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Kindliche Schlafstörung

Nachtschreck bei Kindern: Was tun?

Dein Kind schreckt nachts schreiend hoch, wirkt panisch und lässt sich kaum beruhigen? Seine Augen sind weit aufgerissen, aber es ist nicht richtig wach? Dann könnte es sich um den sogenannten Nachtschreck handeln, eine Schlafstörung, die vor allem Kinder im Vorschulalter betrifft.

Mädchen weint schreit
© Getty Images/Sutthichai Supapornpasupad

Kurzübersicht: Nachtschreck

Was passiert beim Nachtschreck? Beim Nachtschreck handelt es sich um nächtliches Aufschrecken aus dem Schlaf, vorzugsweise im ersten Drittel des Nachtschlafs. Das Kind schreit, ist panisch, atmet schnell, zittert und schwitzt. Die Augen sind zwar weit aufgerissen, das Kind ist aber nicht richtig wach.

Wann und wie tritt er auf? Zum Nachtschreck kommt es in der Phase des Tiefschlafs im ersten Drittel des Nachtschlafs. Betroffen sind Kinder zwischen 2 und 7 Jahren, aber auch bei Kleinkindern bzw. Babys ab 1,5 Jahren kann er vorkommen.

Das können Eltern tun: Eltern sollten den Nachtschreck begleiten und darauf achten, dass sich ihr Kind nicht versehentlich verletzt. Berührungen, gutes Zureden oder gar Aufwecken sollte aber unterbleiben, weil das den Schrecken noch vergrößern kann. Abwarten, bis die Episode vorüber (nach max. zehn Minuten) und das Kind wieder eingeschlafen ist, lautet die Devise – auch wenn es schwerfällt.

Ursachen des Nachtschrecks: Warum der Nachtschreck einige Kinder betrifft und andere nicht, ist unklar. Es besteht eine genetische Veranlagung. Das medizinisch Pavor nocturnus genannte Phänomen steht mit Hirnreifungsprozessen in Verbindung und hat keine krankhaften Ursachen.

Artikelinhalte auf einen Blick:

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Nachtschreck betrifft überwiegend Kinder und Kleinkinder

Der Nachtschreck gehört zu den Parasomnien – so bezeichnet man in der Fachsprache „unerwünschte Verhaltensweisen“, die während des Schlafs, während des Erwachens oder beim Übergang von einer Schlafphase in die andere auftreten, so wie der Nachtschreck. Andere umgangssprachliche Namen sind Nachtangst oder Nachtterror.

Das von Fachleuten als Pavor nocturnus bezeichnete Phänomen kann nicht nur dem Kind, sondern auch den Eltern einen ordentlichen Schrecken einjagen. Trotzdem handelt es sich dabei um eine harmlose Schlafstörung, an die sich dein Kind nach dem Aufwachen nicht mehr erinnern wird. Erziehungsfehler oder psychische Störungen haben nichts damit zu tun.

Schätzungsweise 20 Prozent aller Kinder erleben den Nachtschreck, Jungen wesentlich häufiger als Mädchen. Warum gerade sie betroffen sind, ist unklar. Organische Ursachen wie neurologische Störungen oder andere Erkrankungen gelten als ausgeschlossen.

Fachleute gehen vielmehr davon aus, dass der Pavor nocturnus mit der in diesem Alter noch nicht abgeschlossenen Hirnreife zu tun hat. Es scheint außerdem eine gewisse Veranlagung dafür zu geben, da er, genau wie das sogenannte Schlafwandeln (Somnambulismus) familiär gehäuft auftritt. Etwa ein Drittel aller Kinder, die im Kleinkindalter einen Nachtschreck hatten, schlafwandeln im weiteren Verlauf ihrer Kindheit auch. Stress und Fieber gelten als weitere Risikofaktoren für das nächtliche Aufschrecken.

Wie Kinder schlafen: Vom Tiefschlaf in den Traumschlaf

Bis zum Alter von etwa 2,5 Jahren bilden und stärken sich im Gehirn von Babys und Kleinkindern während des Schlafs die Synapsen. Das sind jene Verbindungen, über die Neuronen im Gehirn kommunizieren. Vereinfacht gesagt: Die ersten 2,5 Jahre nutzt das kindliche Gehirn den Schlaf, um zu wachsen. Dies geschieht während des REM-Schlafes. REM ist die Abkürzung für „Rapid Eye Movement“ (Deutsch: „schnelle Augenbewegungen). Vielleicht hast du das bei deinem Baby schon beobachtet: Die Augen bewegen sich unter den Lidern schnell hin und her, vielleicht macht es Geräusche oder sogar Grimassen. In dieser auch Traumschlaf genannten Phase verarbeiten sie die Ereignisse der Wachphasen.

Anfangs besteht Babys Schlaf überwiegend aus REM-Schlaf. Im Gegensatz zu älteren Kindern und Erwachsenen fallen sie nach dem Einschlafen erst in diese Phase und erst danach in den Tiefschlaf. Das häufige Aufwachen gerade in den ersten Lebensmonaten dient also auch dem Verarbeiten der gemachten Eindrücke und dem Wachstum des Gehirns.

