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Waldorfkindergarten: Freie Entfaltung der Persönlichkeit

Im Waldorfkindergarten wird besonderer Wert auf Zwanglosigkeit und das Lernen durch Nachahmung gelegt. Ein möglichst strukturierter Tagesablauf gibt Kindern die nötige Sicherheit für die freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit.

Waldorfkindergarten
© iStock.com/kate_sept2004

Grundlage des pädagogischen Konzepts im Waldorfkindergarten ist die Waldorfpädagogik. Die Waldorfpädagogik wird der Reformpädagogik zugeordnet und beruht auf der von Rudolf Steiner Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts begründeten Anthroposophie. In der Anthroposophie wird der Mensch als Einigkeit von Leib, Seele und Geist gesehen. Die Entwicklung des Kindes verläuft nach dieser Ansicht im 7-Jahres-Rhythmus:

  • Geburt bis etwa zur Schulreife
  • Schulreife bis Beginn der Pubertät
  • Pubertät bis Erwachsenenalter (etwa 21. Lebensjahr)

Waldorfpädagogik im Kindergarten

In der Waldorfpädagogik geht man davon aus, dass ein Kind hauptsächlich durch Nachahmung lernt. Bis zum siebten Lebensjahr, also von der Geburt bis zur Schulreife beziehungsweise bis zum Zahnwechsel, geschieht dies auf der Ebene des physischen Leibs – erlernt werden Sprechen, Gehen und Denken.

Da das Lernen durch Nachahmung geschieht, wird besonderer Wert auf Zwanglosigkeit gelegt. Erzieher fordern Kinder nur bei bestimmten Aktivitäten zum Spielen und Nachahmen auf oder geben Anweisungen. Im Waldorfkindergarten geht es vielmehr um ein spontanes und freies kindliches Spiel.

Ein weiterer, wesentlicher Grundsatz im Waldorfkindergarten ist der Anspruch, dass sich Kinder als sinnvollen Teil eines Ganzen verstehen lernen sollen.

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Waldorfkindergarten – Regelmäßigkeit, Ordnung und Rhythmus

Ein strukturierter Tagesablauf spielt eine große Rolle im Waldorfkindergarten: Alle Aktivitäten finden zu regelmäßigen Zeiten statt. So wird zum Beispiel montags gekocht, dienstags mit Naturmaterialien gebastelt, und so weiter. Dabei werden auch die Jahreszeiten und Feiertage berücksichtigt und häufig besonders gestaltet.

Die Kinder sollen sich darauf verlassen können, dass bestimmte Aktivitäten zu einer immer gleichen Zeit stattfinden. Diese Ordnung lässt sich auch auf die Umgebung übertragen: Materialien sollen möglichst stets an den gleichen Plätzen aufzufinden und in gutem Zustand sein.

Die dadurch vermittelte Sicherheit und Verlässlichkeit hilft den Kindern, ihre eigene Struktur im Tagesablauf zu finden und ihrer Fähigkeit zur Gestaltung freien Lauf lassen zu können.

Ruhephasen und aktive Phasen wechseln sich im Waldorfkindergarten ab. So kann beispielsweise auf eine gemeinsame, „geführte“ Aktivität eine freie Spielphase folgen, auf das Spielen drinnen folgt das Spielen draußen.

Waldorfkindergarten – natürliches und freies Spielen

Nach der Waldorfpädagogik offenbaren sich Persönlichkeiten und Entwicklungsstände der Kinder im freien, ungelenkten Spiel. Sowohl Spielmaterialien als auch Spielumgebung sind so gestaltet, dass sie den Kindern einen möglichst großen Frei- und Gestaltungsraum bieten.

Gespielt wird im Waldorfkindergarten hauptsächlich mit natürlichen, einfachen Materialien wie Holz, Tannenzapfen, Kastanien oder Tüchern. Puppen sind wenig festgelegt in Typus, Aussehen oder Stimmung. Blinkendes Plastikspielzeug gehört nicht zum Konzept der Waldorfpädagogik. Auch moderne Medien wie Tablets, die in einigen Kindergärten schon eingezogen sind, spielen keine große Rolle.

