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Betreuung für Kinder unter drei Jahren

Kinderkrippe: Alter, Kosten und wie die Eingewöhnung klappt

In einer Kinderkrippe können Kinder unter drei Jahren betreut werden. Für den Nachwuchs ist das der erste, große Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Ab wann Babys in die Kinderkrippe können, wie hoch die Kosten sind und wieso eine sanfte Eingewöhnung für die Kleinen wichtig ist.

Kinderkrippe: Alter, Kosten und wie die Eingewöhnung klappt
© iStock.com/romrodinka

"Später komme ich wieder und hole dich ab", sagt Beate Lohndorf, als sie sich in der Kinderkrippe von ihrem Sohn Tim verabschieden soll. Auf dem Weg nach draußen kullert ihr eine Träne über die Wange. In über 20 Jahren Berufserfahrung hat Sandra Drewel-Hesse solche Situationen schon oft erlebt. Die ausgebildete Kinderkrankenschwester, geschulte familylab-Seminarleiterin und gelernte Erzieherin arbeitet seit 1995 bei der Kindertagesstätte Murkel e.V. in Siegburg. Jahrelang hat sie sich hier um die Kleinkinder unter drei Jahren gekümmert. "Die Eingewöhnung in der Kinderkrippe ist für Eltern und Kinder eine intensive Zeit", sagt sie. "Schließlich geht der Nachwuchs hier zum ersten Mal in seinem Leben eine Bindungsbeziehung mit einem Menschen ein, der nicht zur Familie gehört."

Bundesweit besuchen 763.000 Kinder unter drei Jahren eine Kindertageseinrichtung oder eine Kindertagespflegestelle. Im Jahr 2016 haben sich nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 49,4 Prozent der Eltern von unter Dreijährigen einen Ganztagsplatz mit einem Umfang von mindestens 35 Stunden gewünscht.

Artikelinhalte auf einen Blick:

Definition: Was ist eine Kinderkrippe?

Als Kinderkrippe wird eine Institution bezeichnet, in der geeignetes Personal für einen Teil des Tages oder ganztags die Betreuung von Kleinkindern in einem Alter von unter drei Jahren (meist auch nur "U3" genannt) übernimmt. Im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG, § 22 SGB VIII) ist verankert, dass eine solche Einrichtung zur Betreuung, Bildung und Erziehung dient, sie Kinder in ihrer Entwicklung fördern, Eltern unterstützen und ihnen dabei helfen soll, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Für Kinderkrippen gibt es sowohl öffentliche als auch freie, kirchliche und private Träger.

Zwar beschreibt das Wort "Kinderkrippe" Betreuungsangebote für unter Dreijährige, in der Praxis kommen reine Kinderkrippen aber selten vor. Meist sind sie in einen Kindergarten (für Kinder bis zu einem Alter von sieben Jahren) oder in einer anderen Form von Kindertagesstätten integriert. Letztere sind auch unter der Abkürzung "Kita" geläufig. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für Krippen, Kindergärten, Horte und Häuser, in denen tagsüber eine Betreuung stattfindet.

Wer hat Anspruch auf einen Krippenplatz für Kinder unter drei Jahren?

Seit dem 1. August 2013 hat jedes Kind einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr – erfüllbar durch eine Einrichtung oder Tagespflege und unabhängig davon, ob die Eltern erwerbstätig sind oder nicht. Jedoch bedeutet das nicht, dass ein Anspruch auf die persönliche Wunsch-Kita besteht: Der Betreuungsplatz muss zumutbar und wohnortnah sein. Wobei die vertretbare Entfernung zwischen Wohnort und Einrichtung in jeder Kommune anders geregelt ist.

Über das Platzangebot und das pädagogische Konzept der Einrichtungen informiert das zuständige Jugendamt des Wohnorts.

Ein Anspruch auf Förderung und Betreuung für Babys vor dem ersten Geburtstag besteht, wenn beide Eltern arbeiten, arbeitssuchend sind, sich noch in der Ausbildung befinden oder diese für die Entwicklung des Kindes notwendig ist.

Um dem erhöhten Krippenplatz-Bedarf für unter Dreijährige gerechter werden zu können, wurden in den vergangenen zehn Jahren rund 400.000 neue Plätze geschaffen – bis 2021 wird die Entstehung von weiteren 100.000 Plätzen durch den Bund finanziell unterstützt.

Welche Kinderkrippen-Kosten fallen an?

