Hallo meine Lieben,
in allen Eure Erzählungen, Gefühlen, Gefühlsausbrüchen finde ich mich wieder. Ich werde in ein paar Tagen 35. Unser erstes Wunschkind wurde am 22.12.2015 in der zwölften Woche still geboren. Dieses Gefühl, wenn man bei seiner Frauenärztin auf dem Stuhl liegt, zum normalen Kontrolltermin, gut gelaunt, in Vorfreude auf das bevorstehende Weihnachtsfest - das erste zu "dritt" im ersten eigenen kürzlich sanierten Zuhause. Doch dann die Frage der Frauenärztin "In der wievielten Woche sid Sie nochmal?" Danach Stille. Dann "Das Kind scheint mir hierfür zu klein". In sekundenschnelle schießt einem das Blut in den Kopf, das Adrenalin steigt und dann wieder zähe, nicht enden wollenden Stille, bis meine Frauenärztin dann diesen furchtbaren Satz auch ausspricht: "Das Herz schlägt nicht mehr." Ich war so geschockt, weil ich - warum auch immer - nie damit gerechnet hätte. Wahrscheinlich weil es bei meinen Freundinnen alles immer gut verlief. Die wurden irgendwann schwanger und bekamen alle nacheinander wunderschöne, gesunde Kinder.
Ich ließ mir dann Zeit bis Ende Juli, bis wir es erneut versuchten. Es klappte auf Anhieb. Und nun am Freitag die ersten Blutungen. Ganz wenig. Aber diesmal wusste ich sofort, dass es vorbei ist. In der 6. SSW. Auch wenn mich meine Frauenärztin beruhigen wollte und ich heute Abend erst die Blutergebnisse bekomme - ich spüre doch, dass ich nichts mehr spüre. Gestern Nachmittag dann, der Abort bei mir zu Hause.
Wir haben die Schwangerschaft diesesmal für uns behalten. Nur zwei meiner engsten Freundinnen wissen bescheid. Beide haben schon zwei Kinder und die eine bekommt im Januar das dritte. Mir graut es davor, wenn sie mich das nächste Mal fragen: "Wie geht es Euch?" Ich hab sie echt gern und ich gönn auch meiner Freundin die dritte Schwangerschaft. Aber ich möchte auch keine mitleidigen Phrasen und bedauernden Blicke von Frauen, die immer das Glück hatten, Kinder zur Welt bringen zu dürfen. Und die Floskel "Beim nächsten Mal klappts bestimmt!" Ich denke Ihr versteht mich. Und es tut mir für Euch alle soooooo unsagbar Leid, was jede einzelne von Euch mitmacht. Ob eine*, zwei**,... oder sogar sechs****** Abschiede. Das kann man nicht in Worte fassen.
Und an alle Frauen, die wie ich, kinderlos, schon Mitte 30 sind: Geht es Euch auch manchmal so, dass Ihr am zweifeln seid, ob ihr zu spät angefangen habt? Wären unserer Schwangerschaften mit Mitte 20 wohl erfolgreich verlaufen?? Wer weiß das schon.
Das Leben stellt uns vor so harte und grausame Proben. Und die Welt dreht sich einfach weiter. Egal wie sehr wir alle leiden. Das ist auch echt furchtbar. Gut, dass es solche Foren gibt, mit Euch allen, die ähnliches erlebt haben und einen verstehen.
Ich werde jetzt nicht sagen "Kopf hoch Mädels!", denn das braucht seine Zeit und wir dürfen ihn auch mal in den Sand stecken, weinen, schreien, toben. Jede muss ihre Zeit finden, wann sie wieder bereit ist den Kopf zu heben und erhobenenen Hauptes neue Herausforderungen anzunehmen.
Es gibt ein kleines Büchlein von Ute Horn "Leise wie ein Schmetterling - Abschied vom fehlgeborenen Kind". Das hat mir nach dem ersten Abschied sehr geholfen. Das habe ich von einer Freundin meiner Freundin bekommen - die ich nicht einmal kannte. Sie hatte auch zwei Fehlgeburten, bis sie dann endlich einen gesunden Jungen zur Welt brachte. Der starb leider keine 20 Stunden nach der Geburt an einem sehr seltenen Phänomen. Und sie ist so meine "Motivation und Freundin im Geiste". Sie hat trotz allen Widrigkeiten, die ihr das Leben bereitet hat, nicht aufgegeben und ist seit 3 Monaten nun Mama einer wunderschönen und kerngesunden Tochter.
Ich habe das ganze Internet nach Leidensgenossinnen aus meiner Gegend durchsucht, mit denen man sich mal auf ein Käffchen zum direkten Austausch treffen könnte. Leider erfolglos. Ich komme aus 74592 Kirchberg, LKR Schwäbisch Hall. Vielleicht ist ja jemand im näheren Umkreis dabei?
Ich wünsche Euch allen viel Kraft für die Zeit danach und die Zeit davor und die Zeit während der nächsten Schwangerschaft und wünsche Euch liebe, verstädnisvolle Partner an Eurer Seite, die zuhören und einfach nur da sind.
Liebe Grüße, Eure Bea