PMS (Prämenstruelles Syndrom): Was ist das und was hilft?
Viele Frauen kennen und fürchten die Tage vor der Regelblutung, an denen sie von Stimmungsschwankungen, Bauchkrämpfen und anderen Beschwerden geplagt werden. Die Rede ist vom Prämenstruellen Syndrom (PMS), das oft nach einer Schwangerschaft erstmals auftritt. 20 bis 50 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden daran.
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- © GettyImages/Rafa Elias
Das Prämenstruelle Syndrom, kurz PMS, belastet rund ein Fünftel bis die Hälfte aller Frauen im gebärfähigen Alter. In der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung, etwa zehn bis vier Tage vor der Periode, setzten bei ihnen eine Reihe körperlicher und psychischer Beschwerden ein, die mit Beginn der Menstruation wieder verschwinden. Das PMS ist bereits so lange bekannt, dass es schon von Hippokrates (460 bis 370 v. Chr.) beschrieben wurde.
Seine Symptome reichen von Stimmungsschwankungen über Kopfschmerzen, manche Frauen leiden auch an einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Bei drei bis acht Prozent der Betroffenen ist die Symptomatik besonders ausgeprägt und kann die Lebensqualität in der Zeit vor der Menstruation (= prämenstruell) erheblich beeinträchtigen.
Vor allem Frauen über 30 leiden an PMS - oft nach einer Schwangerschaft: Viele, die vorher nie Probleme mit PMS hatten, werden dann erstmalig von dieser Störung heimgesucht. Manchmal kehrt ein PMS, das bereits vor der Schwangerschaft die Tage vor der Periode zur Leidenszeit gemacht hat, nach der Geburt eines Kindes umso stärker wieder zurück.
Artikel-Inhalte im Überblick:
Symptome: Diese Anzeichen sind typisch für PMS
Mit welchen/wie heftigen Anzeichen sich das PMS bemerkbar macht und wie sehr eine Frau darunter leidet, fällt ganz unterschiedlich aus. Laut WHO-Definition wird von einem Prämenstruellen Syndrom gesprochen, wenn wenigstens ein zyklusabhängiges Symptom vorliegt, die Beschwerden in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Zyklen auftreten und im selben Zyklus ein beschwerdefreies Intervall von mindestens einer Woche in der ersten Zyklushälfte (Zeit zwischen Einsetzen der Regelblutung und Eisprung) besteht.
Von einer Befindlichkeitsstörung bis zur Krankheit ist die Bandbreite beim PMS sehr groß. Jede Betroffene benötigt somit eine möglichst individuelle Behandlung, um die Symptomatik vor der Menstruation zu lindern.
Körperliche Symptome bei PMS
Zu den häufigsten körperlichen Beschwerden in Zusammenhang mit PMS gehören Wassereinlagerungen im Gewebe in den Tagen vor der Periode. Diese zyklischen Ödeme entstehen vor allem im Gesicht und hier gerne an den Augenlidern. Sie kommen aber auch Händen, Füßen und Beinen vor. Dadurch kommt es zu einer vorübergehenden Gewichtszunahme.
Weitere typische körperliche PMS-Beschwerden können Spannungsgefühle und Schmerzen in der Brust beziehungsweise den Brustwarzen sein, oft krampfartige Schmerzen in Bauch und Unterleib, Verdauungsprobleme sowie Kopfschmerzen und Migräne.
Körperliche Symptome des Prämenstruellen Syndroms im Überblick:
- Wassereinlagerungen
- Schmerzhafte Schwellungen der Brüste
- Allgemeine Schmerzen
- Kopfschmerzen und Migräne
- Gewichtszunahme
- Durchfall
- Rückenschmerzen
- Unterbauchschmerzen
- Hautprobleme wie Akne
Psychische Symptome bei PMS
Neben Stimmungsschwankungen gehören Reizbarkeit oder Ängstlichkeit bis hin zu depressiven Verstimmungen zu den psychischen Symptomen des Prämenstruellen Syndroms. Auch Verhaltensänderungen können bei PMS auftreten.
Seelische PMS-Symptome im Überblick:
- Schlafstörungen
- Appetitveränderungen, vor allem Heißhungerattacken
- Konzentrationsstörungen
- Hyperaktivität
- Interessensverlust
- Antriebslosigkeit
- sozialer Rückzug
Besonders belastend sind die psychischen Beschwerden wie Verstimmtheit, Nervosität, Gereiztheit beziehungsweise Agressivität und die Neigung zu Depressionen, die das Prämenstruelle Syndrom mit sich bringen kann - insbesondere nach einer Geburt. Denn die Störung wird in Zusammenhang mit Hormonschwankungen gebracht und die Geburt und die Zeit danach ist gekennzeichnet durch Achterbahnfahrten im Hormonhaushalt einer Frau, die auch ohne Vorliegen eines PMS die Psyche beeinträchtigen.
