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Ist mein Kind zu dick?

Übergewicht bei Kindern: Was Sie als Eltern tun können

Übergewicht bei Kindern kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben. Doch ab wann ist ein Kind übergewichtig und was können Sie als Eltern dagegen tun?

Übergewicht bei Kindern
© iStock.com/yacobchuk
Artikelinhalte auf einen Blick:

Übergewicht bei Kindern in Deutschland

Laut einer Erhebung des Robert Koch-Instituts, die in den Jahren 2014 bis 2017 durchgeführt wurde, sind in Deutschland 15,4 Prozent der Kinder und Jugendliche zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig und 5,9 Prozent leiden an Adipositas – das bedeutet, sie sind stark übergewichtig. Mit zunehmendem Alter steigt auch die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas. Signifikante Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen konnten nicht festgestellt werden. Kinder und Jugendliche mit einem sogenannten "niedrigen sozioökonomischen Status" sind häufiger betroffen. Damit gemeint sind Familien, die eine niedrige Bildung, einen niedrigen beruflichen Status oder ein niedriges Einkommen haben.

Ursachen für Übergewicht bei Kindern

Übergewicht im Kindes- und Jugendalter kann verschiedene Ursachen haben. Meist ist eine Kombination unterschiedlicher Auslöser dafür verantwortlich.

  • Ungesunder Lebensstil: Die Hauptursache für Übergewicht bei Kindern ist in der Regel dieselbe wie Erwachsenen: ungünstiges Essverhalten gepaart mit Bewegungsmangel. Häufige Zwischenmahlzeiten mit süßen und fettigen Snacks können Übergewicht bei Kindern ebenfalls begünstigen. Das Essverhalten spielt bereits sehr früh in der Entwicklung eine Rolle und wird wesentlich durch die Eltern geprägt.

  • Ungünstiges Essverhalten gepaart mit falschem Medienumgang: Elterliche Angewohnheiten wie ein laufender Fernseher beim Essen oder ungesunde Snacks während des Computerspiels können das Essverhalten negativ beeinflussen. Außerdem droht Bewegungsmangel, wenn zu viel Zeit am Bildschirm oder vor dem Fernseher verbracht wird.

  • Genetik: Es kommt durchaus häufiger vor, dass Kinder von übergewichtigen Eltern ebenfalls an Übergewicht leiden. Allein den Genen die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, wäre allerdings nicht korrekt. Zwar neigen "gute Futterverwerter" gegebenenfalls eher zu überschüssigen Pfunden. Diese lassen sich jedoch meist trotzdem durch eine ausgewogene Ernährung sowie genügend Bewegung vermeiden.

  • Extreme Gewichtszunahme während der Schwangerschaft: Studien haben gezeigt, dass Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft sehr viel zunahmen oder einen Schwangerschaftsdiabetes entwickelten, mit einem erhöhten Geburtsgewicht zur Welt kommen und später eher übergewichtig werden.

  • Krankheitsbedingte Störungen: In seltenen Fällen kann Übergewicht in Folge von krankheitsbedingten Hormonstörungen auftreten.

  • Medikamente: Auch die Langzeiteinnahme von bestimmten Medikamenten wie Kortison kann gegebenenfalls zu Übergewicht führen. Muss ein Kind regelmäßig Medikamente einnehmen, sollte der Arzt um Rat gefragt werden.

Auch die verschiedenen Entwicklungsphasen, die Kinder und Jugendliche durchlaufen, können bei der Entstehung von Übergewicht eine Rolle spielen.

  • Die ersten Lebensmonate: In den ersten Lebensmonaten können Körpergewicht und Größe bei gleichaltrigen Kindern sehr unterschiedlich sein. Beispielsweise nehmen voll gestillte Kinder im Alter von vier bis sechs Monaten oft stark zu und wirken dann im Vergleich zu anderen Kindern relativ dick. In den meisten Fällen ist dies jedoch kein Grund zur Sorge, da ein gewisses Maß an "Babyspeck" durchaus normal ist und spätestens im dritten Lebensjahr von alleine verschwindet.

