Wie lange dauert es, bis der grösste Schmerz...
Eine Cousine verlor letzte Woche ihr Baby und musste es totgebären, er war voll ausgewachsen, ein komplettes Baby.
Es tut mir so leid für sie, ich trauer selbst sehr.
Sie fliegt jetzt für eineinhalb Monate mit ihrer Mutter nach Kanada und kommt im November wieder.
Dann wollen wir im Dezember rüber nach England fliegen (wo sie wohnt) und sie besuchen.
Meine Angst ist, sie zu treffen und, dass ich anfange loszuweinen, ich mag diese Frau sehr und es tut so unendlich weh.
Sie hat eine Tochter von knapp drei Jahren, die hilft ihr sicherlich ein wenig über den Schmerz hinweg, aber der grosse Verlust ist da.
Ich hab selbst ein Baby und zwei Söhne und ich weiss nicht, wie sie reagiert, ein Baby zu sehen und dann wird sie doch noch mehr an den Verlust erinnert.
Ach, es ist so schwierig, wie lange hat es bei Euch gedauert?
Ich meine, der Schmerz geht nie weg, aber man sagt die Zeit heilt alle Wunden, aber wie lange dauert es ungefähr, bis man jemanden treffen kann, dem so was passiert ist.
Wir können z. Zt. nicht rüber, sie fliegt ohnehin am Montag, aber im Dezember müssen wir hin.
Danke für Eure Antworten.
LG, Eure Anita
Re: Wie lange dauert es, bis der grösste Schmerz...
erst einmal tut es mir sehr Leid für Deine Cousine. Das ist wirklich schlimm.
Wie lange der grösste Schmerz anhält kann man leider pauschal nicht sagen. Wenn Du Angst hast, wie sie auf Euer Baby reagiert, dann frage sie vorher, ob es für sie in Ordnung ist. Dass Du sie siehst und weinst, wäre meine kleinere Sorge, denn die Menschen, die mit mir geweint haben, waren mir lieber, als die, die mich einfach nur traurig angeschaut haben oder so "tolle" Weisheiten parat hatten wie: - Ihr habt doch schon ein Kind. - oder - Beim nächsten Mal geht es bestimmt gut. - oder - Vieleicht war es besser so, da war bestimmt was nicht in Ordnung. - oder - oder - oder
Mein wichtigster "Anker" neben meinem Mann war meine Schwester, und die hat drei Kinder.
Unsere Melanie ist damals gestorben, weil sie krank war. Das es für ihren Tod also eine Erklärung gab hat uns wahrscheinlich geholfen relativ schnell wieder halbwegs normal leben und denken zu können. Ich habe nach drei Monaten wieder angefangen zu Arbeiten, und nach sechs Monaten wieder voll gearbeitet, weil ich dann bereit dazu war. Wir sind gemeinsam zwei MOnate nach ihrem Tod in den Urlaub gefolgen (es war die WEihnachtszeit, und danach war uns überhaupt nicht zu mute) und das hat uns sehr gut getan, danach ging es uns schon viel besser, und wenn sie jetzt für einige Zeit nach Kanada geflogen ist, wird ihr das sicher auch gut tun.
Besser werden kann es aber eigentlich nur, wenn sie sich damit auseinandersetzen kann. Wenn sie das tut, dann geht es sicher bald aufwärts, aber es ist immer ein Auf und Ab. Den einen Tag kann man sich ganz normal fühlen, und am nächsten Tag ist man plötzlich wieder das heulende Elend. Da ihr im Dezember hin müsst, frag sie, was sie möchte, und biete ihr an für sie da zu sein. Sie wird Dir dann sagen, was sie will. Und was sie dann möchte, würde ich machen.
Viele liebe Grüsse
Tanja
Re: Wie lange dauert es, bis der grösste Schmerz...
vielen lieben Dank für Deinen Beitrag.
Es hat mir geholfen.
Bei dem Baby, welches voll ausgetragen war, wird nun eine Autopsie gemacht und festzustellen, was womöglich der Grund für seinen Tod war. Es gibt leider nur eine 50 % Chance, etwas zu finden, aber die Hoffnung ist da.
Es wäre für die Eltern leichter (so wie ich von Verwandten erfahren habe) einen Grund zu haben, so wie Ihr auch einen hattet, der für den Tod Eurer Tochter verantwortlich war.
Sie könnten damit einfacher leben als die Gewissheit zu haben, dass es keinen Grund gab und es einfach nur Schicksal war.
LEider dauert das ERgebnis der Autopsie sehr lange, wenn sie im November zurück kommt, könnte es vielleicht schon da sein und sicherlich wird das noch einmal sehr schwierig für sie werden.
Ja, wir werden rüber fliegen und ich möchte sie trösten.
Ich hab mich bei ihr schon entschuldigt, dass ich beim ersten Telefonat einen Tag nach der Geburt so geweint habe, aber ihre Schwägerin versicherte mir, dass es völlig normal sei, wenn man selbst Mutter sei und dieses Gefühl erleben muss.
