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Möchte mir etwas von der Seele schreiben

Ich bin neu hier und möchte mir einfach etwas von der Seele schreiben.
Inzwischen habe ich 2 gesunde Söhne (2,5 Jahre & 7 Monate alt) und bin unglaublich glücklich darüber.
Vor einigen Jahren habe ich eine Tochter in der 17. SSW gehen lassen, nachdem ein offener Rücken festgestellt worden war. Ich denke eigentlich immer noch, dass diese Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt richtig war. Aber seit ich meine Söhne habe, muss ich wieder sehr oft an mein Mädchen denken. Vor einigen Wochen habe ich ihr endlich noch einen Namen gegeben. Jetzt wo ich sehe, wie meine Söhne groß werden, frage ich mich immer mal wieder, wie die Kleine wohl wäre, wenn wir sie leben gelassen hätten. Solche Fragen führen natürlich zu nichts, weil ja nunmal alles anders gekommen ist.
Im Oktober 1996 erfuhr ich, dass ich ungewollt schwanger geworden war. Zu dieser Zeit studierten mein jetziger Mann und ich noch, so dass die Nachricht zunächst ein Schock war. Wir waren uns jedoch sofort einig, dass wir das Kind bekommen möchten. Der Gedanke, dass ein nicht geringer Teil aller Schwangerschaften schon früh mit einer Fehlgeburt enden, war mir damals völlig fremd. Wir hatten uns also darauf eingestellt, im nächsten Frühsommer Eltern zu werden, als ich in der 13. SSW mit starken Krämpfen und Blutungen aufwachte. Alles war vorbei.
Kurze Zeit später wagten wir einen neuen Versuch. Schon im März 1997 war ich sicher, dass ich wieder schwanger war. Aufgrund der vorherigen Erfahrung habe ich mich jedoch zunächst nicht getraut, an einen positiven Ausgang zu glauben und bin erst in der 14. SSW zum Gynäkologen gegangen. Ich war so glücklich, weil ich irgendwie fest daran geglaubt habe, dass nun alles gut wird. Schon in der 14. SSW und das Kind lebt.
Aber diesmal wurde alles noch viel grausamer als beim ersten Mal. Beim Ultraschall wurde bei unserem Kind ein offener Rücken (Spina Bifida) diagnostiziert. Und dann wurde uns die Entscheidung überlassen, ob unser Kind schwer krank zur Welt kommen soll oder ob wir die Schwangerschaft abbrechen möchten. Ich habe mich niemals zuvor oder danach so hilflos gefühlt wie in diesem Moment. Wie soll man eine solche Entscheidung treffen ? Wir haben uns damals für den Abbruch entschieden. Ich werde niemals erfahren, ob es die richtige Entscheidung war, aber ich hoffe es. Ich habe unsere Tochter in der 17. SSW zur Welt gebracht. Sie war 23 cm groß und 480 g schwer. Mein Mann war die ganze Zeit bei mir und ich war irgendwie erleichtert, als ich gesehen habe, dass sie wirklich einen offenen Rücken hatte. Vorher hatte ich immer Angst, dass ich nach der Geburt feststelle, dass eigentlich alles in Ordnung war. Darum bin ich sehr froh darüber, dass wir uns entschlossen haben, unser Kind zu sehen. Ich habe das Ganze dann lange Zeit verdrängt, aber wie schon gesagt, hat die Geburt meiner Söhne dazu geführt, dass ich wieder oft daran zurück denke. Das ist zwar einerseits sehr traurig, aber irgendwie ist es doch auch gut, dass ich mich jetzt wieder mit meinem Mädchen beschäftige und nicht mehr nur verdrängen kann.
Bisherige Antworten

