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Kindermund und ernste Frage

Huhu,
wie ihr wisst (http://kind.qualimedic.de/Q-8691163.html), ist Moritz derzeit nur noch und ausschließlich Bauarbeiter. Dazu erst mal ein lustiger Kindermund von heute früh (geschlechtsneutrale Erziehung lässt grüßen...):
Moritz: Ich bin der Bauarbeiter!
Ich: Und warum bist du ein Bauarbeiter?
M:Weil ich ein Mann bin!
ich: Und wenn du eine Frau wärst, was wärst du dann?
M: "Äääähm... Mama!"
uiuiui...
So, nun aber zu unserem tendenziellen Problem / ernsteren Anliegen: Moritzens Bauarbeiterphase hält ja nun schon ein Weilchen an und ist wirklich recht extrem. Zu Hause vversuchen wir inzwischen, ihn nur noch über Personalpronomen anzureden, oder hängen halt an seinen Namen "Bauarbeiter" (Moritzbauarbeiter / Moritz bricoleur / Moritz ouvrier en batiment) an - oder nennen ihn Bob, das wird auch akzeptiert. Sein Name ohne Zusatz führt oft sofort zu Tränen und ist ganz schlimmm... was derzeit natürlich insbesondere das Kitaleben problematisch macht. Die Betreuer nennen ihn nun schon Bauarbeiter, soweit es geht (manchmal wirds halt vergessen *auweia*), aber die anderen Kinder (besonders die Kleinen) nicht. Daher hat Moritz derzeit ungefähr alle 5Min in der Kita einen Heul-/Weinausbruch... Seine Hauptbetreuerin hat nun versucht das Ganze zu entschärfen, indem sie ihm eingeredet hat: "Draußen auf dem Spielplatz bist du unser Bauarbeiter, aber wenn wir reingehen, hängst du den Helm an den Haken, der Bauarbeiter macht Pause und du bist wieder unser Kinderladenkind Moritz, okay?" Hat er auch Donnerstag und Freitag akzeptiert, aber gestern wars wohl nicht so gut - und als er sie heute im Fenster gesehen hat, fing er an zu weinen und sagte mir: "Yvonne ist böse! Bei der darf ich kein Bauarbeiter sein! Ich bin aber doch der Bauarbeiter!" Er war wirklich ernstlich bestürzt... Ich hab daher nun das gesamte Erzieherteam gebeten seinem "Tick" erst einmal keinen Widerstand entgegenzusetzen - es vielleicht nicht noch zusätzlich zu fördern, aber auch nicht dagegen zu arbeiten. Ich denke eigentlich, das ist halt eine Phase. Aber andererseits bereitet mir das Ausmaß ebendieser (sowie besonders seine echte Betroffenheit und Traurigkeit, wenn jemand ihn nicht "versteht") schon auch irgendwie Sorgen... Habt ihr eine Idee, wie wir so ganz langsam und für Moritz problemlos aus dieser Phase wieder rauskommen? Sollen wir einfach so weitermachen wie bisher? Abwarten? Dem doch was entgegensetzen? Hat vielleicht tatsächlich noch jemand hier ein derart phantasievolles und konsequentes Kind? Das Kinderladen-Team ist auch etwas ratlos, so hat keienr von ihnen es je bei einem Kind erlebt, und sie sind daher ungefähr genauso unschlüssig wie ich, wie man sich Moritz gegenüber da nun verhalten soll... Ich geh jetzt mit Marielou zur U4 und werd auch mal die Kiä fragen.
Danke für Tipps,
LG
die Netzmaus
Bisherige Antworten

Re: Kindermund und ernste Frage

Liebe Manu,
ich würde da auf keinen Fall gegenarbeiten. Ich erinnere mich noch an die Bemühungen meiner Mutter, mich dazu zu bringen, wenigstens zum Mittagessen den Indianerfederschmuck abzusetzen - keine Chance. Wenn man doch gerade so etwas Tolles ist, und dann soll man mit Gewalt wieder zum Kleinkind gemacht werden, das halt nicht alles kann und darf... neeeee... Du hast halt einen phantasievollen Sturkopf, der die alterstypischen ich-kann-alles-Phantasien auf seine Weise auslebt. Wenn ich mir Simon ansehe, habe ich den Eindruck, dass das dritte Lebensjahr sehr schwierig ist: man kann sich schon vorstellen / bei anderen abgucken, was man alles könnte - wenn man nicht so klein wäre und so viel noch nicht funktionieren würde. Man möchte ganz viel und steckt zwischen lauter doofen Erwachsenen, die einem ganz viel verbieten. Die Diskrepanz ist einfach riesig, das Gefühl des Kleinseins / der Hilflosigkeit phasenweise vermutlich immens. Und Moritz hat eine prima Möglichkeit gefunden, sich zu helfen. Wesentlich ungefährlicher, als in einem ich-kann-alles-Anfall plötzlich auf die Straße zu rennen, wesentlich netter, als die eigene Stärke zu beweisen, indem man andere Kinder haut. Wenn Du ihm beibringen möchtest, dass auch Bauarbeiter mal Pause machen, dann solltest Du vielleicht zur nächsten Baustelle gehen, Dir einen sympathische Moritz-Artgenossen suchen, und ihn das erklären lassen - ich fürchte, Eltern und Erzieher sind da nicht die richtigen Autoritäten. Das muss wohl schon ein "richtiger Mann" sein. Ansonsten denke ich, die Phase wird irgendwann zu Ende gehen und irgendwann wird sich Moritz auch wieder als Moritz wohlfühlen - bis dann die Feuerwehrmannphase einsetzt. Und ich warte gespannt auf das erste Marielou-hat-eine-Prinzessinnen-Phase-Posting ;-)
LG Iris
PS: Alternativ fällt mir nur noch ein, dass Martin vielleicht mit Moritz ein tolles Männer-Programm starten könnte - offensichtlich ist das ja ein Thema, vielleicht ist es für Moritz auch gerade wichtig, sich von dem Mama-Babyschwester-Knäuel abzugrenzen; also vielleicht ein wenig Hilfe, wie Moritz auch als Moritz ein Mann sein kann. Soll sich der Martin mal ein tolles Abenteuer ausdenken :-) Fahrrad reparieren, Zelten gehen, was auch immer...

Re: Kindermund und ernste Frage

Hallo Netzmaus,
Patrick war mal der Ritter Rost - nur und ausschließlich. Das normale Frühstücksmüsli war ein Rittermüsli und bestand aus rostigen Schrauben, das Laufrad hieß Feuerstuhl, die kleine Schwester war der sprechende Hut, ich war die Burgfrau Bö, unsere Wohnung die eiserne Burg.
Und von heute auf morgen war es wieder vorbei. Als er nämlich gesehen hat, dass der Ritter Rost aufs Klo geht und keine Windel trägt. Er wollte zu dem Zeitpunkt nämlich noch nicht auf seine Windel verzichten. Die Erkenntnis kam aus dem Filmchen zu dem Lied "Heut helfe ich", wurde also nicht von uns durchgedrückt oder so. Ab dem Tag war Ritter-Rost-Sein nicht mehr erstrebenswert und es ging auch ganz ohne Drama und Tränen ab.
Ich würd ihn einfach machen lassen. In dem Alter entdecken Kinder die Phantasie und Rollenspiele gehören - auch in extremer Form - nun mal dazu. Irgendwann kommt die Erkenntnis von selber, dass es auch was anderes gibt als Bauarbeiter.
LG, Beate
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