Jede Kommune legt selbst fest, welche Kosten für die Kinderkrippe zu entrichten sind. Die Beiträge unterscheiden sich regional und sind abhängig vom Träger. Bundesweit besteht die Pflicht, Beiträge sozial nach dem Einkommen der Eltern, der Anzahl der Geschwisterkinder und dem Betreuungsumfang zu staffeln – wie diese Staffelungen konkret aussehen, entscheiden die Länder. Private Einrichtungen sind meist teurer, weil sie keine staatlichen Zuschüsse erhalten.

Bedürfen die wirtschaftlichen Verhältnisse der Eltern einer Förderung, können die Kosten ganz oder teilweise vom Jugendamt übernommen werden.

Wie sieht der Alltag in der Kinderkrippe aus?

In einer Kinderkrippe sollen die motorischen und kognitiven Fähigkeiten, die Kreativität und die individuelle Entwicklung der Kinder spielerisch gefördert werden. Wie genau diese frühe Förderung aussieht, ist abhängig von dem pädagogischen Konzept der Einrichtung.

Erzieherin Sandra Drewel-Hesse arbeitet in einer Kindertagesstätte, die auf ein offenes Konzept setzt. Das heißt: Hier gibt es keine Gruppen, die Räume des Hauses sind nach ihrer Funktion gegliedert und jedes Kind kann sich darin frei bewegen. Kleinkindern dient bei Murkel e. V. die "Rappelkiste" als Anlaufstelle: "Hier wurde die Raumgestaltung ihren Bedürfnissen angepasst", erklärt Drewel-Hesse. Denn für den Alltag mit unter Dreijährigen sind besondere Bedingungen erforderlich – für das Spielen, Füttern, Schlafen und Wickeln. "Damit die Kleinen sich ihre Welt durch das Begreifen mit allen Sinnen und mit jede Menge Bewegung erschließen können. Wir verbringen viel Zeit auf dem Boden, um auf Augenhöhe mit den Kindern zu sein. Schließlich spielt der Kontakt zum Kind und auch die nonverbale Kommunikation bei Babys eine große Rolle."

Wie sind die Öffnungszeiten in einer Kinderkrippe – auch an Feiertagen wie Weihnachten?

Jede Kinderkrippe kann selbst entscheiden, zu welchen Kernzeiten sie geöffnet hat, ob es einen Frühdienst und eine Mindestbuchungszeit gibt. Oft steht die Betreuung in einer Einrichtung ganz oder teilweise in der Zeit zwischen 7.00 und 18.00 Uhr zur Verfügung – einige Kitas öffnen aber auch später und andere schließen wiederum früher.

Die Kindertagesstätte Murkel e. V. hat sich für flexible Öffnungszeiten entschieden, um die Bedürfnisse vieler berufstätiger Eltern besser erfüllen zu können. "Ob Weihnachten, Brückentage oder Schulferien – wir haben das ganze Jahr lang offen und sind eine 24 Stunden Kita", sagt die Erzieherin.

Doch was passiert eigentlich bei Krankheit des Kindes? Schließlich sind Infekte bei Kleinkindern ganz normal und kommen häufig vor. Die Kinderkrippen handhaben dies folgendermaßen: Machen sich Krankheitsanzeichen bemerkbar, werden die Eltern von den Erziehern informiert und darum gebeten, den kleinen Patienten abzuholen. Das Kind sollte so lange zu Hause bleiben, bis es die Krankheit auskuriert hat. Zum Wohle des Kindes und, um andere in der Krippe nicht anzustecken.

Wie findet man eine passende Kinderkrippe?

Oft achten Eltern bei der Suche nach einer Kinderkrippe vor allem auf die Nähe zu ihrem Wohnort. "Aber das ist längst nicht alles", weiß Sandra Drewel-Hesse. "Eltern sollten sich die Einrichtung angucken und überlegen, ob auch das Konzept das richtige für sie ist", empfiehlt sie. "Stellen Sie sich die Frage, ob Sie mit dem pädagogischen Ansatz übereinstimmen und ob Rahmenbedingungen wie Öffnungszeiten in Ihren individuellen Familienalltag passen."

Auch der Betreuungsschlüssel spielt bei der Auswahl der Kinderkrippe eine Rolle – also wie viele Kinder von einer Fachkraft betreut werden. Gerade Kleinkinder brauchen Bezugspersonen, die ihr Aufmerksamkeit, Zuwendung und Sicherheit schenken können. In der Fachliteratur wird ein theoretisch optimaler Betreuungsschlüssel von 1:3 (eine Erzieherin für drei Kinder) für unter Dreijährige als angemessen erachtet. In der Praxis fällt er je nach Bundesland aber anders und meist mit einer höheren Anzahl an zu betreuenden Kindern pro Erzieherin aus.

