... gekommen, um etwas zu Claudias Posting zu schreiben ;-)
Ja, eigentlich bin ich gekommen, um mich hier endlich mal für die ganzen lieben Worte zu bedanken und selber auch mal Bericht zu erstatten.... hat ja mal wieder ewig gedauert!
Was für mich/uns der schönste und schlimmste Moment des Jahres war, ist ja wohl klar... der schlimmste war der 24.10.2006 gegen 17 Uhr (auch noch unser Jahrestag!), als die Krankenschwester zu mir und Noah in den CT Raum kam und meinte:" Gehen sie lieber mal raus zu ihrem Schwiegervater, ich kümmer mich so lange um den Kleinen..." und ich raus kam, meinen Schwigervater am Rande der Verzweiflung sah und die Bilder meines Sohnes auf dem Bildschirm sah... da war eigentlich schon keine Erklärung mehr nötig....
Der schönste Moment, der an dem Männe und ich beschlossen, daß wir kein Pech hatten, sondern unsagbares Glück, war der, als wir in dem Eppendorfer Spielwarenladen standen und um kurz vor 12 den Anruf bekamen, daß alles gut gelaufen ist und unser Sohn wieder ganz der Alte werden wird!
So, nun aber endlich mal der ausführliche Bericht *Kaffeehinstell*:
Also erstmal natürlich lieben Dank für die ganzen lieben Worte! Wir waren wirklich überwältigt! Sowohl hier, als auch in Finns Entbindungsforum, als auch in unserem Freundeskreis war die Resonanz wirklich überwältigend! Aus zeitmangel haben wir nur die engsten Freunde informiert (ausser der Familie natürlich!), aber nach ein, zwei Tagen bekam ich SMS und E-mails von Freunden, die inzwischen in ganz Deutschland und der Welt verstreut leben! Das war schon sehr schön und hat ja offensichtlich auch geholfen :-)
Tja, wo soll man da noch anfangen... für uns kommt es eh so vor, als wäre das alles ein anderes Leben gewesen... deswegen halte ich mich -für meine Verhältnisse- auch mal kurz *ggg*
Am 16.10. (Montag) hatte Noah bei seiner besten Freundin geschlafen. Am nächsten Tag holte ich ihn dann aus dem Kiga ab und alles war eigentlich normal. Am nächsten Morgen war er weinerlich, wollte nicht in den Kiga und ich dachte, er wäre nur nölig, weil er bei seiner Freundin zu lange wach war und so aufgedreht war und hab ihn natürlich trotzdem in den Kiga geschleift. Dort meinte er dann direkt er müsse spucken. Aber auf der Toi kam dann nichts und somit meinte ich nur "siehste, ist doch alles okay!" Zwei Stunden später rief dann der Kiga an und meinte, ich solle Noah abholen kommen, er hätte gespuckt und wäre weinerlich. Also abgeholt, zu Hause hat er auch noch ein paar mal gespuckt, aber immer nur klaren Schleim (da dachte ich noch, daß das ja logisch ist, weil er ja auch nix im Magen hat). Nachmittags war er wieder einigermaßen fit, klagte aber über Kopfschmerzen. Am nächsten Tag hab ich ihn wieder in den Kiga gebracht, weil er abends eben wieder völlig fit war... kurz danach kam dann wieder der Anruf und von da ab lag er drei Tage
nur auf dem Sofa, klagte über Kopfschmerzen und spuckte. Er erzählte uns, er sei bei seiner Freundin vom Sofa gefallen und auf den Kopf gefallen. Genau an der Stelle hatte er wohl auch einen blauen Fleck, so daß wir uns schon Sorgen machten, ob es nicht doch eine Gehirnerschütterung sei. Aber da er erst am zweiten Tag nach dem Sturz anfing zu spucken, haben wir es eigentlich ausgeschlossen. Am Sonntag war er eigentlich recht fit, wollte nur nichts essen (haben extra was bei Mc Dreck geholt, weil wir dachten, wir machen ihm ne Freude... aber er hat nix angerührt!). Am Montag kam er dann auch wieder in den Kiga und diesmal kam kein Anruf. Als ich aber im Kiga ankam, waren alle Kinder draussen, nur meinen Sohn konnte ich nirgends sehen... dabei ist er sonst immer ganz oben auf der Kletterburg und ich muß ihm jedesmal nachklettern, um ihn zum gehen zu bewegen!
