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Nabelschnurblut einlagern: Ja oder nein?

Stammzellen aus dem Nabelschnurblut können Krankheiten heilen. Du denkst deshalb darüber nach, ob du nach der Geburt deines Babys das Nabelschnurblut einlagern möchtest? In welchen Fällen die Aufbewahrung sinnvoll sein kann und was du dabei beachten solltest.

Nabelschnurblut einlagern: Ja oder nein?
© Getty Images/guvendemir

In Stammzellen steckt ein großes Potenzial für die Medizin: Durch ihre Transplantation können schwere Krankheiten behandelt und teilweise sogar geheilt werden. Private Einrichtung werben damit, dass Eltern das Nabelschnurblut ihres Babys einlagern lassen sollten, damit der Nachwuchs Jahre später von seinen eigenen Stammzellen profitiert. Dieser Einsatzzweck ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft aber umstritten. Eltern sollten daher individuell abwägen. Hier findest du Informationen, die dir bei der Entscheidungsfindung helfen können.

Artikelinhalte im Überblick:

Nabelschnur: 14 absolut erstaunliche Fakten

Was ist Nabelschnurblut?

Während der Schwangerschaft spielt die Nabelschnur eine bedeutsame Rolle: Sie verbindet die Plazenta mit dem Baby und dient daher als Transportweg für alle Nährstoffe, die dein Ungeborenes benötigt. Nach der Geburt hat die Nabelschnur ausgedient. Darin befindet sich zu diesem Zeitpunkt aber noch etwas sehr Wertvolles: das Nabelschnurblut. Wenn du in der Schwangerschaft gefragt wirst, ob du Nabelschnurblut einlagern oder spenden möchtest, handelt es sich dabei also um das verbleibende Restblut in der Nabelschnur nach dem Vorgang der Abnabelung (Durchtrennen der Nabelschnur).

Bedeutung: Warum ist Nabelschnurblut so wertvoll?

Das Nabelschnurblut enthält Blutstammzellen. Diese Stammzellen sind dazu in der Lage, alle Blut- und Immunzellen zu bilden, die ein Mensch benötigt. Blutstammzellen werden daher auch zur Behandlung von verschiedenen Krankheiten eingesetzt, denn sie können das blutbildende System und das Immunsystem eines erkrankten Menschen nach einer erfolgreichen Transplantation wiederherstellen. Solche Transplantationen kommen zum Beispiel bei Blutkrankheiten wie Leukämie (Blutkrebs), Immundefekten oder seltener auch bei Stoffwechselerkrankungen zum Einsatz.

Die Forschung arbeitet außerdem an weiteren Verwendungsmöglichkeiten – zum Beispiel an der Linderung von Herzinfarktfolgen durch Stammzellen oder an einer Therapie für die Querschnittlähmung. Noch bedarf es hierzu aber weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen.

Blutstammzellen können auf verschiedenen Wegen gewonnen werden: aus dem Knochenmark oder dem Blut einer Vene (periphere Stammzellentnahme durch ein spezielles Verfahren) eines Erwachsenen oder aus dem Nabelschnurblut nach der Geburt. Das Nabelschnurblut gilt aus verschiedenen Gründen als wertvoll:

  • Stammzellen im Nabelschnurblut sind wachstumsfreudig und unreif, sie können sich noch zu unterschiedlichen Immun- und Blutzellen weiterentwickeln.

  • Im Gegensatz zu Knochenmark ist Nabelschnurblut wesentlich schneller für eine Transplantation verfügbar.

  • Die Verträglichkeit von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut ist gut. Es muss oftmals sogar keine 100-prozentige Übereinstimmung der Gewebemerkmale von Spender*in und Empfänger*in vorliegen.

Ist es sinnvoll, Nabelschnurblut einzulagern?

Stammzellen können Leben retten. Deshalb sind sie zweifelsohne eine wichtige medizinische Therapieoption. Ob es jedoch auch sinnvoll ist, nach der Geburt das Nabelschnurblut einlagern zu lassen, ist bisher nicht eindeutig zu beantworten.

Die Entscheidung zu diesem Schritt basiert häufig auf einer klaren Hoffnung: Erkrankt das eigene Kind später einmal, könnten die eingefrorenen Stammzellen aus dem Nabelschnurblut aufgetaut und für die Therapie eingesetzt werden, um sein Leben zu retten. Die Option löst bei Eltern daher möglicherweise innerliche Konflikte aus und weckt Ängste. Es kreist die Frage im Kopf: Verwehren wir unserem Kind eine wichtige Gesundheitsvorsorge, wenn wir das Nabelschnurblut nicht einlagern lassen?

