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Anzeichen und Auslöser

Neurodermitis bei Babys und Kindern: Wenn die Haut stark juckt

Gerade in den ersten Lebenswochen sind Hautausschläge bei Babys keine Seltenheit. Doch wann handelt es sich um eine Neurodermitis und wie lassen sich die Beschwerden der Hauterkrankung lindern? Wir beantworten alle Fragen zu Neurodermitis bei Babys und Kindern.

Neurodermitis bei Kindern: Wenn die Haut stark juckt
© GettyImages/metinkiyak

Neurodermitis ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Laut Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft leiden in Deutschland etwa 13 Prozent aller Kinder zumindest zeitweise darunter, bei den Erwachsenen sind es etwa zwei bis drei Prozent.

In diesem Artikel lesen Sie:

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Was ist Neurodermitis?

Neurodermitis ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben von unterschiedlicher Dauer und Schwere auftritt (chronisch rezidivierend). In der Fachsprache wird die Erkrankung auch als atopische Dermatitis oder als atopisches Ekzem bezeichnet. „Atopisch“ bedeutet in diesem Fall, dass eine genetisch bedingte Veranlagung zu Überempfindlichkeitsreaktionen auf bestimmte Auslöser besteht, die zu den geröteten, schuppigen und juckenden Hautstellen führen. Je nach Intensität und Ausmaß wird eine Neurodermitis in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt. Neurodermitis ist nicht ansteckend.

Neurodermitis-Symptome: Wie äußert sich die Erkrankung?

Die Erkrankung kann sich durch unterschiedliche Hautveränderungen zeigen – von trockener Haut mit geröteten Stellen bis zu schwer ausgeprägten oder auch nässenden Ekzemen. Charakteristisch bei Neurodermitis sind Rötungen, Schuppungen, Verdickungen und ein starker Juckreiz. Gegebenenfalls kratzt das Kind die betroffenen Stellen auf.

Je nach Stadium kann sich das Erscheinungsbild der Haut ändern: In der akuten Phase treten zum Beispiel neue, rot entzündete Ekzeme auf. Geht die Erkrankung in das subakute Stadium über, äußert sich dies unter anderem durch Rötungen, Schuppungen, Knötchen und Juckreiz. Im chronischen Stadium zeigen sich zum Beispiel Verdickungen der Haut und Einrisse.

Abhängig vom Alter sind typischerweise unterschiedliche Hautstellen von der Neurodermitis betroffen:

Neurodermitis bei Babys:

  • Kopf und Gesicht
  • Arme und Beine
  • gegebenenfalls Bauch, Rücken oder Brust

Neurodermitis bei Kindern:

  • Ellenbeugen
  • Kniekehlen
  • Nacken

Neurodermitis bei Jugendlichen:

  • Arm- und Kniebeugen
  • Hände und Füße

Die juckende Haut kann sehr quälend sein und die Lebensqualität stark beeinflussen. Vor allem abends und nachts jucken die Hautstellen oft stark, weshalb betroffene Kinder schlecht schlafen.

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Neurodermitis-Ursachen: Wie kommt es zur Hauterkrankung?

Die Ursachen der Neurodermitis sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Studien konnten jedoch zeigen, dass eine erbliche Veranlagung besteht: Der Körper reagiert in diesen Fällen genetisch bedingt überempfindlich auf eigentlich harmlose Auslöser. Durch diese Auslöser – auch Trigger oder Provokationsfaktoren genannt – kommt es zu einem Neurodermitis-Schub.

Mögliche Auslöser für Neurodermitis-Schübe:

  • Allergien auf bestimmte Nahrungsmittel oder -bestandteile
  • Allergien gegen Hausstaub, Pollen oder Tierhaare
  • Zigarettenrauch
  • Umwelteinflüsse wie kalte Winterluft oder extreme Trockenheit
  • psychische Faktoren wie Stress
  • hormonelle Auslöser wie die Menstruation

Hinweis zu Impfungen als vermeintlichen Auslösern der Neurodermitis: Generell wird empfohlen, dass Impfungen auch bei Neurodermitis-Betroffenen nach dem Impfkalender der STIKO erfolgen sollten. Wenn eine Allergie gegen einen Impfstoffbestandteil besteht, sollte dies im individuellen Fall geklärt werden. Bei einem akuten Neurodermitis-Schub ist außerdem ärztlich abzuklären, ob die Impfung gegebenenfalls auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden sollte.

Diagnose: Wie wird Neurodermitis festgestellt?

