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Kleines Leck im Blutkreislauf

Persistierendes Foramen ovale (PFO) beim Baby: Wie gefährlich ist das "Loch im Herzen"?

Ein Loch im Herzen – das klingt alarmierend. Doch ein persistierendes Foramen ovale (PFO) ist keine Seltenheit und bleibt sehr häufig folgenlos. Was es mit dem angeborenen „Herzfehler“ auf sich hat? Ein Überblick.

Persistierendes Foramen ovale (PFO) beim Baby • Ist das gefährlich?
© Getty Images/Narongrit Sritana

Kurzübersicht: Persistierendes Foramen ovale (PFO)

Was ist ein Foramen ovale? Als Foramen ovale wird eine Öffnung zwischen dem rechten und dem linken Vorhof des Herzens bezeichnet, die bei jedem Embryo/Fötus vorhanden ist. Da die Lunge im Mutterleib noch nicht arbeitet, umgeht das Blut den Lungenkreislauf und gelangt auf diesem Wege direkt vom rechten in den linken Vorhof. Es handelt sich also um eine notwendige Kurzschlussverbindung im Blutkreislauf eines Ungeborenen.

Was ist ein persistierendes Foramen ovale? Bei Neugeborenen ist es normal, dass das Foramen ovale noch offen ist. Etwa innerhalb des ersten Lebensjahres verschließt es sich, da es nach der Geburt keine Funktion mehr hat. Bei etwa 25 Prozent der Bevölkerung geschieht dies jedoch nicht, bei ihnen bleibt das Foramen ovale ein Leben lang offen. Dies wird als persistierendes (dauerhaftes) Foramen ovale bezeichnet.

Welche Folgen hat ein PFO? Ein persistierendes Foramen ovale hat in der Regel keinen Krankheitswert, es bestehen auch keine Symptome. Durch die Druckverhältnisse im Herzen wird die Öffnung zugedrückt, sodass nur unter bestimmten Umständen Blut hindurchdringen könnte. Ein PFO kann jedoch das Risiko für Schlaganfälle im jugendlichen oder erwachsenen Alter erhöhen: Gelangt ein Blutgerinnsel aus dem venösen System über die Öffnung in das arterielle System, könnte es dort die Schlagader verstopfen, die zum Gehirn führt.

Was tun bei PFO? Wird bei einem Baby ein offenes Foramen ovale festgestellt, erfolgt in einigen Monaten eine weitere Kontrolle, ob es sich von selbst verschlossen hat. Sollte das Foramen ovale offen bleiben, besteht in den meisten Fällen kein Behandlungsbedarf. Ob eine Therapie erforderlich ist, richtet sich auch nach dem individuellen Fall – zum Beispiel nach der Größe oder dem Vorhandensein von anderen (Herz-)Erkrankungen. Als spätere Behandlungsmethode kommt zum Beispiel der PFO-Verschluss mit einem Schirmchen infrage, vor allem nach einem bereits erfolgten Schlaganfall ohne andere erkennbare Ursache.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist ein offenes oder persistierendes Foramen ovale (PFO)?

Beim Foramen ovale handelt es sich um eine Öffnung in der Vorhof-Trennwand zwischen dem rechten und linken Vorhof des Herzens. Foramen ovale bedeutet so viel wie „ovales Loch“. Du kannst es dir wie eine schlitzförmige Öffnung vorstellen.

Offenes Foramen ovale: ein Überbleibsel aus der Embryonalzeit

Jedes Ungeborene hat dieses Loch in der Vorhofscheidewand. Im Mutterleib dient es dazu, den Lungenkreislauf zu umgehen und das Blut direkt von dem rechten in den linken Vorhof des Herzens zu transportieren (Rechts-Links-Shunt). Es handelt sich dabei also um eine Art Kurzschlussverbindung, die wie ein Einwegventil funktioniert.

Es gibt zwei solcher Kurzschlussverbindungen, die Abkürzungen im fetalen Blutkreislauf darstellen: Eine davon ist das offene Foramen ovale, die andere heißt Ductus arteriosus botalli und stellt eine Verbindung zwischen Hauptschlagader (Aorta) und Lungenschlagader dar.

Beide werden nach der Geburt nicht mehr benötigt, wenn die Lunge mit ihrer Arbeit beginnt. Durch die veränderten Druckverhältnisse verschließt sich das Foramen ovale erst funktionell und schließlich wächst das Loch meist innerhalb des ersten Lebensjahres vollständig zu, indem es zu einer Verklebung der Ränder (Septum primum und Septum secundum) kommt. Letztendlich entsteht eine geschlossene dünne Wand (Septum interatriale), die von nun an den direkten Blutfluss zwischen den Herzvorhöfen verhindert.

