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Ursachen, Diagnose und Vorbeugung

Habituelle Aborte: Wie kommt es zu wiederholten Fehlgeburten?

Von habituellen Aborten (habituell = gewohnheitsmäßig) sprechen Fachleute, wenn es bei einer Frau zu drei oder mehr aufeinanderfolgenden Fehlgeburten vor der 20. Schwangerschaftswoche kommt. Auf 100 Schwangerschaften kommt 0,5 bis eine Frau mit habituellen Aborten. Wiederholte Spontanaborte erleben laut einer Studie sogar ein bis drei Prozent aller Paare mit Kinderwunsch. Welche Gründe können hinter mehrfachen Fehlgeburten stecken und inwiefern sind die Ursachen behandelbar?

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© GettyImages/fizkes

Schätzungen zufolge endet fast jede zweite Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt, oft noch sehr früh und teilweise von der Frau unbemerkt. Mehrere Fehlgeburten sollten bei Kinderwunsch unbedingt abgeklärt werden. Eine ausgedehnte Diagnostik ist spätestens nach der dritten Fehlgeburt sinnvoll, oft wird diese aber bereits nach der zweiten Fehlgeburt hintereinander eingeleitet. Auch wenn Fehlgeburten (Spontanaborte) aus verschiedenen Ursachen zufällig gehäuft auftreten können, gibt es doch oft einen gemeinsamen Störfaktor.

Artikel-Inhalte im Überblick:

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Ursachen für mehrfache Fehlgeburten

Die Ursachen für habituelle Aborte werden in verschiedene Gruppen eingeteilt, die jeweils verschiedenen Problematiken zugeordnet werden. Die häufigste Ursache für eine Fehlgeburt sind Chromosomenstörungen. Aber auch hormonelle oder immunologische Probleme sowie Störungen der Blutgerinnung oder Fehlbildungen, Knoten oder Verwachsungen in der Gebärmutter können dazu führen, dass Schwangerschaften vorzeitig enden. Zudem unterscheiden sich die Auslöser von Frühaborten (bis zur 15. Schwangerschaftswoche/SSW) und Spätaborten (16.-20. SSW). Manchmal findet sich aber auch keine genaue Ursache, die zur Abortneigung einer Frau geführt hat.

  1. Genetische Ursachen: Bei bis zu 12 Prozent der Paare mit mehrfachen Fehlgeburten wird ein genetisches Problem gefunden. Oft handelt es sich dabei um balancierte Translokationen.
  2. Endokrinologische Ursachen: Hormonelle Störungen wie eine Gelbkörperschwäche, gestörte Follikelreifung aufgrund des PCO-Syndroms oder Schilddrüsenfunktionsstörungen können zu mehrfachen Fehlgeburten führen.
  3. Anatomisch-funktionelle Ursachen: Verschiedene Fehlbildungen der Gebärmutter, wie beispielsweise ein Septum, führen häufig zu Einnistungsstörungen und somit zu Fehlgeburten, beispielsweise durch ein Windei. Auch Myome können je nach Lage zu Fehlgeburten führen. Weiterhin kommen Störungen der Gebärmutterschleimhaut wie das Asherman-Syndrom und Infektionen als Ursachen für Fehlgeburten infrage. Bei den Spätaborten ist eine Infektion die häufigste Ursache.
  4. Immunologische Ursachen: Auch immunologische Gründe zählen zu den Hauptursachen für mehrfache Fehlgeburten zählen. Durch eine Störung der immunologischen Mechanismen im Körper der Frau kommt es zu einer Abstoßungsreaktion gegenüber dem Embryo. Hierzu zählt auch das Antiphospholipid-Syndrom (APS), bei dem es zu Plazentainfarkten nach der 10. Schwangerschaftswoche kommt.
  5. Thrombophile Ursachen: Gerinnungsstörungen wie das Faktor V-Leiden oder Thrombophilie können ebenfalls zu mehrfachen Fehlgeburten führen.
  6. Auch verschiedene Lebensstil-Faktoren werden als Auslöser wiederkehrender Fehlgeburten diskutiert. Während der Einfluss von Stress und Traumata nach wie vor unklar ist, liegen für Nikotin und Alkohol eindeutige Ergenbisse vor: Diese Genussgifte fördern das Abortrisiko. Kaffee hingegen ist aus wissenschaftlicher Sicht unproblematisch für schwangere Frauen, zumindest in Maßen genossen.

