PIMS: Das steckt hinter der Corona-Spätfolge bei Kindern
PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) ist eine seltene, aber gefährliche Entzündungserkrankung bei Kindern und Jugendlichen, die etwa zwei bis sechs Wochen nach einer Covid-19-Infektion auftreten kann. Sie macht sich unter anderem durch hohes Fieber und Bauchschmerzen bemerkbar und ist vermutlich die Folge einer überschießenden Immunreaktion des Körpers.
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- © GettyImages/Morsa Images
Für die betroffenen Kinder und ihre Eltern kommt PIMS meist unerwartet. Denn sehr häufig tritt die Erkrankung nach einer milden oder symptomlosen Coronavirus-Infektion auf, die womöglich unbemerkt verlaufen ist.
Artikelinhalt auf einen Blick:
- Symptome des PIM-Syndroms
- Ursachen noch unklar
- Proteine des Immunsystems beteiligt?
- Diagnosekriterien
- Therapie-Bausteine
- Prognose meist gut
- Vorbeugung durch Impfung
Erstmals beschrieben wurde die neuartige Erkrankung 2020. Auch wenn es sich um eine schwere Krankheit handelt, ist diese in der Regel gut therapier- und heilbar. Die betroffenen Kinder müssen jedoch im Krankenhaus, häufig auf der Intensivstation, behandelt werden.
In Deutschland wurden – Stand 24.04.2022 – seit Beginn der Corona-Pandemie 840 Fälle von PIMS bei Kindern und Jugendlichen gemeldet. Tödliche Verläufe des Syndroms hat es hierzulande noch nicht gegeben.
PIMS-Symptome: Diese Anzeichen sind typisch
Folgende Symptome können bei PIMS auftreten:
- Fieber über mindestens drei Tage (100 Prozent)
- Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen (68–73 Prozent)
- Hautausschlag (56 Prozent)
- Bindehautentzündung, geschwollene Zunge, Schleimhautveränderungen, Halsschmerzen (50 Prozent)
- Schnupfen (47 Prozent)
- Ödeme an Händen und Füßen (19 Prozent)
- Kopfschmerzen und Schwindel (19 Prozent)
- Atembeschwerden (18 Prozent)
- Geschwollene Lymphknoten (14 Prozent)
- Muskelschmerzen und/oder Erschöpfung (13 Prozent)
- Husten (13 Prozent)
- Bewusstseinstrübung, Lethargie (10 Prozent)
- selten Krämpfe, Lähmungen, Koma
- im schlimmsten Fall ein kardiogener Schock
PIMS ähnelt dem Kawasaki-Syndrom. Auch das ist eine Entzündungsreaktion des Körpers auf eine vorangegangene Infektion. Während es sich beim Kawasaki-Syndrom jedoch um eine Gefäßentzündung handelt, betrifft PIMS den ganzen Körper und kann mehrere Organe befallen. Außerdem erkranken an PIMS auch ältere Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre, während das Kawasaki-Syndrom vor allem sehr kleine Kinder bekommen. PIMS gilt aus diesem Grund als eigenständige Erkrankung.
PIMS: Genaue Ursachen des Syndroms sind noch unklar
Vermutlich handelt es sich nicht um eine direkte Antwort des Körpers auf das Coronavirus SARS-CoV-2, sondern um eine überschießende Immunreaktion des Körpers auf das Antigen des Virus. Ein Antigen ist ein Molekül auf der Oberfläche eines Bakteriums oder Virus – in diesem Fall SARS-CoV2. Anhand von Antigenen erkennt und bekämpft unser Körper Krankheitserreger wie das Coronavirus.
Bei einer Überreaktion des Immunsystems greifen Antikörper auch gesundes, körpereigenes Gewebe an. Dafür spricht, dass der Krankheitsbeginn bei PIMS offenbar mit dem Maximum der Antikörperproduktion zusammenfällt.
Warum sind aber vor allem Kinder und Jugendliche vom Krankheitsbild PIMS betroffen? Wissenschaftler*innen vermuten, dass das daran liegt, dass das Immunsystem junger Menschen besonders reaktionsfreudig ist.
Reagieren Proteine des Immunsystems bei PIMS anders?
Wieso es zu der Entzündungsreaktion des Körpers kommt, wird immer noch untersucht. Forschende des Murdoch Children's Research Institute (MCRI) und der Universität Melbourne haben nun bestimmte Marker im Blut kleiner PIMS-Patient*innen gefunden, die einen möglichen Erklärungsansatz liefern. Conor McCafferty, MCRI-Forscher und Doktorand der Universität Melbourne, sagte dem Magazin SciTechDaily, Hauptauslöser für schwere Covid-19-Erkrankungen bei Kindern sei die Blutgerinnung und die Art und Weise, wie bestimmte Proteine des Immunsystems auf das Virus reagierten.