Farbige Wände im Waldorfkindergarten sorgen für eine anregend-schöne und warme Umgebung, was sich ebenfalls positiv auf das Sicherheitsgefühl der Kinder auswirken soll.

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Waldorfkindergarten – Künstlerische Aktivitäten

Zeichnungen der Kinder werden als Verbindung zur jeweiligen Entwicklung verstanden. Im Waldorfkindergarten werden die Zeichnungen der Kinder nicht aufgehoben, sondern gesammelt und später den Eltern übergeben. Damit die Kinder möglichst spontan und frei zeichnen können, stehen für sie Wachsmalstifte bereit, die sie in Freispielphasen verwenden können.

An einem bestimmten Tag in der Woche wird im Waldorfkindergarten das Aquarellmalen praktiziert. Da das Aquarellmalen eine gewisse Vorbereitung und Hilfestellung durch die Erzieher voraussetzt, kann es nicht in die Freispielphasen integriert werden. Gemalt wird mit Wasserfarben, das Spiel mit den Farben steht dabei im Vordergrund. Durch das ästhetische Erleben (die Farben fließen ineinander über, es entstehen neue Farben und Muster) sollen die Kinder ganz in den Prozess eintauchen und zu sich finden.

Neben Musik und Schauspiel hat der Reigen einen festen Platz im Tagesplan. Der Reigen ist eine Mischung aus Bewegungen, Liedern und Gedichten. Er wird von den Erziehern eingeleitet und findet im Waldorfkindergarten meist täglich zu einem festgelegten Zeitpunkt statt. Durch den Reigen sollen verschiedene Sinne angeregt werden: Tastsinn, Bewegungssinn und Hörsinn. Konzipiert wird der Reigen durch die Erzieher. Es werden die Jahreszeiten sowie besondere Tage (z.B. Feiertage) berücksichtigt.

Die Eurhythmie ist fester Bestandteil in jedem Waldorfkindergarten. Dabei handelt es sich um eine Bewegungskunst, die von Rudolf Steiner entwickelt wurde. Vereinfacht gesagt werden dabei Buchstaben, Vokale oder Wörter getanzt. Die Kinder lernen alle Bewegungsabläufe von speziell geschulten Erziehern durch Nachahmung. Auch die Eurhythmie wird regelmäßig an einem bestimmten Wochentag praktiziert.

Waldorfkindergarten – Erzieher und Eltern bestimmen selbst

Erzieher und Eltern haben im Waldorfkindergarten eine gewisse Freiheit in der Erstellung des „Programms“. Hauptaufgabe der Erzieher ist es, die Umgebung der Kinder so zu gestalten, dass sie als sicher empfunden wird und viele Gestaltungs- und Nachahmungsmöglichkeiten lässt. Erzieher dienen den Kindern zudem als Vorbild.

Die Erzieher im Waldorfkindergarten werden die Kinder genau beobachten, um festzustellen, ob sie ausreichend Raum haben, sich zu entfalten. Sie berücksichtigen dabei den individuellen Entwicklungsstand. In bestimmten Phasen werden sie dazu anregen, sich zu beteiligen. Zu keinem Zeitpunkt werden sie die Kinder unter Zwang zum Lernen und Mitmachen anhalten.

Um den Kindern diesen Freiraum geben zu können, handeln die Erzieher selbstbestimmt. Sie entscheiden frei, reflektieren aber regelmäßig (ggf. gemeinsam mit anderen Erziehern) ihre Erlebnisse. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist eine wesentliche Anforderung an Erzieher in Waldorfkindergärten.

Waldorfkindergarten – Träger

Waldorfkindergärten sind häufig freie Kindergärten. Das bedeutet, dass die Träger Elterninitiativen oder –vereine sind. Kommunen betreiben keine Waldorfkindergärten, stellen aber Zuschüsse bereit. In der Regel sind die Kosten für den Waldorfkindergarten daher höher als für reguläre Kindergärten mit einem öffentlichen Träger. Die Mitarbeit der Eltern ist im Waldorfkindergarten erwünscht.

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