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Erziehungs-und Gewissensfragen

Hallo ihr Lieben,

kurz mal zum Thema: Leo war schon immer ein unheimlich aufgewecktes Kind und mittlerweile hat er sich zum absoluten Wildfang entwickelt. Alles wird erklommen, runtergeworfen, ausprobiert. Das mag in gewissem Umfang völlig normal sein, ich habe hier aber wohl ein besonders anstrengendes Exemplar. Sitzen? Keine Chance? Selbst beschäftigen ging eine ganze Zeit ganz gut, inzwischen ist das so gut wie gar nicht mehr möglich. Ein Nein lässt er auch nicht mehr gelten. Eigentlich ist er den ganzen Tag nur damit beschäftigt irgendwohin abzuhauen oder Sachen anzustellen. Ob das nun eine Phase ist oder tatsächlich seine Art, weiß ich (noch) nicht.
Ich jedenfalls bin einfach nur unendlich erschöpft und langsam am Ende meiner Kräfte. Mein Job, der Hausbau, Stress mit den Schwiegereltern und die Schwangerschaft laugen mich aus, und der Kleine kommt da natürlich noch dazu.
Ich bin mittlerweile soweit dass ich ihm manches einfach durchgehen lasse, weil mir die Energie fehlt ihn immer wieder zu rügen und hinterherzurennen.
Gleichzeitig habe ich aber auch Bedenken, da ich mir keines der Kinder heranziehen möchte, die Grenzen nicht respektieren und ihren Eltern auf der Nase rumtanzen.
Wie handhabt ihr solche Situationen? Ich bin momentan echt völlig überfordert und weiß nicht recht, was eine passende Lösung wäre.
Ich freu mich über Eure Tipps!
Bisherige Antworten

Re: Erziehungs-und Gewissensfragen

Jonathan ist auch ständig auf den Beinen und erkundet überall alles. Er bleibt auch nirgendwo sitzen. Aber ehrlich gesagt fände ich es auch komisch, wenn er es täte. Er wird in seinem Leben noch mehr sitzen als gesund ist.
Wir haben nach dem Umzug alles möglichst so eingeräumt, dass Jonathan nichts wichtiges kaputt machen kann und sich nicht verletzen. Und beim Rest lassen wir ihn eigentlich immer machen. Klar, dann landet die Klopapierrolle mal im Klo und Papas Schuhe in der Badewanne oder der Kleiderschrank ist ausgeräumt. Aber es einfach wieder in Ordnung bringen, finde ich stressfreier als immer rumzunörgeln. Das Nein möchte ich mir für die wirklich wichtig Dinge aufheben, wie zum Beispiel "Nein, nicht auf die Straße laufen!".
Ich finde auch, dass so kleine Kinder ihre Freiheiten brauchen und Blödsinn machen einfach dazu gehört auf dem Weg zur eigenen Fantasie und zum Entdecken der Welt. Ich glaube auch nicht, dass das gleich bedeutend ist damit, dass sie den Eltern auf der Nase rumtanzen. Meine Eltern haben uns auch mit möglichst wenigen Neins aufwachsen lassen. Vielleicht sind ein paar Dinge mehr kaputt gegangen und es war sicherlich unordentlicher, aber wir wussten auch, dass wenn mal ein Nein kam, war es wirklich Ernst.
Vermutlich würden einige Leute auch der Meinung sein, Jonathan tanzt uns auf der Nase, aber ich erfreue mich ehrlich an seinem Blödsinn :)
Und achja, wenn er wirklich mal was nicht darf, dann versuche ich ihm schnell etwas anderes interessantes zu geben um ihn abzulenken. Meistens klappt es ganz gut.
Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber in jedem Fall wollte ich dir sagen, es ist völlig OK ihn nicht ständig zu rügen und ihm auch mal den ein oder anderen Unfug anstellen zu lassen.