Für ihre Studie verglichen die Forschenden die Blutproben von 20 gesunden mit 33 an Corona erkrankten Kindern mit Multisystem-Entzündungssyndrom oder akutem Atemnotsyndrom, beides Folgen einer schweren Covid-19-Erkrankung.
Im Blut der erkrankten Kinder fanden sie bestimmte Proteine, die den gesunden Kindern fehlten: 85 Proteine spezifisch für das Multisystem-Syndrom, 52 Proteine spezifisch für das akute Atemnotsyndrom.
Anhand dieser Erkenntnisse ließen sich rechtzeitige Diagnose und Behandlung von PIMS künftig verbessern, so die Hoffnung der Forschenden.
Kriterien bei der PIMS-Diagnose
Folgende Kriterien müssen erfüllt sein, um die Diagnose PIMS zu stellen:
- Alter der*des Betroffenen zwischen 0 und 19 Jahren
- hohes Fieber über mindestens drei Tage
- Anzeichen einer Erkrankung von mindestens zwei Organen (Haut/Schleimhäute/Augen, niedriger Blutdruck oder Schock, Herzerkrankung, Blutgerinnungsstörungen, akute Magen-Darm-Beschwerden)
- Eine Blutuntersuchung ergibt erhöhte Entzündungswerte
- Die Beschwerden lassen sich nicht durch eine Sepsis (Blutvergiftung) oder einen bakteriellen Infekt erklären
- Eine Covid-19-Infektion kann mittels PCR-Test oder Antikörpertest nachgewiesen werden oder es bestand Kontakt zu einer infizierten Person
PIMS-Therapie: Bausteine der Behandlung
Die Behandlung des Krankheitsbilds PIMS erfolgt ähnlich wie die des Kawasaki-Syndroms. Zum einen erhalten erkrankte Kinder Immunglobuline, also Antikörper, ins Blut, um das Immunsystem zu regulieren und die Entzündungsreaktion abzuschwächen.
Zum anderen bekommen die Betroffenen Acetylsalicylsäure (ASS), um die Blutgerinnung zu hemmen und so Spätfolgen wie Aneurysmen und Herzinfarkte zu verhindern.
Häufig kommen außerdem Kortikosteroide zum Einsatz, um die Entzündung einzudämmen.
PIMS: Prognose in der Regel gut
Einer amerikanischen Metastudie zum Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome zufolge, die 39 Beobachtungsstudien mit 662 Patient*innen erfasste, mussten 71 Prozent der erkrankten Kinder auf einer Intensivstation behandelt werden. Elf Kinder starben. 98 Prozent der Patient*innen überlebten die akute Phase jedoch bei entsprechender Behandlung. Langzeitschäden zeigten sich bei rund sieben Prozent der Kinder, meist am Herzen.
Mögliche Komplikationen sind Kreislaufschock, Blutdruckabfall, Probleme mit dem Herzen und Aneurysmen. Die meisten der erkrankten Kinder werden jedoch wieder vollständig gesund.
Um die Erfassung und statistische Untersuchung von PIMS-Fällen kümmert sich die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI e.V.). Wer die Studie unterstützen will, kann den Fragebogen zur "PIMS Survey" ausfüllen und an die DGPI schicken (bitte zuerst per Mail registrieren und ein Passwort anfordern unter [email protected]).
PIMS-Vorbeugung: Corona-Impfung schützt
Risikofaktoren für PIMS sind bislang noch nicht bekannt. Die beste Vorbeugung ist der Schutz gegen eine Infektion mit dem Coronavirus.
Dass die doppelte Impfung mit dem BioNTech-Serum Comirnaty vor PIMS schützen kann, zeigt auch eine neue Studie, die in den USA durchgeführt und veröffentlicht wurde, als die Delta-Variante des Coronavirus dominierte. Die Untersuchung schloss 283 Jugendliche ein, die zum Zeitpunkt der Studie im Schnitt 14,5 Jahre alt waren. Demnach erzielte das genannte Impfschema eine Schutzrate von 91 Prozent vor dem Entzündungssyndrom. Zudem waren alle jungen PIMS-Patient*innen in der Studie, die lebenserhaltende Maßnahmen benötigten, ungeimpft.
Kindern und Jugendlichen ab fünf Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen Covid-19, im Falle einer Vorerkrankung sollten schon Kleinkinder und Babys ab sechs Monaten geimpft werden.
Zudem sollten sich Kinder besonders gut mithilfe der AHA-Regeln schützen: Mindestens 1,5 Meter Abstand zu anderen Menschen halten, regelmäßig die Hände waschen und gegebenenfalls eine Maske tragen. In geschlossenen Räumen sollte zudem regelmäßig gelüftet werden. Auch Reihentestungen können Ausbrüche in Kitas und Schulen rechtzeitig eindämmen.
Wir verraten dir alles, was du über das Virus wissen musst & wie du dein Baby vor Ansteckung schützen kannst.
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