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Eine Frage @Kinofans

Wo wir unten schon das "Thema" Kino hatten:
am Fr läuft hier on base im Kino "Munich" von S. Spielberg. Hat den schon eine gesehen und kann ihn empfehlen? Es kostet zwar nur 1 Dollar, von daher ist es nicht so die Investition, wenn es dann doch nichts ist, aber ich kann mit meiner Zeit auch etwas besseres anfangen als mich über einen schlechten Film zu ärgern.
GGGLG Claudia
Bisherige Antworten

Re: Eine Frage @Kinofans

hi claudia,
ich habe dir eine kritik hierher kopiert. für 1 dollar kannste glaube ich nix verkehrt machen. ich schau ihn mir sogar für ein paar mehr eier an.
ach - und der jonny cash film hat auch eine super kritik (walk the line)
ciao -- m.
München
Gewalt erzeugt Gegengewalt. Diese simple Einsicht durchzieht München. In seinem neuen Film legt Steven Spielberg die Mechanismen der Vergeltung offen.
In weißen Lettern auf schwarzem Hintergrund zeichnen sich die Namen der Gastorte olympischer Spiele der Neuzeit ab, ehe sich Munich, blutrot getränkt, abhebt. Am Anfang steht ein kollektives Trauma. Palästinenser unterwandern die Olympischen Friedensspiele von 1972. Um das Bild der Propagandaspiele des Jahres 1936 zu korrigieren, gibt es faktisch keinen Polizeischutz. Die Terroristen dringen ungehindert in das Innere des Olympiastadions ein.
Die Geiselnahme beschränkt sich bei Spielberg auf eine Viertelstunde. Weltweit bekannte TV-Aufnahmen kombiniert er mit schnell geschnittenen Spielszenen, die Handlungszusammenhänge immer nur assoziativ aufflackern lassen. Diese fahrigen, von Reißschwenks dominierten, scheinbar frei aus der Hand gefilmten Bilder wecken zunächst einen semidokumentarischen Eindruck. Tatsächlich orientiert sich Spielberg detailgenau an Zeitzeugenberichten, wie sie bereits in Ein Tag im September (One Day in September, 1999) zu vernehmen waren. Kevin Macdonalds Dokumentarfilm schildert die Vorkommnisse in München und verweist in einer Texttafel vor dem Abspann auf die Vergeltungsaktionen des Mossad. Es wirkt, als fasse Spielberg den oscarprämierten Film in der Eingangssequenz zusammen, ehe er ihn dann fortsetzt, als Bebilderung der Texttafel.
Vengeance (Die Rache ist unser, 1984) ist der Titel eines kontrovers diskutierten Buches mit einer vermeintlichen Insidergeschichte über israelische Killerkommandos in Reaktion auf die Geiselnahme- und Tötung durch Terroristen der palästinensischen Gruppe Black September. Denselben Arbeitstitel trug auch Spielbergs Film lange Zeit, in Anlehnung an eben jenen Roman von George Jonas. Nicht nur, weil Macdonalds gleichsam virtuose wie problematische Dokumentation der eigentliche Film über München ist, war der ursprüngliche Titel der treffendere. Denn München ist ein beinahe anatomisches Projekt, das den Körper der Vergeltungsideologie bloßlegt.
Innerhalb seines fast dreistündigen Racheepos streut Spielberg immer wieder Sprengsel der Eingangssequenz ein, erweitert die Assoziationen, so dass sie sich am Ende zu einem Ganzen fügen. Der Mossad-Mitarbeiter Avner (Eric Bana) sieht diese Bilder vor seinem inneren Auge, als seien sie Teil seiner Erinnerung. Das Sensationelle an Spielbergs neuem Wurf ist diese Konstruktion: Nicht nur, dass er seine Spielszene zu Beginn mit den erwähnten Strategien quasi authentifiziert. Indem er seinem an diesem Geschehen unbeteiligten Protagonisten die Ereignisse als Erinnerungsbilder einfügt, fungieren sie schließlich nicht nur als individuelles, sondern als übergeordnetes, also kollektives Gedächtnis. Der jüdische Regisseur materialisiert die Zeugenberichte zu einem Bild, das er zunächst der Vengeance-Handlung voranstellt und dann innerhalb dieser immer wieder als etwas Traumhaftes, Visionäres aufflackern lässt, ehe es sich als Gewissheit manifestiert. So ist es gewesen. So erinnern wir es.
Tatsächlich ist die Geiselnahme von München auch für Avner zunächst ein Fernsehbild. Der Protagonist und seine schwangere Frau Daphna werden beim Sichten des TV-Programms eingeführt. Scheinbar ohne Überzeugung, doch ebenso ohne Zweifel nimmt er den Auftrag der Ministerpräsidentin Golda Meir an, die Strippenzieher des Geiseldramas zu richten. Gemeinsam mit einer multinationalen Truppe jüdischer Sympathisanten sucht der ehemalige Personenschützer einen Palästinenser nach dem anderen auf. Von Mord zu Mord verschwinden die Skrupel, schließlich wächst das eigene Bestrafungsempfinden über den Auftrag hinaus. Avner und einzelne Mitglieder seines Teams wollen nicht mehr nur in Europa nach den Flüchtlingen suchen, nicht mehr nur die ursprünglichen elf Namen von ihrer Liste streichen, sondern auch deren Nachfolger. Sie wollen nicht nur die Hintermänner, sondern auch die drei überlebenden Geiselnehmer richten.
München ist wie die meisten von Spielbergs interessanteren Filmen keineswegs ein geschlossenes Werk. Doch während A.I. - Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence: AI, 2001) und Minority Report (2002) vor Sensationalismus, Phantasie und letztlich Hybridität barsten, fügt sich der Zerfall in Einzelteile bei München besser in die Struktur des Projektes. Die einzelnen Mordanschläge erscheinen episodisch, erzeugen keinen Fluss. Die Männer jagen stoisch ein Opfer nach dem anderen, je nachdem wessen Aufenthaltsort ihnen gerade verraten wird. Die Taten sind mal mehr, mal weniger aufwendig. Den ersten Mord inszeniert Spielberg als Zitat von Der Pate II (The Godfather, Part II, 1974). Das Opfer wird auf seinem Rundgang durchs Viertel observiert. Die scheinbar Fahrt aufnehmende Sequenz wird unterbrochen. Erst nach einem Zwischenschnitt stirbt der Palästinenser, im Angesicht seiner Mörder, die hier noch in Reichweite des Opfers agieren, Schusswaffen nutzen und sich gegenseitig absichern. Wenig später variiert Spielberg das Morden mit einer klassischen Suspense-Sequenz. Die Methoden werden unpräziser und Kollateralschäden sind nur eine Frage der Zeit. Faktor Zufall und Chaos führen die Idee des berechenbaren Mordens immer mehr ad absurdum, was Spielberg in der einzigen Actionsequenz des Films auf die Spitze treibt. Seine Attentätereinheit ist so unprofessionell, wie noch keine im Genre des Thrillers. Sie glauben ein System zu beherrschen, das nicht beherrschbar ist.
Der Regisseur inszeniert diese Umschichtungen so unmerklich, dass Sterben in den eigenen Reihen und die folgende Paranoia, obwohl so genau vorbereitet, sich fast überraschend Bahn brechen. Avner verliert sich in der Welt des Mordens, wird zum Getriebenen und Rastlosen. Daphna meint den Katalysator für sein Handeln zu wissen. Israel, sagt sie, sei für ihn wie eine Mutter. So geht es dem Israeli am Ende, wie David im Mittelteil von A.I.: er wird von seiner Mutter ausgesetzt. Dass Spielberg selbst diesen Zustand aushält, sich am Ende mit der Kamera von seiner Figur distanziert, bis der isolierte Mann verschwindet, im Schatten der Twin Towers, die in einer nahen Zukunft auch Teil seiner persönlichen blutgetränkten Bedeutungskette sein werden, das ist die große Entwicklung im Schaffen dieses Regisseurs.