Re: Möchte mir etwas von der Seele schreiben

Hallo,
ich bin nur hier eingeschlichen, weil die Cousine meines Mannes am Sonntag eine Totgeburt hatte und ich das verarbeiten muss, weil ich so schockiert bin und irgendwie auch Hilfe und Rat brauche.
Ich hab selbst drei Kinder, Gott sei Dank, aber in den SS´en hab ich immer Todesängste ausgestanden, in der Hoffnung, keines meiner Kinder zu verlieren.
Eine andere Cousine meines Mannes, mit der ich nach der Totgeburt telefonierte, schilderte mir auch einen medizinischen Abbruch in der 20. SSW vor vielen Jahren, es war auch ein Mädchen.
Das Mädchen hatte Down-Syndrom und ihr wurde damals (vor 14 Jahren) geraten, das Kind abzutreiben und sie tat es.
Sie war noch sehr jung, es war ihre erste SS und sie dachte, ein behindertes Kind würde ihr Leben komplett verändern.
Down Syndrom war wohl damals noch nicht so öffentlich diskutiert und nicht bekannt, dass diese Kinder ein genauso tolles Leben haben können und nur etwas Anders sind.
Sie war auch noch sehr jung, unter 20 Jahren und auch sie brachte das Mädchen tot zur Welt.
Danach békam sie noch zwei Fehlgeburten und dachte, nie wieder ein gesundes Kind zu bekommen, sie sei nicht in der Lage dazu, doch sie bekam zum Glück noch drei Söhne.
Sie hat das Erlebte auch verdrängt, ich kenne die Cousine gut, aber das wusste ich nicht.
Erst jetzt, mit der Totgeburt der anderen Cousine kam bei ihr alles hoch, sie denkt wieder an "ihr" Mädchen, sie erlebt alles wieder nochmal, zumal sie bei der stillen Geburt dabei war und die Cousine stützte.
Auch wenn sie unendlich glücklich ist, drei gesunde Jungs zu haben, vermisst sie ihr Mädchen und fragt sich auch, ob es richtig war, denn eigentlich ist das Down Syndrom heutzutage kein Abtreibungsgrund mehr.
Ich verstehe Deine Trauer, lass es raus und rede über Deine Tochter, Du hast 3 Kinder, auch wenn nur zwei bei Dir leben.
Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute, möge die Zeit die Wunden heilen.
Lg, Deine Anita

Re: Möchte mir etwas von der Seele schreiben

Hi!
Ich kann Dich nur zu gut verstehen.
Vor fast 3 Jahren haben wir unseren ersten Sohn gehen lassen. Ich war in der 15. SSW. Er war auch sehr krank und man sagte uns er wird in meinem Bauch sterben. Ich könnte darauf warten oder die SS abbrechen. Wir haben uns dann dazu entschlossen die SS abzubrechen..........
Es war eine ganz ganz schlimme Zeit........
5 Monate später folgte dann noch eine Eileiterschwangerschaft.
Aber nochmal kurz danach wurde ich ein 3. Mal schwanger und habe dann im April 2005 einen gesunden Jungen zur Welt gebracht.
Aber meinen 1. Sohn werde ich nie vergessen. Und selbst heute noch frage ich mich ob unsere Entscheidung zum Abbruch richtig war. Kann doch sein das er hätte doch leben können usw......
Wenn ich meinen Sohn ansehe, dann frage ich mich wie unser erster wohl ausgesehen hätte. Ob er genauso süß gewesen wäre..........
Es wird mich wohl mein ganzes Leben lang begleiten. Das hat mich tief geprägt. Aber ich will nichts verdrängen. Denn das gehört zu unserem Leben. Manchmal denkt man wieder mehr darüber nach und dann eine ganze Weile nicht.
So wird es wohl auch bei Dir sein. Und es ist o.k.!
Denn die Frage die Du Dir heute noch stellst, kann Dir eh niemand beantworten. Ob und wie Deine Tochter hätte leben können..........
Nehm Dir die Zeit um zwischendurch an Deine Tochter denken zu können.
Alles Liebe
Sandra
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