Akupunktur in der Schwangerschaft und geburtsvorbereitende Akupunktur
Die Akupunktur ist ein Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). In der Schwangerschaft soll die Behandlung mit Akupunkturnadeln entspannend wirken und als Vorbereitung auf die Geburt dienen.
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- © iStock.com/Dean Mitchell
Die Methode der Akupunktur basiert auf dem Verständnis von Gesundheit nach der chinesischen Medizin. Demnach ist jeder Mensch von Körperlinien, den sogenannten Meridianen, durchzogen. Durch diese Linien fließt die Lebensenergie – das Qi. Außerdem existieren in der chinesischen Philosophie die beiden gegensätzlichen Kräfte Yin und Yang. Sie bilden ein dynamisches Gleichgewicht oder wechseln sich ab – zum Beispiel Kälte und Wärme, Ruhe und Aktivität. Nur, wenn die gegensätzlichen Kräfte im Körper im Einklang sind, kann die Lebensenergie ungehindert fließen. Ist der Fluss gestört, treten psychische oder körperliche Beschwerden auf, die zu Krankheiten führen können. Bei der Akupunktur werden bestimmte Punkte am Körper mithilfe von dünnen Nadeln stimuliert, um das Qi zum Fließen zu bringen.
Für die Existenz der Meridiane gibt es zwar keine naturwissenschaftlichen Belege, dennoch ist erwiesen, dass die Akupunkturnadeln eine Wirkung auf Körper und Geist erzielen können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Reihe von Krankheiten erfasst, bei denen Akupunktur Erfolge zeigt. Die deutschen Krankenkassen erkennen Akupunktur in zwei Bereichen als wirkungsvolle, wissenschaftlich belegte Heilmethode an und erstatten die Kosten: chronische Schmerzen der Lendenwirbelsäule und chronische Schmerzen durch Kniearthrose.
In der Schwangerschaft wird Akupunktur immer häufiger zur Linderung von Schwangerschaftsbeschwerden und als geburtsvorbereitende Akupunktur angewandt. Hebammen und Frauenärzte führen in Praxen, Kliniken oder Geburtshäusern Akupunktur-Sitzungen durch. Eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung ergab im November 2014, dass zwei von drei Schwangeren Akupunktur angeboten bekamen: Die Hälfte davon nahm das Angebot an.
Akupunktur und Schwangerschaft: Typische Beschwerden lindern
Hilfe bei Schlafstörungen
Viele Frauen leiden während der Schwangerschaft an innerer Unruhe und Schlaflosigkeit. Besonders in den letzten Schwangerschaftswochen lässt die Angst vor der Geburt Schwangere nicht zur Ruhe kommen. In solchen Fällen kann die Akupunktur ein wirkungsvolles Mittel zur Entspannung sein.
Hilfe bei Übelkeit, Erbrechen und Sodbrennen
Schwangere Frauen klagen häufig über Erbrechen, Übelkeit oder Sodbrennen. Diesen Beschwerden kann durch Akupunktur entgegengewirkt werden. Ebenfalls hilfreich bei Übelkeit: Akupressur in der Schwangerschaft.
Hilfe bei Verspannungen und Rückenschmerzen
Wenn der Babybauch gegen Ende der Schwangerschaft immer größer und schwerer wird, klagen viele Schwangere über Verspannungen und Rückenschmerzen. Neben Massagen kann die Akupunktur hier Blockaden lösen und Schmerzen lindern.
Hilfe bei Kopfschmerzen und Migräne
Während der Schwangerschaft wird die Einnahme von Medikamenten weitgehend vermieden. Akupunktur gilt als „sanfte“ Methode gegen Kopfschmerzen.
Hilfe bei Karpaltunnelsyndrom
Bei hormonell bedingten Wassereinlagerungen kann während der Schwangerschaft das sogenannte Karpaltunnelsyndrom auftreten. Durch die Wassereinlagerungen wird der Druck auf einen Nerv in der Handwurzel – den Nervus medianus – so groß, dass es zu Taubheitsgefühlen, Schmerzen und Kribbeln in den Fingern kommt. Die Akupunktur hat sich zur Linderung der Symptome bewährt.
