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Kryokonservierung: So funktioniert das Einfrieren von Keimzellen

Zellen oder Gewebe können zu medizinischen Zwecken bei einer Temperatur von minus 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff tiefgefroren (kryokonserviert) werden. In der Reproduktionsmedizin werden vor allem befruchtete Eizellen, Samenzellen sowie Eierstock- und Hodengewebe dieser Kältebehandlung unterzogen.

Einfrieren von Keimzellen (Kryokonservierung)
© iStock.com/g-stockstudio

Gefrorene Zellen altern nicht. Das bedeutet, dass sie auf unbestimmte Zeit gelagert und nach Bedarf wieder aufgetaut werden können. Diese Eigenschaft macht man sich bei der Behandlung von Paaren mit Kinderwunsch zunutze.

In diesem Artikel lesen Sie:

Einfrieren von Eizellen

Weibliche Eizellen können in befruchtetem oder unbefruchtetem Zustand eingefroren werden.

Befruchtete Eizellen

Da bei einer In-vitro-Fertilisation nicht mehr als drei Embryonen übertragen werden dürfen, kann es notwendig sein, überschüssige Eizellen einzufrieren. Sie können dann bei einer späteren Behandlung eingepflanzt werden, ohne dass der Frau erneut Eizellen entnommen werden müssen. Die befruchteten Zellen werden in einem frühen Stadium (Vorkern-Stadium) eingefroren, und gelten dann noch nicht als Embryonen.

Unbefruchtete Eizellen

Unbefruchtete Eizellen werden nur selten eingefroren, da sie empfindlich sind und häufig beim Auftauen absterben oder sich später nicht mehr zur Befruchtung eignen. Für das so genannte "Social Freezing" hat sich das Verfahren der Vitrifikation - das Schockfrosten mit flüssigem Stickstoff - zum Einfrieren unbefruchteter Eizellen mittlerweile durchgesetzt.

Einfrieren von Samenzellen (Spermien)

Männliche Samenzellen lassen sich ebenso wie Eizellen kryokonservieren. Folgende Gründe sprechen dafür.

Bereitstellen einer Samenspende

Männer können ihren Samen als Spende für eine Samenübertragung (Insemination) bereitstellen. Zu diesem Zweck wenden sie sich an die Mitarbeiter einer Samenbank, die die Spender auf Infektionskrankheiten untersuchen. Wenn keine Infektionen vorliegen, kann der eingefrorene Samen für eine medizinische Behandlung freigegeben werden.

Samenreserve vor einer medizinischen Behandlung

Männer, die sich in der Zukunft Kinder wünschen und sich einer medizinischen Behandlung unterziehen müssen, die die Fruchtbarkeit einschränkt, können ihren Samen vor der Therapie einfrieren lassen. So führen beispielsweise Chemo- oder Strahlentherapien im Rahmen einer Krebsbehandlung dazu, dass die Samenqualität abnimmt. Mit den konservierten Samen können die Männer und ihre Partnerinnen zu einem späteren Zeitpunkt mit ärztlicher Hilfe eine künstliche Befruchtung durchführen.

Auch vor einer geplanten Sterilisation kann das Anlegen eines Samendepots für Männer sinnvoll sein. Denn es kann sein, dass sich im Laufe der Jahre die Lebenssituation ändert und ein erneuter Kinderwunsch entsteht. Zwar kann eine Sterilisation in vielen Fällen rückgängig gemacht werden, doch kann die Qualität des Samens dann schlechter sein als zuvor. Hier könnte ein vor der Sterilisation angelegtes Samendepot dabei helfen, den späteren Kinderwunsch zu erfüllen.

Gewinnen von Samenzellen durch testikuläre Spermienextraktion (TESE)

Bei Männern mit Azoospermie befindet sich im Ejakulat kein Sperma. Mithilfe eines kleinen Eingriffs kann in solch einem Fall ein*e Arzt*Ärztin Gewebe aus dem Hoden entnehmen und hieraus Spermien isolieren. Diese können zur künstlichen Befruchtung der Partnerin eingesetzt werden.

Risiken beim Einfrieren von Keimzellen

Ei- und Samenzellen sind empfindsam. Sie müssen vorsichtig eingefroren und aufgetaut werden, da sie sonst absterben und eine spätere Verwendung zur Befruchtung ausgeschlossen ist. Die Kryokonservierung bei Samenzellen ist dabei weniger problematisch als die der Eizellen, denn Samenzellen können in einer viel größeren Anzahl gewonnen und konserviert werden. Auch wenn etwa die Hälfte der Samenzellen das Einfrieren nicht überlebt, wird ihre Qualität durch die Kälte nicht beeinflusst.

Paare sollten stets daran denken, dass das Einfrieren von Keimzellen und eine spätere künstliche Befruchtung keinen Schwangerschaftseintritt garantieren können.

Wer übernimmt die Kosten für das Einfrieren von Keimzellen?

Die Kosten für eine Kryokonservierung sind unterschiedlich und hängen unter anderem davon ab, wie lange die Zellen aufbewahrt werden sollen. Sie belaufen sich grob auf etwa 400 bis 500 Euro für das Einfrieren von Samen- beziehungsweise Eizellen.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für das Einfrieren von Keimzellen in der Regel nicht, daher muss diese Leistung meist privat übernommen werden. Ausnahme ist die Kryokonservierung vor einer potenziell keimzellschädigenden Behandlung, etwa einer Bestrahlungstherapie gegen Krebs. Gesetzlich Versicherte haben in diesem Fall seit 2021 Anspruch darauf, dass ihre Kasse die Behandlung bezahlt.

Sinnvoll ist es, wenn Interessierte bereits vor einer Behandlung ärztlich abklären, ob das Einfrieren von Keimzellen im Rahmen der individuellen Therapie notwendig ist.

Einfrieren von Keimzellen: Welche rechtlichen Grundlagen gibt es?

In Deutschland ist das Embryonenschutzgesetz die Grundlage für den Umgang mit Embryonen. Dieses Gesetz soll verhindern, dass die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin missbraucht werden. Daher ist das Einfrieren von Embryonen generell nicht gestattet und kann nur mit einer Genehmigung in besonderen Ausnahmefällen erfolgen. Befruchtete Eizellen im Vorkernstadium gelten noch nicht als Embryonen. Sie dürfen eingefroren werden, wenn sie der Frau nicht im gleichen Zyklus übertragen werden können, in dem die künstliche Befruchtung bei ihr stattfindet. Sie dürfen dann für eine spätere Behandlung aufbewahrt und eingefroren werden.

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