Ob das Lust auf den Film macht....?

Der verhinderte Philosoph, der das verfaßt hat, stolpert
ganz schön über die von ihm ausgedachten Fremdwörter.
Seit wann kann man Ereignisse "authentifizieren" -
authentisieren gibt es vielleicht. Vermutlich hat er das
engl. Wort 'authenticate' irgendwie falsch übersetzt.
Hallo Claudia - übrigens - Du mußt halt wissen, ob Du Dir
die Gewalt anschauen magst, die ja (wie auch immer das Wort
dann richtig heißt) sehr authentisch 'rüberkommt. Ich mag
mir so etwas nicht ansehen, egal wie wertvoll die Aussage
dahinter ist.
LG, Arte

Re: Ob das Lust auf den Film macht....?

hi arte,
es gibt beide verben...
grüßli -- marika

Danke

das ist ja nun sehr ausführlich. Aber jetzt bin ich wirklich nicht mehr so sicher, ob ich mir den Film tatsächlich anschauen will. Das Thema interessiert mich schon, aber wenn das ganze zu realistisch und gewaltvoll dargestellt ist, weiß ich nicht, ob ich mir so etwas ansehen kann/will. Und dann geht der Film ja wieder drei Stunden - hatte ich schon befürchtet. Ich kann doch immer nicht so lange still sitzen! Naja, werde es wohl morgen spontan entscheiden, ob ich hingehe.
GGGGLG Claudia