  • Schulzeit: Mit dem Beginn der Schulzeit finden die meisten Kinder weniger Zeit für Bewegung. Kommt Stress durch wachsende Anforderungen hinzu und fehlt ein körperlicher Ausgleich zum vielen Sitzen, können sich in dieser Zeit leicht Fettpolster einschleichen.

  • Pubertät: Die Pubertät bringt körperlich und geistig große Veränderungen mit sich. Wenn Gefühle wie Ärger oder Trauer nicht richtig verarbeitet werden, greifen viele Jugendliche aus Frust zum Essen.

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Anzeichen: Wann haben Kinder Übergewicht?

Ab wann ist ein Kind übergewichtig? Viele Eltern beschäftigen sich mit dieser Frage. Um festzustellen, ob ein Kind Übergewicht hat, reicht eine Einschätzung nach Augenmaß jedoch oft nicht aus. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rät Eltern deshalb, die Einschätzung des Kinderarztes einzuholen. Der Experte wiegt und misst das Kind, kann seine Daten mit den Werten Gleichaltriger in der Gewichtstabelle vergleichen und die Ergebnisse auch in Bezug auf die individuelle Entwicklung des Kindes einordnen.

Für eine erste Einschätzung ist der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) entscheidend. Um diesen zu berechnen, wird folgendermaßen vorgegangen:

  1. Körpergewicht des Kindes mithilfe einer Waage erfassen und notieren. Tipp: Das Kind sollte ohne Kleider auf die Waage steigen.
  2. Körpergröße messen und den Wert in Metern notieren.
  3. Die gemessenen Werte in folgende Formel einsetzen: Körpergewicht [kg] / (Körpergröße [m] x Körpergröße [m]) = BMI

Einen BMI-Rechner für Kinder ab acht Jahren finden Sie hier.

Allein die Berechnung des BMI ist im Kindesalter nicht aussagekräftig, da Faktoren wie Alter und Geschlecht ebenfalls mit einbezogen werden müssen. Aus diesem Grund wurden sogenannte Perzentilenkurven erstellt. Liegt das Gewicht unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht oberhalb der 90-Prozent-Marke, ist dies ein Hinweis für Übergewicht. Wird die 97-Prozent-Marke überschritten, sprechen Experten von Adipositas. Auch Gewichtstabellen für Kinder helfen bei der Einordnung.

Folgen von Übergewicht bei Kindern

Körperliche Folgen von Übergewicht bei Kindern: Durch zu viel Zucker und Fett im Blut erhöht sich bereits in jungen Jahren das Risiko für Herz-Kreislaufbeschwerden oder Diabetes mellitus Typ 2. Ein stark erhöhtes Körpergewicht führt zudem zu einem schnelleren Verschleißen der Gelenke und kann Haltungsfehler hervorrufen.

Die Folgen von Übergewicht bei Kindern auf einen Blick:

  • erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck
  • erhöhtes Risiko für Fett- und Zuckerstoffwechselstörungen wie Diabetes
  • schnellerer Verschleiß von Gelenken
  • Abnahme der Lebensqualität durch mangelnde Kraft und Ausdauer

Seelische Folgen von Übergewicht bei Kindern: Übergewichtige Kinder haben es, im wahrsten Sinne des Wortes, schwer. Sie erfahren aufgrund ihrer Körperfülle nicht nur Spott und Ablehnung durch andere Kinder, sondern sind im Bewegungsablauf oft tollpatschig und haben Mühe beim Hüpfen und Springen. Übergewichtige Kinder und Jugendliche haben wenig Freunde, stehen selten im Mittelpunkt der Klasse und zeigen Schulleistungen, die häufig unter ihrer intellektuellen Begabung liegen. Auch auf sportlichem Gebiet trauen sie sich nichts zu und gelten meistens als ängstlich und zurückhaltend. Ausbleibende sportliche und schulische Erfolgserlebnisse führen zu einer fortschreitenden Isolierung, denn viele Kinder ziehen sich immer mehr in sich zurück. Hänseleien, Kritik oder Ermahnungen und das Auffallen in der Öffentlichkeit können außerdem die Entstehung psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Angst- oder Essstörungen begünstigen.

