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Im schlimmsten Fall tödlich

Meningokokken: Schweren Erkrankungen mit Impfungen vorbeugen

Eine Infektion mit Meningokokken ist selten. Doch Erkrankungen, die durch diese Bakterien ausgelöst werden, können innerhalb von wenigen Stunden lebensgefährlich werden. Schutz für Babys und Kleinkinder bieten Meningokokken-Impfungen.

Meningokokken: Schwere Erkrankungen mit Impfungen vorbeugen
© Getty Images/Westend61

Artikelinhalte im Überblick:

Kinderkrankheiten und ihre typischen Beschwerden

Was sind Meningokokken?

Bei Meningokokken (Neisseria meningitidis) handelt es sich um Bakterien. Sie werden in zwölf Serogruppen – also Varianten des Krankheitserregers – unterschieden: A, B, C, E, H, I, K, L, W, X, Y, Z.

Meningokokken siedeln sich im Nasen-Rachen-Raum an. Etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung sind symptomlose Keimträger. Außerhalb des menschlichen Körpers überleben die Bakterien nicht lange. Die Erkrankungen, die infolge einer Infektion auftreten, werden als invasive Meningokokken-Erkrankungen (IME) bezeichnet – sie können mit schweren gesundheitlichen Folgen einhergehen.

Vorkommen und Häufigkeit von Meningokokken

Meningokokken-Infektionen treten weltweit auf. In Deutschland werden die meisten Erkrankungen derzeit von den Serogruppen B (65 bis 70 Prozent) und C (20 bis 25 Prozent) verursacht. Laut Robert-Koch-Institut liegt die bundesweite Häufigkeit (Inzidenz) hierzulande bei unter 0,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner*innen.

Vor allem Babys und Kinder unter fünf Jahren sind von Meningokokken-Erkrankungen betroffen, wobei die meisten Erkrankungen in den ersten beiden Lebensjahren stattfinden. Im Alter zwischen 15 und 19 Jahren ist ein weiterer, kleiner Erkrankungsgipfel erkennbar.

Ursachen: Wie werden Meningokokken übertragen?

Am häufigsten werden die Bakterien beim Sprechen, Husten oder Niesen weitergegeben. In solchen Fällen wird von einer Tröpfcheninfektion gesprochen, weil die Bakterien in winzig kleinen Tröpfen von der infizierten Person aus in die Luft gelangen und von einer anderen Person eingeatmet werden. Auch durch direkten Schleimhautkontakt wie beim Küssen können die Bakterien übertragen werden.

Bei sehr engem Kontakt mit einer erkrankten Person ist auch eine Schmierinfektion möglich. Zum Beispiel, wenn man das Nasensekret einer infizierten Person berührt und sich anschließend selbst an die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen fasst. Eine reine Begegnung mit einer infizierten Person ohne engen Kontakt führt in der Regel nicht zu einer Ansteckung.

Symptome: Anzeichen einer Meningokokken-Erkrankung

Nach der Ansteckung mit Meningokokken bis zum Beginn der Symptome vergehen in der Regel drei bis vier Tage. Die sogenannte Inkubationszeit kann aber auch zwischen zwei bis zehn Tage betragen. Bereits sieben Tage vor Beginn der Symptome ist man ansteckend.

Eine Meningokokken-Erkrankung aufgrund der Infektion äußert sich zuerst grippeähnlich mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Schwindel und Fieber. Typisch ist, dass die Symptome plötzlich auftreten und schnell fortschreiten: Innerhalb von nur wenigen Stunden kann sich ein schweres Krankheitsgefühl entwickeln.

Je nachdem, welche Meningokokken-Erkrankung auftritt, können die Beschwerden unterschiedlich ausfallen. In der Regel gibt es zwei Verlaufsformen, die entweder einzeln oder in einigen Fällen auch zusammen stattfinden – die Hirnhautentzündung (Meningitis) und/oder die Blutvergiftung (Sepsis). Seltener kommt es im Rahmen der Meningokokken-Erkrankung zu anderen Krankheitsbildern wie zum Beispiel einer Lungenentzündung (Pneumonie) oder einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis).

Die Symptome der häufigsten Meningokokken-Verlaufsformen im Überblick:

  • Hirnhautentzündung (Meningitis): Die Meningokokken-Meningitis kann sich durch ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl äußern, das mit Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Benommenheit und Erbrechen einhergeht. Als typisches Anzeichen einer Hirnhautentzündung gilt die Nackensteifheit, bei der es nur schwer oder gar nicht möglich ist, das Kinn auf die Brust zu legen. Zudem sind Einblutungen an Haut und Schleimhäuten als Anzeichen möglich.

