Hallo Lili,
google mal nach "Nachbarschaftsrecht". Du findest unter anderem rechtskräftige Urteile zu Lärm, der durch Kinder verursacht wird. Spielende Kinder sind grundsätzlich zu tolerieren. Mittagsruhe gibt es nicht mehr, Nachtruhe ist von 22 bis 6 Uhr.
Abgesehen von dieser rechtlichen Seite finde ich es unzumutbar von einer Familie zu verlangen, dass sich Kinder immer und absolut ruhig verhalten sollen. Der natürliche Bewegungsdrang ist gesund und wichtig - Defizite im grobmotorischen Bereich wirken sich auf die gesamte Entwicklung eines Kindes aus.
Deinen Mann kann ich allerdings auch verstehen. Ich hätte es auch nicht gern, wenn Nachbarn sich bei uns beschwerten. (Neulich kam ein Nachbar die Straße hoch und meinte: "Ich wollte mich über ihre Kinder beschweren! .... Ach was, ich wollte nur ein Gespräch beginnen!")
Vielleicht wäre ein gangbarer Weg der folgende: Ihr fragt die Nachbarn nach den Zeiten, in denen sie ein verstärktes Ruhebedürfnis haben und versucht euch danach zu richten. Gleichzeitig weist ihr sie darauf hin, dass Katharina ihren Bewegungsdrang auch ausleben muss. Das Gespräch kannst du ja auch ohne deinen Mann führen ;-)
LG Katja

Hallo Katja,
sicher gibt es noch eine Mittagsruhe!!
In der Satzung unserer Stadt sind diese Zeiten festgelegt. Und auch zB Rasen mähen ist in dieser Zeit untersagt!
LG Nina

Hallo Nina,
in welchem Bundesland wohnst du denn? In Bayern und NRW gibt es meines Wissens nach keine Mittagsruhe (mehr). Rasen mähen ist erlaubt MO-SA 7-20 Uhr. Nur für schwere Maschinen (Kettensäge u.a.) gelten andere Zeiten.
LG Katja

Hallo Katja,
in unserem Mietvertrag (wir wohnen in Bayern) steht: Die allgemeinen
Ruhezeiten 13h-15h und 22h-7h sind einzuhalten. Auch an den Spielplätzen,
die zu unserer Wohnsiedlung gehören, steht das dran. Aber da sind meistens eh
nur spät nachmittags irgendwelche Kinder, ansonsten hat man Schaukel und Co.
für sich alleine.
LG Lili

Liebe Katja,
da wir Probleme mit Grillen auf dem Balkon unter uns (ohne Schutz eines eigenen Balkons) und mit "Kiffen in unserem Schlafzimmer" (so stinkt es hier zumindest) haben, habe ich Deine Recherche versucht nachzuvollziehen.
Da uns als Musiker auch diese Lärmgeschichten interessieren, wundere ich mich über Deine Aussage "Mittagsruhe gibt es nicht mehr". Ich halte die Mittagsruhe auch für idiotisch, da die Lebensrhythmen der Menschen heute derart unterschiedlich sind - 13 bis 15 Uhr muss ja nicht einmal den Mittagsschlaf eines Kleinkinds erfassen! Wenn mein Mann z.B. die Mittagszeit "durchüben" darf, dann ist er dafür abends früher fertig, was für die Nachbarn doch viel besser ist. Doch: Ich lese in den Quellen z.B. "Auf jeden Fall sollten Sie die allgemeinen Ruhezeiten von 13 bis 15 Uhr und von 22 bis 07 Uhr einhalten - in dieser Zeit ist Zimmerlautstärke angesagt." Bei uns steht die auch im Mietvertrag. Wir halten uns allerdings nicht daran, weil sich niemand gestört führt, und wie dadurch andere Störungen vermeiden reduzieren können.
Wie kommst Du darauf, dass es keine Mittagsruhe mehr gibt?
Liebe Grüße
Tini

