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aus dem Jan/Feb Forum, finds echt TOP! Respekt!!

OT aus der Lokalzeitung: Baby in der Schule....ich sag nur RESPEKT!!

Ein Baby für die ganze Schulfamilie
Gymnasiasten-Paar Julia (19) und Simon (18) als Eltern - Lehrer und Mitschüler helfen begeistert mit
Wenn der kleine Paul lacht, freuen sich nicht nur Mama Julia (19) und Papa Simon (18). Unzählige Ersatz-Mütter und Ersatz-Väter strahlen mit dem blonden Baby um die Wette. »Er ist hier der Star«, schmunzelt Simon. Der zwei Monate alte Paul ist das jüngste Mitglied der Schulfamilie am Gymnasium Vilshofen und dort mit offenen Armen empfangen worden. Seine Eltern gehen beide noch in die K13 und sind ein erfrischendes Beispiel dafür, dass ein ungeplantes Baby keine Katastrophe ist, sondern eine herrliche Herausforderung sein kann.
Bereut haben die beiden ihre Entscheidung für das Kind noch keinen Augenblick, im Gegenteil. »Es ist total schön mit ihm«, meint der schlacksige junge Vater und streicht sanft über Pauls Köpfchen. Neben ihm auf der Couch des Kollegraums stillt Julia gerade im Trubel der Mittagspause ihr Baby. An vier Vormittagen umsorgt
den Kleinen eine Schülermutter. Den Rest der Zeit - drei Nachmittage und ein Vormittag - ist Paul wie selbstverständlich in der Schule mit dabei, abwechselnd betreut von seinen Eltern, deren Mitschülern und Lehrern.
Seit über einem Jahr sind Julia Hart und Simon Höfle ein Paar. »Als ich im vergangenen November gemerkt habe, dass ich schwanger war, war ich schon sehr überrascht. Aber ich fand's eigentlich gar nicht so schlimm«, erzählt die junge Mutter. Für sie stand dabei nie außer Frage, dass sie das Baby bekommen werde. »Für mich gibt es den Weg der Abtreibung nicht«, stellt die 19-Jährige klar und streicht sich bedächtig die langen Haare aus dem Gesicht. Von Anfang an war sich das Paar in diesem Punkt absolut einig. Auch für Simon hat es »nie die Überlegung gegeben, das Baby wegmachen zu lassen«.
Die Eltern der beiden waren naturgemäß zuerst einmal schockiert. »Sie haben geglaubt, dass die Schule mit einem Baby für uns nicht zu schaffen ist«, erzählt Julia. Schließlich sind die frischgebackenen Großeltern voll berufstätig und fallen als Betreuer aus. Julias Eltern leben überdies getrennt, ihre Mutter und die beiden jüngeren Brüder wohnen in Würzburg. Dennoch blieb das junge Paar mit ansteckendem Optimismus dabei: Wir packen das. »Es hat nicht lange gedauert, bis unsere Eltern das akzeptiert und mitgeholfen haben. Jetzt sind sie alle hin und weg von Paul«, erzählen die beiden lachend.
Die angehenden Omas und Opas organisierten im Kreis ihrer Freunde und Verwandten gebrauchte Babysachen, Julias Vater baute die Wickelkommode und begleitete seine Tochter bei Behördengängen. Bei der Schwangerenberatung der Caritas informierten sich die werdenden Eltern über Hilfsangebote, besuchten einen Elternkurs und schmiedeten Pläne für die Zukunft mit dem Kind. Bereits ein halbes Jahr vor der Geburt zog Simon zu Julia, die gemeinsam mit ihrem Vater in Vilshofen wohnt.