  • Blutvergiftung (Sepsis): Nach einer Meningokokken-Infektion kann es zu einem septischen Verlauf kommen. Bei einer Sepsis handelt es sich um eine systemische Entzündungsreaktion des Körpers, die zu lebensbedrohlichen Funktionsstörungen der Organe führen kann. Die Bakterien werden hierbei über die Blutbahn in den Körper ausgeschwemmt. Typische Symptome sind flächenhafte Einblutungen der Haut. Kommt es zu Komplikationen, treten weitere Symptome auf: Kalter Schweiß, Blässe und Bewusstseinsstörungen deuten zum Beispiel auf einen Blutdruckabfall hin. Der sogenannte septische Schock ist eine besonders schwere Unterform der Sepsis.

Besonderheiten bei Babys und Kleinkindern: In diesem Alter sind die Krankheitssymptome oft weniger ausgeprägt und daher auch schwerer zu deuten. Fieber, Erbrechen, Krämpfe, Reizbarkeit, Schläfrigkeit und eine vorgewölbte oder harte Fontanelle können Anzeichen einer Meningokokken-Erkrankung sein, während die typische Nackensteifheit fehlen kann. Wenn dein Kind folgende Symptome zeigt, solltest du die Anzeichen sofort medizinisch abklären lassen, denn sie können auf behandlungsbedürftige Erkrankungen hinweisen:

  • Fieber
  • schrilles Schreien
  • Berührungsempfindlichkeit
  • starke Unruhe
  • auffallende Teilnahmslosigkeit
  • Bewusstseinsstörungen
  • Nahrungsverweigerung und dabei eventuell Erbrechen oder Durchfall

Diagnose: Wie wird eine Meningokokken-Infektion festgestellt?

Neben Meningokokken können auch andere Bakterien oder Viren vergleichbare Symptome hervorrufen. Daher ist es wichtig, den Krankheitserreger möglichst schnell zu bestimmen.

Ein Erregernachweis kann auf verschiedenen Wegen erfolgen – in erster Linie über Blut oder Liquor (Hirnflüssigkeit). Seltener werden Schleimhautabstriche vorgenommen oder Proben aus den Hautveränderungen (Hauteffloreszenzen) untersucht.

Therapie: Wie werden Meningokokken behandelt?

Bei einer Infektion mit Meningokokken findet die Behandlung stationär statt – also im Krankenhaus. Bereits bei bestehendem Verdacht auf eine Infektion muss sofort das Krankenhaus aufgesucht werden. Dies ist notwendig, da eine Meningokokken-Erkrankung fast immer schwer verläuft und sie innerhalb weniger Stunden lebensgefährlich werden kann.

Im Krankenhaus wird eine Therapie mit Antibiotika (Penicillin G oder Cephalosporinen der Gruppe 3 wie Cefotaxim oder Ceftriaxon) eingeleitet und die infizierte Person wird für die ersten 24 Stunden isoliert, um weitere Ansteckungen zu verhindern. 24 Stunden nach Beginn einer erfolgreichen Antibiotika-Therapie ist man nicht mehr ansteckend. Gemeinschaftseinrichtungen dürfen erst nach der Genesung wieder besucht werden.

Je nach Verlauf der Meningokokken-Erkrankung kann eine intensivmedizinische Betreuung erforderlich sein. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Blutvergiftung zu einem Kreislaufversagen führt. Bei Komplikationen können zudem weitere Behandlungen wie die Therapie von Gerinnungsstörungen oder epileptischen Anfällen erforderlich sein.

Meningokokken-Infektion: Behandlung von Kontaktpersonen

Engen Kontaktpersonen von Infizierten wird vorsorglich ein Antibiotikum verabreicht. Die Antibiotikagabe gilt in der Regel bis zum zehnten Tag nach dem Kontakt als sinnvoll, um den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern und das Risiko einer weiteren Übertragung zu verringern. Für ungeimpfte Kontaktpersonen – insbesondere aus dem gleichen Haushalt – wird zusätzlich eine nachträgliche Meningokokken-Impfung empfohlen. Dazu muss der Serotyp bekannt sein, um den passenden Impfstoff verabreichen zu können.

Als Kontaktpersonen kommen zwar vor allem die Haushaltsmitglieder infrage, aber auch Spielkamerad*innen, feste Sitznachbar*innen in der Schule oder Betreuungspersonen in Kindertagesstätten sollten in Betracht gezogen werden.

Meningokokken-Erkrankung: Welche Komplikationen können auftreten?

Die möglichen Komplikationen einer Meningokokken-Erkrankung hängen von der Verlaufsform ab:

  • Bei einer Hirnhautentzündung: Eine Meningitis kann unter anderem mit Komplikationen wie Krampfanfällen, Lähmungen oder Schädigungen des Innenohrs einhergehen, die zu Taubheit führen. Bei Kindern sind Entwicklungsstörungen wie eine Einschränkung des Intellekts oder Lernschwierigkeiten möglich. Bei etwa einem Prozent der Betroffenen führt die Meningokokken-Meningitis zum Tod.

