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Methoden der künstlichen Befruchtung

Reproduktionsmedizin

Wenn es mit dem Kinderwunsch nicht klappen will: Immer mehr Paare und auch Singles erfüllen sich ihren Traum vom Baby mithilfe der Reproduktionsmedizin. Die Methoden der umgangssprachlich auch "künstliche Befruchtung" genannten Fachrichtung haben sich in den letzten Jahren vielversprechend entwickelt.

Paar bei Ärztin
© Getty Images/Nomad

Fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Abhilfe kann in vielen Fällen die Reproduktionsmedizin schaffen.

Artikelinhalte auf einen Blick:

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Was ist Reproduktionsmedizin überhaupt?

Die Reproduktionsmedizin ist eine interdisziplinäre Fachrichtung, deren Schwerpunkte in der Diagnostik und Behandlung von Sterilität liegen. Hier arbeiten Spezialist*innen aus den Bereichen Gynäkologie, Urologie, Endokrinologie und weiteren eng zusammen.

Von Sterilität spricht man, wenn innerhalb eines Jahres bei Paaren mit Kinderwunsch trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eingetreten ist. Kommt es zwar zu einer Schwangerschaft, aber nie zu einer Geburt (etwa aufgrund mehrfacher Fehlgeburten), spricht man von Infertilität. Auch hier kann die Reproduktionsmedizin manchmal helfen. Viele Paare suchen heute Kinderwunschzentren auf, spezialisierte Einrichtungen, in denen Expert*innen aus verschiedenen Fachrichtungen bei der Diagnose und Behandlung zusammenarbeiten.

Reproduktionsmedizin: Nachfrage ist groß

Die Nachfrage nach Reproduktionsmedizin ist groß: In deutschen Kinderwunschzentren wurden im Jahr 2020 laut Deutschen IVF-Registers e.V. 18.724 IVF-Behandlungen, die wohl bekannteste Methode der Reproduktionsmedizin, durchgeführt – so viele wie noch nie seit Erfassung der Zahlen.

Bislang wurden in Deutschland 340.053 Kinder nach einer solchen In-vitro-Fertilisation geboren, das entspricht der Größe einer mittleren Großstadt.

Besonders in den letzten Jahren sind die Methoden der künstlichen Befruchtung immer vielversprechender geworden: Bei knapp 30 Prozent lagen im Jahr 2016 die Erfolgschancen (= geborene Kinder) durch In-vitro-Fertilisation (IVF), Samenübertragung (ICSI) und Kryo-Embryotransfer.

Diagnostik: Was kann die Reproduktionsmedizin?

So vielfältig wie die Gründe für unerfüllten Kinderwunsch sind die Methoden, die Ursachen dafür herauszufinden. Beide Partner sind hierbei gefragt, denn diese liegen je etwa zur Hälfte beim Mann und bei der Frau. Ob die Gründe beim Mann liegen, lässt sich recht schnell mittels Spermiogramm herausfinden. Ist dieses nicht in Ordnung, schließen sich weitere Untersuchungen an.

Bei der Frau stehen oftmals hormonelle Untersuchungen am Beginn der Diagnostik, denn der weibliche Zyklus ist ein sehr komplexes Zusammenspiel der Hormone, das aus vielen verschiedenen Gründen aus dem Gleichgewicht geraten kann. Immer häufiger sind PCO-Syndrom oder Endometriose die Ursache dafür, dass Frauen nicht schwanger werden. Aber auch Schilddrüsenfunktionsstörungen, chronische Erkrankungen oder andere Ursachen können der Unfruchtbarkeit zugrundeliegen.

Mittels minimal-invasiver Operationstechniken wie der Bauch- oder Gebärmutterspiegelung lässt sich feststellen, ob die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch bei der Frau auf organischer Ebene liegt. So kann beispielsweise bei der Gebärmutterspiegelung die Durchlässigkeit der Eileiter geprüft werden.

Methoden der Reproduktionsmedizin

Sie werden oft unter der Bezeichnung künstliche Befruchtung zusammengefasst, genauer wäre aber der Begriff "assistierte Reproduktionstechniken". In der Reproduktionsmedizin geht es darum, ungewollt kinderlose Menschen auf dem Weg zu einem Baby zu unterstützen, da eine Schwangerschaft nicht auf natürlichem Wege, also durch vaginalen Geschlechtsverkehr, zustande kommen kann. Dies geschieht nicht "künstlich".

