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Penicilline und Cephalosporine gelten als sicher

Antibiotika in der Schwangerschaft

Antibiotika sind auch in der Schwangerschaft manchmal unverzichtbar, denn unbehandelte bakterielle Infektionen können teils schwere Komplikationen verursachen. Doch nicht alle Wirkstoffe sind in der Schwangerschaft geeignet.

Antibiotika in der Schwangerschaft
© iStock.com/gpointstudio

Nicht selten reagieren Schwangere erst einmal ablehnend, wenn ihnen Antibiotika verordnet werden. Doch zahlreiche bakterielle Infektionen können die Schwangerschaft und das Baby im Bauch gefährden oder zu Früh- oder Fehlgeburten führen. Hohes Fieber, eine häufige Begleiterscheinung bakterieller Infektionen, steht außerdem unter Verdacht, das Risiko für Fehlbildungen beim Baby zu erhöhen.

In diesem Artikel lesen Sie:

Was sind Antibiotika?

Antibiotika sind Medikamente, die gegen Bakterien eingesetzt werden. Sie töten Bakterien ab oder hemmen ihr Wachstum. Viele Erkrankungen, die vor der Entwicklung des Penicillins im Jahr 1929 tödlich endeten, können heute durch die Einnahme eines Antibiotikums vollständig geheilt werden. Antibiotika werden aus Stoffwechselprodukten von Bakterien oder Pilzen hergestellt. Wichtig ist, sie genau nach Anordnung des Arztes einzunehmen, da sonst die Gefahr von Antibiotikaresistenzen steigt.

Aber Antibiotika haben auch Nebenwirkungen. So wirken sie auch auf nützliche Bakterien, die in der Darmflora vorkommen. Zudem können sie Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen hervorrufen.

Wann sind Antibiotika in der Schwangerschaft sinnvoll?

In der Schwangerschaft sollten Antibiotika nur sehr bedacht eingesetzt werden, da sie sich auf die Entwicklung des Babys und die Schwangerschaft auswirken können. Sollten Sie noch nicht sichtbar schwanger sein, etwa in der Frühschwangerschaft, teilen Sie das Ihrem Arzt bitte unbedingt mit, wenn er Ihnen ein Antibiotikum verordnen möchte.

Antibiotika gegen bakterielle Infektionen

Die Bandbreite bakterieller Infektionen ist groß. In der Schwangerschaft kommen noch weitere Erkrankungen hinzu, die  medikamentös behandelt werden müssen, zum Beispiel Listeriose: Listerien-Bakterien sind meist harmlos, können aber bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem, Vorerkrankungen oder Schwangeren schwere Komplikationen verursachen. In der Schwangerschaft wird Listeriose mit dem Antibiotikum Ampicillin behandelt, das zur Gruppe der Penicilline gehört. Sie gelten in der Schwangerschaft als gut verträglich.

Bakterielle Infektionen, gegen die Antibiotika in der Schwangerschaft verordnen werden können:

  • Bakterielle Vaginose: Clindamycin, Metronidazol als Gel nach der 12. SSW
  • Borreliose: Amoxicillin und Cephalosporine
  • Campylobacter-Infektion: sehr selten Notwendigkeit von Antibiotika, dann Makrolide und Cephalosporine
  • Chlamydien: Azithromycin oder Amoxicillin
  • Gonorrhö (Tripper): Ceftriaxon, intramuskulär (als Injektion) in Einzeldosis
  • Listeriose: Ampicillin, in der Regel intravenös
  • Lues (Syphillis): Penicillin
  • Streptokokken: Penicillin, alternativ Ampicillin
  • Toxoplasmose: Sulfonamid (greift in den Stoffwechsel des Parasiten ein)
  • Tuberkulose: Insoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid, Ethambutol, Streptomycin

Dürfen Antibiotika in der Frühschwangerschaft eingenommen werden?

Nicht alle Antibiotika sind für die Schwangerschaft geeignet. Manche Medikamente können Fehlbildungen verursachen (teratogen), andere sind giftig für das Baby (zytotoxisch). Der Einsatz eines Antibiotikums hängt auch vom Schwangerschaftsstadium ab. Besonders in der Frühschwangerschaft, also in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten, ist das Baby noch sehr empfindlich. In dieser Zeit bilden sich die Organe aus, äußere Einflüsse wie Alkohol und Nikotin, Stress und Medikamente wie Antibiotika können in dieser sensiblen Phase möglicherweise eher zu Schädigungen des Kindes führen. Andererseits können schwere bakterielle Infektionen, die womöglich noch mit hohem Fieber einhergehen, ebenfalls zu Schädigungen des Babys oder sogar zum frühzeitigen Ende der Schwangerschaft durch eine Fehlgeburt führen.

