Zu lange verdrängt...?
ich bin heut durch Zufall auf diese Seite gestoßen und habe Eure Beiträge alle gelesen.
Nun einer von mir...
Ich bin 29 Jahre alt und habe einen drei jährigen Sohn.Ein Engel,ein Wunder, da man mir damals sagte ich könnte auf Grund einer Gebärmutterentzündung keine Kinder bekommen.
Am 2. Weihnachtstag 2004 habe ich mein 2. Baby verloren.Wohl ungefähr in der 10. Woche.
Ich wusste noch gar nicht das ich schwanger war.
Ich bekam tagsüber starke Krämpfe und Blutungen.Am späten Abend waren die Schmerzen so heftig wie die Wehen bei der Geburt meines Sohnes.Und die Blutungen waren noch stärker.
Also ab ins KH. Der damalige Arzt knallte mir um die Ohren: "Naja, da hatten sie wohl n´Abgang."
Das medizinisch Notwendige wurde getan und ich konnte am nächsten Tag nach Hause.
Lange Zeit habe ich es verdrängt und mir eingeredet:Du wusstest es ja nicht.
Aber seit letztem Jahr ist es da. Immer präsent.Schwangere kann kaum ansehen, Babys bringen mich zum Weinen.
Bitte endschuldigt die evt rüberkommende Kälte in dem Satz. So ist es aber nicht.
Ich kann es einfach nicht verarbeiten das ich mein Baby verloren habe.
Dann noch diesen absolut nicht einfühlsamen Arzt...
Mein Hausarzt möchte mich zu einer Therapie schicken.
Ist das sinnvoll? Vielleicht ist dies hier ja ein Schritt in die richtige Richtung?!
Hat jemand ähnliches erlebt?
Es wäre schön wenn Ihr mir antworten könntet...
Liebe Grüße aus dem Schneckenhaus
Zu lange verdrängt...?
erst einmal gratuliere ich dir zu deinem wunderbaren Sohn.
Und dann wollte ich sagen, es tut mir sehr leid, dass du dein Baby verloren hast - dann noch unter diesen Umständen ...
Das Verhalten des Arztes ist einfach schrecklich ... aber leider nicht unbedingt eine Seltenheit. :(
Tut mir leid, dass du ausgerechnet an einen solchen geraten bist.
Deine Reaktion ist vollkommen normal - du hattest ja noch nicht mal die Chance dein Baby zu begrüßen geschweige denn dich richtig von ihm zu verabschieden. Alles ging so schnell ... deshalb ist deine Reaktion wohl eine Schutzreaktion - es war wohl einfach zu viel auf einmal. Dass es jetzt alles nach so langer Zeit wieder hochkommt ist nicht verwunderlich - du hast zumindest zeitlichen Abstand "gewonnen", hattest Zeit dir Gedanken zu machen.
Nein, in deinen Worten liegt keine Kälte - und du mußt dich auch nicht für irgendetwas entschuldigen, was du in deinem Posting hier geschrieben hast.
Eine Therapie kann dir sehr gut tun. Es hilft über den Verlust zu reden, denn je mehr man das Erlebte verdrängt, desto stärker wird es irgendwann völlig unerwartet durchbrechen.
Vielleicht könntest du es in einer Selbsthilfegruppe für verwaiste Eltern versuchen. Hier im Forum zu schreiben ist auch schon ein sehr guter Schritt, denn es tut sehr gut, wenn man sich alles mal von der Seele schreiben kann und das auch noch unter Leuten, die dasselbe traurige Schicksal teilen, wie man selbst.
Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Ich war damals in Clomifen-Behandlung bei meinem FA. Hätte nie gedacht, dass es tatsächlich geklappt haben könnte. Bin einfach zur Kontrolle zum FA mit dem Gefühl, dass er mir sagt, dass es nicht geklappt hat, ich die Medis absetzen könnte und meine Tage bekommen würde.
Der Arzt hat lange geschallt und meinte "Da ist etwas, was wie eine Frühschwangerschaft aussieht, aber es wird nicht bleiben!". Ich hatte überhaupt keine Zeit mich an den Gedanken zu gewöhnen, wirklich ein Baby unter dem Herzen zu tragen, denn als ich aus der Praxis rausging fingen bereits die Blutungen an. Ich war erst 5. oder 6. Woche ... hatte gar nicht nachgefragt, wie weit ich war ... Mein Mann hatte vor der Praxis gewartet, war also nicht bei der Untersuchung dabei gewesen und wußte nichts von der Schwangerschaft. Ich hab es ihm auch erst Jahre später erzählt. Und jetzt nach meiner 3. FG kam alles noch viel stärker zurück, weil ich um meine 2 vorherigen Babys nie trauern konnte oder durfte. Mein Mann wußte nichts davon und als ich es meiner Mutter erzählt habe, meinte diese nur, ich hätte keine Fehlgeburt gehabt, sondern nur meine Tage bekommen.
Bei meiner 3. FG (ich war damals in der 10. Woche) habe ich getrauert, geweint, darüber geredet, soviel ich wollte, auch wenn man es mir oft verbieten wollte. Ich habe angefangen meinem Engel Briefe zu schreiben - das hat mir sehr geholfen.
In eine Therapie bin ich leider nicht gegangen - vielleicht hätte mir das geholfen das alles besser zu verarbeiten (vor allem noch die 2 vorherigen FGs). Aber ich selbst hatte mich einfach nicht als dafür bereit gesehen. Aber der Austausch in Foren wie diesem und der Emailaustausch mit anderen betroffenen Müttern hat mir sehr geholfen. Auch die Gespräche mit meinem Mann anfangs haben mir geholfen.