Akupunktur bei Suchtmittelentwöhnung
Bei Schwangeren, die drogen-, alkohol- oder nikotinabhängig sind, kann die Akupunktur Entzugserscheinungen mindern.
Alternative: Akupressur gegen Übelkeit & Kopfschmerzen in der Schwangerschaft
Die Akupressur ist eine fernöstliche, naturheilkundliche Massagemethode, bei der mit dem Finger oder einem Hilfsmittel Druck auf bestimmte Stellen des Körpers ausgeübt wird. Wie bei der Akupunktur sollen dadurch die Selbstheilungskräfte aktiviert und der Energiefluss im Körper stimuliert werden.
Akupressur in der Schwangerschaft
Zwar ist die wissenschaftliche Datenlage zur Wirkung von Akupressur in der Schwangerschaft bisher noch relativ dünn, Hebammen bestätigen aber positive Effekte. Empfohlen wird Akupressur in der Schwangerschaft zur Linderung von Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Sodbrennen oder bei Symptomen des Karpaltunnelsyndroms.
Bevor Schwangere mit der Selbstbehandlung durch Akupressur beginnen, besprechen sie dies am besten mit ihrem behandelnden Arzt oder einem erfahrenen Akupunktur-Therapeuten. Jede Form der Behandlung sollte individuell auf die Situation der Frau angepasst sein, denn nicht alle Akupressurpunkte dürfen in der Schwangerschaft stimuliert werden. Während bei Übelkeit häufig zu Akupressur geraten wird, sind andere Druckpunkte – zum Beispiel zur Linderung von Verdauungsbeschwerden – in der Schwangerschaft nicht empfehlenswert.
Akupressur bei Übelkeit in der Schwangerschaft
Akupressur ist ein beliebtes Mittel gegen Übelkeit bei Reisekrankheiten – zum Beispiel auf hoher See. Ebenso soll die alternative Heilmethode bei Übelkeit in der Schwangerschaft helfen. Dazu zwei- bis dreimal täglich für etwa 30 Sekunden mit dem Daumen Druck auf eine bestimmte Stelle auf der Innenseite des Unterarms ausüben. Die Stelle befindet sich einige Zentimeter (etwa drei Finger breit) unterhalb des Handgelenks, es handelt sich dabei um eine Vertiefung zwischen den Sehnen. Dieser Akupressurpunkt trägt den Namen Nei-Kuan (P 6).
Akupressurband als Hilfsmittel
Um dauerhaft auf den korrekten Punkt Druck auszuüben, empfiehlt sich der Einsatz eines Akupressurbands. Das Band ist in der Drogerie oder der Apotheke erhältlich. Es wird um das Handgelenk gelegt und der darin befestigte Kunststoff-Knopf drückt auf den Nei-Kuan-Punkt. Bekannt sind solche Bänder auch als „Reisearmbänder“.
Akupressur bei Kopfschmerzen in der Schwangerschaft
Wie die Akupunktur kommt die Akupressur als alternative Behandlungsmethode bei Kopfschmerzen in der Schwangerschaft zum Einsatz. Auf verschiedene Punkte (an den Augenbrauen, in der Mitte des Nasenrückens oder bei den Vertiefungen hinter den Ohren) kann Druck ausgeübt werden. Weitere Entspannungstechniken können bei Kopfschmerzen ebenfalls helfen. Treten die Schmerzen häufig, stark oder in Kombination mit weiteren Symptomen auf, sollten Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen.
Akupunktur kann Einfluss auf die Geburtsposition nehmen
In den letzten Schwangerschaftswochen drehen sich die meisten Babys in die richtige Geburtsposition. Nur fünf Prozent der Kinder werden aus der Beckenendlage geboren. Wenn ein bisschen Nachhilfe nötig ist, damit das Baby die Schädellage (Kopflage) einnimmt, kann Akupunktur als Mittel eingesetzt werden. Ob und wann das sinnvoll ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt abklären.
