Burnout: Mutter erschöpft durch Dauerstress
Lange galt Burnout als klassische Managerkrankheit. Heute ist klar: Burnout kann jeden treffen, der unter Dauerstress steht. Auch Mütter – die Familienmanager – leiden an Erschöpfungszuständen. Die Gründe dafür sind vielfältig: hoher Erwartungs- und ständiger Zeitdruck bei gleichzeitig fehlender Anerkennung.
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Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr – Muttersein ist ein 24-Stunden-Job. Für den Frauen, im Gegensatz zu Managern, weder eine Gehaltserhöhung noch eine Beförderung bekommen. Max muss in den Kindergarten, Johannes braucht Hilfe bei den Hausaufgaben und Lena ist krank – immer ist irgendetwas. Daneben noch schnell die Hausarbeit erledigen und ach ja ... da wäre ja auch noch die Arbeit im Büro. Zwischen diesen täglichen To-dos bleibt meist keine Zeit für die eigenen Bedürfnisse. Immer verantwortlich und überall perfekt sein – das ist auf Dauer ganz schön ermüdend. Die Folge: Erschöpfungszustände machen sich breit. Bis hin zum Burnout.
Burnout: Was ist das?
Als Burnout-Syndrom (engl. to burn out: ausbrennen) bezeichnet man den Zustand innerer Erschöpfung und Kraftlosigkeit. Häufig wird es mit dem chronischen Müdigkeitssyndrom (Chronic Fatigue Syndrom, CFS) gleich gesetzt.
Das Burnout-Syndrom zeichnet sich durch den Verlust an Energie und Kraft aus. Die Betroffenen sind antriebsarm, dauerhaft müde, reizbar und nicht belastbar. Zu den psychischen Symptomen kommen körperliche hinzu, wie beispielsweise Schmerzen und Schlafstörungen. Da das Krankheitsbild des Burnout-Syndroms nicht einheitlich definiert ist, gibt es zur Häufigkeit keine genauen Angaben. Schätzungen zufolge sind in Deutschland zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen aller Altersgruppen betroffen.
Burnout bei Müttern: Welche Ursachen kommen infrage?
Unter den Betroffenen befinden sich natürlich auch Mütter: „Die Zahl der Mütter mit Erschöpfungssyndrom bis hin zum Burnout, mit Schlafstörungen, Angstzuständen, Kopfschmerzen oder ähnlichen Erkrankungen ist in den letzten 10 Jahren um 37 Prozentpunkte gestiegen,“ erklärt Anne Schilling, Geschäftsführerin des Deutschen Müttergenesungswerks – eine gemeinnützige Stiftung zur Gesunderhaltung von Müttern – im Jahr 2014.
Generell wird die dauerhafte psychische Überlastung als Hauptursache des Burnout-Syndroms angesehen. Hierzu zählen sehr unterschiedliche Ursachen wie eine hohe Arbeitsbelastung, Überforderung, Mobbing, zu hohe Ansprüche an sich selbst oder schlechtes (Arbeits-)Klima.
Burnout: Mutter, berufstätig, Hausfrau, Partnerin – wenn alles zu viel wird
Mütter sind einem hohen Erwartungsdruck ausgesetzt und leben vermehrt unter Mehrfachbelastungen. Heutzutage wird von ihnen erwartet, dass sie möglichst schnell wieder in den Job einsteigen, Kind und Karriere dann spielend unter einen Hut bekommen. „Die Belastungen von Müttern sind gesellschaftlich bedingt und die Erkrankung kein individuelles Versagen“, erklärte die Kuratoriumsvorsitzende des Müttergenesungswerkes Dagmar Ziegler.
