Hallo an alle - und vor allem Frauenpaare,
ich habe einem Frauenpaar beim Kinderwunsch geholfen. Das Mädchen ist noch recht klein. Mit den Eltern habe ich vereinbart, dass ich ein Brief schreiben werde, der hinterlegt werden soll und im Falle das ich nicht mehr lebe es das Kind erhalten soll.
Kurz zum Hintergrund, damit ihr meine Situation besser versteht:
Ich habe mit dem Paar einen losen Kontakt, weil wir es vom Anfang an so vereinbart haben und nach wie vor so als richtig ansehen. Das Kind soll zwei Bezugspersonen haben und das sind ihre zwei Mütter. Bitte an dieser Stelle nun nicht die Diskussion anfangen, ob ein Kind auch eine männliche Bezugsperson braucht, diese habe ich schon oft genug geführt und es gibt hinreichend seriöse Studien, die belegen, dass es einem Kind an nichts fehlt, wenn es zwei Mütter oder Väter hat. Es gibt keine regelmäßigen Termine, wo wir uns sehen. Falls das Kind irgendwann später mehr Kontakt zu mir (sozusagen dem Erzeuger) wünscht, wird sie diesen haben können.
Nun zum Brief. Mich würde interessieren, wie ihr es seht? Vor allem würden mich Meinungen von paar lesbischen Frauen interessieren, denn diese werde sicherlich sich mit dem Thema mehr oder weniger tief auseinandergesetzt haben. Dabei geht es mir nicht Political Correctness im Schreiben, sonder um persönliche, private, positive Mitteilung an das Kind, dass es mit auf dem Weg bekommen soll.
"Liebe Lea,
diesen Brief sollst du lesen, falls ich nicht mehr lebe.
ich schreibe diese Worte an dich heute dem 09. Februar 2014 kurz vor Mitternacht. Am Vormittag des heutigen Tages habe ich dich das erste Mal in meinen Armen gehalten. Irgendwie war der erste Momenten mir fremd aber dann ist es geschehen.
Ich schreibe dir, wo dein Leben noch ganz am Anfang steht, und keiner von uns weiß, wie es verlaufen wird. Ich weiß nicht, wie sich das Verhältnis zwischen uns entwickeln wird, ich weiß nicht, welche Rolle ich in deinem Leben spiele werde und du in meinem.
Du hast zwei tolle Mütter, die dich aus Liebe wollten und sie haben sich für mich entschieden. Ich durfte ihnen bei diesem Lebenswunsch mithelfen.
Liebe ist das einzige, was sich vermehrt, wenn man es weitergibt, darum war es mir wichtig, mein Teil dazu auf meine Weise mit dir in die Welt zu tragen. Als ich deine Eltern sah, spürte ich diese große Dankbarkeit, dass sie dich haben. Schon in Gedanken, egal ob du ein paar Meter von mir entfernt oder weit weg bist, entzündet sich bei mir diese Freunde mit. Sie ist so intensiv, dass ich Gänsehaut bekomme. Ich weiß nicht, ob nur ich oder auch andere Männer, die sich in gleicher Situation wie ich befinden, in dieser Art und ich solcher Intensität mitfühlen.
Egal, wie unser Leben verlaufen ist und deins weiter verlaufen wird, egal, ob wir uns gut oder nicht so gut verstehen werden/verstanden haben, egal wie nah oder weit entfernt wir von einander sein werden/waren, sei gewiss, dass ich dich immer auf meine besondere Weise liebe und lieben werde.
Dominik"
Bin biologischer Vater(Samenspender) - brauche Hilfe beim besonderen Briefschreiben
Re: Bin biologischer Vater(Samenspender) - brauche Hilfe beim besonderen Briefschreiben
Hallo Dominik,
erst einmal möchte ich Dir auch zu Deinem Mädchen gratulieren!
Zum Anderen: Finde ich es eine schöne Idee, diesem Kind die ersten Gedanken und Gefühle die Du mit ihm in seinen ersten Lebensstunden erlebt hast, mitzuteilen.
Gleichzeitig lese ich aber auch eine innere Zerrissenheit heraus, was mir persönlich Pippi in die Augen getrieben hat.
Mich würde mal interessieren, welchen Zweck Du mit diesem Brief verfolgst? Würdest Du Lea auch zu Lebzeiten Rede und Antwort zu ihren Fragen stehen?
Wenn ja, fände ich es auch wichtig, dass Du ihr mehr von Dir erzählst/ schreibst, damit sie sich ein Bild von Dir machen kann, denn im Falle Deines vorzeitigen Ablebens, könnte ihr dann niemand eine Antwort auf ihre Fragen geben, auch Deine Beweggründe für diesen Schritt, etc.
Und ich finde, wenn Du Dich schon als biologischer Vater outest, hat sie in dem Moment ein Anrecht auf die Beantwortung ihrer vielen Fragen die da auftauchen werden.
Ich persönlich fände es auch traurig nicht zu wissen, woher ich eigentlich komme, wer meine Eltern sind und welche Persönlichkeiten dahinterstecken (sofern es hierzu noch die Möglichkeit gäbe).
Das gehört für mich zum vollständigen "Ich-Sein" irgend wie dazu, wenn Du verstehst, was ich meine.