Persistierendes Foramen ovale: ein lebenslanges Loch im Herzen

Bei 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung verschließt sich das Foramen ovale jedoch nicht, sondern bleibt offen. In der Fachsprache wird dies als persistierendes Foramen ovale (PFO) bezeichnet. Persistierend bedeutet anhaltend/dauerhaft. Oft wird das PFO den angeborenen Herzfehlern zugeordnet.

Die Deutsche Herzstiftung bezeichnet es aber nicht als einen Herzfehler im eigentlichen Sinn, sondern als eine Normvariante. Denn im Gegensatz zu anderen Herzfehlern liegt hier kein wirklicher Defekt vor. Es ist daher auch nicht mit anderen Varianten eines sogenannten Vorhofseptumdefekts (ASD, Atriumseptumdefekt) gleichzusetzen, bei dem sich ebenfalls ein oder mehrere Löcher zwischen den Vorhöfen befinden.

Ursachen: Wie entsteht ein persistierendes Foramen ovale?

Um die Entstehung des persistierenden Foramen ovale zu verstehen, ist es hilfreich, den Blutkreislauf eines Menschen zu betrachten. Er läuft nach der Geburt nämlich anders ab als noch im Mutterleib:

  • Blutkreislauf eines Erwachsenen: Die linke Herzkammer pumpt sauerstoffreiches Blut in die Hauptschlagader, von wo aus es über die Arterien und Kapillaren zu allen Organen verteilt wird. Das sauerstoffarme Blut fließt über die Venen zurück zum Herzen und über den rechten Vorhof in die rechte Herzkammer. Es gelangt in den Lungenkreislauf, wo es wieder mit Sauerstoff angereichert und über die Lungenvene zum linken Herzvorhof transportiert wird. Vom linken Vorhof gelangt das Blut wieder in die linke Herzkammer – der Blutkreislauf beginnt mit dem nächsten Herzschlag von vorne. Die Herzklappen sorgen dafür, dass das Blut in die richtige Richtung fließt.

  • Blutkreislauf eines Ungeborenen: Der Blutkreislauf eines Embryos bzw. Fötus unterscheidet sich von dem Zustand nach der Geburt, weil die Lunge im Mutterleib noch nicht arbeitet. Du kannst sie dir jetzt noch vorstellen wie einen zusammengedrückten Schwamm. Sauerstoffreiches Blut bekommen ungeborene Babys durch die Nabelschnurverbindung mit der Plazenta von der Mutter. Das sauerstoffangereicherte Blut mischt sich mit sauerstoffarmem Blut und gelangt via Rechts-Links-Shunt über das Foramen ovale direkt vom rechten in den linken Vorhof des Herzen.

Die Existenz des Foramen ovale ist also eine sehr clevere Erfindung der Natur. Warum es sich in manchen Fällen nach der Geburt nicht verschließt, ist unklar. Möglicherweise kann eine genetische Veranlagung dabei eine Rolle spielen, da Häufungen innerhalb einer Familie vorkommen. Das bedeutet, das ein PFO vererbt werden könnte.

Symptome: Welche Anzeichen deuten auf PFO beim Baby hin?

Ein persistierendes Foramen ovale verursacht in der Regel keine Symptome. Sollten gleichzeitig andere Herzerkrankungen bestehen, könnten sich diese durch Symptome wie Blaufärbungen der Haut, Schwäche, Schwierigkeiten beim Trinken und Essen, Atemnot, Ohnmacht, Herzgeräusche oder Herzrasen bemerkbar machen.

Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen mit einer starken Migräne mit Aura häufiger an einem persistierenden Foramen ovale leiden. Dieser Zusammenhang wird aktuell aber widersprüchlich diskutiert.

Diagnose per „Schluckecho“: Wie wird ein persistierendes Foramen ovale festgestellt?

Es gibt kein generelles Screeningverfahren, bei dem Kinder auf ein persistierendes Foramen ovale untersucht werden. Sollte der Verdacht auf ein PFO bestehen oder andere Auffälligkeiten für eine kardiologische Untersuchung sprechen, kann eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durchgeführt werden.

Bei der sogenannten transösophagealen Echokardiografie (TEE) wird eine Sonde über die Speiseröhre eingeführt. Auch ein Kontrastmittel kann verabreicht werden, das den Rechts-Links-Shunt, also den Blutfluss vom rechten in den linken Vorhof, sichtbar macht. Diese Untersuchungsmethode ist unter dem Namen „Schluckecho“ bekannt.