Die erste überhaupt angewandte Methode in der Geschichte der Reproduktionsmedizin ist die In-vitro-Fertilisation (IVF). Bei der IVF werden der Frau Eizellen entnommen und im Reagenzglas mit Spermien des Partners oder eines Samenspenders zusammengebracht. Die Befruchtung findet also in vitro, das ist lateinisch für "im Glas", statt. Anschließend werden der Frau eine oder zwei (ganz selten auch mehr) befruchtete Eizellen in die Gebärmutter gesetzt. Voraussetzung für eine erfolgreiche Schwangerschaft ist nun, dass sich mindestens eine der Eizellen in der Gebärmutterwand einnistet.

Seit der ersten erfolgreichen IVF-Schwangerschaft und -Geburt 1978 hat die Reproduktionsmedizin große Fortschritte gemacht und damit zahlreiche weitere Methoden und Varianten hervorgebracht. Eine Übersicht:

  • In-vitro-Fertilisation (IVF): Ei- und Samenzellen werden außerhalb des Körpers zusammengebracht und maximal zwei bis drei befruchtete Eizellen nach einigen Tagen wieder in die Gebärmutter gesetzt. Häufig erfolgt vorher eine hormonelle Stimulation, damit möglichst viele Eizellen bis zur Entnahme (Punktion) heranreifen.

  • Insemination (Samenübertragung oder IUI): Bei der am häufigsten angewandten Methode der Reproduktionsmedizin wird das vorher aufbereitete Sperma zum Zeitpunkt des Eisprungs in den Eileiter, die Gebärmutter oder vor den Muttermund gespritzt.

  • ICSI (Intracytoplasmatische Spermieninjektion, Mikroinjektion): Nach Entnahme wird eine einzelne Samenzelle direkt in die Eizelle gebracht und die befruchtete Eizelle anschließend in die Gebärmutter gesetzt. Diese Methode wird oft wegen stark eingeschränkter Spermienfunktion ausgewählt.

  • TESE: Werden in den Hoden des Mannes keine Spermien produziert, kann mittels Hodenbiopsie versucht werden, Samenzellen aus dem Hodengewebe zu gewinnen. Dieses Verfahren wird Testikuläre Spermienextraktion oder kurz TESE genannt.

Eine Besonderheit in der Reproduktionsmedizin ist die Präimplantationsdiagnostik (PID). Dabei handelt es sich um die genetische Untersuchung von durch IVF oder ICSI gezeugten Embryonen. In Deutschland ist sie nur unter eng gesteckten Bedingungen erlaubt, etwa, weil bei einem oder beiden Elternteilen eine genetische Disposition für eine schwere Erbkrankheit beim Kind vorliegt. PID darf nur nach Zustimmung einer Ethikkommission in einem von deutschlandweit 19 speziellen Zentren für Präimplantationsdiagnostik stattfinden.

Ebenfalls eine Maßnahme der Reproduktionsmedizin ist die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit nach einer Sterilisation. Refertilisationen kommen immer häufiger vor. Beim Mann ist das nach einer Vasektomie etwas einfacher als bei der Frau, wobei die Chancen auf Erfolg solch einer Vaso-Vasostomie immer geringer werden, je länger die Sterilisation her ist. Klappt das nicht mehr, können aber immer noch Samenzellen direkt aus den Hoden entnommen und dann eine künstliche Befruchtung durchgeführt werden. Bei Frauen kann die Sterilisation ebenfalls rückgängig gemacht werden, indem in einer OP mittels Bauchschnitt oder Bauchspiegelung die durchtrennten Eileiter wieder zusammengenäht werden. Eine Alternative für diesen auch kostenaufwändigen Eingriff kann die IVF oder ICSI sein, zumal das Risiko für Eileiterschwangerschaften nach einer Refertilisationen erhöht ist und keine Erfolgsgarantie besteht.

Wie lassen sich die Erfolgschancen der Reproduktionsmedizin verbessern?

Insbesonderen in den letzten Jahren hat die Forschung auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin große Fortschritte gemacht und zahlreiche Techniken zur Verbesserung der Erfolgschancen einer Kinderwunschbehandlung hervorgebracht.

Blastozystentransfer: Der Blastozystentransfer, also der Transfer von Embryonen, die sich bereits im Blastozystenstadium befinden, ist eine vielversprechende Erweiterung der IVF oder ICSI. Durch das Zurücksetzen am fünften oder sechsten Entwicklungstag nach der Befruchtung im Reagenzglas lässt sich das Entwicklungspotenzial eines Embryos noch besser einschätzen, zudem würde der Embryo auch im natürlichen Zyklus zu diesem Zeitpunkt die Gebärmutter erreichen.

Assisted Hatching: Beim Assisted Hatching, der sogenannten Schlüpfhilfe, wird die Eihülle vor der Rückgabe in die Gebärmutter vorsichtig angeritzt, um dem Embryo das Schlüpfen zu erleichtern. Feste oder verhärtete Eihüllen finden sich eher bei älteren Frauen oder auch nach einer IVF oder ICSI.