Beispiel: Ich hatte eine Arbeitskollegin BJ: 1948, die nie von ihrer Mutter erfahren hat, wer ihr eigentlicher Vater war. Sie selbst hatte eine Vermutung, ihre Mutter hüllte sich jedoch in Schweigen. Es hat sie sehr belastet. Sie ist letzendlich den schwersten Schritt gegangen, um eine Antwort zu bekommen und hatte eine Gerichtsverhandlung erwirkt....hat aber im Ergebnis keine Antwort erhalten, ihre Mutter hat dieses "Geheimnis" mit in ihr Grab genommen...
Ich hoffe, ich konnte Dir etwas weiterhelfen.Falls Du noch Fragen hast, einfach melden, gern auch per PN.
Viel Glück und alles Gute
Jana mit zwei an der Hand.
Re: Bin biologischer Vater(Samenspender) - brauche Hilfe beim besonderen Briefschreiben
Hallo Jana,
vielen Dank für die Hinweise. Also falls es beim ersten Beitrag von mir nicht ganz rübergekommen ist, dieser Brief soll dafür das sein, falls ich von heute auf morgen durch ein Unfall oder Ähnliches umkomme. Ich habe schon Kontakt mit den Eltern und Lea, somit kann ich ihr mit Rede und Antwort stehen.
Es wir damit von Anfang an offen umgegangen und dem Kind wird altersgericht dies mitgeteilt. Sie weiß damit von Anfang an über alles Bescheid. Wie gesagt altersgerecht aufbereitet. Es gibt heutzutage sogar Bücher für Kinder aller Altersklassen mit Titel wie "Mama, Mami, Kind; Papa, Papi, Kind.
Re: Bin biologischer Vater(Samenspender) - brauche Hilfe beim besonderen Briefschreiben
Hallo, danke für die Antwort. Ich möchte nur ergänzen, dass ich doch Kontakt habe und deine "Befürchtungen" nicht gegeben sind bzw. nicht sein werden. Das Kind hat immer die Möglichkeit mich zu fragen und zudem steht auch die Mama und Mami immer Rede und Antwort parat.
Kann es sein, dass du eher an den Fall, wo das Mädchen mit dem Samen aus eine Samenbank entstanden ist und die Eltern ihre Abstammung bis zum Erwachsenenalter verschwiegen haben, denkst?
Gerade in meiner/unserer Situation ist das alles nicht der Fall. Dies zeigt nur einmal deutlich, dass die Praxis die die Samenbanken anwenden veraltet ist, denn dort wird den Eltern überlassen, ob sie ihrem Kind über die Abstammung überhaut informieren oder nicht. Und das machen auch zu 90% der heterosexuellen Eltern, sie verschweigen ihren Kinder die biologische Abstammung väterlicherseits. - Also den Samenspender. Zudem kann das Kind - vorausgesetzt, die Eltern haben ihr ihre biologischen Wurzeln offengelegt, erst mit 16 oder 18 Jahren Kontaktieren und wieder nur unter der Voraussetzung, dass der Spender will es. Wir sind als "Regenbogenfamilie" geradezu ein Musterbeispiel, wie gut es anders gehen kann.
Zum Verständnis: Der Begriff "Regenbogenfamilie" ist nicht genau definiert. Meist meist man damit eine Familie, wo ein oder mehrere homosexuelle Frauen und Männer an der Erziehung des Kindes beteiligt sind. In unserem Fall ist es nicht so. Denn die zwei Mütter sind die Eltern. Somit ist der Begriff Regenbogenfamilie in meiner Anwendung nicht ganz treffend. Leide gibt es keinen anderen Begriff, der unsere Konstellation besser beschreibt.
Re: Bin biologischer Vater(Samenspender) - brauche Hilfe beim besonderen Briefschreiben
Hallo Dominik,
ich habe mich mit dem Thema bislang in keinsterweise beschäftigt und weiß somit nichts über Regenbogenfamilien oder möglichen anderen Konstellationen.
Das Beispiel, welches ich aufgeführt habe, ist eine Tatsache aus dem Jahr 1947 bzw. 1948. Ich habe keine Ahnung, ob es damals schon Samenbanken gab, kann es mir aus ethnischer und wissenschaftlicher Sicht nicht vorstellen, dass es damals schon Möglichkeiten diesbezüglich gab.
Ich hatte nur versucht, mich in die Situation des Kindes hineinzuversetzen. Ich selbst habe zwei Töchter, dabei ist die Älteste 5 Jahre. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Kinder die Welt verstehen möchten. Die Fragen und dazugehörigen Anworten werden immer komplexer und detaillierter, also muss man sozusagen irgendwann ans "Eingemachte" gehen. Zielsetzung sollte dann dabei sein, eine ausreichende, wahrheitsgemäße Antwort auf Fragen zu bekommen.
Ich kenne Deine Konstellation nicht, wie Du zu den zwei Frauen stehst. Wenn Du aber eine "festere" Beziehung zu Ihnen hast, warum möchtest Du dann diesen Brief schreiben? Die beiden Frauen könnten doch auch Rede und Antwort stehen (auch im Falle Deines vorzeitigen Ablebens)? Und wenn Du doch das Bedürfnis hast, aus Deiner Sicht etwas mitzuteilen, dann (das ist meine persönliche Meinung) so, dass inhaltlich auch etwas herüber kommt, denn irgendwann sind Kinder auch mal Erwachsene, da zählen nun mal auch Fakten. Aber, wie gesagt, dass ist meine ganz persönliche Meinung und muss nicht als Maß aller Dinge angesehen werden.
Ich hoffe, es hilft Dir ein wenig was ich rüberbringen wollte. Finde das Thema zumindest ziemlich interessant, da gibt es bestimmt noch nicht so viele Kinder in solch einer Konstellation oder?
LG Jana
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