Verlauf und Prognose: Wie gefährlich ist das PFO beim Baby?

Die Risiken eines persistierenden Foramen ovale werden als gering eingestuft. Es bestehen dadurch keine Beeinträchtigungen und die Lebenserwartung ist nicht vermindert. Auch tritt nicht bei allen vorhandenen PFOs Blut vom rechten in den linken Vorhof über. Wenn doch, dann geschieht dies meist in geringen Mengen unter bestimmten Umständen wie starkem Husten, Niesen oder schwerem Heben.

Ob ein PFO die Gesundheit beeinträchtigen könnte, hängt aber auch vom individuellen Fall ab – etwa von seiner Größe, dem Ausmaß des Rechts-Links-Shunts oder dem gleichzeitigen Vorhandensein anderer Erkrankungen. Außerdem kann das persistierende Foramen ovale für Jugendliche und Erwachsene unter Umständen eine Gefahr darstellen, da es mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle in Zusammenhang steht.

PFO und Schlaganfall/paradoxe Embolie

Durch die Druckdifferenz, die in den Herzkammern herrscht, wird das kleine Loch in der Regel funktionell zugedrückt und es fließt kein Blut hindurch. Sollte sich der Spalt durch eine Druckveränderung kurz öffnen, wäre es jedoch möglich, dass Thromben (Blutgerinnsel) über das offene Foramen ovale in das arterielle System verschleppt werden, obwohl dieses seinen Urspung eigentlich in einer Vene hat (zum Beispiel bei einer Beinvenenthrombose). Dies wird als paradoxe Embolie bezeichnet.

Unter Umgehung der Lunge könnte das Blutgerinnsel nun über das offene Foramen ovale in die Schlagader gespült werden, die zum Gehirn führt, und somit einen Schlaganfall auslösen. Bei Kindern treten solche Blutgerinnsel viel seltener auf als bei Erwachsenen.

Bei 40 bis 50 Prozent der Patient*innen, die einen sogenannten kryptogenen Schlaganfall erlitten, kann später ein persistierendes Foramen ovale festgestellt werden. Kryptogen bedeutet, dass für den Schlaganfall keine andere Ursache wie etwa Vorhofflimmern oder eine Verengung der Halsschlagader gefunden werden kann.

Solche Schlaganfälle sind aber selten, häufig liegen andere klar erkennbare Ursachen dafür vor. In der Fachliteratur wird dazu ein interessantes Beispiel aufgeführt: Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von 70 Jahren würden maximal zwei Prozent aller persistierenden Foramen ovale einen Hirninfarkt verursachen.

PFO und Tauchunfälle

Ein weiteres Risiko besteht für Menschen, die Tauchgänge mit einer Sauerstoffflasche unternehmen. Beim Auftauchen ist es möglich, dass Mikroblasen über das offene Foramen ovale in das arterielle System gelangen. Daher erhöht das PFO die Wahrscheinlichkeit einer Dekompressionserkrankung bei Betroffenen.

Behandlung: Was tun bei einem persistierenden Foramen ovale?

Wenn bei deinem Kind ein offenes Foramen ovale festgestellt wird, kann dich deine*dein Ärztin*Arzt in eurer individuellen Situation dazu beraten. Oftmals besteht erst mal kein akuter Handlungsbedarf – vor allem bei einem Neugeborenen. Schließlich ist es nach der Geburt vollkommen normal, dass das Foramen ovale noch offen ist.

Bei einer späteren Untersuchung wird kontrolliert, ob sich das Foramen ovale von selbst verschlossen hat. Sollten zusätzlich andere Erkrankungen oder Herzfehler bestehen, wird möglicherweise direkt oder zu einem entwicklungsgerechten Zeitpunkt eine passende Therapie eingeleitet.

Zur Behandlung eines persistierenden Foramen ovale gibt es verschiedene Möglichkeiten, etwa die Einnahme von Medikamenten oder der PFO-Verschluss: Bei diesem Eingriff wird mit der Hilfe eines Katheters ein Schirmchen an der Stelle der Öffnung eingebracht und aufgespannt.

Ein solcher Verschluss wird derzeit empfohlen, wenn ein Mensch zwischen 16 und 60 Jahren bereits einen Schlaganfall hatte, außer dem PFO keine Ursache für den Infarkt infrage kommt und ein moderater oder ausgeprägter Rechts-Links-Shunt besteht. Das Verfahren soll in diesen Fällen dazu dienen, einem weiteren Schlaganfall vorzubeugen.

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