten, wird wiederum der gesamte Körper mitgestreckt. Es ist der Versuch des Babys, der noch ungewohnten Schwerkraft außerhalb seines geschützten Lebensraums in Fruchtblase und Fruchtwasser entgegenzuwirken. Mit der Zeit erlangt es die Kontrolle über seine Kopfhaltung. Der TLR besteht etwa bis zum sechsten Lebensmonat.
ATNR: Asymmetrisch-tonischer Nackenreflex
Der ATNR gehört ebenfalls zu den frühkindlichen Reflexen. Dreht man den Kopf des Babys zur Seite, streckt es automatisch Arme und Beine auf dieser Seite. Gleichzeitig beugen sich die Extremitäten der anderen Seite. Man geht davon aus, dass der asymmetrisch-tonische Nackenreflex (tritt circa bis zum sechsten Lebensmonat auf) bedeutend für die spätere Hand-Augen-Koordination, das Gleichgewicht sowie die Ausbildung des Muskeltonus' ist.
Wichtig für motorische Entwicklung
Frühkindliche Reflexe sind wichtig für die motorische Entwicklung des Kindes. Reflexe können nicht mit Übungen beeinflusst werden. Sie werden in den ersten Lebensmonaten jedoch von kontrollierten Bewegungen abgelöst. Bleiben diese frühkindlichen Reflexe länger bestehen als normal, kann dies zu motorischen Störungen führen. Dann können verschiedene Übungen beim Physiotherapeuten die Entwicklung unterstützen.
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