Unabhängig davon, zu wie viel Prozent Mütter gleichzeitig berufstätig sind, wird die meiste Haus- und Familienarbeit von ihnen erledigt. Anne Schilling sagt dazu: „Vieles hat sich verbessert in den vergangenen Jahrzehnten, doch klassische Haushaltsroutinen wie waschen, putzen, bügeln, einkaufen, Kinder zum Arzt bringen, den Kindergeburtstag organisieren und vieles mehr, ist immer noch Müttersache, auch wenn sie berufstätig sind. Mütter leisten noch immer wesentlich mehr unbezahlte Familienarbeit als Väter – für ihre Leistungen im Haushalt bekommen Männer laut Umfragen allerdings mehr Anerkennung. Die mangelnde Anerkennung der Haushalts- und Familienarbeiten führt jedoch zu einer Stressbelastung für Mütter und die kann langfristig zu physischen und psychischen Erkrankungen führen.“
Das Deutsche Müttergenesungswerk gab kürzlich bekannt, dass vor allem diese fehlende Anerkennung für Mütter zu einer Belastung wird. Ein Drittel der Frauen, die in einer vom Müttergenesungswerk anerkannten Klinik eine Kur machten, sahen dies als wesentlichen Faktor an.
Viele Mütter leiden unter Perfektionismus
Hinzu kommt, dass viele Mütter danach streben „perfekt“ zu sein. Mutter, Hausfrau, Berufstätige und Partnerin – all diese Rollen sollen makellos erfüllt werden. Ohne dabei Schwäche zu zeigen oder zu zugeben, dass einem die Aufgaben und die Verantwortung schon einmal über den Kopf wachsen. Zu groß ist die gesellschaftliche Erwartung daran, dass Muttersein eine erfüllende Tätigkeit ist.
2015 sorgte eine israelische Studie mit dem Namen „Regretting motherhood“ (übersetzt: Die Mutterschaft bereuen) der Soziologin Orna Donath von der Universität Tel Aviv für Aufsehen. In Interviews berichteten Mütter im Alter von Mitte zwanzig bis Mitte 70 davon, dass sie es sogar bereuen Mutter geworden zu sein. Damit gaben Sie Anstoß zu Diskussionen. Die interviewten Frauen erklärten, dass sie ihre Kinder lieben, sich mit der Mutterrolle aber nicht wohl fühlen und die Geburt rückgängig machen würden, wenn sie könnten.
Burnout: Symptome für den Erschöpfungszustand
Das Burnout-Syndrom ist geprägt vom zunehmenden Gefühl des Ausgebrannt-Seins, der mangelnden Konzentration und Motivation und der Müdigkeit und Depression. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es auch zu mangelndem Selbstbewusstsein und Selbstzweifeln. Zunächst empfinden die Betroffenen in erster Linie Ärger, beispielsweise über die berufliche oder private Situation. Sie werden zunehmend reizbarer und aggressiver, was der Umgebung häufig mehr auffällt als den Betroffenen selbst.
Im Laufe der Erkrankung nimmt der Leidensdruck zu, der Betroffene versucht, sich von der Umwelt zu distanzieren, um Ruhe und Frieden für sich selbst zu finden. Das Gefühl, dass alles zu viel wird und "über den Kopf wächst", verstärkt sich.
Schließlich steigert sich der Leidensdruck bis hin zur Depression. Selbstmordgedanken können aufkommen. Besonders in dieser Phase greifen die Betroffenen häufig auf Suchtmittel zurück. In diesem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann es auch zu körperlichen Symptomen kommen, die auf die psychischen Ursachen zurückzuführen sind (psychosomatische Beschwerden). Hierzu zählen vor allem Schlaf-, Appetit- und Sexualstörungen, aber auch Herzprobleme, Schweißausbrüche oder Kopfschmerzen.
Wie wird das Burnout-Syndrom diagnostiziert?