Schwere Sonderform des PMS: PMDS
Bei zwei bis fünf Prozent der betroffenen Frauen sind insbesondere die psychischen Symptome derart ausgeprägt, dass die Betroffenen zeitweilig arbeitsunfähig sind und ihre sozialen, familiären und geschäftlichen Beziehungen beeinträchtigt werden. Fachleute sprechen dann von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS, dysphorisch = gereizt, angespannt).
Diese ist offiziell als Krankheit anerkannt. Bei der PMDS stehen die psychischen Symptome im Vordergrund. Manche Betroffene ist hierbei psychisch kaum oder gar nicht in der Lage, an ihrem normalen Alltag teilzuhaben. Auch die körperlichen Beschwerdebilder fallen dabei oft sehr viel deutlicher aus.
Ursachen noch nicht abschließend geklärt
Die Ursachen des Syndroms können ebenso vielfältig sein wie dessen Symptome oder Therapiemöglichkeiten. Leider sind die Auslöser wissenschaftlich nur unzureichend erfasst und dokumentiert. Es wird angenommen, dass Veranlagung eine Rolle spielt. Auch die Lebensumstände können für PMS mitverantwortlich sein.
Auch wenn die PMS-Ursachen noch immer nicht in Gänze erforscht sind, gilt der Zusammenhang mit den Hormonschwankungen in der zweiten Zyklushälfte als gesichert. In dieser Zyklusphase wird das Gelbkörperhormon Progesteron produziert, die Ausschüttung des Hormons Östrogen sinkt dagegen.
Das hat zu der Vermutung geführt, dass bei Frauen mit PMS oder PMDS der Körper verstärkt auf die Hormonschwankungen und das Ungleichgewicht zwischen Progesteron und Östrogen reagiert. Die Stimmungsschwankungen beispielsweise werden dem in der zweiten Zyklushälfte abfallenden Östrogenspiegel zugeschrieben. Östrogen ist ein Hormon, das aktivierend auf die Psyche wirkt. Lässt dessen Wirkung nach, kommt es im Körper zu einer Art Entzugserscheinung.
Warum das PMS nach einer Schwangerschaft und Geburt oft schlimmer wird
Nach einer Schwangerschaft sind Hormonschwankungen deutlich ausgeprägter als während des normalen Zyklus: Während vor der Geburt die Produktion von Östrogen und Progesteron stark ansteigt, kommt es nach der Entbindung zu einem starken Rückgang dieser Hormone. Daraus resultiert der sogenannte Babyblues, ein Stimmungstief, in das viele Frauen nach einer Geburt rutschen und aus dem sich in manchen Fällen eine postpartale Depression entwickeln kann.
Der Körper beginnt nun, das Hormon Prolaktin auszuschütten, das die Milchproduktion ankurbelt. Gleichzeitig verhindert dieses Hormon die Ausschüttung von Progesteron, während die Östrogenproduktion langsam wieder in Gang kommt. Das Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron könnte der Grund für eine Verstärkung der PMS-Symptome nach einer Geburt beziehungsweise ihr erstmaliges Auftreten in dieser Zeit sein.
Hinzu kommen die Herausforderungen durch das Baby, mit denen die Mutter konfrontiert wird. Man geht davon aus, dass auch psychische Belastungen und Stress bei der Entstehung von PMS eine Rolle spielen, und in dieser Hinsicht haben frischgebackene Mütter einiges zu bewältigen. Unabhängig davon sind weitere Faktoren, die mit dem persönlichen Lebensstil zu tun haben. So sollen Alkohol-, Nikotin- und Koffeinkonsum ein PMS verstärken, ebenso wie Bewegungs- und Schlafmangel.
Wie wird PMS diagnostiziert?
Vor einigen Jahren wurden Leitlinien zur Diagnostik des Prämenstruellen Syndroms (PMS) erarbeitet. Diese beinhalten viele unterschiedliche Ansätze. Ein wichtiger Bestandteil ist die ausführliche Anamnese, bei der die Betroffene idealerweise ausführlich über Zusammenhänge von Beschwerden und Zeitpunkt befragt wird. Hierbei ist die psychosoziale Lebenssituation auch sehr wichtig: Übermäßiger Stress kann die PMS-Symptomatik hervorrufen oder verstärken.
