Wutanfälle mit 5 Jahren
Unser Sohn ist 5 Jahre alt und bekommt regelmäßig gigantische Tob- und Wutanfälle. Es sind i.d.R. irgendwelche Kleinigkeiten als Auslöser wie bspw. ein Klebepunkt auf der falschen Stelle seiner Bastelarbeit, Frikadellen zum Mittagessen wo er lieber Schnitzel wollte (obwohl er beides mag), ein Fleck auf seinem Pulli und ich habe erst in ein paar Minuten Zeit, ihm einen neuen zu geben... Er schreit dann herum wie irre, u.U. schlägt er nach mir und ist so schnell nicht zu beruhigen. Meist muss ich ihn zur Auszeit in ein anderes Zimmer bringen (nicht so einfach weil er tobt und um sich tritt) und die Tür dort zuhalten oder zuschließen. Dann tritt er darin so gegen die Tür, dass man Angst haben muss, sie fliegt aus der Verankerung. Nach 10-15 Minuten hat er sich dann wieder halbwegs beruhigt und ist Argumenten mit Glück wieder zugänglicher. Schlecht ist, wenn er solche Anfälle in der Öffentlichkeit (Schuhgeschäft z.B. hatten wir kürzlich) hat, dann bietet sich ihm natürlich eine hervoragende Bühne und alles dauert noch länger.
Er ist andererseits wirklich ein helles Kerlchen, spricht so gut, dass die Erzieherinnen im Kindergarten schon von sprachlicher Hochbegabung sprachen, malt und bastelt ganz toll und kreativ und kann sich auch mal eine Stunde oder länger gut allein beschäftigen und hat auch Freunde im Kindergarten (dort sind die Anfälle nicht so häufig).
Sind diese Anfälle in dem Alter noch normal (ich dachte die Trotzphase wäre vorbei)? Würden Sie das beim Kinderarzt ansprechen? ( er war eigentlich schon immer so, auch als Baby schon) Ich hätte ja schon auf Hyperaktivität getippt, aber er kann sich ja gut allein beschäftigen und konzentrieren - allerdings auch nur auf das, was ihn auch interessiert. Bei allem anderen blockt er ab...
Ich denke nicht, dass ich nicht konsequent genug bin, ich habe 3 Kinder und die anderen beiden sind nicht so.
Für einen Rat wäre ich dankbar!
LG Marie
Re: Wutanfälle mit 5 Jahren
Kind gegenüber und heizt das ganze u.U. nur noch mehr an. Die Super-
Nanny hat die Auszeit "salonfähig" gemacht, auch mit Kindern, die fast
durch die Tür rennen, was der Kinderschutzbund dazu schreibt ist sicher
interessant für alle, die es ihr nachmachen bzw. Auszeiten anwenden.
Stell dir vor, du streitest dich mit deinem Mann, wobei er überhaupt kein
Verständnis aufbringen kann - und dann sperrt er dich ins
Schlafzimmer, mit den Worten, dass du erst rauskommen darfst, wenn
du dich beruhigt hast und nach seiner Pfeife tanzt. ;o)
Das soll kein Vorwurf gegen dich sein - eher einer gegen Verbreiter
solcher "Erziehungsmethoden".
Solche Probleme löst man meist nicht mit irgenwelchen Methoden oder
Vorgehensweisen. Wenn ein Kind sehr aufbrausend ist, braucht es in
besonderem Maße Eltern und Bezugspersonen, die selbstsicher und
gelassen sind und auch so mit ihm umgehen. Nur so kann ein Kind
lernen, selbst ruhiger zu werden. Wenn mit Unverständnis, Strafen,
Ignoranz oder Wut reagiert wird, schaukeln sich die Beteiligten schnell
hoch und Konflikte (auch eigentlich belanglose) sind dann meist immer
sehr schnell sehr dramatisch.
Wenn du ein Buch dazu lesen magst, kann ich dir Jesper Juul empfehlen
("Das kompetente Kind", "Grenzen, Nähe, Respekt. Wie Eltern und Kinder
sich finden" und/oder "Aus Erziehung wird Beziehung", kannst dir ja z.B.
bei amazon mal die Rezensionen anschauen).
LG, Sonne
Re: Wutanfälle mit 5 Jahren
Kinder brauchen einige Zeit, um für sich ein Konzept zur Konfliktbewältigung zu finden. Das geht oft nur durch diese Ausbrüche, und Kinder sind in dem Alter auch von den eigenen Gefühlenm überrascht, die sie nicht einordnen können. Ihr Beispiel "Auslöser wie bspw. ein Klebepunkt auf der falschen Stelle seiner Bastelarbeit" zeigt das. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Vermögen und das Durchsetzen des eigenen Willens sollte aber nicht bestraft werden, sondern Unterstützung erfahren, denn dadurch entwickelt sich auch ein Wertesystem.
Gruß Dr. Luick
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