Das richtige Kinderkrippen-Alter: Ab wann können Kinder in die Kita?

Kinderkrippen können selbst festlegen, ab welchem Alter die Kinder bei ihnen einen Platz bekommen. "Wir nehmen Kinder ab vier Monaten auf", so Drewel-Hesse. "Kinderkrippen müssen sich hier natürlich danach richten, ob sie räumliche Möglichkeiten und ausreichend Personal für eine sehr frühe Betreuung haben." Und was ist, wenn das Baby in dem Alter noch gestillt wird? "Auch da gibt es Möglichkeiten", erklärt die Erzieherin. "Die meisten Mütter pumpen ab, sodass wir den Babys die Muttermilch aus der Flasche geben können. Eine Mutter wurde von ihrem Arbeitgeber sogar freigestellt und kam zum Stillen zu uns ins Haus."

Wie läuft die Krippeneingewöhnung ab?

Experten empfehlen, dass die Krippeneingewöhnung auf einem wissenschaftlich evaluierten Konzept beruht und pro Woche höchsten zwei neue Kinder aufgenommen werden sollten. Die beiden bekanntesten Modelle sind das Berliner und das Münchener Eingewöhnungsmodell.

Berliner Eingewöhnungsmodell: In einer dreitägigen Grundphase verbringt ein Elternteil gemeinsam mit dem Kind und seiner betreuenden Erzieherin jeweils ein bis zwei Stunden in der Krippe. Am vierten Tag (oder am fünften Tag, wenn der vierte Tag ein Montag ist) wird ein erster Trennungsversuch unternommen. Lässt sich das Kind von der Erzieherin beruhigen, bleibt das Elternteil für maximal 30 Minuten weg. Anderenfalls kehrt es schon nach wenigen Minuten zurück. In der anschließenden Stabilisierungsphase wird die Zeit ohne Elternteil ausgedehnt, bis sich Mutter und Vater in der Schlussphase nicht mehr vor Ort befinden, aber immer noch jederzeit erreichbar sind.

Münchener Eingewöhnungsmodell: Während einer kompletten Schnupperwoche bleiben das Kind und ein Elternteil einen ganzen Vor- oder Nachmittag in der Kinderkrippe. Dort lernen sie alle Kinder und Erzieher kennen. Am sechsten Tag erfolgt ein erster Trennungsversuch – nach und nach wird die elternunabhängige Zeit ausgedehnt. Elterngespräche finden regelmäßig statt. Im Gegensatz zum Berliner Modell ist das Münchener Modell weniger auf die Erzieherin als Bindungsperson bezogen.

In der Praxis ist die Eingewöhnung in die Kinderkrippe oft an eines dieser beiden Modelle angelehnt. So auch in der Kindertagesstätte Murkel e. V.: "Bei uns läuft die Eingewöhnung ähnlich wie im Berliner Modell ab. Aber statt uns nach einer konkreten Anzahl von Tagen zu richten, passen wir die Phasen individuell an die Bedürfnisse des Kindes an." Die Eltern werden dabei integriert, vor Ort ziehen sich diese aber eher zurück, um den Kontakt zwischen Erzieherin und Kind zu fördern. "Mütter und Väter sind hierbei keine Akteure, sondern der sichere Hafen", bestätigt die Seminarleiterin.

Welche Auswirkungen die frühe Fremdbetreuung auf Kleinkinder hat, wird unter Experten kontrovers diskutiert. Zwar sei die Betreuung nicht per se schwierig, aber eine frühe, dauernde Trennung in Verbindung mit einer unzureichenden Qualität der Betreuungsangebote könne der kindlichen Entwicklung schaden und später in einer bestimmten Phase zu einem erhöhten Aggressionsverhalten führen. Auch die Stressforschung hat sich mit dem Thema beschäftigt: Bei ganztagsbetreuten Krippenkindern wurde ein Anstieg des Stresshormons Cortisol festgestellt, dass bei dauerhafter Belastung zu psychischen Störungen im fortgeschritten Alter führen könnte.

