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Reiseübelkeit bei Kindern

„Mama, mir ist schlecht!“ – wenn es Kindern auf dem Flug, während der Auto- oder Schifffahrt plötzlich übel wird, plagt sie die Reisekrankheit. Um Reiseübelkeit bei Kindern zu vermeiden, können Sie vorbeugen. Wir geben Tipps, was kleinen (und auch großen) Reisekranken hilft.

Kinder im Auto
© GettyImages/Imgorthand

Dass es manchen Menschen beim Autofahren, auf dem Schiff oder im Flugzeug schlecht geht, hat einen einfachen Grund: Das Gehirn hat Probleme damit, unterschiedliche Reize zu verarbeiten. Während man nämlich eigentlich nur still dasitzt, nehmen unsere Sinne die äußerlichen Dreh-, Auf-, oder Abwärtsbewegungen trotzdem wahr.

Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich auf dem Beifahrersitz des Autos und lesen eine Straßenkarte. Ihre Augen melden dem Gehirn, es würde Bewegungslosigkeit herrschen. Ihr Gleichgewichtsorgan – das sich interessanterweise übrigens in Ihrem Innenohr befindet – nimmt die Bewegungen und Beschleunigungen des fahrenden Autos aber sehr wohl wahr und meldet die entsprechenden Signale an das Gehirn.

Gleiches kann sogar ohne Blick in Straßenkarte, Buch oder Handy passieren. Stimmen die Sinneswahrnehmungen des Körpers nicht überein, sorgt das für Chaos im Kopf. Als Folge kommt es zu den typischen Symptomen einer Reisekrankheit – in der Fachsprache wird sie als Kinetose bezeichnet.

Reisekrankheit bei Kindern am häufigsten

Generell kann Reiseübelkeit bei Menschen jeden Alters auftreten. Bei Säuglingen und sehr kleinen Kindern kommt es in der Regel jedoch nicht dazu, da ihr Gleichgewichtsorgan nicht vollständig entwickelt ist. Besonders häufig sind hingegen Kinder zwischen dem zweiten und dem zwölften Lebensjahr betroffen, weil bei ihnen die Koordination zwischen Gleichgewichtsorgan und Gehirn noch nicht reibungslos funktioniert. Mit zunehmendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit einer auftretenden Reisekrankheit ab. Menschen, die zum Beispiel unter Migräne oder psychischen Belastungen leiden, können auch im Erwachsenenalter noch öfter reisekrank werden.

Kind erbricht im Auto: Symptome der Reisekrankheit bei Kindern

Kinder können nicht immer rechtzeitig Bescheid sagen, wenn ihnen übel wird. Schnell ist es dann zu spät! Beobachten Sie als Eltern Ihr Kind deshalb genau: Machen sich Unruhe, Schweißausbrüche und Blässe bemerkbar, spricht das für die ersten Anzeichen einer Reiseübelkeit. Auch Müdigkeit, häufiges Gähnen und Kopfschmerzen sind Anzeichen dafür, dass Ihr Kind an einer Reisekrankheit leidet. In mittelschweren Fällen kommt es dann zu den typischen Beschwerden: von Schwindel bis hin zu Übelkeit und Erbrechen.

Medikamente für Reiseübelkeit bei Kindern

Es gibt unterschiedliche Medikamente, die gegen Reiseübelkeit helfen. Sie haben meist einen sedierenden Effekt als Nebenwirkung – machen also müde. In Deutschland werden die Wirkstoffe Dimenhydrinat oder Diphenhydramin eingesetzt, sie gibt es in verschiedenen Darreichungsformen zum Beispiel als Tablette, Zäpfchen oder Kaugummi. Im besten Fall werden die Medikamente bereits vor Reiseantritt als vorbeugende Maßnahme eingenommen. Die Mittel wirken aber auch im akuten Fall einer Reiseübelkeit.

Kindern darf das Medikament erst ab einem bestimmten Alter oder Körpergewicht verabreicht werden. Bitte sprechen Sie vor der Reise deshalb mit Ihrem Kinderarzt oder einem Apotheker. Die Fachkräfte wissen, welches Medikament für das Alter Ihres Kindes zulässig und geeignet ist. Der Packungsbeilage entnehmen Sie die exakte Dosierung – diese ist in jedem Fall strikt einzuhalten!

Kinder- und Jugendärzte raten vom unkritischen Einsatz der Medikamente ab: „Gerade bei Kleinkindern kann es in seltenen Fällen zu gegenteiligen Wirkungen kommen. Die Medikamente lösen den Brechreiz erst aus. Auch hat es bei diesen Präparaten schon Überdosierungen mit tödlichem Verlauf gegeben. Eltern sollten also immer über alternative Möglichkeiten zur Vermeidung und Reduktion von Reiseübelkeit Bescheid wissen“, so Michael Achenbach, Landes-Pressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Westfalen-Lippe.

Alternativen zu Medikamenten bei Reiseübelkeit

Neben den „klassischen“ Medikamenten gegen Reiseübelkeit gibt es verschiedene Alternativen.

Pflanzliche Mittel gegen Reiseübelkeit bei Kindern

Ingwer gilt als wirksames Mittel gegen Übelkeit. Die scharfe Knolle kann in Form von Kapseln erworben und verabreicht werden – für Kinder allerdings je nach Herstellerinformationen erst ab einem bestimmten Alter zum Beispiel von sechs Jahren. Anwender berichten davon, dass sich Symptome wie Übelkeit durch die Einnahme verbessert haben. Ausreichende Studien, um eine therapeutische Wirkung nachzuweisen, liegen aktuell aber nicht vor.

