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Versperrter Weg in den Geburtskanal

Placenta praevia: Was tun bei einer Fehllage der Plazenta?

Bei dir wurde eine Placenta praevia festgestellt? Bewegt sich die Plazenta im Verlauf der Schwangerschaft nicht mehr an die richtige Stelle, wird dein Baby per Kaiserschnitt auf die Welt geholt. Was genau der falsche Sitz des Mutterkuchens für dich und dein Baby bedeutet, erfährst du hier.

Placenta praevia: Was tun bei einer Fehllage der Plazenta?
© Getty Images/Dimensions

Kurzübersicht: Placenta praevia

Definition: Als Placenta praevia wird eine Fehllage der Plazenta bezeichnet: Der innere Muttermund ist hier teilweise oder vollständig von der Plazenta verdeckt.

Ursachen: Man nimmt an, dass die Plazenta sich aufgrund von ungünstigen Bedingungen im unteren Gebärmutterbereich (Uterinsegment) ansiedelt – etwa durch Vernarbungen von vorherigen Kaiserschnitten.

Symptome: Das Leitsymptom der Placenta praevia ist eine hellrote, schmerzlose Warnblutung, die ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel auftreten kann.

Diagnose: Die Placenta praevia kann bei einer Ultraschalluntersuchung erkannt werden. Die Diagnose wird daher oft bereits während einer Routineuntersuchung bei der Schwangeren gestellt.

Komplikationen: Eine Placenta praevia erhöht das Risiko für schwere Komplikationen wie starke Blutungen. Im Notfall muss das Baby früher geholt werden.

Geburtsmodus: Das genaue Vorgehen hängt von dem Schweregrad der Placenta praevia und dem Zustand von Mutter und Kind ab. Bei einer Plazenta praevia totalis und partialis wird das Baby per Kaiserschnitt entbunden.

Artikelinhalte im Überblick:

Alarmzeichen in der Schwangerschaft: Bei diesen Symptomen in die Praxis

Was ist eine Placenta praevia?

Bei der Placenta praevia („praevia“ = vorausliegend/vorausgehend) handelt es sich um eine Fehllage des Mutterkuchens. Im Regelfall haftet sich die Plazenta im oberen bis mittleren Bereich der Gebärmutter an, doch eine Placenta praevia befindet sich im sogenannten unteren Uterinsegment. Dort verdeckt sie teilweise oder vollständig den inneren Muttermund und blockiert somit den Weg in den Geburtskanal. Je nach Lage der Plazenta können folgende Befunde vorliegen:

  • Tiefsitzende Plazenta: Die Plazenta reicht nicht bis zum Muttermund heran, aber der Abstand zum inneren Muttermund beträgt zwei Zentimeter oder weniger.

  • Placenta praevia marginalis: Hier reicht der Plazentarand bis zum inneren Muttermund.

  • Placenta praevia partialis: Die Plazenta überdeckt den inneren Muttermund teilweise.

  • Placenta praevia totalis: Der innere Muttermund wird komplett von der Plazenta bedeckt.

Eine Placenta praevia ist eine Plazentaimplantationsstörung, die in 0,3 bis 0,6 Prozent aller Schwangerschaften vorkommt.

Ursachen einer Placenta praevia

Die exakte Ursache für die Entstehung einer Placenta praevia ist unklar. Man geht davon aus, dass im oberen Bereich der Gebärmutter ungünstige Bedingungen für die Implantation der Plazenta bestehen und sie sich deshalb an einer anderen Stelle anhaftet. Solche ungünstigen Bedingungen können zum Beispiel Vernarbungen im Gewebe oder Entzündungen sein. Doch eine Placenta praevia kann auch ohne das Vorliegen von Risikofaktoren entstehen.

Risikofaktoren für Placenta praevia

  • vorangegangene Kaiserschnitte (das Risiko steigt mit der Anzahl der Kaiserschnitte)
  • Ausschabungen (zum Beispiel aufgrund von Schwangerschaftsabbrüchen oder Fehlgeburten)
  • Mehrlingsschwangerschaften
  • Maßnahmen der In-Vitro-Fertilisation (IVF)
  • Nikotinabhängigkeit
  • viele Geburten (vor allem wenn die Schwangerschaften schnell aufeinanderfolgen)
  • fortgeschrittenes Alter der Schwangeren
  • Placenta praevia in der vorherigen Schwangerschaft (Wiederholungsrisiko liegt bei etwa vier bis acht Prozent)

Symptome: Wie äußert sich eine Placenta praevia?