Mittel der Wahl in der Schwangerschaft

Als Mittel der Wahl für die gesamte Schwangerschaft gelten laut Embryotox, dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, Antibiotika aus der Gruppe der Beta-Lactam-Antibiotika. Dazu gehören Penicilline und Cephalosporine. Für die Anwendung dieser Wirkstoffe in der Schwangerschaft gibt es einen hohen Erfahrungsumfang. Das ist für die Einschätzung sehr wichtig, denn mit Schwangeren dürfen keine Studien zur Wirkung von Medikamenten durchgeführt werden. Bei einer Allergie oder aus anderen Gründen kann der Arzt alternativ Makrolide verordnen.

Übersicht über häufig verordnete Antibiotika und ihre Wirkung in der Schwangerschaft

Wirkstoff Anmerkungen
Amoxicillin kein Hinweis auf erhöhtes Fehlbildungsrisiko, hoher Erfahrungsumfang
Amoxicillin und Clavulansäure kein Hinweis auf erhöhtes Fehlbildungsrisiko, hoher Erfahrungsumfang
Ampicillin kein Hinweis auf erhöhtes Fehlbildungsrisiko, hoher Erfahrungsumfang
Cefalexin kein Hinweis auf erhöhtes Fehlbildungsrisiko, hoher Erfahrungsumfang
Cefaclor kein Hinweis auf erhöhtes Fehlbildungsrisiko, hoher Erfahrungsumfang
Cefuroxim kein Hinweis auf erhöhtes Fehlbildungsrisiko, hoher Erfahrungsumfang
Cefadroxil kein Hinweis auf erhöhtes Fehlbildungsrisiko im ersten Trimester, bislang keine Hinweise auf erhöhtes Risiko im zweiten und dritten Trimester, hoher Erfahrungsumfang
Clindamycin keine Hinweise auf erhöhtes Fehlbildungsrisiko im zweiten und dritten Trimester, kann sich im Knochen anreichern, keine Studien zur Wirkung in der Frühschwangerschaft, Reservemittel (mittlerer Erfahrungsumfang)
Erythromycin nur vereinzelt Hinweise auf erhöhte Fehlbildungsrate bei Verwendung in der Frühschwangerschaft, möglicherweise erhöhtes Risiko für Pyorusstenose bei Anwendung im dritten Trimester, Alternative zum Mittel der Wahl (hoher Erfahrungsumfang)
Ethambutol Mittel zur Behandlung der Tuberkulose in der Schwangerschaft, hoher Erfahrungsumfang
Fluconazol möglichst keine Anwendung im ersten Trimester, Risiko für Lippen-Kiefer-Gaumenspalte sowie Herzfehlbildungen erhöht, bei Langzeitanwendung erhöhtes Fehlbildungsrisiko, ab dem zweiten Trimester keine Hinweise auf erhöhtes Fehlbildungsrisiko, nur wenn absolut notwendig, sehr hoher Erfahrungsumfang
Isoniazid Mittel zur Behandlung der Tuberkulose in der Schwangerschaft, hoher Erfahrungsumfang
Metronidazol Gabe nur nach kritischer Prüfung, hoher Erfahrungsumfang
Nitrofurantoin möglicherweise erhöhtes Fehlbildungsrisiko bei Anwendung in der Frühschwangerschaft, leicht erhöhtes Risiko für Neugeborenengelbsucht bei Anwendung im letzten Schwangerschaftsmonat, Reservemittel, hoher Erfahrungsumfang
Penicilline kein Hinweis auf erhöhtes Fehlbildungsrisiko, hoher Erfahrungsumfang
Rifampicin kein erhöhtes Risiko von Fehlbildungen in der Frühschwangerschaft, ab dem zweiten Trimester bei Langzeitanwendung kann sich die Blutungsneigung beim Neugeborenen erhöhen, hoher Erfahrungsumfang
Sulbactam keine Hinweise auf Fehlbildungsrisiko, hoher Erfahrungsumfang
Sulfonamide im ersten Schwangerschaftsdrittel werden Entwicklungsstörungen wie Neuralrohrdefekte, Fehlbildungen des Herzens oder Gaumenspalten diskutiert, keine Studien für die Frühschwangerschaft, ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel gelten Sulfonamide als Antibiotika der zweiten Wahl
Tetracycline für die Anwendung im ersten Trimester ist kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen bekannt, ab der 16. SSW problematisch, da sie eine Verfärbung und Verformung der Milchzähne verursachen können, daher nur bis zur 16. SSW geeignet als Antibiotikum der 2. Wahl. Häufige Vertreter von Tetracylinen sind Doxycylin und Minocylin.
Co-trimethoprim als Folsäureantagonist kann Trimethoprim im Tierversuch teratogen wirken, was besonders das erste Trimester betrifft, Antibiotikum der zweiten Wahl
Vancomycin Antibiotikum der zweiten Wahl, geringer Erfahrungsumfang

Quelle: www.embryotox.de

Alarmzeichen in der Schwangerschaft: Bei diesen Symptomen in die Praxis
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