Da kam schon eine seiner Erzieherinnen auf mich zu und meinte, daß das ja ein ganz anderes Kind sei und er den ganzen Tag nur in der Kuschelecke lag und nichts gesagt hat... ich meinte dann auch, daß er ganz anders sei, als sonst, er aber am Sonntag Abend eben wieder recht fit war und ich ihn deswegen eben wieder auch in den Kiga gebracht habe etc... zu Hause war er dann zwar ruhiger als sonst, aber ansonsten ganz okay. Nachmittags waren die drei dann bei meinen Schwiegereltern und ich ausgibig shoppen. Meinem Schwiegervater ist abends an ihm auch nichts aufgefallen. Er meinte, er war zwar recht ruhig und ein wenig lethargisch, aber wenn er wirklich ne Magen-Darm-Sache hatte, dann sei das ja auch kein Wunder.
Also am nächsten Tag (Dienstag der 24.10.) wieder in den Kiga gebracht und wieder das gleiche Spiel. Ich kam in den Kiga und sah Noah wieder in der Kuschelecke wimmernd liegen. Die Erzieherinnen meinten wieder, daß er den ganzen Tag so war. Zu Hause angekommen, fing er wieder an zu weinen, meinte, er habe Kopfschmerzen und ich meinte noch sowas wie, daß wir dann nicht ins Kino gehen könnten (wollten nachmittags mit der besten Freundin von Noah und Zoe und deren Mutter ins Kino) und das war ihm völlig egal, obwohl er sich schon lange darauf gefreut hatte. Dann fing er wieder aus dem nichts an zu spucken und dann meinte ich nur noch zu Carsten, daß das jetzt reichen würde und ich gleich mit ihm ins KH fahren würde. Hab nur noch die Mutter von ihrer Freundin angerufen und sie gefragt, ob es ihr was ausmachen würde mit den Mädels alleine ins Kino zu gehen und sie meinte direkt, daß das okay sei und ich solle Zoes Klamotten mitbringen, dann würde sie sie gleich mit zu sich nehmen, dann bräuchte ich mir keinen Kopf machen und hätte mehr Ruhe und Zeit im KH. Also gesagt getan. Unterwegs hat Noah dann die ganze Zeit im Auto gespuckt.
In der Kinderklinik angekommen, wußten dann zum Glück alle direkt bescheid, so daß wir auch direkt dran kamen. Der Arzt meinte noch, daß das sicher nichts sei, weil keine Symptome für ne Gehirnerschütterung (und was hätte es denn sonst sein sollen!?), also vermutlich doch eher ne Magen-Darm-Grippe. Aber zur Vorsicht eben doch mal Sono machen lassen. Also saßen, bzw. lagen wir wieder bei dem Prof, der damals auch Noahs Plexuszyste geschallt hatte. Er machte Sono vom Kopf, sagte nix. Guckte sich dann den Magen und Darm an und meinte direkt, also da ist alles okay. Ging nochmal zum Kopf und sagte wieder nichts. Ich sah einen großen schwarzen Ball auf dem Monitor, dachte aber, wenn der Prof nix sagt... wer weiß, wie hoch die Auflösung ist, vielleicht sind das nur ein paar mm und gehören dahin.... also wieder zurück auf der Kinderstation, da kam der Kinderarzt noch recht gut gelaunt an und meinte, daß ein Sono zu ungenau sei, man somit zur Sicherheit aber doch lieber noch ein CT machen würde und das ja die Abteilung meines Schwiegervater sei und ich somit jetzt zu ihm mal rüber könne. Mein S-Vater kam auch noch ganz gut gelaunt rüber, versuchte das Häufchen Elend, das auf meinem Arm lag aufzuheitern und meinte noch, daß das sicher nichts sei. Dann fing Noah wieder aus dem nichts an zu spucken und mein S-Vater wurde doch was ernster. Also ab ins CT, Noah fand das ganze schon fast spannend und nach ein paar Minuten sollte ich eben raus.