Diagnostik bei habituellen Aborten

Da beim Vorliegen mehrfacher Fehlgeburten üblicherweise Kinderwunsch beim betroffenen Paar besteht, ist die intensive Abklärung der Ursachen spätestens nach der dritten Fehlgeburt zu empfehlen, auch um die schmerzhafte Erfahrung nicht unnötig oft zu wiederholen. Folgende Untersuchungen sind bei habituellen Aborten sinnvoll und werden von den Krankenkassen übernommen:

  • Wenn möglich sollte eine Analyse des Embryos auf Chromosomenstörungen etc. durchgeführt werden
  • Chromosomenanalyse mittels Karyogramm
  • Zyklusmonitoring inklusive Abklärung der hormonellen Situation, Untersuchung der Schilddrüsenwerte beim Spezialisten
  • vaginale Ultraschalluntersuchung, um die Gebärmutter zu beurteilen und evtl. Myome oder ähnliches zu entdecken
  • Hysterosalpingographie oder Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) zur genaueren Abklärung der Gebärmutter
  • Abstrich zur Abklärung von Infektionen (Chlamydien, Mykoplasmen)
  • bei übergewichtigen Frauen: Zuckerbelastungstest zur Abklärung eines latenten Diabetes, der im Falle einer Schwangerschaft problematisch werden könnte

Therapie bzw. Prävention richtet sich nach Ursache für die Fehlgeburten

Die Therapie richtet sich individuell nach der Ursache für die mehrfachen Fehlgeburten. Leider kann in vielen Fällen keine Ursache festgestellt werden. Gerade dann ist für die Frau eine psychologische Betreuung bei einer Folgeschwangerschaft wichtig. Frauen mit mehrfachen Fehlgeburten sollten bei einer erneuten Schwangerschaft jederzeit die Möglichkeit haben, Kontakt mit ihrem*ihrer Gynäkologen*Gynäkologin aufzunehmen und in der Schwangerschaft engmaschiger betreut werden. An vielen gynäkologischen Kliniken werden auch spezialisierte Sprechstunden angeboten.

Ursache der Fehlgeburten

Therapie, um eine weitere Fehlgeburt zu verhindern

Genetisch

Polkörperdiagnostik oder PID bei betroffenen Paaren, ggf. Insemination oder Eizellspende

Endokrinologisch

Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion mit Thyroxin, Progesterongabe bei Gelbkörperschwäche

Anatomisch

Entfernung des Septums, Myoms oder Polypen in der Gebärmutter per Bauchspiegelung

Immunologisch

Bei Antiphospholipid-Syndrom (APS) Gabe von Heparin

Thrombophil

Heparingabe bei Protein C-, Protein-S-Mangel und verschiedenen Mutationen

Verschiedene diagnostische und therapeutische Maßnahmen sind noch in der Studienphase und sollten nur unter Studienbedingungen durchgeführt werden. Dazu gehören der Ausschluss einer Zöliakie, HLA-Bestimmung, Gabe von TNF-Alphablockern und Immunglobulinen.

Psychologische Hilfe bei mehrfachen Fehlgeburten

Mehrfache Fehlgeburten führen häufig zu Schuldgefühlen bei Frauen, weshalb emotionale Unterstützung sehr wichtig ist. Auch das familiäre und soziale Umfeld spielt eine große Rolle und Frauen sollten sich bei Bedarf an eine Selbsthilfegruppe für trauernde Eltern, Internetforen oder Beratungsmöglichkeiten wenden. Laut verschiedenen Studien ist die Wahrscheinlichkeit von ängstlichen und depressiven Zuständen durch wiederholte Aborte deutlich erhöht. Solltest du aus der Trauer und dem Grübeln über die Verluste nicht herausfinden, suche dir bitte baldmöglichst psychotherapeutische Hilfe.

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