Liebe Tini,
ich habe kürzlich intensiv recherchiert, weil ich mich über Pflanzabstände informieren wollte. Dabei bin ich auf verschiedene verwandte Urteile gestoßen.
Fündig wirst du z.B. beim ARD Ratgeber Recht:
"AG Trier
2001-01-17
5 C 194/00
Rechtsbereich/Normen: BGB
Einstellung in die Datenbank: 2001-11-09
Bearbeitet von: Markus Baum
Quelle: Mieterzeitung, WM 1983, S. 237
Kinderlärm muss unter gewissen Umständen toleriert werden
Die Bewohner eines größeren Mietshauses müssen Lärm wie Kindergeschrei, Kindergetrampel oder gelegentliches Fallenlassen von Gegenständen nach einem Urteil des AG Trier tolerieren. Die Miete drf dann nicht gekürzt werden."
"AG Bergisch Gladbach
1982-05-18
26 C 14/82
Rechtsbereich/Normen: BGB
Einstellung in die Datenbank: 2001-11-09
Bearbeitet von: Markus Baum
Quelle: Mieterzeitung; WM 2001, S. 237
Nächtliches Kindergeschrei muss geduldet werden
Ein Mieter muss das Lachen, Weinen und Schreien von Kindern auch nachts als natürliches Verhalten des Kindes dulden. Nach einem Urteil des AG Trier darf daher in solchen Fällen die Miete nicht gemindert werden."
"Bundesgerichtshof
---
1 K 1074/03.KO
Rechtsbereich/Normen: ---
Einstellung in die Datenbank: 2003-09-23
Bearbeitet von: Martina Seipelt
Quelle: dpa/lrs
Sport- und Spiellärm muss grundsätzlich geduldet werden
Wem es tagsüber in den eigenen vier Wänden durch den Lärm von Sport- und Spielplätzen zu laut wird, der hat schlichtweg Pech gehabt. Grund: Ein derartiger Geräuschpegel ist von Anwohnern grundsätzlich zu dulden.
Mit dieser Entscheidung wies das Koblenzer Verwaltungsgericht die Klage einiger Anwohner gegen ihre Stadt ab. Die Kläger wehrten sich dagegen, dass die Beklagte einen Schulhof außerhalb der Unterrichtszeiten als Sport- und Spielplatz freigegeben hatte. Sie meinten, dass sie nicht zur Hinnahme solcher Lärmbelästigungen außerhalb der Unterrichtszeiten verpflichtet seien. Vor Gericht hatten sie damit allerdings keinen Erfolg. Denn obgleich es sich bei dem Lärm im rechtlichen Sinne um Immissionen handele, seien diese als "unvermeidbare Lebensäußerungen von Kindern" hinzunehmen. Dies gehöre untrennbar zum Wohnen in Städten dazu."
In Bezug auf Kindergeschrei und Rasenmähen gibt es also keine allgemein gültige Mittagspause mehr. Ich weiß nicht, inwiefern ein solcher Passus in Mietverträgen bindend ist und was genau eine Zuwiderhandlung darstellen würde.
Wann Musik eine Lärmbelästigung darstellt, habe ich noch nicht herausfinden können.
LG Katja

Liebe Katja,
vielen Dank - da wären wir ja für den Fall der Fälle einer Beschwerde über Kinderlärm gewappnet. Bezüglich Profimusizieren musst Du nicht recherchieren, das haben wir alles schon reichlich hinter uns (und einen starken Berufsverband im Rücken) - die Rechte eines Musikers sind erstaunlich weitreichend, sofern er nicht Schlagzeug o.ä. spielt. Wir haben zurzeit an dieser Front zum Glück Frieden und mein Mann kann sich ohne Stress auf alle anstehenden Termine vorbereiten.
Kinderlärm ist eben auch in der Mittagspause nicht hunderprozentig abzuschalten. Aber generell gibt es doch die Mittagspause, oder?
Liebe Grüße
Tini

