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Arzneimittelsicherheit für Schwangere

Schmerzmittel in der Schwangerschaft: Sind Paracetamol, Ibuprofen & Co. erlaubt?

In der Schwangerschaft sind bestimmte Schmerzmittel erlaubt. Du solltest sie allerdings nur dann einnehmen, wenn es wirklich nötig ist. Bitte hole vorher immer ärztlichen Rat ein. Die frei verkäuflichen Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen gelten als Mittel der Wahl in der Schwangerschaft (Ibuprofen jedoch nicht im dritten Trimester).

Schmerzmittel in der Schwangerschaft: Sind Paracetamol, Ibuprofen & Co. erlaubt?
© iStock.com/nd3000

Kurzübersicht: Schmerzmittel in der Schwangerschaft

Dürfen Schwangere Schmerzmittel einnehmen? Auch in der Schwangerschaft sollen Schmerzen behandelt werden. Je nach Schwangerschaftsstadium und Beschwerden empfehlen sich unterschiedliche Wirkstoffe.

Paracetamol und Ibuprofen sind Mittel der Wahl: Paracetamol gilt als Mittel der Wahl gegen Schmerzen in der gesamten Schwangerschaft. Ibuprofen sollte nur in den ersten beiden Trimestern eingenommen werden.

Wie kommen die Empfehlungen zustande? Da keine randomisierten Arzneimittelstudien mit Schwangeren durchgeführt werden dürfen, beruhen die Empfehlungen auf den Erfahrungen in der praktischen Anwendung.

Was ist mit ASS? ASS ist in den ersten beiden Trimestern lediglich Mittel zweiter Wahl und sollte im dritten Trimester nicht genommen werden. Niedrig dosiert kommt es zur Vorbeugung von Präeklampsie zum Einsatz.

Schmerzmittel in der Schwangerschaft sind ein besonderes Thema: Viele Frauen haben Angst, dass die Einnahme zu Komplikationen führt. Diese Annahme ist nicht ganz unberechtigt, lässt sich jedoch immer nur im Einzelfall bewerten.

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Sind frei verkäufliche Schmerzmittel für Schwangere empfehlenswert?

Auch frei verkäufliche Schmerzmittel können Auswirkungen auf das ungeborene Kind und die Schwangerschaft haben. Mittel zur Schmerzlinderung sollten deshalb nicht unkritisch über einen längeren Zeitraum und in hohen Dosen eingenommen werden, auch wenn die Einnahme als unbedenklich gilt. Sprich bitte die Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft grundsätzlich immer ärztlich ab – das gilt auch für frei verkäufliche Medikamente.

Als Mittel der Wahl gegen leichte und mittlere Schmerzen in der gesamten Schwangerschaft gilt Paraceamol. Auch Ibuprofen ist empfehlenswert, allerdings nur im ersten und zweiten Trimester. Im dritten Trimester solltest du auf die Einnahme von Ibuprofen verzichten.

Paracetamol in der Schwangerschaft

Paracetamol gehört zu den nichtopioiden Analgetika, die gegen Schmerzen und Fieber eingesetzt werden. Vor allem hohes Fieber kann sich zum Beispiel negativ auf die Entwicklung des kindlichen zentralen Nervensystems auswirken. In der gesamten Schwangerschaft ist Paracetamol das Mittel der Wahl gegen leichte und mittlere Schmerzen. Unter den frei verkäuflichen Wirkstoffen zur Schmerzlinderung ist es im letzten Schwangerschaftsdrittel sogar der einzige noch empfohlene.

Die maximale Tagesdosis von 2.000 bis 3.000 Milligramm sollte nicht überschritten werden. Paracetamol ist plazentagängig, das heißt, der Wirkstoff überwindet die Plazentaschranke und gelangt vom mütterlichen Kreislauf in den kindlichen.

Ist Paracetamol wirklich unbedenklich?

"Empfohlen" bedeutet nicht, dass Paracetamol in der Schwangerschaft gänzlich unbedenklich ist. Da an Schwangeren keine randomisierten Studien zur Erforschung von Arzneimitteln durchgeführt werden dürfen, beruhen solche Empfehlungen auf dem (umfangreichen) Erfahrungsschatz in der praktischen Anwendung.