Im Kleinkindalter ändert sich das und der nächtliche Schlaf dient irgendwann überwiegend der Reparatur von Schäden und Regeneration, der Aufbau des Gehirns ist abgeschlossen. Damit reduziert sich auch der REM-Schlaf zugunsten des Tiefschlafs. Gerade in dieser Phase kann der Nachtschreck auftreten. Fachleute vermuten daher einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Pavor nocturnus und der Veränderung des kindlichen Schlafzyklus. Die Tatsache, dass ältere Kinder sowie Erwachsene äußerst selten betroffen sind, sprechen für eine gewisse Rolle von Gehirnreifungsprozessen.

In welchem Alter tritt der Nachtschreck auf?

Vom Nachtschreck sind Kinder zwischen anderthalb und sieben Jahren betroffen. In einem höheren Alter oder sogar bei Erwachsenen tritt er äußerst selten auf.

Während man bislang von einer sehr geringen Rate bei jüngeren Kindern bzw. Babys ausging, zeigen neuere Auswertungen, dass fast 35 Prozent aller anderthalb Jahre alten Kinder betroffen sind – im Gegensatz zu lediglich 17 Prozent der Vier- bis Siebenjährigen.

Nachtschreck oder Alptraum?

Auch der Alptraum gehört zu den Parasomnien, und wie beim Nachtschreck schreit dein Kind vielleicht auch panisch. Es gibt jedoch zahlreiche Unterschiede zwischen den beiden Schlafstörungen. So tritt der Nachtschreck beispielsweise eher im Vorschul-, der Alptraum eher ab dem Schulalter auf. Zudem ist der Alptraum eher in der zweiten Nachthälfte, in der Phase des sogenannten Traumschlafs, verortet.

Beim Alptraum wachen die Kinder auf, lassen sich beruhigen, in den Arm nehmen, trösten und möchten vielleicht sogar von ihren bösen Erlebnissen im Schlaf berichten.

Beim Nachtschreck dagegen schreien Kinder oft panisch, sind nicht ansprechbar und reagieren auch nicht auf Streicheleinheiten. Im Gegenteil: Möglicherweise wehren sie sich sogar gegen Berührungen. Die Kinder wachen auch nicht richtig auf, sondern schlafen irgendwann weiter – meist nach maximal zehn Minuten.

Nachtschreck: Was tun, wenn dein Kind nachts panisch hochschreckt?

Das Wichtigste: Der Nachtschreck mag beängstigend sein, jedoch bleibt er für dein Kind folgenlos. Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nach- oder Spätwirkungen zu erwarten.

Die Augen deines Kindes mögen weit aufgerissen und es mag den Anschein haben, als ob es hellwach ist, aber das ist nicht der Fall. Genau wie beim Schlafwandeln solltest du es jetzt keinesfalls richtig wecken, auch wenn sein Verhalten beängstigend ist. Richtiges Aufwecken und Beruhigungsversuche können sogar dazu führen, dass dein Kind noch panischer und verwirrt reagiert. Denke daran, dass dein Kind dich in dieser Situation nicht erkennt. Zudem kann es möglicherweise nur noch schwer in den Schlaf zurückfinden.

Ein Nachtschreck dauert zwischen fünf und zehn Minuten. Dieser Zeitraum kommt dir möglicherweise lang vor,  trotzdem solltest du nicht versuchen, auf dein Kind einzureden, da es sich davon nicht beruhigen lässt. Im Gegenteil: die Bewegungen deines Kindes könnten sich dadurch sogar noch intensivieren. Bleib bei deinem Kind und achte darauf, dass es sich nicht versehentlich selbst verletzt. Ist die Episode vorüber, wird es wieder von alleine einschlafen.

Vorbeugen nur bedingt möglich

Gezielt vorbeugen lässt sich der Nachtangst nicht, jedoch kannst du selbst einiges tun, um das Nervensystem deines Kindes zu entlasten. Das gilt besonders, wenn schon einmal ein Nachtschreck aufgetreten ist. Als Triggerfaktoren gelten Schlafmangel, Überreizung und Fieber.

  • Achte auf ausreichende Erholung am Tag (z.B. Tagschlaf).
  • Versuche, Übermüdung zu vermeiden und sorge für rechtzeitiges Zubettgehen.
  • Etabliere feste Zubettgehzeiten und Schlafrituale.
  • Reduziere Stress und Konflikte, besonders in der Zeit vor dem Schlafengehen.
  • Reduziere ggf. die Medienzeit in der Zeit vor dem Schlafengehen.
  • Vermeide Streit oder Diskussionen in der Partnerschaft vor deinem Kind.

Tipp zum Thema Medienkonsum: Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigte, dass Kinder mit einem Fernsehgerät im eigenen Zimmer deutlich häufiger Nachtschrecken und Alpträume erleben oder allgemein schlechter schlafen.

Wann in die kinderärztliche Praxis?

Meist tritt der Nachtschreck nur einmal oder einige wenige Male auf.  Bei häufigeren Episoden über einen längeren Zeitraum solltest du dich von deiner*deinem Kinderärztin*Kinderarzt beraten lassen. In der Praxis erhältst du zum Beispiel Tipps, wie du das Nervensystem deines Kindes tagsüber nicht überreizt und erhältst ggf. weitere Hilfen, beispielsweise durch Diagnostik in einem Schlaflabor. Das gilt auch, wenn Pavor nocturnus nach dem sechsten oder siebten Lebensjahr vorkommt.

Medikamente (Serotoninwiederaufnahmehemmer) kommen nur äußerst selten, vor allem bei starker Eigen- oder Fremdgefährdung, in Betracht.

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