  • Bei einer Blutvergiftung: Eine Sepsis, die durch Meningokokken ausgelöst wird, verläuft oft sehr schwer: Sie kann zu schweren Organschäden, lebenslangen Behinderungen oder gar zum Tode führen. Stirbt aufgrund der Durchblutungsstörung Gewebe der Gliedmaßen ab, ist eine Amputation des betroffenen Körperteils erforderlich. Bei einer Blutvergiftung liegt die Sterblichkeit bei 13 Prozent. Ein septischer Schock geht mit einer hohen Sterblichkeit von 33 Prozent einher. In zehn bis 15 Prozent der Fälle führt die Sepsis zum besonders gefürchteten Waterhouse-Friderichsen-Syndrom: Betroffene sind apathisch, komatös, atmen schnell, haben einen schnellen Herzschlag, hohes Fieber und zahlreiche Einblutungen in Haut, Schleimhäuten und Organen. Es kommt aufgrund der Durchblutungsstörung unter anderem zu einer Zerstörung der Nebennieren mit akuter Lebensgefahr.

Impfung gegen Meningokokken: Wie einer Infektion vorbeugen?

Durch die mögliche Schwere der Meningokokken-Erkrankungen kommt der Vorbeugung einer Infektion eine besondere Bedeutung zu. Zum bestmöglichen Schutz stehen in Deutschland verschiedene Impfstoffe zur Verfügung.

Nach einer Meningokokken-Impfung kann es zu Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle kommen. Auch Allgemeinsymptome wie zum Beispiel Fieber, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden sind in den ersten Tagen möglich. Andere Nebenwirkungen wie vorübergehende Gesichtsschwellungen oder Nesselsucht sind selten bis sehr selten. Da die Nebenwirkungen auch vom verwendeten Produkt abhängen, sollten die jeweiligen Herstellerangaben hierzu überprüft werden.

Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Meningokokken-C-Impfung für alle Kindern im Alter von 12 bis 23 Monaten. Die Kosten werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen. Der Impfstoff wird einmalig verabreicht. Wurde die Impfung verpasst, wird dazu geraten, diese zu jedem möglichen Zeitpunkt bis zum 18. Geburtstag nachzuholen – gegebenenfalls auch noch danach.

Liegt ein erhöhtes Risiko für Meningokokken-Erkrankungen vor, wird ein Meningokokken-ACWY-Konjugatimpfstoff empfohlen. Dieser ist wirksam gegen die Serogruppen A, C, W und Y. Folgende Personengruppen haben laut Robert-Koch-Institut ein erhöhtes Risiko: Menschen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten, gefährdetes Laborpersonal, Pilgerreisende sowie Reisende in Länder, in denen Infektionen auftreten und sofern enger Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung gepflegt wird. Außerdem: Schüler*innen oder Studierende, die einen Langzeit-Aufenthalt in Ländern verbringen, in denen die Impfung allgemein für Jugendliche empfohlen wird. Für den individuellen Fall empfiehlt sich eine ärztliche Impfberatung.

Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B

Die Meningokokken-B-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission für Personen mit einem erhöhten Risiko empfohlen, eine standardmäßige Impfempfehlung gibt es derzeit noch nicht. Dies ist unter anderem der Fall, weil die STIKO hierzu noch mehr Daten benötigt – etwa, ob die Impfung auch zu einem Herdenschutz führt, bei dem Geimpfte die Krankheitserreger nicht mehr weitergeben können. In Absprache mit dem*der Kinderarzt*Kinderärztin kann die Meningokokken-B-Impfung trotzdem durchgeführt werden. Der Impfstoff ist in Deutschland zugelassen und gilt daher als sicher und wirksam.

Über die Kostenübernahme sollten sich Eltern bei der jeweiligen Krankenkasse informieren: Einige Krankenversicherungen erstatten die Kosten für die Impfung mittlerweile komplett, andere beteiligen sich zumindest teilweise oder es müssen bestimmte Voraussetzungen für die Kostenübernahme erfüllt sein. Als Selbstzahlerleistung fallen pro Impfung Kosten in Höhe von ungefähr 150 Euro an.

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, die Meningokokken-B-Impfung möglichst früh durchführen zu lassen, weil die Krankheitslast in den ersten beiden Lebensjahren am höchsten ist. Je nach Herstellerangaben werden im Alter von zwei bis fünf Monaten zwei Impfstoffdosen im Abstand von zwei Monaten oder drei Impfstoffdosen im Abstand von einem Monat zur Grundimmunisierung empfohlen. In allen anderen Altersgruppen werden zwei Impfstoffdosen verabreicht.

Wird ein Kind in den ersten zwei Lebensjahren geimpft, ist zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erforderlich. Der Zeitpunkt richtet sich nach dem Alter, in der die Grundimmunisierung stattfand und sollte daher in Absprache mit der kinderärztlichen Praxis festgelegt werden.

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