Hallo Tini, hallo Katja (wie schön, dass ich jetzt die Gesichter kenne),
ehrlich gesagt hoffe ich, dass es diese "traditionellen" Ruhezeiten (also Mittag- und Nachtruhe) noch gibt. Denn ansonsten bin ich echt verloren und werde wohl bald aus meiner Wohnung ausziehen (und damit meine ich nicht Kindergebrüll, Lachen oder Spielen, das würde mich alles gar nicht stören), sondern Musik.
Neben uns im Haus wohnen Menschen, die mitten in der Nacht ihr KeyBoard anschmeißen und furchtbar laut singen (so in der Art Alleinunterhalter), brüllen usw. Und das Ganze passiert nicht nur einmal in zwei Monaten, sondern etwa 3x die Woche. Es sind bereits zwei Familien im Haus deswegen ausgezogen.
Tini, hiermit möchte ich gar nicht Menschen angreifen, die vernünftig Musik machen (auch gerne mal um 5 nach 22Uhr), aber jede Nacht dieses Gejaule (sorry) finde ich wirklich schlimm.
Weiß einer von Euch, wie das Ganze rechtlich aussieht? uns wurde gesagt, wir seien zwar im Recht, aber tun könne man trotzdem nichts.
Um es nochmal klar zu sagen: Mir geht es hier nicht um Kinder, die dürfen so laut sein, wie sie wollen.
So, nu ist Schluss
Sabine

Liebe Sabine,
eine Berufstätigkeit ist nicht stärker zu bewerten als die allgemeinen Ruhezeiten. Spätestens nach 22 Uhr ist Schluss - wenn nicht schon um 19 oder 20 Uhr. Meine Bemerkung zielte darauf, dass Berufsmusiker mit bestimmten Instrumenten keine Übemengenauflagen (wie etwa max. 1-2 Stunden täglich) bekommen können, dazu gibt es Urteile.
Bei Keyboard etc. kenne ich mich nicht aus. Aber diese Instrumente haben immerhin den Vorteil, dass man sie lauter und leiser stellen kann, wenn ich mich nicht irre. Meinst Du, die üben oder sind das Veranstaltungen? Ich würde mich auf alle Fälle wehren. Nachts dürfen die nicht lauter als Zimmerlautstärke sein, eben so, wie wenn sie in ihrer Wohnung ein Radio laufen haben, das ist ja auch nicht verboten, muss aber leise genug sein.
Liebe Grüße
Tini

Hallo Tini,
danke für die schnelle Antwort!
Unsere alten Nachbarn (also die, die ausgezogen sind) habe sich mehrfach beschwert und waren auch in der wohnung neben an drin. es ist definitiv keine Veranstaltung, sondern die üben (die Aussage der Leute dort war "unser Sohn müss so laut üben"). Sie sind nicht bereiter die Musik leiser zu stellen. Allerdings muss man dazu sagen, dass sie allgemein sehr rücksichtslos sind. Lassen nachts Autotüren offen, wenn Radio im Auto sehr laut läuft, brüllen über die ganze Straße und schmeißen Zigarettenkippen in den Garten unseres Hauses.
Nochmal Danke
Sabine

Hallo Tini,
ohne jetzt nocheinmal nachzurecherchieren: die offiziellen Ruhezeiten wurden wohl wirklich weitestgehend abgeschafft - früher war das idR in der Gemeindesatzung geregelt, ggf. mal beim örtlichen Ordnungsamt nachfragen.
ABER: in den meisten (Miets-)Häusern gibt es eine Hausordnung und in der kann sowas wieder festgeschrieben werden (oder auch direkt im Mietvertrag). Wenn Ihr also so eine Hausordnung habt, müsst Ihr Euch auch dran halten.
LG, Beate

