Nach ein paar Beratungsgesprächen wird immer von einer Entscheidung gesprochen. Ich soll mich entscheiden und habe dazu bis zur 22. Woche Zeit.
Ich soll also, nur weil es uns medizinisch möglich ist so früh zu testen, entscheiden, ob mein Baby leben oder sterben soll. Mein Baby lebt. Das ist die Tatsache.
Würde ich mich entscheiden mein Baby umzubringen (ich wähle bewusst diesen Ausdruck, weil es für mich Mord ist einem lebendem Menschen das Leben aktiv zu nehmen), würde ich eine Geburt einleiten müssen und mit meinen Wehen mein Baby töten.
Dies ist keine Option für mich. So ein Szenario gibt es in meinem Kopf überhaupt nicht. Ich bin eine Mama von drei Kindern und ich habe vier Jahre auf ein Baby gehofft. Nach drei Jungs auf ein Mädchen. Und dieses Mädchen ist nun in meinem Bauch. Wie sollte ich mich jemals dazu entscheiden ihr ihr Leben zu nehmen?
Die Vorstellung von der Zukunft hingegen, nimmt mir den Boden unter den Füßen. Ich weiß nicht wie ich das schaffen soll. Wie kann ich mich und die Kinder ernähren? Werde ich noch eine Minute für mich haben? Meine Partnerschaft wird vorraussichtlich zerbrechen, ich habe keine Sicherheiten...
Manchmal bin ich ganz klar und informiere mich. Nehme Kontakt mit anderen auf. Suche einen Weg. Und dann breche ich zusammen, krümme mich, weine, schreie...
Mein Partner ist nicht an meiner Seite. Er möchte die Abtreibung und fühlt sich für ein Leben mit behindertem Kind nicht stark genug. Letzte Woche war ich noch die schwangere Frau, mit deren Bauch er liebevoll gesprochen hat. Heute bin ich alleine und aus seiner Tochter ist "das behinderte Kind" geworden.
Traurige Grüße