Ob du zu einer Therapie gehen solltest, mußt du alleine entscheiden. Es hat jedenfalls schon vielen Frauen sehr geholfen mit dem Geschehenen besser umgehen zu können.
Ich wünsche dir alles Liebe !
Liebe Grüße
Katrin *mit Marcel an der Hand und drei Wunder-Wunsch-Engelchen im Herzen*
Zu lange verdrängt...?
ich danke Dir von Herzen für die lieben Worte.
Auch ich konnte es meinem Mann nicht sagen.Habe ein Jahr gebraucht um mit ihm darüber zu reden.Er hat bitterlich geweint
Auf Grund beruflicher Situation haben wir zu dem Zeitpunkt noch nicht zusammengelebt und ich war allein damit.
Meine beste Freundin war am Telefon dabei und meine Tante hat mich dann ins KH gebracht.
Ein Teil meines Umfeldes hat mir das Trauern auch "untersagt"...Meine Mutter sagte Anfangs genau dasselbe wie Deine...Heute hat sie es akzeptiert das ich ein Baby verloren habe, wie der Rest der Umwelt, aber es wird totgeschwiegen und ausgeblendet.
Aber für uns Frauen ist es doch,vielleicht sogar täglich,präsent.Wir sind am Ende doch allein mit der Trauer.Oder?
Ich habe zwar viel geweint, aber wirkliche Trauerarbeit hab ich nie leisten können.
Würde gerne symbolisch von meinem Sternchen Abschied nehmen, nur weiß ich leider nicht wie.
Nochmals vielen Dank und alles Liebe
Martina mit Joshua(zauber) und Sternchen
Zu lange verdrängt...?
google Mal bitte nach der Initiative Regenbogen, da findest Du sicherlich auch in Deiner Nähe ein Sternchenfeld dort kannst Du Deinem Sternchen zumindest symbolisch einen Platz geben und richtig Abschied nehmen. Auf dem Sternchenfeld wo mein Jakob am 30.3. beigesetzt wird, dürfen Eltern auch ohne, daß ihr Kind dort beigesetzt worden ist zB einen Stein gestalten, oder man kann sogar eine kleine Grabstelle kaufen.
Deine Empfindungen gegenüber Schwangeren sind sicherlich unangenehm, aber meiner Meinung nach vollkommen normal, mir geht es teilweise genauso. Eine Therapie kann Dir helfen, dazu kann ich nicht so viel sagen ich wünsche Dir viel Kraft, sei umarmt
GLG
Elke mit Lausebengel Lukas und Engelbengel Jakob und Hoffnungskrümel
Wenn Du den link haben möchtest kann ich ihn Dir gern per mail zukommen lassen
Zu lange verdrängt...?
ob eine Therapie das richtige für Dich ist kannst nur Du entscheiden. Ich persönlich empfinde es als wohltuend. Ich gehe derzeit zu einer Therapeutin, die sich auf unerfüllten KiWu spezialisiert hat.
Du brauchst Dich Deiner Worte nicht zu schämen. Sie sind weder gefühl- noch taktlos. Deine Gefühle sind sehr normal. Leider trifft man immer wieder auf Menschen, die dieses Leid nicht verstehen können oder auch nicht wollen.
Dein Arzt war in der Situation sehr herzlos. Ich hatte ein ähnliches Erlebnis mit meinem, aber ich hatte das Glück, dass mein Partner dabei war und der ihn zurecht gewiesen hat. Vielleicht ist es Dir ein Trost, dass es dem Arzt sicherlich hinterher sehr leid getan hat, wie er Dich behandelt hat. Es ist oftmals nur eine Schutzrektion der Ärzte die eben auch nicht gerne solche Hiobsbotschaften überbringen.
Deine Gefühle sind so verständlich, weil Du keinerlei Möglichkeit hast um Abschied zu nehmen. Du bist auch auf sehr viel Unverständnis gestoßen, das macht es noch schwerer. Es gibt Selbsthilfegruppen, Frauen, die was ähnliches erlebt haben und mit denen Du Dich austauschen kannst. Du findest die entweder im Internet oder vielleicht auch über ProFamilia in Deinem Ort.
Für meinen kleinen Sohn stelle ich immer eine weiße Rose auf, von meiner kleinen Tochter habe ich das "Glück" die Stempelabdrücke ihrer Füßchen zu haben. Die habe ich schön gerahmt und ich stelle eine rosarote Rose dazu. Ab und zu zünde ich für beide ein eKerze an, wenn meine Trauer um sie zu schmerzhaft wird.
Vielleicht hilft Dir auch ein solches Ritual. In jedem Fall hilft es über den Schmerz zu reden. Das ist meine Erfahrung...
GLG
Cornelia
Zu lange verdrängt...?
erstmal tut mir das Erlebte aufrichtig Leid. Ich hatte auch 2 FG mit Ausschabung und ich gehe zur Zeit zu einer Therapeutin. Die Gespräche sind wohltuend, da man einfach mal weinen darf, die Wut rauslassen darf,... Leider geht es mir im Allgemeinen jedoch nicht besser dadurch. Ich wünsche mir so sehr ein Kind, aber ich stehe mir momentan wohl selbst im Weg, da ich einfach noch viel zu verletzt und traurig bin.
Ich hoffe dass sich alles irgendwann zum Guten wenden wird und das wünsche ich allen von Herzen, denen es ähnlich geht!
Gebe die Hoffnung nicht auf und versuche es doch einfach mal mit einer Therapie, dann kannst du für dich selbst entscheiden ob es dir gut tut oder eher nicht.
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