Unklare Hautausschläge sollten in der kinderärztlichen Praxis untersucht werden. Die Ärztin oder der Arzt kann beurteilen, ob es sich tatsächlich um Neurodermitis handelt oder ob andere Hautirritationen wie harmloser Kopfgneis dahinterstecken.

Außerdem kann eine Untersuchung auf mögliche Begleiterkrankungen erfolgen, die in einigen Fällen typischerweise mit Neurodermitis einhergehen. Dies sind Asthma bronchiale und allergischer Schnupfen (Rhinitis allergica). Auch hautärztliche Praxen kennen sich mit Neurodermitis aus und können als Anlaufstelle dienen.

Mögliche Diagnoseverfahren bei Neurodermitis:

  • Erfassung der Krankheits- und Familiengeschichte (Anamnese)
  • Untersuchung der Haut
  • Ermittlung von möglichen Auslösern in der Umgebung
  • Pricktest und Blutuntersuchungen zum Nachweis von Allergien
  • Probebiopsie zur Untersuchung im Labor (zur Differenzialdiagnostik im begründeten Einzelfall)
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Therapie: Wie wird Neurodermitis behandelt?

Neurodermitis ist nicht heilbar, aber es gibt Behandlungsmethoden, um die Beschwerden zu lindern und das Hautbild zu verbessern. Wie genau die Therapie aussieht, richtet sich unter anderem nach der Schwere der Erkrankung. Auch das Lebensalter spielt bei der Auswahl eine Rolle: Bestimmte Wirkstoffe sind zum Beispiel nicht für Säuglinge geeignet und erst ab einem bestimmten Alter zugelassen.

Mögliche Behandlungsmethoden bei Neurodermitis:

  • Basistherapie mit Cremes, Salben und Lotionen
  • kortisonhaltige Präparate für eine gewisse Anwendungsdauer
  • systemische Therapie (Medikamente, die über die Gefäße im ganzen Körper verteilt werden) bei schwerer Neurodermitis
  • Phototherapie (Bestrahlung mit UV-Licht) ab einem bestimmten Lebensalter

Außerdem richtet sich die Therapie nach den vielfältigen persönlichen Auslösern von Neurodermitis-Schüben: Diese müssen identifiziert und zukünftig gemieden werden. Jede Haut ist zudem einzigartig und hat daher ganz spezielle Bedürfnisse. Deshalb sind häufig mehrere Anläufe nötig, um eine geeignete Basispflege zu finden.

Die Wirkung von alternativen Heilverfahren wie zum Beispiel Akupunktur, Homöopathie oder die Anwendung von chinesischen Kräutern konnte wissenschaftlich bisher nicht ausreichend belegt werden. Unterstützend können diese Verfahren die Standardtherapie im individuellen Fall aber eventuell ergänzen. Bevor mit einer – möglicherweise kostspieligen – alternativen Heilmethode begonnen wird, sollte dies mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelndem Arzt besprochen werden.

Selbsthilfe bei Neurodermitis: Das können Sie als Eltern tun

Da der Leidensdruck bei Neurodermitis oft sehr hoch ist, suchen viele Eltern händeringend nach Lösungen. Grundsätzlich ist Neurodermitis kein Fall für eine Selbstbehandlung und sollte ärztlich untersucht und entsprechend therapiert werden. Unterstützend können Sie als Eltern – gegebenenfalls in Absprache mit der ärztlichen Praxis – Folgendes zur Behandlung beitragen:

  • Sensible Hautpflege: Lassen Sie sich beraten, welche individuelle Hautpflege für Ihr Kind infrage kommt. Es gibt zum Beispiel spezielle Badezusätze oder Shampoos. In anderen Fällen empfiehlt sich eher eine kurze, nicht zu heiße Dusche als ein warmes Bad. Außerdem kann es sinnvoll sein, die Haut mit einer bedarfsgerechten Creme sofort nach dem Baden zu versorgen.

  • Richtige Kleidung: Schwitzen reizt die Haut, deshalb sollte die Kleidung besser locker sitzen und aus Stoffen wie Baumwolle oder Leinen bestehen. Vermeiden Sie generell eine Überwärmung und achten Sie auf ein angenehmes Raumklima. Bei chronischer Neurodermitis kann antimikrobiell wirkende Wäsche getragen werden, die silbernitrathaltig ist. Für Kinder gibt es Neurodermitis-Overalls, die in der Nacht als Kratzschutz dienen. Je nach Krankenkasse werden die Kosten eventuell übernommen. In vielen Fällen haben sich zum Beispiel auch Bodys etc. mit Rollkragen bewährt.