Laut einer Studie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) nehmen 47 Prozent der Schwangeren mindestens ein Mal in ihrer Schwangerschaft ein Schmerzmittel ein, davon 86 Prozent Paracetamol. Für die Studie wurden die Daten von 518 Frauen ausgewertet, die am UKE entbunden hatten. Es zeigte sich aber auch: Die Dosis war durchschnittlich eher gering und die Einnahme kurzfristig, die Schwangeren hatten Paracetamol oder andere Schmerzmittel wirklich nur "im Notfall" eingenommen.

Gleichzeitig wurden Proben aus der Nabelschnur entnommen, um den Zusammenhang zwischen Hämatopoetischen Stammzellen und der Einnahme von Paracetamol zu erforschen. Aus den Hämatopoetischen Stammzellen entwickeln sich später die Immunzellen des Kindes. Es zeigte sich, dass die Anzahl dieser Zellen bei den Frauen niedriger war, die in der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen hatten, vor allem im dritten Trimester.

Jüngste Studien zur Wirkung von Paracetamol in der Schwangerschaft:

  • Paracetamol könnte sich möglicherweise auf die Fruchtbarkeit weiblicher Babys auswirken: In einer dänischen Studie an Ratten und Mäusen hatten weibliche Nachkommen von Tieren, denen Paracetamol verabreicht worden war, später einen geringeren Vorrat an Eizellen. Diese werden wie beim Menschen bereits im Mutterleib angelegt. Am größten war der Rückgang bei der Gabe von Paracetamol kurz nach der Befruchtung, was beim Menschen etwa der 10. Schwangerschaftswoche entspricht. Ob und inwieweit diese Studie auf Menschen übertragbar ist, kann natürlich nicht genau gesagt werden. Es spricht aber einiges dafür, besonders in der Frühschwangerschaft beziehungsweise im ersten Schwangerschaftsdrittel von der Einnahme von Paracetamol abzusehen.

  • Paracetamol könnte mit einem größeren Risiko für ADHS und Verhaltensauffälligkeiten einhergehen: Gleich zwei Studien liefern Hinweise darauf. Laut einer Auswertung der dänischen Geburten-Kohortenstudie mit über 64.000 Frauen nahm mehr als die Hälfte in ihrer Schwangerschaft Paracetamol ein. Von deren Kindern hatten 37 Prozent ein höheres Risiko für eine hyperkenetische Störung und zeigten im Alter von sieben Jahren 13 Prozent häufiger ADHS-Symptome beziehungsweise erhielten 29 Prozent häufiger Ritalin als Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft kein Paracetamol eingenommen hatten.

  • Paracetamol erhöht möglicherweise das Asthmarisiko beim Kind: Norwegische Forschende stellten 2016 in einer Studie mit 100.000 Frauen fest, dass Kinder, deren Mütter in den ersten sechs Monaten ihrer Schwangerschaft Paracetamol eingenommen hatten, etwas häufiger an Asthma erkranken als solche, deren Mütter den Wirkstoff nicht eingenommen hatten. Im Alter von drei sowie sieben Jahren bestand bei den betroffenen Kindern ein um 13 Prozent erhöhter Anteil an Asthma-Erkrankten. Kinder, denen als Säuglinge Paracetamol verabreicht worden war, hatten übrigens zu 29 Prozent häufiger Asthma.

Ibuprofen in der Schwangerschaft

Ibuprofen gehört zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR oder Englisch: NSAID). Sie werden vor allem bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen angewendet, da sie Entzündungsreaktionen im Körper hemmen. Außerdem wirken sie fiebersenkend.

Ibuprofen nicht im dritten Trimester einnehmen

Neben Paracetamol gilt Ibuprofen als Mittel der Wahl zur Linderung von leichten Schmerzen in der Schwangerschaft – allerdings nur im ersten und zweiten Trimester. Im dritten Trimester kann Ibuprofen beim Baby zum vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus führen, der arteriellen Verbindung zwischen Hauptschlagader und Lungenarterie. Ab der 28. Schwangerschaftswoche sollte es deshalb nicht mehr angewendet werden.