Zur Diagnostik hat sich auch der Menstruationskalender bewährt, der auf Papier oder in einer App geführt wird. Über mehrere Wochen bis Monate notiert die Frau darin ihre Symptome, sodass Arzt*Ärztin und Patientin diese der jeweiligen Zyklusphase zuordnen können. So lässt sich ein PMS medizinisch klassifizieren und sicher feststellen. Auch Laboruntersuchungen sind möglich, um den Hormonspiegel zu erfassen und mögliche Schwankungen zu entdecken. Dann kann eventuell mit Medikamenten behandelt werden.
Welche Therapien gibt es für PMS?
Die Behandlungsmöglichkeiten des Prämenstruellen Syndroms sind ebenso vielfältig wie seine Symptome. Bei hartnäckigen, ausgeprägten Symptomen sollten körperliche Ursachen abgeklärt beziehungsweise auch ausgeschlossen werden. Die gynäkologische Praxis ist hier die richtige Ansprechstation. Der Arzt beziehungsweise die Ärztin kann abklären, ob tatsächlich ein Prämenstruelles Syndroms hinter den Beschwerden steckt und die nötige Behandlung einleiten.
Was Arzt oder Ärztin bei Verdacht auf PMS unternehmen
Dazu messen Gynäkolog*innen relevante Hormonspiegel und verordnen gegebenenfalls Medikamente, die das hormonelle Gleichgewicht wiederherstellen. Für Frauen, die vor allem von depressiven Verstimmungen und starken Stimmungsschwankungen betroffen sind, stellen Antidepressiva eine Option dar.
Um die Hormonschwankungen zu regulieren, kann man mit östrogenhaltigen Verhütungsmitteln wie der Antibabypille positive Ergebnisse in der Behandlung des Prämenstruellen Syndroms erzielen. Darüber hinaus sollte auch der Menstruationskalender herangezogen werden, um die besonders kritischen Zyklustage herauszufinden. Somit kann die Frau ihren Alltag soweit möglich dem Zyklus anpassen und sich etwas besser auf die "Krisentage" einstellen.
Pflanzliche Mittel und Entspannung zur Behandlung von PMS
Ansonsten wird das PMS weitgehend symptomatisch behandelt. Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training helfen zum Beispiel, Stress und Gereiztheit im Allgemeinen zu reduzieren. Auch mit pflanzlichen Präparaten können die PMS-Beschwerden gelindert werden, zum Beispiel mit Wirkstoffen des Mönchspfeffers, der Tigerlilie, der Traubensilberkerze oder Alpenveilchenextrakte. Kombipräparate mit verschiedenen Inhaltsstoffen können ebenfalls sinnvoll sein.
Was frau selbst gegen PMS tun kann
Da es so viele Therapiemöglichkeiten gibt, sollten Betroffene sich selbst beobachten und ausprobieren, welche Behandlung ihnen in der Zeit vor der Regelblutung gut tut. Ein Menstruationskalender, in welchem die PMS-Beschwerden des PMS auf einer Skala eingestuft und Besonderheiten festgehalten werden, ist außerdem hilfreich. Die Frau bekommt dadurch ein Gefühl dafür, welche Tage bei ihr die kritischen sind. Manchmal ist es auch gut, Angehörige vom bevorstehenden PMS in Kenntnis zu setzen.
Der Menstruationskalender lässt außerdem Rückschlüsse zu, ob therapeutische Maßnahmen sowie Änderungen des Lebensstils Erfolg zeigen. So wird eine Umstellung der Ernährung auf kohlenhydratreiche und salzarme Nahrungsmittel empfohlen, dazu der Verzicht auf Alkohol, Zigaretten und Kaffee. Regelmäßige Bewegung (vor allem Ausdauersport) kann ebenfalls PMS-Symptome lindern, genau wie Entspannungsmethoden wie Yoga, Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training.
PMS: Ist Vorbeugung möglich?
Ein festes Präventivprogramm für PMS gibt es nicht. Da das Prämenstruelle Syndrom eine solche Vielfalt und Ausprägung von Sympromen zeigt und so viele Faktoren eine Rolle spielen, ist es für Frauen mit PMS-Beschwerden wichtig, möglichst ein gesundes, ausgeglichenes Leben zu führen. Nichtrauchen kann sich vorbeugend sehr positiv auswirken. Es wird ebenfalls empfohlen, auf Alkohol und andere Suchtmittel zu verzichten. Kaffee und Salz haben ebenfalls einen schlechten Ruf, was den Einfluss auf die PMS-Symptomatik angeht.
Eine vitaminreiche Ernährung in der Zeit vor der Regelblutung scheint sich dagegen günstig auf PMS auszuwirken: Über den positiven Einfluss von Kalzium, Vitamin D und Vitamin B6 liegen Studien vor. Regelmäßiger Verzehr von fettreichem Fisch bessert ebenfalls die Symptome des PMS.
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