In einem Artikel für die "Psychologische Rundschau" erklären die beiden Entwicklungspsychologinnen Sabina Pauen und Jeanette Roos, dass es ebenfalls Hinweise auf positive Konsequenzen der Kinderbetreuung gibt. Kinder können in Bezug auf das Sozialverhalten und ihre Bildungsbiografie demnach sogar von der Fremdbetreuung profitieren. Nämlich dann, wenn die Eingewöhnung sanft verläuft und die Qualität der Einrichtung durch feinfühlige und gut geschulte Fachkräfte gewährleistet ist. Auch der Austausch mit den Eltern ist dabei von Bedeutung: Sie sollen nach der Betreuung dafür sorgen, dass das Kind entspannen kann. Gefahren für die Entwicklung bestehen dann, wenn das Kind dauerhaft überfordert ist und den Stress nicht abbaut.

"Alles, was wir erleben, wirkt sich auf unsere Psyche aus", sagt auch Sandra Drewel-Hesse. "Früher hat man die Kinder im Kindergarten einfach schreien lassen, wenn die Eltern gegangen sind. Das macht heute keiner mehr! Wir wissen, dass die Zeit in der Kinderkrippe Einfluss auf die Entwicklung nimmt. Mit einer sanften Eingewöhnung und einer zentrierten Arbeit am Kind legen wir die Grundsteine dafür, dass die Kleinen auch in ihrem späteren Leben sichere Beziehungen aufbauen können."

Eingewöhnung in der Krippe: Wie lange dauert sie?

Als erfolgreich abgeschlossen gilt die Eingewöhnung in die Kinderkrippe dann, wenn das Kind eine sichere Bindung zu der Erzieherin aufgebaut hat und sich von ihr trösten lässt. "Mal geht das schneller und mal dauert das etwas länger", erklärt die Expertin. In der Regel beträgt die Eingewöhnungszeit zwei bis sechs Wochen. "Gerade bei Kleinkindern ist eine sanfte Eingewöhnung wichtig. Der Übergang in die Kita soll kein Bruch, sondern eine Brücke sein."

Wenn bei der Eingewöhnung die Zeit des Abschieds gekommen ist, fällt Eltern die Trennung meist schwerer als den Kindern. Am liebsten würden sie sich einfach heimlich herausschleichen, wenn der Nachwuchs gerade abgelenkt ist. Doch genau das sollten Sie nicht tun: "Verabschieden Sie sich stattdessen und sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie später wiederkommen." Nur so lernt es, dass es sich darauf verlassen kann und die Eltern nicht einfach verschwinden, wenn es gerade mit etwas anderem beschäftigt ist. "Außerdem ist das Abschiednehmen ein Lernprozess für die Entwicklung", sagt die erfahrene Erzieherin. "Halten Sie den Abschied kurz. Sich immer wieder umzudrehen und noch ein Küsschen zu verlangen, ist kontraproduktiv."

Doch was ist, wenn wie bei Mutter Beate Lohndorf plötzlich Tränen fließen? "Das ist völlig in Ordnung", sagt Drewel-Hesse, "auch wenn es Kinder natürlich verunsichern kann." Die Erzieherin hat einen guten Tipp für weinende Eltern: "Wenn Sie wirklich vor Ihrem Kind weinen müssen, dann sagen Sie am besten: Ich bin traurig, weil ich so gerne Zeit mit dir verbringe, aber ich freue mich auf nachher, wenn ich dich abhole." Das hat auch bei Lohndorfs Sohn Tim gut funktioniert – längst ist die tägliche Trennung für die beiden kein Problem mehr.

Die Angst, der Sprössling könne die Erzieherin irgendwann mehr mögen als die eigenen Eltern, kann die Erzieherin Ihnen übrigens nehmen: "Das Kind wird seine Bezugsperson in der Kinderkrippe nie so sehr lieben, wie seine Eltern." Mütter und Väter sollten statt eifersüchtig einfach stolz auf sich selbst sein. "Dass Ihr Nachwuchs Vertrauen zu einer anderen Person aufbauen konnte, ist Ihr Verdienst. Sie als Eltern haben ihm die Sicherheit gegeben, sich so zu entwickeln. Das ist auch eine von vielen positiven Rückmeldungen für alles, was Sie in Ihrem Alltag als Mutter und Vater tagtäglich leisten."

An genau diesem Entwicklungsprozess teilzuhaben, ist für die Erzieherin das Schönste an ihrem Beruf: "Ich begleite die Kinder auf einem Stück ihres Lebenswegs. Oft halten Eltern und manchmal sogar die Kinder noch bis in ihr Erwachsenenalter Kontakt. Das macht auch mich stolz auf meine Arbeit."

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