Liebe Beate,
so kenne ich das auch. Wir halten uns allerdings, was das Musizieren betrifft, nicht an die MIttagsruhe-Hausordnung, weil wir dadurch zur Ent(!)-Lastung der anderen Mietparteien beitragen. Die meisten sind nämlich mittags nicht da, während sie den Abend eben schon zu Hause verbringen, und mein Mann hat in Spitzenzeiten einfach seine x Stunden zu üben.
Gottseidank haben wir zurzeit kein Übeproblem, denn die Nachbarn hören uns entweder nicht, sind nicht da, fühlen sich nicht gestört oder stellen in dem einen Fall selber eine Siff-und-Kiff-WG dar, die uns derart mit ihrem Gestank und Lärm behelligt, dass sie froh sind, wenn der Ärger nicht andersherum läuft.
Also: alles im grünen Bereich, nur kiffen wir ins unserem Schlafzimmer jetzt gratis mit.
Liebe Grüße
Tini

Hallo Tini,
solange alle damit zufrieden sind ist es ja sowieso kein Problem. ;)
Du hattest nur gefragt wie die rechtliche Lage ist.
LG, Beate

Weißt Du eigentlich, inwieweit die Hausordnungen weit über örtlich geltende Emissionsschutzgesetze hinausgehen dürfen?
Soweit ich weiß, darf in der Hausordnung nicht etwas erlaubt werden, das bereits gesetzlich verboten ist. Da kann z.B. nicht stehen, dass das Arbeiten mit ätzenden Stoffen auf den Balkonen erlaubt ist. Aber dürfte in der Hausordnung stehen, dass das Tragen von grünen Hosen im Treppenhaus verboten ist?
Ich will mit diesen krassen Beispielen überlegen, ob in Gegenden, in denen die Mittagsruhe gesetzlich nicht mehr vorgesehen ist, der Vermieter überhaupt eine solche Einschränkung auferlegen darf oder ob Mieter dann erfolgreich dagegen klagen könnten.
Liebe Grüße
Tini

Hallo Tini,
ich bin keine Juristin, von daher keine Gewähr.
Was der Vermieter keinesfalls verbieten darf: Sachen, die niemand anders beeinträchtigen und seinem Eigentum keinen Schaden zufügen. Beispiel dafür ist die Haltung von Kleintieren oder Fischen (im Gegensatz z.B. von Hunden und Katzen). Ich hab auch mal gelesen, dass z.B. in einem gemieteten Einfamilienhaus keine Regelungen zur Ruhezeit zulässig sind, weils keine Betroffenen gibt.
Nach allem was ich zu dem Thema im Internet gefunden habe, gibt es aber bisher keine Diskussion darüber, dass in einer Hausordnung Ruhezeiten grundsätzlich geregelt werden dürfen, es gibt wohl auch bisher keine entsprechenden Gerichtsurteile. Damit würde ich einem entsprechenden Rechtsstreit nur geringe Erfolgsaussichten geben - und ggf. einen Weg bis nach Karlsruhe einkalkulieren ...
LG, Beate

Hallo Beate,
ich habe heute Abend extra einen Juristen eingeladen, um ihn mit solchen Fragen zu löchern.
Nein, er wäre sowieso gekommen ;-)
Er ist der Auffassung, dass es rechtens ist, Ruhezeiten weiter auszudehnen, als es das Nachbarschaftsrecht des jeweiligen Landes vorsieht. Ein solcher Passus im Mietvertrag wäre nur dann anfechtbar, wenn die Vereinbarung sittenwidrig oder unzumutbar sei. In den letzten Jahren habe die Toleranz gegenüber den von Kindern verursachten Geräuschen zugenommen - jedenfalls in der Rechtsprechung ;-)
@Tini: Mittagspause - hast du eine?
LG Katja

Äm, Mittagspause? Unsereiner hat doch nicht einmal Wochenende, weder wir als Eltern, noch mein Mann als Musiker. Liebe Grüße, Tini, zeitlos