Private Anbieter bewahren die Stammzellen aus dem Nabenschnurblut gegen ein Entgelt auf. Der medizinischen Notwendigkeit stehen deshalb auch kommerzielle Interessen gegenüber – und die Kosten für das Einlagern bei einer privaten Nabelschnurblutbank sind nicht unerheblich. Eltern sollten sich vorab zu Kosten und Nutzen fachlich beraten lassen, um ihre individuelle Entscheidung zu treffen.

Wichtig ist, dass es sich bei der Nabelschnurblutbank um einen seriösen Anbieter handelt. Da es aus wissenschaftlicher Sicht bisher noch keine gesicherten Erkenntnisse zum Nutzen von Nabelschnurblut für den späteren Einsatz gibt, sollte man seine Hoffnungen nicht auf unrealistische Versprechen setzen.

Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation e.V. schreibt dazu in einer Stellungnahme: „Mütter von gesunden Neugeborenen und ihre Familien sollen wissen, dass es nach dem heutigen Stand des Fachwissens kein Versäumnis darstellt, das Nabelschnurblut des Kindes nicht einzufrieren. Wer diese Maßnahme im individuellen Falle durchführen lassen will und sie selbst finanziert, sollte über ihren derzeit spekulativen Charakter sachlich korrekt aufgeklärt sein.“

Nabelschnurblut einlagern: Pro und Contra

Wenn du mit dem Gedanken spielst, Nabelschnurblut einlagern zu lassen, ist eine ausführliche Beratung sehr wichtig. Folgende Fakten kannst du in deine Überlegung einbeziehen:

Nabelschnurblut einlagern – mögliche Vorteile:

  • Option auf Heilung von Krankheiten: Nabelschnurblut ist ein wertvolles Gut. Durch gespendetes Nabelschnurblut haben erkrankte Kinder und Erwachsene möglicherweise eine Chance auf Heilung ihrer Krankheit. Hier haben wir dir alle Informationen zum Thema Nabelschnurblutspende zusammengestellt. Wer das Nabelschnurblut privat einlagert, kann es für eigene Zwecke verwenden. Dies kann sinnvoll sein, wenn es Erkrankungen in der Familie gibt, die mit einer Stammzelltransplantation behandelbar wären. Leidet zum Beispiel ein Geschwisterkind an einer solchen Erkrankung, könnte das Nabelschnurblut für dessen Therapie infrage kommen. Auch andere Einsatzzwecke sind denkbar: Sollte im Laufe des Lebens eine Stammzelltransplantation zur Linderung von Chemo- oder Strahlentherapiefolgen erforderlich sein, könnten dafür theoretisch die eigenen Stammzellen verwendet werden.

  • Risikoarmer Eingriff: Das Nabelschnurblut wird erst nach der Entbindung aus der Nabelschnur gewonnen. Die Entnahme birgt daher keine Risiken und es treten auch keine Schmerzen auf: Mutter und Baby bekommen davon gar nichts mit.

  • Gute Verträglichkeit: Kommt es zu einer Transplantation eigener Stammzellen (autologe Transplantation), sind in der Regel keine Unverträglichkeitsreaktionen zu erwarten und es treten seltener Komplikationen wie zum Beispiel eine Abstoßung der Stammzellen durch das Immunsystem auf.

  • Kombinierbarkeit: Stammzellen aus dem Nabelschnurblut liegen nur in einer relativ geringen Menge vor, zur Behandlung eines Erwachsenen reicht sie nicht aus. Dieser Nachteil kann jedoch ausgeglichen werden, da Nabelschnurblut die Möglichkeit bietet, es mit anderen Spenden zu kombinieren und auf diese Weise eine ausreichende Menge bereitzustellen.

Nabelschnurblut einlagern – mögliche Nachteile:

  • Ungewisser Nutzen: In der Theorie könnte das Nabelschnurblut später zu vielfältigen medizinischen Zwecken eingesetzt werden – wie etwa die Schaffung von neuem Gewebe oder gar neuen Organen. Noch ist das aber Zukunftsmusik. Auch zur Transplantation von Stammzellen aus Eigenspenden existieren aktuell noch zu wenig Daten, um einen eindeutigen Nutzen daraus ableiten zu können. Derzeit weiß man außerdem nicht, wie lange die Stammzellen tatsächlich aufbewahrt werden können, um später im gleichen Maße hilfreich zu sein wie die frischen Stammzellen. Einige Therapieerfolge wurden bisher mit frischen und nicht mit aufgetauten Stammzellen erzielt. Wer Nabelschnurblut einfriert, schließt damit also nicht automatisch eine Lebensversicherung ab oder bewahrt ein zukünftiges Ersatzteillager im Eis auf.