Akupunktur in der Schwangerschaft: Kleiner Zeh als Akupunkturpunkt
Akupunkturnadeln haben eine Dicke von 0,3 Millimetern und werden bis zu 1,5 Zentimeter tief in die Haut eingestochen. Je nach Beschwerde gibt es verschiedene Akupunkturpunkte, an denen die Nadeln gesetzt werden. Bei der geburtsvorbereitenden Akupunktur handelt es sich meist um folgende vier Punkte: unter den Knien, an den Fußinnenknöcheln, an der oberen seitlichen Wade und an der äußeren Seite der kleinen Zehen.
Bei der Beckenendlage kann eine Akupunktur oder Moxibustion (Erwärmung eines bestimmten Akupunkturpunktes) an den kleinen Zehen (Akupunkturpunkt: Zhiyin (Blase 67)) erfolgen, um verstärkte Kindsbewegungen und eine Spontandrehung auszulösen.
Geburtsvorbereitende Akupunktur
Ab der vollendeten 36. Schwangerschaftswoche kann die geburtsvorbereitende Akupunktur bis zur Geburt einmal wöchentlich von geschulten Ärzten und Hebammen durchgeführt werden. Eine Akupunktur-Sitzung dauert zwischen 20 und 30 Minuten. Akupunktur gilt als wirkungsvolle Methode, um Frauen vor der Geburt zu entspannen, mental zu stärken und sie bei Ängsten vor der Entbindung zu beruhigen. Sie wird dann angewandt, wenn es sich um eine risikoarme Schwangerschaft handelt, bei der Frau und Arzt eine Eröffnungsphase anstreben. Die Akupunktur wird nur auf Wunsch der Schwangeren durchgeführt.
Akupunktur bei der Geburt
Die Akupunktur ist eine alternative Methode, um den Schmerz während der Eröffnungsphase der Geburt zu lindern. Eine Schmerzfreiheit kann durch die Akupunktur nicht erreicht werden. Das Setzen der Akupunkturnadeln übt einen entspannenden Effekt auf die Frau aus.
Da die Nadeln die Bewegungsfreiheit einschränken, wird Frauen, die sich durch Bewegung Schmerzerleichterung verschaffen können, davon abgeraten.
Wenn es in der Nachgeburtsphase zu einer Plazentalösungsstörung kommt, ist es möglich Akupunkturnadeln einzusetzen.
Akupunktur zur Erleichterung der Geburt?
Mit der Frage, ob Akupunktur die Geburt erleichtert, beschäftigen sich verschiedene Studien. Sie stellen einen Zusammenhang zwischen einer verkürzten Geburt und dem Einsatz von Akupunktur her. So soll sich durch die geburtsvorbereitende Akupunktur der Muttermund schneller öffnen, die Wehentätigkeit angeregt werden und die Eröffnungsphase schneller vonstattengehen (auf die Austreibungsphase hat Akupunktur keinen Einfluss). Die Geburt könne sich so verkürzen.
Viele Frauen berichten von einer positiven Wirkung der Akupunktur auf die Geburt. Wissenschaftler des „IGeL-Monitor“, ein Portal des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS), haben die verschiedenen Studien zur Akupunktur in der Schwangerschaft untersucht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die wissenschaftlichen Belege für die Wirkung noch nicht ausreichend vorhanden sind. Auf der Website von „IGeL-Monitor“ heißt es dazu: „Akupunktur in der Schwangerschaft bewerten wir als ‚unklar’. Es geht dabei um Akupunktursitzungen, die bei Schwangerschaftsbeschwerden oder zur Geburtsvorbereitung wahrgenommen werden. Obwohl wir einige Übersichtsarbeiten und Einzelstudien auswerten konnten, ist die Datenlage unbefriedigend: Manche Parameter scheinen für die Akupunktur zu sprechen, sodass wir geringe Hinweise auf einen geringen Nutzen sehen, doch insgesamt sind die Effekte klein und uneinheitlich. Ebenso sehen wir bestenfalls Hinweise auf einen geringfügigen Schaden.“
Bisher hatten einige Studien einen Zusammenhang zwischen Akupunktur und einer verkürzten Geburt hergestellt, unter anderem die „Mannheimer Studie“. In diese Studie wurden etwa 800 schwangere Frauen einbezogen und drei Gruppen gebildet: Gruppe 1 erhielt ab der 36. Schwangerschaftswoche eine tonisierende Akupunktur, Gruppe 2 erfuhr eine psychologisch ausgleichende Akupunkturbehandlung, und bei Gruppe 3 erfolgte keine Akupunkturbehandlung. Das Ergebnis der Studie: Die Geburt dauerte bei den Frauen ohne Akupunkturbehandlung um etwa zwei Stunden länger als bei den Frauen, die eine tonisierende Akupunktur in Anlehnung an die chinesische Form der Geburtsvorbereitung erhalten hatten und etwa eine Stunde länger im Vergleich zu den Frauen, die mit der ausgleichenden Akupunktur behandelt worden sind. Der Geburtstermin wurde durch die Akupunktur nicht beeinflusst. Die Wirkung der tonisierenden morphologischen Akupunktur wäre demnach längerfristig und scheint die Wehenkoordination (bessere, regelmäßige Wehentätigkeit) zu verbessern.