  • Neurodermitis-Schulungen: Für Kinder ab einem bestimmten Alter (je nach Anbieter) und deren Eltern werden sogenannte Neurodermitis-Schulungen angeboten. Sie sollen dabei helfen, den Umgang mit der Erkrankung zu erlernen. Melden Sie sich und Ihr Kind dort an.

  • Selbsthilfegruppen: Das ständige Jucken und mögliche Hänseleien von anderen Kindern können Neurodermitis-Betroffenen das Leben schwer machen. Der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe kann sehr hilfreich sein, um das Erlebte zu verarbeiten. Adressen erhalten Sie in der ärztlichen Praxis oder im Internet.

Auch für Sie als Eltern kann die Neurodermitis-Erkrankung des Kindes belastend sein. Einen Grund stellt zum Beispiel der ständige Schlafmangel dar, weil sich das Kind nachts mit Juckreiz quält und die ganze Familie nicht zur Ruhe kommt. Suchen Sie sich unbedingt frühzeitig Unterstützung und verteilen Sie die Aufgaben innerhalb der Familie so, dass jedes Mitglied entlastet wird.

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Ernährung bei Neurodermitis: Sind bestimmte Lebensmittel verboten?

Wer Neurodermitis hat, muss nicht automatisch auf gewisse Lebensmittel verzichten. Nur wenn tatsächlich eine Nahrungsmittelallergie gegen bestimmte Lebensmittel oder dessen Bestandteile besteht, müssen diese auch gemieden werden, um Neurodermitis-Schüben vorzubeugen. Potenzielle Auslöser können zum Beispiel Nüsse, Kuhmilch oder Soja sein. Ob eine Allergie vorliegt, kann durch entsprechende Untersuchungen festgestellt werden.

Eltern sollten auf keinen Fall selbst versuchen, vermeintliche Allergieauslöser durch das Weglassen von Lebensmitteln auszutesten. Es besteht die Gefahr, dass Mangelerscheinungen auftreten, weil keine ausgewogene Ernährung mehr gewährleistet ist. Eine Ernährungsanpassung sollte nur nach ärztlicher Diagnose sowie gemeinsam mit einer qualifizierten Ernährungsberatung erfolgen.

Neurodermitis: Prognose, Verlauf und Komplikationen

Neurodermitis tritt bei etwa der Hälfte der betroffenen Kinder in den ersten sechs Lebensmonaten auf, in 60 Prozent der Fälle im ersten Lebensjahr und in 70 bis 85 Prozent in den ersten fünf Lebensjahren. Bis zum frühen Erwachsenenalter sind etwa 60 Prozent wieder symptomfrei. Die Symptome können im Laufe der Jahre also abnehmen oder sogar vollständig verschwinden. In einigen Fällen bleibt die Erkrankung allerdings bis ins Erwachsenenalter bestehen und es treten zumindest zeitweise Ekzeme auf.

Bekannte Komplikationen von Neurodermitis sind unter anderem:

  • Erhöhtes Risiko für andere Erkrankungen: Kinder mit Neurodermitis haben ein höheres Risiko, im Erwachsenenalter eine Allergie oder Asthma zu entwickeln. Das Risiko ist vor allem erhöht, wenn die Eltern selbst darunter leiden.

  • Sekundärinfektionen: Als Komplikation können Infektionen mit Bakterien wie Staphylococcus aureus, Viren oder Pilzen auftreten.

  • Psychosoziale Faktoren: Durch den hohen Leidensdruck können soziale Probleme oder psychische Leiden wie eine Depression entstehen.

Neurodermitis vorbeugen – geht das?

Das Risiko, Neurodermitis zu bekommen, ist höher, wenn die Hauterkrankung oder andere Allergien in der Familie auftreten. Durch die erbliche Veranlagung ist es daher nicht möglich, einer Neurodermitis sicher vorzubeugen. Ist ein familiäres Risiko bekannt, werden aber allgemeine Maßnahmen zur Allergieprävention empfohlen. Dazu gehört zum Beispiel das Stillen oder die Verwendung von HA-Nahrung für Babys, das Meiden von bekannten Allergenen, das Waschen von Babykleidung vor dem ersten Tragen oder eine rauchfreie Umgebung. Ist die Neurodermitis bereits aufgetreten, sollten die Provokationsfaktoren zur Vorbeugung von neuen Schüben vermieden werden.

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