Betablocker und Stillen - kennt sich jemand aus?
ich bin derzeit in der 15. SSW und nehme täglich, schon seit vor der SS, Betablocker wegen Bluthochdruck. Der Wirkstoff heißt Bisoprolol und ich nehme 2,5 mg pro Tag. Leider kann ich mit diesem Präparat laut Packungsbeilage und Frauenarzt nicht stillen. Mich würde mal interessieren, ob jemand von euch mit diesem Thema Erfahrung hat bzw. trotz Betablocker stillen darf und wenn ja mit welchem. Ich würde sehr gerne stillen, aber mein Frauenarzt hält sich zu diesem Thema etwas bedeckt. Deswegen würde ich gerne Erfahrungswerte sammeln.
Vielen Dank schon einmal und viele Grüße, Claudia
Re: Betablocker und Stillen - kennt sich jemand aus?
ich musste wg Nierenkrankheit ACE-Hemmer nehmen, erst ein niegelnagelneues Designermedikament, dann rief ich bei Embryotox an und bekam Alternativen genannt - Enalapril, dies wurde von der Embryotox (ebenso im www zu finden) als unbedenklich eingestuft.
Die Packungsbeilagen fast ALLER Medis gehen von SS/Stillen ab, weil es im freien Feld kaum Daten hierzu gibt. Diese sammelt allerdings og. Stelle und stellt sie Ärzten und Interessierten an der Hotline zur Verfügung.
Du kannst also selbst dort anrufen oder schaffst es, Deinen Arzt davon zu überzeugen. Meine hatten damals aus "versicherungstechnischen" Gründen Angst, gg die rote Liste zu verstossen :o(
Habe dann selbst dort angerufen und supernetten, kompetenten Rat bekommen mit einer Liste von Medis, die für mich ok sind.
Es gibt ja auch Frauen, die grade nur wg SS ACE-Hemmer/Beta-Blocker nehmen müssen, also bitte, die könnens ja auch ;o)
Die Übergangsmenge von ACE-Hemmern beträgt übrigens ca. 1-2% der mütterlichen Gesamttagesdosis...das ist kaum mehr messbar! Ich hatte eine Anfangstagesdosis von 20mg!!
LG + alles Gute, Mélanie
PS lt. Stillbuch/Lothrop von 2000 sind Mittel der Wahl bei BHD
Metoprolol - Methyldopa - Dihydralazin - Nitrependin - Nifedipin - jeweils der Wirkstoff, die Mittel heissen dann ja immer bissi anders.
Aber Dein Doc wird Dir da sicher was passendes raussuchen können (schlimmstenfalls mit Unverträglichkeit argumentieren...)
Re: Betablocker und Stillen - kennt sich jemand aus?
Antihypertensiva während der Stillperiode [319]
Alpha-Methyldopa
Alpha-Methyldopa gelangt in geringen Konzentrationen in die Muttermilch. Toxische Symptome beim Säugling wurden nicht beobachtet. Alpha-Methyldopa kann die Milchproduktion über eine vermehrte Prolaktinsekretion anregen und gehört zu den Antihypertensiva der Wahl in der Stillzeit [320] ? EG C.
Dihydralazin
Dihydralazin ist analog dem Hydralazin zu bewerten. Es gelangt in verminderter Konzentration in die Muttermilch. Ernsthafte toxische Symptome wurden in der Stillzeit nicht beobachtet [321]. Dihydralazin gehört ebenfalls zu den Antihypertensiva der Wahl in der Stillzeit [319] ? EG C.
Adrenerge Betarezeptorenblocker
Betarezeptorenblocker gehen ebenfalls in die Muttermilch über und erreichen zum Teil Konzentrationen (Atenolol, Acebutolol), die höher sind als im mütterlichen Plasma [322, 323] ? EG C. Außerdem kann es in manchen Fällen zu einer Kumulation der Substanzen im Organismus des Neugeborenen kommen. Wenn auch die Dosen, die der Säugling mit dem Stillen aufnimmt, gering sind, wird in Einzelfällen über einen Abfall von Blutdruck oder Herzfrequenz berichtet [324]. Die Therapie sollte daher sorgfältig überwacht werden. Von den in Deutschland für die Therapie der arteriellen Hypertonie empfohlenen Betablockern ist der selektive Beta1-Rezeptorblocker Metoprolol in der Stillzeit zu bevorzugen [319] ? EG C.
Kalziumantagonisten
Nifedipin, Nitrendipin und Verapamil erreichen nur geringe Konzentrationen in der Muttermilch, so daß kindliche Wirkungen nicht zu erwarten sind [325, 326]. Sie werden daher als Kalziumantagonisten der Wahl in der Stillzeit angesehen [319] ? EG C.
Diuretika
Diuretika können die Milchproduktion, insbesondere bei bereits bestehender Laktationsschwäche, verringern [322]. Eine Verdrängung des Bilirubins aus der Plasmaeiweißbindung und ein daraus sich ergebendes erhöhtes Kernicterusrisiko bei Hyperbilirubinämie werden für Furosemid und Thiazide diskutiert [327]. Eine Anreicherung in der Milch wird unter einer Langzeitbehandlung mit Chlortalidon beobachtet [319]. Wenn auch eine gering dosierte Behandlung mit Furosemid oder Hydrochlorothiazid unter engmaschiger Kontrolle möglicher Auswirkungen erwogen werden kann, sollten Diuretika in der Stillzeit nicht angewendet werden ? EG C.
ACE-Hemmer
Captopril und Enalapril gehen nur minimal in die Muttermilch über, so daß kindliche Wirkungen nicht zu erwarten sind [328]. In den bisher vorliegenden Untersuchungen wurden keine unerwünschten Wirkungen beim Säugling beobachtet. Wenn Antihypertensiva der ersten Wahl nicht wirksam oder nicht indiziert sind, können daher Captopril und Enalapril in der Stillzeit verordnet werden. Es wird jedoch empfohlen, klinische Verlaufskontrollen beim Säugling auf Hinweise für eine gestörte Nierenfunktion (Ödeme, Gewichtsverlauf) durchzuführen [319] ? EG C.
Angiotensin II-Antagonisten
Über die Anwendung von Angiotensin II-Antagonisten während der Stillzeit liegen bisher nur unzureichende Studien und Untersuchungsergebnisse vor.
Über die Anwendung weiterer Antihypertensiva in der Stillperiode liegen bisher nur unzureichende Untersuchungsergebnisse und Erfahrungen vor.
Aufgrund der vorgenannten Alternativen ist ein Abstillen wegen einer medikamentösen antihypertensiven Therapie in der Schwangerschaft im allgemeinen nicht indiziert
Re: Betablocker und Stillen - kennt sich jemand aus?
wow, vielen Dank für diese umfangreiche Information!!! Das hilft mir enorm weiter, jetzt weiß ich, wo ich mich kompetent beraten lassen kann.
Alles Gute, Claudia
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