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Wann eine Operation sinnvoll ist

Varikozele: Schuld an unerfülltem Kinderwunsch?

Bei einer Varikozele handelt es sich um eine Krampfader im Hodensack. Bis heute ist unklar, ob die männliche Fruchtbarkeit durch solche Varikozelen beeinträchtigt werden kann. Was Sie über den sogenannten „Krampfaderbruch“ wissen sollten.

Varikozele: Schuld an unerfülltem Kinderwunsch?
© GettyImages/ LumiNola

Erweiterte Venen unter der Hodensackhaut, die als Vergrößerungen sicht- oder tastbar sind, werden als Varikozelen bezeichnet. Sie entstehen bei etwa 20 Prozent aller Männer und entwickeln sich meistens während der Pubertät. Häufig bleiben die Krampfadern unbemerkt und sind lediglich ein Zufallsbefund bei einer körperlichen Untersuchung.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist eine Varikozele?

Als Varikozele (Varicocele testis) wird eine erweiterte Vene bezeichnet, die sich im Venengeflecht entlang des Samenleiters (Plexus pampiniformis) bildet. Die Vergrößerung ist auch unter der Bezeichnung „Krampfaderbruch“ bekannt, obwohl es sich hierbei nicht um einen echten Bruch handelt.

Venen sind Blutgefäße, die das sauerstoffarme Blut von den Organen zurück zum Herzen befördern. Dazu leisten sie Schwerstarbeit, denn meistens müssen sie gegen die Schwerkraft ankämpfen. Sind die Venen zu schwach, staut sich das Blut in ihnen und sie erweitern sich langfristig. Diese erweiterten Venen zeigen sich als vorgewölbte Verdickungen und werden als Krampfadern bezeichnet.

In 95 Prozent der Fälle bilden sich Varikozelen am linken Hoden, selten tritt eine Varikozele am rechten oder an beiden Hoden auf. Der Grund hierfür: Anatomisch bedingt fließt das Blut aus dem linken Hoden generell etwas schlechter ab als aus dem rechten.

Ursachen für eine Varikozele: Wie entstehen die Hodenkrampfadern?

Eine Varikozele kann aufgrund von schwachen Venenklappen entstehen. In einem solchen Fall wird von einer primären Varikozele gesprochen. Die Venenklappen funktionieren eigentlich wie Schleusen und sorgen dafür, dass das Blut ausschließlich in Richtung des Herzens fließt und nicht zurück in die Venen läuft. Wieso die Venenschwäche bei Betroffenen auftritt, ist bis heute allerdings nicht eindeutig geklärt. Verschiedene Gründe werden diskutiert – von gestörten hydrostatischen Druckverhältnissen über einen ungünstigen Venenverlauf bis hin zu angeborenen Gefäßwandschäden.

Sehr selten kann sich eine Hodenkrampfader auch als Symptom einer Erkrankung bilden. Diese wird dann als sekundäre Varikozele bezeichnet. Die Krampfaderbildung kann in einem solchen Fall zum Beispiel auf die Entstehung eines Tumors im Bauchraum zurückzuführen sein.

Symptome einer Varikozele: Wie fühlt sie sich an?

Eine Krampfader im Hodensack kann keinerlei Beschwerden verursachen. Mögliche Symptome können sein:

  • Schwellung des Hodensacks
  • ziehende Schmerzen in Hoden oder Leiste
  • Spannungsgefühl
  • Schweregefühl

Diagnose einer Varikozele: Wie wird sie festgestellt?

Da die Krampfader häufig keine Symptome hervorruft, wird sie oft zufällig etwa im Rahmen einer Kinderwunsch-Diagnostik entdeckt. Die körperliche Untersuchung erfolgt im Stehen und im Liegen. Bei einer Ultraschalluntersuchung kann die Varikozele sichtbar gemacht werden.

Eine Varikozele wird in Schweregrade eingeteilt:

  • Grad 0: Die Varikozele ist nur per Ultraschall erkennbar.

  • Grad 1: Beim sogenannten Valsalva-Manöver, einem „Pressdruckversuch“, ist die Varikozele sicht- oder tastbar.

  • Grad 2: Hier ist ohne Valsalva-Manöver eine Varikozele im Liegen tastbar.

  • Grad 3: Die Varikozele ist als deutlich erweitertes Venengeflecht bereits am stehenden Patienten sichtbar, ohne einen Test durchführen zu müssen.

Häufig spielt bei der Diagnose einer Varikozele das sogenannte Spermiogramm eine Rolle. Anhand der Bestimmung von Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien in der Samenflüssigkeit kann festgestellt werden, ob Einschränkungen der Fruchtbarkeit vorliegen. Möglicherweise werden zudem bestimmte Hormonwerte über eine Blutuntersuchung bestimmt.

Behandlung einer Varikozele: Wann operieren?

Eine Varikozele muss nicht zwangsläufig behandelt werden. Ob eine Therapie empfehlenswert ist, richtet sich nach dem individuellen Fall. Entscheidend ist zum Beispiel, ob der Hoden aufgrund der Varikozele verkleinert ist, Schmerzen vorliegen oder Einschränkungen der Fruchtbarkeit bestehen. In folgenden Fällen kann eine Operation beispielsweise ratsam sein:

  • Kinderwunsch und schlechtes Spermiogramm
  • schlechtes Spermiogramm ohne Kinderwunsch aufgrund von möglicher Unfruchtbarkeit
  • bei großer Varikozele bei Kindern und Jugendlichen
  • bei kleiner kindlicher Varikozele und kleinerem Hoden

Bei Jugendlichen kann eine Behandlung auch durchgeführt werden, um möglichen späteren Fruchtbarkeitsstörungen vorzubeugen oder Wachstumsstörungen des betroffenen Hodens aufzuhalten oder zu korrigieren.