Ja, ich denke, der Besuch ihrer Familie in Kanada wird ihr erst mal Abstand verschaffen und dann können wir sie im Dezember besuchen.
Ich werde ihren Mann fragen, obs besser ist, mit oder ohne meine Tochter zu kommen, weil sie ja noch ein Baby ist.
So Sprüche wie: Ihr habt doch schon eine Tochter... oder
Versucht es nochmal, dann habt Ihr vielleicht Glück...
würde ich nicht sagen, denn mein erster Gedanke nach einer solchen Erfahrung ist: Nie wieder will ich schwanger sein, ich könnte die Angst nicht überleben
Das ist meine Einstellung, aber natürlich wünsche ich ihr noch ein zweites, drittes gesundes Kind, das sage ich nur nicht, weil die Wunde noch für dieses Kind zu gross ist und keiner jetzt je an eine weitere Schwangerschaft denkt.
Liebe Tanja, ich wünsche Euch für die Zukunft mit Eurem Schatz alles Gute.
LG, Deine Anita
Re: Wie lange dauert es, bis der grösste Schmerz...
ich denke,die Trauer um ein verlorenes Kind vergeht nie,sie verändert sich nur im Laufe der Zeit.Daher wird es schon in Ordnung sein,wenn Du deine Cousine besuchst,auch wenn Du mit Ihr über das Erlebte sprichst,denn gerade dies tut vielen Betroffenen sehr gut.
Ich habe leider zwei Kinder während den Schwangerschaften verloren(2003/23.SSW+2006/16.SSW),und obwohl wir bereits auch schon zwei lebende Kinder haben,tut der Verlust meiner zu früh geborenen Kinder so weh.
Du hast ganz recht,wenn Du zu deiner Cousine NICHT diesen Spruch"Ihr habt doch schon ein Kind usw."sagst,das ist sehr einfühlsam von Dir.
Ich mußte mir im KH nach den Totgeburten jedesmal diesen Spruch anhören,egal ob von Arzt oder Schwester,und noch heute bin ich sehr traurig über diese Reaktion meiner Umwelt.
Natürlich bin ich sehr glücklich ,daß ich zwei gesunde Kinder habe,jedoch ist der Verlust eines Kindes für jeden Menschen gleich schlimm,egal ob kinderlos oder nicht.
Ich finde es auch gut,daß Du erst einmal anfragen möchtest,ob Du dein Baby mitbringen kannst.
Nicht jede Frau ist nach diesem Ereignis in der Lage,ein Baby in der nächsten Umgebung zu haben.
Auch tut es ihr wie gesagt bestimmt gut,wenn Sie mit Dir über das Erlebte sprechen kann(frage sie am besten,ob sie es Dir erzählen mag).
Ich habe die Erfahrung gemacht,daß man als Betroffene völlig isoliert damit ist,da nach einigen Tagen niemand mehr über das tote Kind spricht,noch nicht mal die eigene Familie(außer mein Mann).
Ich habe eine Freundin,welche mich oft von allein auf dieses Thema anspricht,und ich bin ihr dafür so dankbar.
Ich merke,daß meine Kinder noch nicht von allen vergessen sind,und das tut so gut.
Außerdem macht es gar nichts,wenn Du während der Gespräche weinen mußt,dies zeigt doch nur deine große Anteilnahme,und das ist sehr positiv.
Ich finde es sehr schön,daß das Schicksal deiner Cousine Dir so am Herzen liegt,und Du auch Hilfe bei Betroffenen suchst,um den Umgang mit deiner Cousine gut zu gestalten.
Dies Reaktion ist eher selten,wir als verwaiste Eltern haben die Erfahrung gemacht,daß das Thema"totes Kind" sehr schnell nach dem Ereignis tabuisiert wird.
Du wirst deiner Cousine sicherlich helfen!
Liebe Grüße,
Tanja
Vielen Dank Tanja, ich wünsch Euch alles Gute,LG
Re: Wie lange dauert es, bis der grösste Schmerz...
es ist schwer zu sagen wie lange es dauert. Die Zeit heilt leider nicht alle Wunden. Trotz das ich die süßeste Tochter der Welt habe werde ich meine 4 Sternchen nie vergessen. Ich konnte lange, eigentlich erst seit ich meine Kleine habe wieder mit Babys u. Mamas umgehen. Jeder steckt es anders weg. Aber der beste Weg habe ich herausgefunden ist einfach wenn man mit der Person redet u. ihr sagt wie man fühlt u. dann sagt einen die betroffene Person meistens wie es ihr geht u. wie man ihr wo möglich entgegen kommen kann od. helfen. Viell. möchte sie auch darüber sprechen u. es tut ihr gut. Also rede mit ihr. Nur Mut. Es kostet Überwindung, aber Freunde sind zum Reden da.
lg. Tina
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