Von Anfang an begeistert reagierten die Mitschüler. »Cool, wir kriegen ein Kolleg-Baby« - so lautete die einhellige Meinung, als Julia und Simon von der Schwangerschaft erzählten. »Dann kamen Fragen über Fragen, nicht nur von weiblicher Seite: Was wir jetzt machen und wie das so ist, schwanger zu sein«, erinnert sich Julia lachend. Die Mitschüler nehmen nicht nur jetzt regen Anteil am Leben der jungen Familie, sondern erlebten auch schon die Monate vor Pauls Geburt intensiv mit. Zum Schuljahresende sammelten sie in den eigenen Reihen und bei den Lehrern Geld, das sie Julia und Simon zusammen mit einem Babyfläschchen überreichten. Auch der Elternbeirat spendete für das junge Paar, Lehrer und Eltern anderer Schüler boten ihre Unterstützung an. »Die Hilfsbereitschaft ist wirklich toll«, freut sich Simon.
Als größter Glücksfall erwies sich eine Frau, die die beiden im Sommer über ihre Hebamme Bernadette Lentner kennen lernten: Susanne Brüggemann. Die Vilshofenerin hat selbst sechs Kinder zwischen zwölf und eineinhalb Jahren und nimmt kostenlos auch noch den kleinen Paul an vier Vormittagen unter ihre liebevolle Obhut. Morgens um halb acht übergeben Julia und Simon an der Schulpforte ihr Baby an Susanne Brüggemanns Ehemann, der gerade die drei ältesten Kinder zum Unterricht ins Gymnasium bringt. Wenn er sie mittags wieder abholt, liefert Christian Brüggemann den kleinen Paul den jungen Eltern in die Schule zurück - sehr zur Freude ihrer Mitschüler.
»Am Anfang wollte ihn jeder halten«, erinnert sich Julia an die aufregenden ersten Tage, als Simon und sie nach den Sommerferien mit dem vier Wochen alten Baby in die Schule kamen. Mittlerweile hat sich der erste Ansturm gelegt und sich ein engerer Kreis von Betreuern herausgebildet, die sich nach einem ausgeklügelten System in ihren Freistunden um das Kolleg-Baby kümmern.
So trägt Simons 16-jährige Schwester Vera jeden Dienstagnachmittag ihren kleinen Neffen zwei Schulstunden lang durchs Atrium, während sie dort gleichzeitig eine Tanzgruppe leitet. Ihr Bruder sitzt mit Julia derweil im Erdkunde-Leistungskurs. Am Mittwochvormittag haben Julia und Simon ohnehin nur drei Stunden gleichzeitig Unterricht. In Erdkunde passt Mitschülerin Verena Mittermeier auf Paul auf und während der Mathestunde übernimmt Simons Kindergarten-Freund Simon Lentner aus der K12 das Baby. Und sollte einmal Not am Mann oder der Frau sein, brauchen Julia und Simon nicht lange zu fragen, schon strecken sich viele bereitwillige Arme nach Paul aus.
Auch in den Unterricht dürfen die beiden ihr Baby mitnehmen. So ist das Baby regelmäßiger Gast im Kunstunterricht, aber auch in manchen Deutschstunden. Und wenn der Kleine am Donnerstagnachmittag beim Sportunterricht nicht gerade schläft, trägt ihn die Sportlehrerin herum.
»Die Lehrer haben überhaupt sehr viel Verständnis. Ich darf im Klassenzimmer auch stillen. Oder ich kann rausgehen, wenn Paul mal unruhig ist«, erzählt Julia. Oft muss sie dies übrigens nicht tun, denn das Kolleg-Baby fühlt sich im Gymnasium offensichtlich ausgesprochen wohl. »Er schreit fast nie«, ist die einhellige Meinung der Mitschüler und Julia erklärt, warum: »Solange Paul beschäftigt wird, ist er ruhig. « So verfolgt das jüngste Mitglied der Schulfamilie von Mamas oder Papas Armen aus zufrieden das Unterrichtsgeschehen um ihn herum, ohne groß zu stören.