Re: Erziehungs-und Gewissensfragen

Danke, Du sprichst mir echt aus der Seele. Es ist einfach so dass wir momentan im Haus meiner Eltern wohnen, da wir aus unserer Wohnung mussten und leider unser eigenes Haus nicht fertig ist. Meine Mutter passt seit ich wieder arbeite ohnehin öfter auf ihn auf, und seit wir dort untergekommen sind (seit knapp 3 Wochen, wenn alles läuft können wir in 3 Wochen umziehen) merkt sie schon oft an, dass ich doch konsequenter sein sollte, sie ist generell strenger als ich. Normalerweise lasse ich mir in Erziehungsfragen nicht viel reinreden, doch die momentane Situation überfordert mich einfach. Und ich höre natürlich auch nicht gerne, dass ich mir da einen kleinen Prinzen heranziehe (er ist eben bisher das einzige Kind und alles konzentriert sich auf ihn, wie sollte es auch anders sein)
Es tut aber gut zu hören, dass Du ähnlich denkst. Ich persönlich finde es auch nicht schlimm 30 mal am Tag das Regal wieder einzuräumen, frage mich nur manchmal tatsächlich ob ich nicht wirklich zu nachlässig bin. Hab das schließlich noch nie gemacht..;) auf der anderen Seite möchte ich ja, dass er sich austobt, das gehört doch auch einfach dazu...

Re: Erziehungs-und Gewissensfragen

Wenn man so nah zusammen wohnt, kann es da natürlich immer zu Konfliktpunkten kommen. Und egal wie sehr man sich vornimmt sich nicht rein reden zu lassen, ist es wirklich schwierig da immer immun zu sein...
Ich habe da ja großes Glück mit meinen Eltern. Nachdem wir alt genug waren, haben sie ihr Haus erstmal von Grund auf renoviert und überall einen teuren und wunderschönen Holzfußboden verlegen lassen, auf den mein Vater sehr großen Wert legt und wehe dem, der da Kratzer oder Dellen reinmacht. Als Jonathan dann langsam aktiver wurde und meine Eltern die Bauklötze raus holten, meinte ich nur "Oh, der arme Holzfußboden...". Mein Papa guckte mich an und sagte "Kinder brauchen Freiheiten, da muss der Holzfußboden hinten anstehen." :)
Bei meinen Schwiegereltern wäre das auch anders, aber da sind wir eigentlich nie...

Bei euch ist es ja auch absehbar. Hoffentlich könnt ihr bald umziehen, dann entspannt sich das bestimmt wieder!

Re: Erziehungs-und Gewissensfragen

Wenn ich das so lese, habe ich meine Kleine vor den Augen. Das ist bei uns ähnlich. Sie ist den ganzen Tag hier am rum rennen und räumt alles aus. Wir haben auch ein paar Schubladen/Schränke an die sie ran darf. Da ist nichts drin, was kaputt gehen kann. Bei den anderen passe ich da schon auf. Ablenken hilft aber auch oft, weil ein "Nein" nicht immer was bringt. Oft sitzt sie dann da und lacht mich aus. Da soll man mal ernst bleiben... Obwohl sie schon genau weiß, was es heißt glaube ich.

Aber im großen und ganzen lassen wir sie auch viel ausprobieren und machen. Abends wird dann aufgeräumt. Nur bei den gefährlichen Sachen (Steckdose, Treppe, Straße...) da muss sie auch jetzt schon das Nein lernen und wenn sie nicht hört, kommt sie auch mal ins Laufställchen. Brüllt zwar dann erst mal aber dann ist auch meistens wieder gut.

Es ist auch unser erstes Kind und ich finde es schon auch oft schwer, die richtige Balance zu finden zwischen machen lassen und unterbinden.  Aber ich denke, irgendwie werden wir da alle schon unseren Weg finden und machen :)

LG

Re: Erziehungs-und Gewissensfragen

Ich bin da ganz bei dir! Und du willst ja auch selbstständige erwachsene erziehen. Da gehört ausprobieren einfach dazu.
Ich lasse meinen zwei mehr durchgehen als der Papa. Aber der ist auch nur morgens ne Stunde und abends eine halbe dabei. Wie sollte ich tagsüber so konsequent und streng sein. Ich habe schnell gemerkt welche Kämpfe mir wichtig sind und wo ich entspannt bleibe.
Was auch helfen kann ist, die Sätze nicht mit „nein“ oder „nicht“ zu formulieren. Stattdessen positiv. Z.b. Komm von der Steckdose weg, das ist gefährlich. Oder: ab Blumen riechen wir mit der Nase, die Hände bleiben weg.
Ich fand dazu das Buch „das gewünschteste wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“ echt hilfreich. Hab es während der 2. ss gelesen und wegen mancher Beispiele fast an die wand geworfen. Aber viele Sachen sind schön erklärt. Im grossen geht es um Bedürfnis orientiere Erziehung. Und genau das machst du, Kind so vieö ausprobieren lassen wie geht, aber auch mal deine eigen Grenze abstecken wenn es gar nicht geht.

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