Endometrium Scratching: Beim Endometrium Scratching wird die Gebärmutterschleimhaut meist im Vorzyklus des geplanten Transfers vorsichtig "angeritzt". Dies soll die Empfängsbereitschaft des Endometriums erhöhen. Die Wirkung dieser Methode ist nicht unumstritten, jedoch sind viele Reproduktionsmediziner*innen von ihr überzeugt. Oft wird das Endometrium Scratching gleich für eine Endometriumbiopsie genutzt: Dafür wird gleichzeitig etwas Gewebe entnommen und im Labor auf erhöhte Aktivität der natürlichen Killerzellen oder auf eine chronische Entzündung untersucht.

EmbryoGlue: Um die Chancen einer Einnistung vor allem bei älteren Frauen oder auch nach mehrmaligem Einnistungsversagen zu verbessern, wird seit einigen Jahren das Verfahren EmbryoGlue angewendet. Das spezielle Kulturmedium für den Transfer enthält bestimmte Stoffe, die der Zusammensetzung der Gebärmutterschleimhaut ähneln sollen. Die Wirksamkeit ist jedoch umstritten.

Kryokonservierung: Bei der Kryokonservierung werden befruchtete oder unbefruchtete Eizellen oder Samenzellen eingefroren, um diese zu einem späteren Zeitpunkt zu verwenden. Diese Methode ist in der Reproduktionsmedizin gängig, wenn bei einer IVF oder ICSI mehr Embryonen entstehen, als innerhalb eines Zyklus transferiert werden können. Ist es vorher nicht zu einer Schwangerschaft gekommen oder bei Wunsch nach einem Geschwisterkind lassen sich diese Embryonen auftrauen und in einem sogenannten Kryozyklus in die Gebärmutter einsetzen. Eine Variante ist das Social Freezing, bei dem Frauen unbefruchtete Eizellen für den späteren Kinderwunsch einfrieren lassen.

Polkörperdiagnostik: Vor allem älteren Frauen wird gelegentlich eine Polkörperdiagnostik empfohlen, da mit zunehmendem Alter der Frau auch das Risiko für Chromosomenstörungen beim Kind stark ansteigt. Hierfür werden kurz nach dem Eindringen der Samen- in die Eizelle überflüssig gewordene Polkörperchen entnommen und auf Fehlverteilungen der Chromosomen untersucht.

Umstrittene Methoden in der Reproduktionsmedizin

In Deutschland sind die Regelungen der Reproduktionsmedizin im Vergleich zu vielen anderen Ländern etwas strenger. Gesetzliche Grundlage ist das Embryonenschutzgesetz von 1990, in dem geregelt ist, wie und zu welchem Zweck mit Embryonen aus ethischen Gründen umgegangen werden muss. Aus diesem Grund weichen immer wieder Paare oder Einzelpersonen ins Ausland aus, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

Solche Methoden der Reproduktionsmedizin sind jedoch auch im Ausland nicht unumstritten, jedoch gesetzlich oft erlaubt:

  • Leihmutterschaft: Eine Leihmutter trägt das Kind eines anderen Paares aus und bekommt dafür entweder eine bereits befruchtete Eizelle, die nicht von ihr stammt, eingesetzt. Eine andere Variante der Leimutterschaft ist, dass die Leihmutter auch die biologische Mutter des Kindes ist und mit dem Samen des Vaters befruchtet wird (meist per IVF oder Insemination). In Deutschland ist Leihmutterschaft nicht erlaubt.

  • Eizellspende: Bei der Eizellspende wird die befruchtete Eizelle einer anderen Frau in die Gebärmutter der Empfängerin eingesetzt, die das Kind austrägt, aber nicht die biologische Mutter ist. Auch die Eizellspende ist in Deutschland nicht erlaubt.

  • Embryonenspende: Paare, die nach einer erfolgreichen künstlichen Befruchtung noch befruchtete Eizellen auf Eis liegen haben, können diese spenden. So eine Embryonenspende ist in Deutschland nur zu nicht kommerziellen Zwecken an andere Paare, die sonst keine Chance auf biologisch eigenen Nachwuchs haben, erlaubt.

  • Künstliche Befruchtung im Ausland: Immer mehr Paare zieht es zur Fruchtbarkeitsbehandlung raus aus Deutschland. Neben oft wesentlich kostengünstigeren Behandlungen kann auch die liberalere Gesetzgebung bezüglich Kinderwunschbehandlungen und damit oft auch höhere Erfolgschancen für den Gang in ein ausländisches Kinderwunschzentrum sprechen.

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