Akupunktur & Schwangerschaft: Nebenwirkungen vorhanden?
Generell gilt: Akupunktur sollte nicht schmerzhaft sein. Bitte sprechen Sie mit dem behandelnden Heilpraktiker, Arzt oder der Hebamme, wenn Ihre Toleranzgrenze überschritten wird. Durch die Einstiche der Nadeln kann es zu kleinen Blutergüssen kommen. Nach der Akupunktur können verstärkte Kindsbewegungen auftreten, die aber nicht als bedenklich gelten und nach etwa einer Stunde wieder abklingen.
Die Experten von „IGeL-Monitor“ kamen ihrer Untersuchung zufolge zu dem Ergebnis: „Es kommt zwar insgesamt etwas häufiger zu unerwünschten Ereignissen, wie Schmerzen an der Einstichstelle, Blutergüsse und Müdigkeit, aber diese Effekte kann man als geringfügig einstufen. Auch hier war die Qualität der Studien gering und damit ihre Aussagekraft eingeschränkt.“
Wann darf Akupunktur in der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden?
Von Akupunktur in der Schwangerschaft ist abzuraten, wenn es sich um eine Risikoschwangerschaft handelt oder Auffälligkeiten vorliegen. Dies können zum Beispiel eine Placenta praevia, Gerinnungsstörungen der Frau oder eine Beckenendlage mit angestrebtem Kaiserschnitt sein. Akupunktur wird nur bei einer unkomplizierten Schwangerschaft empfohlen, bei der weder Kind noch Mutter gefährdet werden können. Alle Auffälligkeiten und Komplikationen müssen immer erst schulmedizinisch abgeklärt und den Ursachen auf den Grund gegangen werden, bevor Akupunktur zur Behandlung eingesetzt wird.
Akupunktur in der Schwangerschaft: Kosten pro Sitzung
Je nach Anbieter kostet eine Akupunktur-Sitzung etwa zwischen 15 und 60 Euro.
Akupunktur Schwangerschaft: Krankenkasse – werden die Kosten übernommen?
Die Kosten für die geburtsvorbereitende Akupunktur werden in der Regel nicht von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet, es handelt sich hierbei um eine Selbstzahlerleistung. Einige private Krankenversicherer übernehmen die Kosten. Informieren Sie sich vor Beginn der Behandlung bei Ihrer Kasse über die Erstattungsmöglichkeiten.
Akupunktur im Wochenbett
Nach der Geburt kann die Akupunktur ebenfalls als sanfte Therapie eingesetzt werden. Akupunktur-Sitzungen im Wochenbett helfen dabei, dass sich frisch gebackene Mütter besser entspannen. Dies kann auch in Zeiten des sogenannten Baby-Blues – dem kurzfristigen Stimmungstief im Wochenbett – weiterhelfen. Auch bei Rückbildungsstörungen oder Stillproblemen wie zu wenig Milch, Milchstau oder Brustentzündungen, kann die Akupunktur ggf. unterstützen.
Akupunktur bei Kinderwunsch
Akupunktur wird nicht nur in der Schwangerschaft, sondern auch bei Kinderwunsch eingesetzt. Ziel soll es sein, die Fruchtbarkeit bei Frauen und Mann zu erhöhen.
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