Laut Embryotox, dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité Berlin, wird auch ein Zusammenhang zwischen Ibuprofen in der Schwangerschaft und dem persistierendem pulmonalen Hypertonus (Lungenhochdruck) beim Neugeborenen diskutiert. Eindeutige Belege fehlen dafür aber bislang. Nachgewiesen ist dagegen, dass das Medikament, wenn es im letzten Drittel der Schwangerschaft von der Mutter verwendet wird, auch zur Schädigung der Nieren des Babys führen kann.

Ibuprofen könnte Fruchtbarkeit von Töchtern hemmen

Eine französische Studie liefert Hinweise darauf, dass Ibuprofen möglicherweise die Fruchtbarkeit von Töchtern herabsetzen könnte. Untersucht wurde das Vorläufergewebe der Eizellen in weiblichen Föten, das bei denjenigen, deren Mütter in der Schwangerschaft Ibuprofen eingenommen hatten, beschädigt war. Ob sich das Gewebe wieder erholen kann, konnte im Rahmen der Studie nicht erforscht werden, da die Untersuchung außerhalb des mütterlichen Körpers stattfand.

Acetylsalicylsäure (ASS) in der Schwangerschaft

Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure ist eines der bekanntesten frei verkäuflichen Schmerzmittel. Er wirkt nicht nur schmerzlindernd, sondern auch fiebersenkend. Außerdem hemmt Acetylsalicylsäure die Blutgerinnung. Deshalb kann es in der Schwangerschaft Blutungen auslösen. Zudem sind Fehlbildungen des ungeborenen Kindes möglich. Im letzten Drittel der Schwangerschaft eingenommen wirkt Acetylsalicylsäure wehenhemmend und wird deshalb auch bei der Tokolyse, der Wehenhemmung mit Medikamenten, angewendet.

Die Einnahme des Schmerzmittels Acetylsalicylsäure in der Schwangerschaft ist nur bedingt empfehlenswert. In den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln (bis zur 28. Schwangerschaftswoche) ist ASS das zweite Mittel der Wahl. Im letzten Drittel der Schwangerschaft erhöht Acetylsalicylsäure genau wie Ibuprofen das Risiko eines vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus, der arteriellen Verbindung zwischen Hauptschlagader und Lungenarterie beim Baby.

Eine niedrige Dosis (sogenannte Low dose) von 100 bis maximal 300 Milligramm ASS pro Tag kann bei der Vorbeugung der schweren Schwangerschaftskomplikation Präeklampsie zum Einsatz kommen. Präventiv sollte die Behandlung mit Acetylsalicylsäure bereits in der Frühschwangerschaft beginnen, wenn ein Risiko für diese Komplikation besteht. Die Behandlung wird ärztlich angeordnet.

Opioide: Verschreibungspflichtige Schmerzmittel in der Schwangerschaft

Bei Opioiden handelt es sich um starke Schmerzmittel, die bei starken und lang anhaltenden Schmerzen eingenommen werden. Alle Opioide sind verschreibungspflichtig. Grundsätzlich empfiehlt sich die Einnahme opioider Schmerzmittel in der Schwangerschaft nicht. Einige Wirkstoffe stehen in Verdacht, schädigende Auswirkungen auf das ungeborene Kind zu haben, während bei anderen eine fruchtschädigende Wirkung nicht erwiesen ist, aber vermutet wird.

Ist aus zwingenden Gründen eine Therapie mit Opioiden in der Schwangerschaft nötig, kann diese Behandlung vorübergehend erfolgen. Normalerweise hat eine vorübergehende Anwendung von Opioiden keine nennenswerten Auswirkungen. Das gilt besonders für Codein. Das schwache Opioid kann zusammen mit Paracetamol angewendet werden, um die Wirkung des Paracetamols zu verstärken.

Vor allem die längerfristige Einnahme von starken Schmerzmitteln führt jedoch zu körperlicher Abhängigkeit. Zudem überträgt sich die Abhängigkeit auch auf das ungeborene Kind. Es ist deshalb mit Entzugssymptomen beim Neugeborenen zu rechnen.

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