Behandlung von Übergewicht bei Kindern

Bei der Behandlung von übergewichtigen Kindern muss beachtet werden, dass sie sich noch im Wachstum befinden. Daher zielt eine Therapie bei Kindern in der Regel nicht darauf ab, Gewicht zu verlieren, sondern es durch veränderte Essgewohnheiten zu halten beziehungsweise die Gewichtszunahme zu verlangsamen.

Therapieprogramme für übergewichtige Kinder werden von Ärzten, Ernährungsberatern und Psychotherapeuten angeboten. Daneben gibt es verschiedene Einrichtungen, wie Krankenkassen, Verbraucherzentralen, Volkshochschulen, Vereine, Gesundheitsämter und Kliniken, die entsprechende Behandlungen organisieren. Als erster Ansprechpartner auf der Suche nach einem geeigneten Therapieangebot können Kinderärzte oder Beratungsstellen dienen.

Die Behandlungsmaßnahmen können prinzipiell sehr unterschiedlich gestaltet sein. Einige werden hauptsächlich zu Hause durchgeführt und regelmäßig in Einzel- oder Gruppensitzungen besprochen, andere finden vollständig oder teilweise stationär statt. Folgende Kriterien sollten bei einem guten Therapieprogramm grundsätzlich erfüllt werden:

  • Ernährung und Bewegung sind Bestandteile des Programms.
  • Das Programm zielt nicht auf eine Gewichtsabnahme ab (Ausnahmen gibt es bei sehr starkem Übergewicht unter strenger ärztlicher Aufsicht).
  • Die Eltern werden miteinbezogen.
  • Das Programm wird von Fachpersonal wie Ärzten, Psychotherapeuten oder Ernährungswissenschaftlern durchgeführt.
  • Es finden mindestens sechs Sitzungen über einen Zeitraum von mehreren Wochen statt (stationäre Behandlungen ausgenommen).
  • Das Programm verspricht keine Gewichtsabnahme.
Pausenbrot für Kinder: Gesunde Snacks für die Schule

Übergewicht bei Kindern behandeln: Was können Sie als Eltern tun?

Eltern und Bezugspersonen spielen eine wichtige Rolle für den Erfolg der Behandlung. Denn sie haben eine Vorbildfunktion und sollten daher mit gutem Beispiel vorangehen. Das heißt, auch sie sollten sich ausgewogen ernähren, ausreichend bewegen und Mahlzeiten bewusst zu sich nehmen. Wichtig ist außerdem, dass Kinder zwar für Erfolge gelobt werden, aber das Thema Gewicht keinen zu hohen Stellenwert im Alltag bekommt. Anstatt Druck auszuüben ist es empfehlenswert, spielerisch zu mehr Bewegung zu motivieren und ein gesundes Essverhalten zu fördern.

  • Erwartungen nicht zu hoch schrauben: Für alle Beteiligten ist es wichtig, die Erwartungen anfangs nicht zu hoch zu schrauben. Das individuelle Ziel muss langsam angegangen werden, um ein beständiges Ergebnis zu erhalten.

  • Selbst einen Beitrag dazu leisten: Eine Veränderung des Übergewichts bei einem Kind ist nur möglich, wenn Sie erkennen, dass Sie einen wichtigen Beitrag zu dem Vorhaben leisten können und müssen. Das Kind muss angeleitet und vor allem liebevoll begleitet werden. Ihre Vorbildfunktion ist hierbei nicht zu unterschätzen.

  • Geduldig sein: Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg ist, dass sich alle Beteiligten darüber im Klaren sind, dass eine Reduktion des kindlichen Übergewichtes nicht innerhalb weniger Wochen dauerhaft erreicht werden kann, sondern dazu kleine Schritte über einen längeren Zeitraum erforderlich sind.

  • Loben und Anerkennung zeigen: Es ist eine wichtige Aufgabe, Ihren Kindern durch Lob und Anerkennung die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und Selbstregulation auf Gebieten wie Medienkonsum oder Nahrungsaufnahme zu vermitteln. Das Erlernen dieser Fähigkeiten ist gleichzeitig auch eine wichtige Voraussetzung, um eine dauerhafte Reduzierung des Gewichtes zu erreichen und zu halten.

  • Gesund ernähren: Eine gesunde Ernährung, die allen schmeckt und die gemeinsam zubereitet wird, ist zum Abnehmen ideal. Bieten Sie gesunde Alternativen wie vollwertige Pausenbrote für die Schule an, handeln Sie mit dem Kind die Menge aus und legen Sie Spielregeln fest.