Auf dem Rechner hab ich die Bilder gleich gesehen und die hätten mir schon gereicht (gucke mal, ob ich später vielleicht eins in mein Profil stelle), dazu aber die Hilflosigkeit meines Schwiegervaters (er ist sonst der Typ, der immer meint, alles halb so schlimm), wie er die Hände in die Luft schmiß und meinte "Alles nur das nicht! Von NICHTS kann da keine rede mehr sein..." Ich weiß dann nur noch, daß ich einen Schock bekommen habe (hab am ganzen Körper gezittert und war nicht mehr ansprechbar) und nur noch bruchstückhaft weiß, was passiert ist. Noah hat dann eine Vollnarkose bekommen und es wurde direkt ein MR gemacht, weil man darauf eben noch mehr erkennen konnte, ich hab Carsten angerufen und mein Schwiegervater hat meine Schwiegermutter angerufen, die dann erstmal Finn genommen hat und auch kurz vorm Nervenzusammenbruch stand. Carsten kam dann irgendwann und mein Schwiegervater hat so vorsichtig wie möglich versucht mir zu erklären, was das alles bedeutet, ich weiß aber nur noch, daß er meinte, egal was es sei, es müsse raus, es würde zu sehr auf's Hirn drücken (deswegen auch das Erbrechen- zu hoher Hirndruck), außerdem sähe es so aus, als würde was einbluten und somit bestand das Risiko von Hirnblutungen etc... nach dem MR wagte er dann die vorsichtige Diagnose, daß es -wenn wir gaaanz viel Glück hätten- eben das sei, was es dann auch war, was wir aber natürlich erst zwei Tage später nach der OP erfahren sollten.
Bis dahin gingen uns noch die schlimmsten Dinge durch den Kopf... alles Sachen, die sowohl ich, als auch mein Schwiegervater, als auch Männe erst Tage nach der OP trauten auszusprechen.
Ich hatte die ganze Zeit so Gedanken wie "DAS kann einfach nicht sein, sowas darf einfach nicht sein!" und während ich das dachte, dachte ich wieder "ja, das haben sich Mio. anderer Eltern auch gedacht und deren Kinder sind jetzt tot!"
Am Mittwoch (der Tag zwischen Diagnose und OP), blieb Männe ein paar Stunden bei Noah, so daß ich mal kurz nach Hause konnte, meine Sachen packen, mal duschen und mal raus kommen.... aber kaum war ich aus dem KH raus, mußte ich direkt zu dem Spielwarenladen fahren, wo wir nach dem letzten Augenarzt Termin waren. Da mußte ich dann als erstes das "Wilde Kerle" Sweatshirt kaufen, das Noah, als echter Fan, damals unbedingt haben wollte. Außerdem ein Piraten Kuschelkissen, und diverse andere Dinge. Den Pulli sollt er erst bekommen, wenn es nach Hause ging. Quasi als Zeichen, daß ich mir sicher bin, daß ich ihn wieder mit nach Hause nehmen kann... während ich mir das einredete, kam mir natürlich schlagartig der Gedanke, daß es das letzte sein wird, was er tragen wird. Diese Gedanken hab ich dann gleich wieder als schlechtes Omen gesehen, hab in dem Laden nur noch geheult, die Verkäuferinnen -die Armen!- und die anderen Kunden waren völlig überfordert *komisch* und ich bin zu Hause nur noch unter die Dusche und hab alles in den Koffer geschmissen.
Während dessen klingelte es dann an der Türe und Carstens bester und ältester Freund stand da und meinte nur, er hätte irgendwie im Gefühl, daß was nicht stimmen würde und wäre deswegen mal vorbei gekommen (sowas macht er sonst tatsächlich nie! also einfach mal so spontan nach der Arbeit vorbei kommen), ob denn alles in Ordung sei. Während ich ihm dann alles schnell erzählte -er wurde mit jedem Wort blasser- stellte ich fest, daß ich nur schwarze Sachen eingepackt hatte! Schlechtes Omen! Also kipp ich den ganzen Koffer aus und packe den letzten Mist ein, hauptsache bunt und farbenfroh! Aber ich kann ja nicht mit einem Koffer ins KH ziehen, der aussieht, als sei er für eine Beerdigung gepackt!