Re: Eine Frage @Kinofans

hallo claudia,
für einen dollar würde ich ihn mir unter umständen anschauen. war leider noch nicht drin, aber unter filmszene.de (eine meiner kino-kritiken-quellen) steht folgendes:
"Auch wenn Steven Spielberg nach dem Effektspektakel "Krieg der Welten" nun wieder in ein völlig anderes Genre, nämlich das des anspruchsvollen Politdramas, wechselt, bleibt festzustellen: Der Meister befindet sich in seiner ernsten Phase. Waren viele schon von der Düsternis der Alien-Apokalypse überrascht, so erwartet uns nun ganz schwere Kost in Form seiner Aufarbeitung der Geschehnisse während und nach den Olympischen Spielen von 1972. "München" ist für Spielberg ganz offensichtlich mindestens ebenso eine Herzensangelegenheit wie damals "Schindlers Liste". Das Ergebnis ist im Gegensatz zum bewegenden und letztendlich sogar noch hoffnungsvollen Oscar-Abräumer aber ein ziemlicher Schlag in die Magengrube.
Eigentlich sollten es die "heiteren Spiele" in der bayerischen Landeshauptstadt sein und einige Tage lang waren sie das auch. Die Geiselnahme von elf israelischen Olympioniken durch arabische Terroristen kam dann auch so unerwartet, dass von einem echten Krisenmanagement anschließend nicht die Rede sein konnte. Für viele gilt diese Aktion als Beginn des organisierten Terrorismus, dem damals noch keine ausgebildeten Spezialeinheiten entgegen gestellt werden konnten. Dementsprechend endete die Konfrontation von fünf schlecht ausgebildeten "Scharfschützen" mit den entschlossenen Entführern auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck schließlich in der totalen Katastrophe, bei der alle elf Geiseln starben.
Diese Geschehnisse handelt Spielberg in nur zehn Eröffnungsminuten ab, wofür er hauptsächlich alte Fernsehaufnahmen verwendet. Er wird sehr viel später noch einmal auf die Ereignisse am Flughafen zurückkommen, doch seine eigentliche Geschichte ist eine andere. Eine, die bisher nur wenig thematisiert wurde, obwohl der Öffentlichkeit damals durchaus auffiel, dass in den Monaten nach der verhängnisvollen Geiselnahme zahlreiche prominente Figuren der Palästinenser-Organisation PLO ums Leben kamen. "München" zeigt uns nun die Hintergründe dieser vom israelischen Geheimdienst Mossad initiierten Vergeltungsaktion, bei der ebenfalls elf Namen auf eine Liste gesetzt wurden, obwohl deren Verbindung zur Münchener Aktion keineswegs immer als gesichert gelten konnte. Das Publikum begleitet nun das fünfköpfige, international besetzte Killer-Kommando unter Leitung des Israeli Avner (Eric Bana) auf seiner blutigen Mission.
Zuerst ist bei der Betrachtung seines neuen Films festzustellen, dass das zur Zeit bei Spielberg herrschende hohe Arbeitstempo inklusive Termindruck ("München" sollte unbedingt noch 2005 in den USA anlaufen, um sich die Chancen aufs aktuelle Oscarrennen zu erhalten) erfreulicherweise nicht zu mangelnder Sorgfalt führt. Jedenfalls nicht im technischen Bereich und in punkto Ausstattung, denn die hier eingefangene Atmosphäre und Optik der frühen 70er Jahre ist sogar von einer selten gesehenen Perfektion. Angefangen bei der akkuraten Herrichtung von Städten, Autos und Kleidern über die klassischen Hornbrillen, bis zum passenden Farbfilter mit grobkörnigen Brauntönen wähnt man sich mehr als einmal fast in einem Dokumentarfilm, was sicher auch beabsichtigt ist.
Und wenn man sich in Frankreich, Italien oder Deutschland aufhält, wird nicht nur vor Ort gedreht, sondern entsprechende Rollen auch mit einheimischen Darstellern besetzt, die folgerichtig in ihrer Landessprache oder einem Akzent behafteten Englisch sprechen (diesem Vorgehen verdanken wir daher auch den ersten Auftritt von Moritz Bleibtreu in einem Spielberg-Film).
Das Bemühen um absoluten Realismus findet seinen Höhepunkt in der Darstellung der Gewalt. Dass die Bomben von Attentätern Menschen nicht nur einfach töten, sondern auch grausam verstümmeln, ist zwar bekannt, wird einem hier aber auch mal sehr deutlich vor Augen geführt. Die entsprechenden Szenen mit abgetrennten und herumbaumelndem Körperteilen oder klaffenden Schusswunden sind ebenso zahlreich wie heftig, die gezeigte Brutalität manchmal nur schwer zu verkraften.