  • Keine Verbote: Es ergibt wenig Sinn, bestimmte Nahrungsmittel wie zum Beispiel Schokolade zu verbieten. Das ist meist kontraproduktiv und führt bei Rückschlägen zu Selbstvorwürfen und beschädigt das Selbstbewusstsein des Kindes.

Acht praktische Ernährungstipps für Kinder mit Übergewicht

  1. Das Auge isst mit! Wenn das Essen attraktiv auf dem Teller angerichtet ist, reizt auch Gemüse und Salat den kindlichen Gaumen.

  2. Vor dem Essen sollte Mineralwasser in kleinen Schlucken getrunken werden.

  3. Vorspeisen wie Rohkostsalat oder Brühe, nehmen den größten Hunger.

  4. Gegessen wird immer im Sitzen und nie im Stehen. Ablenkungen wie Fernsehen oder Lesen sollten beim Essen tabu sein.

  5. Leichte Zwischenmahlzeiten bewahren vor Heißhungerattacken.

  6. Die Umstellung auf Vollkornprodukte sollte langsam geschehen, indem Sie zunächst nur wenig Neues unter das bislang Übliche mischen und den Anteil allmählich steigern. Manche Kinder reagieren sonst schnell mit Blähungen und Bauchschmerzen.

  7. Süße Nachspeisen dürfen auf dem Speiseplan stehen bleiben, allerdings bevorzugt in Form von Joghurt, Quark oder Obst anstelle von Pudding und Cremes.

  8. Ausnahmen fördern die Regel: Zwischendurch können Sie Ihrem Kind ruhig einmal eine Schlemmerrunde mit seinen Lieblingsspeisen gönnen. Auch an Kindergeburtstagen braucht ein übergewichtiges Kind nicht nur zuschauen, wie die anderen Süßes essen. Diese Ausnahmen machen es viel leichter, sich ansonsten an die Regeln der gesunden Ernährung zu halten.

Übergewicht bei Kindern vorbeugen

Um Übergewicht bei Kindern vorzubeugen oder verlorene Pfunde dauerhaft zu halten, sollten Alltags-, Ess- und Freizeitgewohnheiten entsprechend angepasst werden.

  • Keine Belohnungen in Form von Essen: Essen ist keine Erziehungsmaßnahme. Belohnen oder bestrafen Sie Ihr Kind also nicht, indem sie ihm bestimmte Speisen genehmigen oder verbieten. Belohnungen sollten vielmehr aus gemeinsamen Aktionen wie einem Freibad- oder Zoobesuch bestehen.

  • Mehr bewegte Zeit im Freien: Ein täglich fest eingeplanter Aufenthalt im Freien ist gesund und stellt gleichzeitig einen guten Einstieg für ein individuelles Fitnessprogramm dar. Ob das Kind hierbei mit Freunden draußen spielt oder den Hund spazieren führt, ist egal. Hauptsache, es bewegt sich an der frischen Luft.

  • Süßigkeiten nur dosiert erlauben: Vernünftig ist es, Naschereien nur als Extra zwischendurch zu erlauben. So kann jedes Kind lernen, damit in Maßen umzugehen.

  • Wissenswertes vermitteln: Meistens sind Schulkinder schon alt und verständig genug, um die Bedeutung der verschiedenen Lebensmittel für das Wohlbefinden zu verstehen, wenn sie ihm erklärt werden. Hilfreich ist es ebenfalls, das Kind bei der Planung der Mahlzeiten, dem Einkauf und der Zubereitung von Lebensmitteln mit einzubeziehen.

  • Bewusst genießen: Regelmäßige Mahlzeiten, an denen möglichst alle Familienmitglieder teilnehmen, fördern das Vorhaben ebenfalls. Gute Tischmanieren, gemütliche Tischatmosphäre und feste Regeln helfen dem Kind dabei, ein gesundes Essverhalten zu entwicklen. Es entdeckt, dass es nicht darauf ankommt, möglichst schnell und möglichst viel zu essen. Der Genuss wird viel größer, wenn man bewusst isst und trinkt.

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