Das klinische Leitsymptom einer Placenta praevia ist eine akute, teils starke vaginale Blutung, die ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel auftreten kann. Die Blutung ist hellrot und schmerzlos. Gleichzeitig findet keine oder nur selten eine leichte Wehentätigkeit statt. Die Blutung wird als Warnblutung (annoncierende Blutung) bezeichnet. Bei 70 bis 80 Prozent der betroffenen Schwangeren macht sich eine Placenta praevia dadurch bemerkbar.

Blutungen aufgrund einer Placenta praevia können sich auch erst mit Beginn der Wehentätigkeit äußern. Zudem gibt es Fälle, in denen sich keine Symptome zeigen.

Wichtig: Jede vaginale Blutung sollte sofort ärztlich abgeklärt werden! Auch dann, wenn sie von selbst wieder verschwunden ist.

Diagnose: Wie wird eine Placenta praevia festgestellt?

Bei der Ultraschalluntersuchung im zweiten Schwangerschaftsdrittel wird die Lage der Plazenta beurteilt. Sollte sich hier eine Placenta praevia zeigen, erfolgt in einer fortgeschrittenen Schwangerschaftswoche eine Kontrolluntersuchung. In welcher Woche sie stattfindet, hängt von der Ausprägung und den vorliegenden Risikofaktoren ab.

Die Placenta praevia kann bei einem Ultraschall über die Bauchdecke erkannt werden. Bestimmte Faktoren wie starkes Übergewicht (Adipositas) können die Diagnose auf diesem Weg möglicherweise erschweren. Ein vaginaler Ultraschall gibt bei Verdacht auf eine Placenta praevia sicheren Aufschluss – diese Untersuchung gilt daher als diagnostischer Goldstandard.

Sind bereits Blutungen aufgetreten, gehen die Ärzt*innen bei der Auswahl ihrer Untersuchungen besonders vorsichtig vor, um keine stärkeren Blutungen auszulösen. Bei Verdacht auf eine Placenta praevia wird auf eine Tastuntersuchung verzichtet.

Komplikationen: Wie gefährlich ist eine Placenta praevia?

Vor der 25. Schwangerschaftswoche ist es möglich, dass sich die Plazenta durch das Wachstum der Gebärmutter noch nach oben zurückzieht. In solchen Fällen wird die Schwangerschaft engmaschig überwacht und regelmäßig kontrolliert, wo sich die Plazenta befindet. Bei der Diagnose „tiefsitzende Plazenta“ kommt es in 90 Prozent der Fälle vor, dass sich die Plazenta wieder vom Muttermund wegbewegt – bei vorangegangenen Kaiserschnitten seltener. Überragt die Plazenta bereits komplett den Muttermund, muss damit gerechnet werden, dass dies auch am Entbindungstermin noch der Fall sein wird.

Eine Placenta praevia bedeutet nicht, dass zwangsläufig Komplikationen auftreten, aber das Risiko ist erhöht. Deshalb wird die Schwangerschaft auch als Risikoschwangerschaft eingestuft. Das größte Risiko stellen Blutungen und die damit einhergehenden Gefahren dar:

  • Warnblutungen: Sitzt die Plazenta im unteren Uterinsegment, wirken Scherkräfte auf sie, die zu punktuellen Ablösungen führen und Blutungen verursachen. In erster Linie handelt es sich um mütterliche Blutungen, es kann aber auch zu fetalen Blutungen kommen. Eine solche „Warnblutung“ bedarf sofortiger Abklärung im Krankenhaus.