»Dass die beiden das so positiv nehmen, freut mich sehr«, ist auch Schulleiter Martin Hobmeier begeistert und findet: »Das Baby ist eine Bereicherung für das Gymnasium. Das ist lebendiger Sozialkundeunterricht. « Zwar sei das Gymnasium keine Kinderkrippe, aber: »Wir bemühen uns, so behilflich wie möglich zu sein. « Das reicht von der besonderen Rücksichtnahme auf die jungen Eltern bis hin zum Kühlschrank im Sekretariat, der jeden Vormittag beim Zwischenlagern abgepumpter Muttermilch gute Dienste leistet. »Die Lehrer haben auch gesagt, wenn die Tagesmutter mal krank ist, brauchen wir den Paul nur im Lehrerzimmer abzugeben, da ist immer wer«, erzählt Julia glücklich.
Die große Hilfsbereitschaft der Schulfamilie kommt übrigens nicht nur Julia, Simon und Paul zugute. Die drei geben auch viel zurück: Wo immer sie auftauchen, zaubert der Anblick des Babys ein Lächeln in Gesichter, fangen Augen zu strahlen an. »Das Baby hat der Schulgemeinschaft super gut getan«, bringt es dessen künftiger Taufpate Simon Lentner auf den Punkt. »Es ist interessant, dass man mitkriegt, was so ein Baby heißt, welche Arbeit, aber auch welche Freude«, findet Vroni Schneider (18).
Doch die Gymnasiasten lernen so nicht nur den Umgang mit einem Baby. Julia und Simon leben ihnen täglich vor, dass man mit Zuversicht und Selbstvertrauen auch die größten Schwierigkeiten gemeinsam überwinden kann. »Als bekannt war, dass Julia schwanger war, haben mich immer wieder Mitschüler angesprochen und gefragt, wie die beiden das schaffen wollen,« erzählt Simon Lentner. »Die beiden haben sich gegen alle Kritik durchgesetzt und das genial gemeistert«, zollt er der Leistung des Paares großen Respekt.
Denn dass es bei aller Freude über den süßen Sohn auch ein Kraftakt ist, Schule und Baby gleichzeitig zu stemmen, verhehlen Julia und Simon nicht. Die Ankunft von Paul hat ihr Leben natürlich gewaltig verändert. Es beginnt schon beim nächtlichen Stillen und der durchorganisierten Morgentoilette, um rechtzeitig bis 7. 15 Uhr zum gemeinsamen Abmarsch mit Schulmappe und Kinderwagen fertig zu sein. »Früher bin ich eine Stunde später aufgestanden«, erinnert sich Julia an die Zeit vor Paul, und Simon ergänzt: »Wenn ich zu knapp dran war, bin ich schnell mit dem Roller zur Schule gefahren, das geht jetzt nicht mehr. «
Auch haben die beiden festgestellt: »Wir müssen jetzt viel planvoller vorgehen. « Ihr kleiner Sohn hat ihnen auch zu mehr Selbstdisziplin verholfen. »Das Lernen kann man nicht mehr hinausschieben. Sobald eine Zeitlücke ist, wird das gemacht«, weiß Julia. Und die 19-Jährige erzählt, dass sie mitunter sogar mit dem Baby im Tragetuch und einem Schulbuch vor der Nase spazieren geht, »dann hat Paul auch was davon, und wir sind beide zufrieden«.
Weniger als manche Gleichaltrige vermissen Julia und Simon das Nachtleben. »Wir sind vorher schon nicht die Partygänger gewesen, von daher geht uns nicht viel ab«, überlegt der 18-Jährige und fügt hinzu: »Dafür genießen wir die freien Minuten zu zweit viel mehr«. Konkrete Pläne für die Zeit nach der Schule haben die beiden noch nicht geschmiedet. Das nächste Ziel, das sie ansteuern, sind jetzt natürlich erst einmal die Abiturprüfungen im kommenden Frühjahr. Julia schwankt noch zwischen Studium und Ausbildung, Simon zieht es eher zur Uni. Klar ist jedoch für beide: Wenn wir woanders hinziehen müssen, gehen wir auf jeden Fall zu dritt.
Bisherige Antworten

*heul*, hach ist das schön! Find ich Klasse! LG--->

schönes Beispiel für Familienfreundlichkeit;-) vielerorts ist das undenkbar

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