Warum Spielberg dies tut, ist klar: Er macht so mehr als deutlich, dass diese mit staatlichem Segen begangenen Liquidierungen kein Bisschen edler oder anständiger sind als die Attentate der Palästinenser. Er gibt ein klares Statement ab, dass diese "Auge um Auge"-Politik nicht nur moralisch fragwürdig, sondern eben auch politisch völlig sinnlos ist. Für jede beseitigte Schlüsselfigur des Feindes steht sofort ein mindestens ebenso brutaler Ersatzmann bereit, und auf jedes "erfolgreiche" Attentat erfolgt sofort die Gegenreaktion. Eine Spirale des gegenseitigen Tötens, die niemals zum Frieden führen kann und die nur von mutigen und verhandlungsbereiten Menschen gestoppt werden könnte, welche jedoch nirgends zu sehen sind oder zur damaligen Zeit keine ausreichende Lobby hatten. Dass dem Juden Spielberg sein Vorgehen von pro-israelischer Seite als Nestbeschmutzung ausgelegt werden würde war dabei zu erwarten, ist aber nicht gerechtfertigt.
Denn abgesehen davon, dass die Geschichte ihm recht zu geben scheint (wie die jüngsten, durch ehemalige Hardliner erzielten Verhandlungserfolge belegen), ergreift er hier eben keinerlei Partei für eine der beiden Seiten, sondern setzt sie nur in ihrem Vorgehen und ihren Methoden gleich. Dabei wird auch nicht die zuerst begangene Tat der Palästinenser beschönigt. Wen vorübergehend dieses Gefühl beschleicht, dem wird es spätestens mit der finalen Darstellung des Blutbads am Flughafen wieder entzogen.
So beeindruckend der Mut und die Deutlichkeit sind, mit denen Spielberg sein Thema präsentiert, so zwiespältig ist manchmal die Umsetzung des Ganzen in die Dramaturgie eines Spielfilms. Bei allem Verständnis für Genauigkeit will sich einem doch nicht so recht erschließen, warum nun wirklich jedes einzelne Attentat nacheinander ausführlichst abgearbeitet wird. Dementsprechend besteht ein Großteil des fast drei Stunden langen Films aus der Planung und mehr oder minder erfolgreichen Durchführung dieser Aktionen. Da sich in der Gefühlswelt des auftragsgemäß agierenden Kommandos auch lange Zeit überhaupt Nichts verändert, führt dies zu einer manchmal doch recht ermüdenden Abfolge ähnlicher Szenen.
Eine wirkliche Entwicklung durchläuft dabei letztendlich auch nur die Figur des Anführers Avner, während seine Helfer (darunter der neue "James Bond" Daniel Craig) durchgehend eindimensional angelegt sind, ihrer Arbeit meist stoisch nachgehen und dem Zuschauer daher nicht besonders nahe kommen. Avner dagegen, vom Wunsch beseelt seine Mission zu beenden und zur Familie zurückkehren zu können, distanziert sich schließlich von seinen Auftraggebern. Eric Bana fehlt dabei aber leider, wie schon in seinen bisherigen Arbeiten (z.B. "Hulk", "Troja"), einfach etwas das Charisma, um diese Wandlung nachvollziehbar genug zu gestalten. Zudem kommt sie eher plötzlich und gipfelt auch noch in der am Wenigsten sinnstiftenden Einstellung des gesamten Films, als Avners Sex mit seiner Frau plötzlich von Bildern des Geiselmassakers überlagert und so eine emotionale Verbindung konstruiert wird, die nicht wirklich funktioniert.
So ergibt sich von "München" insgesamt das Bild eines mutigen und wichtigen Films, meistens interessant und immer engagiert. Es fehlt ihm allerdings ein wenig die "Seele", und auch dramaturgisch zeigt Spielberg diesmal doch ein paar ungewohnte Schwächen."
lg,
sep

Re: Eine Frage @Kinofans

Hi Sep,
wie ich gerade Marika geschrieben habe, weiß ich nun erst recht nicht, ob ich mir den Film anschauen soll. Vielleicht meldet sich ja auch noch jemand, die den Film gesehen hat. Denn wenn er wirklich so brutal ist, dass ich eh die Hälfte des Films wegschaue kann ich es auch gleich sein lassen. Ich werde es morgen wohl spontan entscheiden.
GGGGLG Claudia
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