Reiseübelkeit bei Kindern mit Homöopathie behandeln

Homöopathische Mittel sollen ebenfalls gegen Reiseübelkeit bei Kindern helfen. Meist wird zu Cocculus geraten – einem pflanzlichen Mittel, das Beschwerden wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen auf Reisen lindern soll. Weitere homöopathische Mittel sind Petroleum und Tabacum.

Mit der Einnahme der Globuli wird entweder vorbeugend, einige Tage vor Reiseantritt, begonnen oder sie kommen bei akuten Beschwerden zum Einsatz. Zur Dosierung sollten Sie sich von einem Experten beraten lassen. Über die positive Wirkung bei Reiseübelkeit liegen bisher nur Erfahrungswerte und keine Studien vor.

Reiseübelkeit beim Kind mit Armband vorbeugen

Wer komplett auf die Gabe von Medikamenten und Mitteln verzichten will, kann in der Apotheke oder Drogerie ein sogenanntes „Reisearmband“ für Kinder erwerben. Diese Armbänder bedienen sich dem Prinzip der Akupressur, bei dem auf einen bestimmten Punkt auf der Innenseite des Arms Druck ausgeübt wird, um Beschwerden zu lindern oder Übelkeit erst gar nicht aufkommen zu lassen. Das Armband wird um das Handgelenk gelegt und drückt dort dauerhaft auf die entsprechende, in den Naturheilkunde als Nei-Kuan-Punkt bekannte, Stelle.

Ihr Kind verträgt Autofahren nicht? Diese zwölf Tipps helfen Kindern bei Reiseübelkeit

1. In der Nacht reisen

Wenn es möglich ist, verlegen Sie die Reise in die Nacht, sodass Ihr Kind auf der Fahrt schlafen kann. Das Gleichgewichtssystem ist während des Schlafs inaktiv, meldet sich nicht zu Wort und deshalb tritt keine Übelkeit auf.

2. Den Blick in die Ferne richten

Kinder, die groß genug sind, können auf dem Beifahrersitz mitfahren. Für kleinere Kinder empfiehlt der ADAC, den Kindersitz in der Mitte der Rückbank zu befestigen, damit das Kind aus der Frontscheibe herausschauen kann. Den Kindersitz bitte nur dann dort anbringen, wenn alle Sicherheitsbestimmungen mit Dreipunktgurt und Isofix-Verankerungspunkten erfüllt werden können.

3. Den richtigen Platz wählen

Die Auswahl des Platzes spielt bei der Reiseübelkeit nicht nur im Auto, sondern in jedem Fortbewegungsmittel eine Rolle. Denn je nach Sitzposition sind die Bewegungen mehr oder weniger stark zu spüren. Im Bus am besten im vorderen Bereich sitzen und den Blick nach vorne richten. Im Flugzeug auf Höhe der Tragflächen Platz nehmen und auf dem Schiff in der Mitte. An Deck eines Schiffes immer auf den Horizont schauen.

4. Keine Bücher, Tablets oder Smartphones benutzen

Kindern, die (lange) in Büchern lesen, auf das Tablet oder Smartphone schauen, wird eher übel. Wenn Ihr Kind von der Reisekrankheit betroffen ist, sollten Sie auf solche Unterhaltsmedien während der Fahrt verzichten. Stattdessen eignen sich Hörbücher als Beschäftigung. Wenn Sie selbst keine Probleme mit dem Lesen während der Fahrt haben, können Sie Ihrem Kind auch eine Geschichte vorlesen.

5. Vorsichtig fahren

Schon der Fahrstil kann viel ausmachen: Ruckhaftes Anfahren und Bremsen sollten Sie vermeiden. Wie negativ sich ein solcher Fahrstil auswirken kann, erkennt man daran, dass Kindern durch das häufige Anfahren und Bremsen oft im Stau schlecht wird. Gehen Sie außerdem vor Kurven rechtzeitig vom Gas.

6. Öfter mal Pause machen

Legen Sie häufiger einen Stopp ein und bewegen Sie sich an der frischen Luft. Wenn Sie mit dem Zug unterwegs sind, empfiehlt es sich auch hier mal in den Gängen auf und ab zu gehen.

7. Leichte Kost essen

Meistens wird Kindern auf leeren oder sehr vollem Magen schlecht. Deshalb sollten Sie vor Reiseantritt auf Fetthaltiges verzichten und lieber leichte, kohlenhydratreiche Speisen zu sich nehmen.

8. Gute Snacks wählen

Gleiches gilt für Proviant: Geben Sie Ihrem Kind unterwegs nur geeignete Snacks wie Zwieback, Cracker oder Reiswaffeln.

9. Wasser trinken

Statt Limonaden und süßen Säften sollte es unterwegs Wasser zu trinken geben. Gerade beim Erbrechen ist es wichtig, für genügend Flüssigkeitszufuhr zu sorgen, um keine Elektrolytverluste befürchten zu müssen.

10. Zusätzliche Reize vermeiden

Intensive Gerüche und laute Musik stressen den Körper in einer solchen Situation zusätzlich. Verzichten Sie deshalb auf diese weiteren Reize, damit Ihr Kind nicht überfordert wird.

11. Wechselsachen dabeihaben

Für den Fall der Fälle: Halten Sie Spucktüten griffbereit und nehmen Sie Wechselkleidung mit. Sollte sich Ihr Kind erbrechen müssen, werden Sie für diese Ausstattung im Handgepäck dankbar sein.

12. Nicht schimpfen!

Schreien Sie Ihr Kind nicht an, wenn es sich übergeben hat und tadeln Sie es auch nicht dafür. Ersparen Sie Ihrem Kind den extra Stress und umsorgen Sie es lieber, damit es ihm schnell besser geht.

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