Die Diagnose des Burnout-Syndroms wird vor allem anhand eines ausführlichen Gesprächs mit dem Arzt oder Therapeuten (Anamnese) gestellt. Da es sich dabei nicht um eine einheitlich definierte Erkrankung handelt, gibt es auch keine einheitlichen Richtlinien für die Diagnose. Das Chronische Müdigkeitssyndrom, das häufig mit dem Burnout-Syndrom gleich gesetzt wird, wird diagnostiziert, wenn Symptome länger als sechs Monate bestehen und zu einer deutlichen Einschränkung im Arbeits- oder täglichen Privatleben führen.
Auch organische Ursachen können Symptome verursachen, die denen des Burnout-Syndroms sehr ähnlich sein können. Hierzu zählt beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion. Dies muss unbedingt ausgeschlossen werden.
Wie verläuft das Burnout-Syndrom?
Das Burnout-Syndrom beginnt meist schleichend und steigert sich im Lauf der Erkrankung. In der letzten Phase der Erkrankung sind die Betroffenen nicht mehr fähig, ein normales Leben zu führen, sie werden zunehmend antriebsarm und depressiv. Nicht selten vereinsamen sie durch den Verlust an persönlichen Kontakten. Eine Suchtproblematik kann hinzukommen und die Situation zusätzlich erschweren. Von herausragender Bedeutung für den Verlauf der Erkrankung ist die individuelle Änderung der Lebensführung oder auch die Aufnahme einer Therapie und damit die Aussicht auf Heilung. Sehr wichtig für die Betroffenen ist die Gewissheit, dass sie mit ihrer Erkrankung ernst genommen werden und behandelt werden können.
Wege aus Burnout: Mutter achtet auf sich – Vorbeugung & Behandlung
Die Therapie eines Burnouts richtet sich immer nach der Diagnose. Je nach Ausprägung können verschiedene Behandlungen infrage kommen. So können betroffene Mütter beispielsweise psychotherapeutisch betreut werden. Auch eine medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka ist möglich. Wenn Sie Symptome von Burnout bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt. Er wird Sie beraten und Ihnen Ihre individuellen Möglichkeiten erklären. Scheuen Sie sich nicht davor, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Unterstützend kann eine gesunde Lebensführung mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf zur Linderung der Symptome führen und einem Burnout vorbeugen. Entspannungstechniken wie das Autogene Training und Massagen oder Anwendungen wie Kneippsche Bäder können die Behandlung ebenfalls unterstützen. Dies gilt auch zur Vorbeugung eines Burnouts: Hören Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse, suchen Sie sich Unterstützung und nehmen Sie sich Auszeiten zum Entspannen.
Besonders wichtig: Suchen Sie sich Hilfe und Entlastung innerhalb der Familie. Sprechen Sie mit Ihrem Partner, Ihren Geschwistern oder Eltern darüber, dass Sie Unterstützung brauchen.
Hilfe bei Burnout: Mutter-Kind-Kur
Zur Vorsorge und Rehabilitation eines Burnout-Syndroms bei Müttern kann eine Mutter-Kind-Kur helfen. Rund 50.000 Mütter und über 70.000 Kinder nehmen pro Jahr in den 76 anerkannten Kliniken des Müttergenesungswerks an einer Mutter-Kind-Kur teil. Hier haben Mütter die Möglichkeit, Abstand vom Alltag zu nehmen und sich psychologisch beraten zu lassen. Je nach Anbieter sind die Kuren unterschiedlich gestaltet: Es können zum Beispiel Entspannungstechniken erlernt werden, die Mütter werden durch eine Kinderbetreuung entlastet und können Bewegungsangebote wahrnehmen oder auch bei Eltern-Kind-Kursen die gemeinsame Interaktion mit dem Kind fördern. Mütter merken hier, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind und es anderen Eltern ähnlich geht – das hilft vielen.
Interessierte können sich in einer der 1.300 Beratungsstellen des Deutschen Müttergenesungswerks kostenlos beraten lassen. Eine Beratungsstelle finden Sie auf der Website des Deutschen Müttergenesungswerks: www.muettergenesungswerk.de.
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