Am nächsten morgen das gleiche Spiel bei Carsten! Also davon hat er mir erst Tage später erzählt ;-) Für 7 Uhr war Noahs OP angesetzt und er wollte spätestens um 6.30 Uhr das sein. Also stieg er gegen 6 Uhr ins Taxi und er hatte die Tür noch nicht zugeschlagen, da sprang er auch schon wieder raus und meinte, er müsse nochmal rein.... er hatte nämlich den Pulli an, den ich ihm von meiner Shopping Tour mitgebracht hatte... einen Pulli mit einem Totenkopf drauf (den Noah natürlich liebt, weil es Papas Piratenpulli ist ;-)) und damit konnte er nicht ins KH!
Natürlich wurde aus den 7 Uhr 8 Uhr und wir saßen somit 45 Minuten vor der OP Türe und hatten ein weinendes Häufchen Elend auf dem schoß, daß die ganze Zeit weinte und immer nur gesagt hat "ich will da nicht rein, ich will nach Hause!" 45 Minuten am Stück! Ich war echt froh, daß Männe ihn auf dem Schoß hatte, so konnte ich immer wieder ein paar Minuten raus!
Als er dann im OP war -die OP war für vier Stunden angesetzt- sind wir dann nach Eppendorf zum frühstücken.... hatte seit zwei Tagen ja nichts mehr gegessen... hab dann aber auch nichts runter bekommen. Also sind wir in diverse Kinderbuchläden und Spielwarenläden gegangen und haben für Noah, und die anderen beiden natürlich auch, erstmal eine unmenge an Sachen gekauft. In einem der Läden klingelte dann auch das Telefon (nachdem es ca. 20 mal davor schon geklingelt hatte und ich bei jedem klingeln einen halben Herzinfarkt bekommen habe, weil ich dachte, jetzt sagt uns jemand, daß es vorbei ist... es waren aber immer nur Freunde und Familie, die wissen wollten, wie es aussieht *grmpf*) und ich hab nur auf die Uhr geguckt und sah, daß erst zwei Stunden vergangen waren. Also stand ich da, mal wieder am Ende und dachte, daß war's! Der ist denen noch auf dem Tisch gestorben! Aber mein S-Vater brüllte fast ins Telefon, so daß auch ich jedes Wort verstand, obwohl ich einige Meter von Carsten entfernt stand. Er war mit seinen Kollegen in seinem Büro und es klang, als würden die ne Party machen (sowas in der Art fand da wohl auch tatsächlich statt ;-)).
Also wir alle Geschenke gepackt und auf ins KH. Dort lag er dann noch einige Stunden in der Narkose und war dann natürlich erstmal recht nölig. Der arme kleine Kerl war aber auch überall angebunden und verkabelt! Einen Zugang im Hals, einen in der Hand, einen im Fuß, den dicken Verband um den Kopf, die ganzen Elektroden am Körper, der Katheter im Harnleiter und durch die Nase, der Zugang im Bein direkt in die Aterie (wesegen er hauptsächlich fest gebunden war)... also er war wirklich überall irgendwie befestigt. Naja, nach zwei Tagen konnten wir dann auf die Kinderstation und von da ab, wurde dann alles leichter. Die Tage auf der Intensiv hat er total verdrängt! Bzw. durch die Narkose hat er tatsächlich vieles vergessen! An die Kinderstation hat er dagegen gute Erinnerungen ;-) Mama, die 24 Stunden am Tag nur für ihn da ist und alles für ihn macht, Krankenschwestern, die er um den kleinen Finger wickeln kann, Geschenke en masse, Briefe und Karten, Anrufe, Tee mit Würfelzucker (was er seitdem ständig haben möchte ;-)),.... und die letzte Nacht, hat er ganz alleine dort geschlafen! Das war sein persönliches Abenteuer bei der Sache! Er war so stolz, daß er ganz alleine da geblieben ist, nicht geweint hat und es geschafft hat, immer das Knöpfchen zu drücken, wenn was war und dann zu sagen, was er wollte...