Operation bei Varikozelen: Verfahren und Ablauf

Hodenkrampfadern werden operativ behandelt. Ziel ist es, die erweiterte Vene zu verschließen oder zu unterbinden, damit der Blutfluss umgeleitet und wieder ungehindert stattfinden kann. Ein Rückfluss des Blutes (Reflux) wird auf diese Weise verhindert. Handelt es sich um eine sekundäre Varikozele, muss die ursächliche Erkrankung therapiert werden.

Vor der Behandlung erfolgt eine ausführliche ärztliche Beratung, in der über die operationsspezifischen Komplikationen und Erfolgschancen aufgeklärt wird. So kann ein chirurgischer Eingriff zum Beispiel mit den allgemeinen Narkose- und Operationsrisiken verbunden sein, Blutergüsse oder Entzündungen der Nebenhoden auftreten.

Bis sich der Erfolg der Operation zeigt, vergehen einige Monate. Zudem ist es möglich, dass sich trotz erfolgreicher Behandlung erneut eine Hodenkrampfader bildet.

Varikozele-Behandlungen auf einen Blick:

  • Varikozelenverödung: Bei einer Verödung (Sklerosierung) wird ein verödendes Mittel eingespritzt, um die erweiterte Vene zu verschließen. Die Verödung kann auf unterschiedliche Arten ausgeführt werden. Bei einer antegraden Verödung wird ein kleiner Schnitt am Hodensack gemacht und ein Katheter (dünner Kunststoffschlauch) eingebracht. Unter Röntgenkontrolle wird eine Verödungsflüssigkeit an der entsprechenden Stelle eingespritzt. Bei der retrograden Verödung wird der Katheter über die Leiste bis zur Krampfader geschoben und ebenfalls unter Röntgenkontrolle das Verödungsmittel eingespritzt. Die Eingriffe werden ambulant und unter örtlicher Betäubung ausgeführt.

  • Minimal-invasiver Eingriff: Die Varikozele kann bei einer laparoskopischen Operation verschlossen werden. Diese minimal-invasive Technik wird auch als Schlüsselloch-Chirurgie bezeichnet. Der Eingriff erfolgt über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie), bei der nur kleine Schnitte in der Bauchhöhle erforderlich sind. Er wird unter kurzer Vollnarkose durchgeführt und ist nur von geringer Dauer.

  • (Mikro)chirurgische Varikozelenligatur: Bei einem mikrochirurgischen Eingriff wird unter einem Operationsmikroskop über einen Schnitt in der Leistengegend die betroffene Vene unterbunden. Eine offene Varikozelen-Operation erfolgt über einen Bauchschnitt. Solche Eingriffe finden unter Vollnarkose statt.

Welche Nachsorge erforderlich ist, hängt von der Operationstechnik ab und sollte daher im persönlichen Fall abgeklärt werden. Bei stationären Eingriffen ist der Aufenthalt in der Klinik meist nur sehr kurz und beträgt etwa zwei Tage. Wird der Eingriff ambulant ausgeführt, sollte danach ebenfalls eine entsprechende Ruhezeit eingeplant werden. Wie lange man nach der Operation krankgeschrieben wird, ist mit Ärztin*Arzt zu besprechen. Schwere körperliche Arbeit und Sport sind noch rund zwei Wochen nach dem Eingriff zu vermeiden.

Gegebenenfalls wird dazu geraten, eng anliegende Unterwäsche zu tragen, um den Hoden zu stützen. In einigen Fällen werden Nähte verwendet, die sich selbst auflösen, in anderen Fällen wird das Nahtmaterial bei einem späteren Termin entfernt. Treten nach einer Operation Beschwerden wie Schwellungen, Bauchschmerzen, Infektionen der Wunde oder Fieber auf, gilt wie generell bei allen Operationen: Es muss sofort ärztlicher Rat eingeholt werden.

Kinderwunsch: Beeinträchtigt eine Varikozele die Fruchtbarkeit?

Bisher konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob und wie eine Varikozele die Fruchtbarkeit eines Mannes beeinflusst. Bei schwach ausgeprägten Varikozelen wird von einer normalen Fruchtbarkeit ausgegangen. Handelt es sich um eine stark ausgeprägte Varikozele, könnte sie einer von mehreren Faktoren für eine verminderte Fruchtbarkeit sein. Denkbar als Erklärung für die reduzierte Fruchtbarkeit ist der Blutstau im Bereich der Krampfadern: Er führt zu einer Erwärmung der Hoden, die langfristig die Spermienqualität beeinträchtigen könnte.

Paare mit unerfülltem Kinderwunsch sollten eine ausführliche ärztliche Beratung in Anspruch nehmen. Bevor man sich für eine Varikozelen-Operation entscheidet, müssen alle Faktoren berücksichtigt werden, die dazu geführt haben könnten, dass bisher noch keine Schwangerschaft eingetreten ist. Eine Operation verbessert das Spermiogramm in der Regel nach einigen Monaten. Durch die besseren Werte könnte sich auch der Kinderwunsch erfüllen – eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht. Daher sollte im individuellen Fall besprochen werden, ob durch die Operation eine realistische Chance auf eine Verbesserung besteht.

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