  • Hoher Blutverlust: Im schlimmsten Fall kann ein extremer Blutverlust zu Schockzuständen führen und das Leben von Mutter und Kind in Gefahr bringen. Das Risiko für starke Blutungen ist vor allem beim Einsetzen der Wehen erhöht, denn dann kommt es zu einer Flächenverschiebung zwischen dem unteren Gebärmutterabschnitt und der Haftstelle der Plazenta. Eine natürliche Geburt bei einer Plazenta praevia totalis und partialis wäre mit einem extremen Blutungsrisiko verbunden. Ließe sich eine lebensbedrohliche Blutung nicht stillen, müsste die Gebärmutter eventuell komplett entfernt werden (Hysterektomie). Ist es aufgrund eines kritischen Zustands nicht möglich, die Reifung des Ungeborenen abzuwarten, wird das Baby als Frühchen auf die Welt geholt.

  • Weitere Plazentaimplantationsstörungen: Das Risiko für weitere Komplikationen wie eine Placenta accreta ist durch eine Plazenta praevia ebenfalls erhöht. Hierbei handelt es sich um eine tiefe Verwachsung der Plazenta, die bei der Geburt zu starken Blutungen führen kann.

Die mütterliche Sterblichkeit liegt bei einer rechtzeitigen Diagnose und den gegebenen Möglichkeiten der Intensivmedizin bei unter 0,1 Prozent. Viele Schwangerschaften und Geburten per Kaiserschnitt verlaufen also auch mit einer Placenta praevia gut. Lasse dich für deinen individuellen Fall unbedingt ärztlich beraten, um eine fachlkundige Einschätzung zu erhalten.

Entbindung mit Placenta praevia: Ist ein Kaiserschnitt unumgänglich?

Es gibt keine Behandlung, die dafür sorgen könnte, die Plazenta an die richtige Stelle zu rücken. Das genaue Vorgehen für die Geburt hängt unter anderem von der Schwangerschaftswoche und den Blutungen ab.

  • Kaiserschnitt: Die Placenta praevia stellt laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zur Sectio caesarea (Kaiserschnitt) den Grund für etwa drei Prozent aller Kaiserschnitte dar. Bei Plazenta praevia totalis und partialis wird immer ein Kaiserschnitt durchgeführt. Die geplante Schnittentbindung erfolgt ab der 36. Schwangerschaftswoche, noch vor dem Einsetzen der regelmäßigen Wehen. Auch bei einer Placenta praevia marginalis wird meistens ein Kaiserschnitt vorgenommen.

  • Abwartendes Vorgehen: Wird die Diagnose Placenta praevia gestellt und es geht Mutter und Kind gut, wird versucht, die Schwangerschaft so lange wie möglich zu erhalten, bevor der Kaiserschnitt erfolgt. Eine Placenta praevia bedeutet daher nicht automatisch, dass es sich um eine Frühgeburt handeln muss. Eventuell werden Medikamente zur Hemmung der Wehentätigkeit (Tokolyse) und Mittel zur Ausprägung der Lungenreife des Ungeborenen verabreicht. Bei einer Placenta praevia totalis kann eine stationäre Aufnahme erwogen werden.

  • Vaginale Entbindung: Bei einer tiefsitzenden Plazenta kann eine natürliche Geburt angestrebt werden, die engmaschig überwacht wird.

  • Notkaiserschnitt: Eine akute lebensbedrohliche Blutung erfordert einen Notkaiserschnitt in Vollnarkose. Dies geschieht unabhängig davon, wie fortgeschritten die Entwicklung des Ungeborenen ist. Es geht darum, das Leben der Mutter zu retten.

Vorsichtsmaßnahmen bei Placenta praevia: Was beachten?

Wenn das Fachpersonal eine Placenta praevia festgestellt hat, kann es für den individuellen Fall entsprechende Verhaltensregeln aussprechen. Richte dich hier stets nach den ärztlichen Empfehlungen, sie beziehen sich auf deine Schwangerschaftswoche, mögliche vorhandene Blutungen und den Schweregrad deiner Placenta praevia. Gegebenenfalls wird dir zu Folgendem geraten:

  • allgemeine körperliche Schonung
  • kein Sport
  • nicht schwer heben/tragen
  • Bettruhe
  • Verzicht auf Geschlechtsverkehr
  • Beschäftigungsverbot
  • Sicherstellung eines schnellen Transports in die Entbindungsklinik

Solltest du dir nicht sicher sein, wie du dich verhalten musst, kontaktiere deine gynäkologische Praxis und bitte um Klärung deiner Fragen.

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