  • Kein Allheilmittel: Die größte Angst der Eltern ist häufig, dass das eigene Kind an einer Leukämie erkranken könnte und dann auf eine solche Spende zurückgreifen müsste. Diese Möglichkeit besteht aber ohnehin nicht: Zur Behandlung einer Leukämie werden fremde Stammzellen transplantiert (allogene Transplantation), da die Anlage der Erkrankung schon in den Stammzellen enthalten sein könnte und damit das Risiko einer erneuten Erkrankung bestünde. Auch bei genetischen Erkrankungen ist dies der Fall, denn schädliche Mutationen können bereits in den Stammzellen angelegt sein. Weil Stammzellen zur Behandlung von Leukämie aber eine bedeutsame Rolle spielen, ist es sehr sinnvoll, das Nabelschnurblut zu spenden und die Palette der infrage kommenden Transplantationen dadurch zu erweitern.

  • Geringe Wahrscheinlichkeit: In Fachkreisen heißt es: Die Wahrscheinlichkeit, dass die eingelagerten Stammzellen je zur Eigenanwendung eingesetzt werden müssen, ist extrem gering. Denn bei den Erkrankungen, die sich für Transplantationen anbieten, handelt es sich um seltene Krankheiten. Außerdem ist nicht klar, ob selbst in einem Erkrankungsfall wirklich die Eigenspende infrage kommt oder eine Fremdspende besser geeignet wäre. Soll eine Stammzelltransplantation die Folgen einer Krebstherapie lindern, können eigene Stammzellen auch noch vor Beginn der Krebsbehandlung aus dem Knochenmark oder dem Blut entnommen und später transplantiert werden.

  • Kosten: Das Einlagern von Nabelschnurblut bei einer privaten Nabelschnurblutbank ist mit Kosten verbunden. Eine Nabelschnurblutspende ist kostenfrei.

Ablauf: Wie wird Nabelschnurblut entnommen?

Ob du Nabelschnurblut einlagern möchtest oder nicht, musst du schon vor der Geburt entscheiden. Informationen zu privaten Anbietern gibt es häufig in der gynäkologischen Praxis oder der Entbindungsklinik. Prüfe vorab, mit welchen Nabelschnurblutbanken deine Entbindungsklinik kooperiert. Bereits vor der Geburt schließt du einen Vertrag mit der Nabelschnurblutbank und bekommst Informationen zum genauen Ablauf.

Sowohl bei einer natürlichen Geburt als auch bei einem Kaiserschnitt wird das Nabelschnurblut unmittelbar nach der Entbindung von geschultem Personal direkt aus der Nabelschnur entnommen und in ein Labor geschickt. Der Entnahme dauert nur wenige Minuten.

Durch ein spezielles Verfahren werden die blutbildenden Stammzellen aus dem Nabelschnurblut isoliert. Anschließend werden die Zellen mithilfe von flüssigem Stickstoff eingefroren und aufbewahrt. Dieses Verfahren wird als Kryokonservierung bezeichnet.

Aufbewahrung: Wie wird Nabelschnurblut eingelagert?

Die Kryokonservierung ist ein Verfahren, bei dem Zellen tiefgefroren werden, dabei aber nicht absterben. Lediglich ihre Stoffwechselvorgänge werden durch das Einfrieren in flüssigem Stickstoff heruntergefahren. Taut man sie wieder auf, erhalten sie ihre Vitalität zurück. Generell ist das Nabelschnurblut einlagern auf folgenden Wegen möglich:

  • Öffentliche Nabelschnurblutbank: Wenn du das Nabelschnurblut spenden möchtest, wird es nach allen erforderlichen Untersuchungen anonym in einer öffentlichen Nabelschnurblutbank eingelagert. Damit steht es als Spendermaterial für Transplantationen zur Verfügung.

  • Private Nabelschnurblutbank: Bei einer privaten Einlagerung wird das Nabelschnurblut nur für deine Familie aufbewahrt. Wie lange du das Nabelschnurblut dort einlagern kannst, hängt vom Modell des jeweiligen Anbieters ab und sollte vorab erfragt werden. Oftmals ist eine Einlagerung zwischen zehn und 20 Jahren möglich.

Nabelschnurblut einlagern: Welche Kosten fallen an?

Wenn du Nabelschnurblut bei einem kommerziellen Anbieter einlagern lässt, handelt es sich dabei um eine private Leistung. Denn die Einlagerung eigener Stammzellen gehört nicht zu den Regelleistungen der Krankenkasse. Einige Versicherungen bieten aber Zuschüsse an. Informiere dich hierzu bei deiner Krankenkasse.

Abhängig von der jeweiligen Nabelschnurblutbank können Kosten in Höhe von rund 2.000 Euro und mehr anfallen. Kosten und Leistungen variieren je nach Angebot. Es ist zum Beispiel möglich, dass eine einmalige Gebühr für einen bestimmten Zeitraum fällig ist und nach dessen Ablauf jährliche Gebühren für die weitere Einlagerung anfallen. Lass dich hierzu bei deinem gewünschten Anbieter umfassend beraten.

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