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Starke Form des PMS

PMDS: Wenn der Zyklus auf die Psyche schlägt

Rund jede 20. Frau im gebärfähigen Alter hat mit PMDS zu kämpfen. Die prämenstruelle dysphorische Störung bezeichnet eine Kombination vor allem psychischer Symptome, die immer in der zweiten Zyklushälfte auftauchen. Die genauen Ursachen für PMDS liegen noch im Dunkeln, doch es gibt wirksame Therapien.

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© GettyImages/Maskot

Unter PMDS – der prämenstruellen dysphorischen Störung – verstehen Fachleute eine besonders schwere Form von PMS. Dabei stehen psychische Symptome im Vordergrund, die mit dem Zyklus einer Frau zusammenhängen. Tage bis Wochen vor der Periode kann es bei PDMS zu einer depressiven Grundstimmung bis hin zu Suizidgedanken, starken Gemütsschwankungen und erhöhter Reizbarkeit kommen.

Artikel-Inhalte im Überblick:

PMS und PMDS: Die wichtigsten Unterschiede

Das prämenstruelle Syndrom, kurz PMS, ist weit verbreitet: Schätzungsweise jede dritte Frau hat vor dem Einsetzen der Periode mit verschiedenen Beschwerden zu tun. Die Symptome eines PMS können Körper und Psyche betreffen. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Brustspannen
  • Unterleibsschmerzen, die in Rücken oder Beine ausstrahlen können
  • Wassereinlagerungen
  • Hautprobleme
  • Verdauungsstörungen
  • Antriebslosigkeit
  • Nervosität
  • Schlafstörungen
  • Heißhungerattacken

PMDS betrifft verglichen mit PMS nur wenige Frauen im gebärfähigen Alter: Rund fünf Prozent leiden an der schweren Form, die Angaben variieren zwischen drei und acht Prozent. In Deutschland gibt es also selbst nach konservativen Schätzungen etwa zweieinhalb Millionen PMDS-Betroffene. Die Symptome sind bei ihnen so ausgeprägt, dass sie die Lebensqualität merklich beeinträchtigen.

Bekanntschaft mit PMDS machen die meisten Frauen erstmals im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Nach der Geburt eines Kindes oder dem Absetzen der Pille können sich PMS-Beschwerden verschlimmern oder neu auftreten.

Biologische statt psychische Ursachen

Lange wurde PMDS vorrangig als psychosomatisches Krankheitsbild behandelt. Inzwischen steht aber fest, dass ihm organische Ursachen zugrundliegen.

Symptome: Daran erkennst du PMDS

Der altgriechischen Wortherkunft nach bedeutet Dysphorie in etwa Missstimmung. Kennzeichnend für die prämenstruelle, dysphorische Störung sind also vor allem psychische Beschwerden. Dazu zählen depressive Verstimmungen, Angstgefühle, Antriebslosigkeit und Reizbarkeit bin hin zur Aggressivität.

Weitere Symptome der PMDS umfassen:

  • Labilität
  • Impulsivität
  • erhöhte Empfindlichkeit
  • mangelndes Selbstwertgefühl
  • Schlappheit oder Müdigkeit
  • innere Anspannung
  • Rastlosigkeit
  • Weinerlichkeit
  • Wut und Aggressivität
  • Kontrollverlust
  • vermehrte Konflikte
  • Suizidgedanken

Gefühlswelt außer Kontrolle

Die affektiven Symptome können im Privat- wie im Berufsleben zu zwischenmenschlichen Problemen führen. Frauen mit PMDS erkennen sich mitunter selbst kaum wieder und auch Familienmitglieder gewinnen den Eindruck, es handele sich um einen völlig anderen Menschen. An den Tagen vor der Periode schreien Betroffene beispielsweise Partner*in und/oder Kinder an. Oder sie knallen Türen, obwohl diese Verhaltensweise sonst nicht ihrer Persönlichkeit entspricht.

Zyklisch wiederkehrende Beschwerden: PMDS ist als Krankheit anerkannt

Genau wie bei PMS legen sich diese Krankheitszeichen mit dem Einsetzen der Blutung oder spätestens kurz danach. Seit 2022 führt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) PMDS in ihrem Diagnosesystem ICD-11 als eigenständiges, gynäkologisches Krankheitsbild. Zunächst war es 2013 als affektive Störung und somit psychische Erkrankung nach DSM-5 einsortiert worden.

PMDS-Diagnose häufig langwierig

Für die Diagnose der PMDS ist ausschlaggebend, dass fünf der Symptome in der Mehrzahl der Menstruationszyklen zutage treten, und zwar immer vier bis 14 Tage vor der Periode (Lutealphase/zweite Zyklushälfte). Die PMDS-Anzeichen verursachen dabei einen großen Leidensdruck. In der ersten Zyklushälfte sind betroffene Frauen hingegen beschwerdefrei.

Für Betroffene ist der Weg zur PMDS-Diagnose und gezielten Behandlung häufig lang, da es sich um ein interdisziplinäres Feld handelt. So hat psychiatrisches Fachpersonal eher selten die Hormonlage einer Frau im Blick, während Gynäkolog*innen bislang kaum Psychopharmaka verschreiben. In manchen Kliniken gibt es spezialisierte Sprechstunden und Einheiten, in denen Ärzt*innen verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten.

Hilfreich bei der Diagnosestellung ist in jedem Fall ein zuverlässig geführter Menstruationskalender oder noch besser ein Zyklustagebuch, in das Regelblutung, Eisprung sowie Notizen zu Beschwerden und zur Ernährung eingetragen werden.

Ursachen der PMDS: Warum trifft es manche Frauen?

Die Ursachen von PMS und PMDS liegen hauptsächlich in den starken Hormonschwankungen, die für die zweite Zyklushälfte typisch sind. Nach dem Eisprung steigt die Progesteronkonzentration im Blut zunächst deutlich an, der Östrogenspiegel dagegen nimmt nach einem kleineren Gipfel langsam ab. Tritt keine Schwangerschaft ein, sinken beide Hormone auf ein Minimum, was die Regelblutung auslöst.

Die Geschlechtshormone haben ihre Talfahrt zu diesem Zeitpunkt des Zyklus aber bereits beendet, da nun schon die Botenstoffe für die Reifung der nächsten Eizelle produziert werden. Deshalb verschwinden die PMS-Symptome mit dem Einsetzen der Regel oder kurz danach wieder.

Überempfindlichkeit auf natürliche Hormonschwankungen

Dass den zyklischen Hormonschwankungen die Hauptschuld zukommt, steht zweifelsfrei fest: Weder Schwangere noch Frauen nach den Wechseljahren oder solche, denen die Eierstöcke entfernt wurden, leiden an PMS oder PMDS. Dennoch handelt es sich bei beiden Beschwerdebildern um multifaktorielle Erkrankungen. Das heißt, dass mehrere Auslöser darüber entscheiden, ob es zu Symptomen kommt und wie stark diese ausfallen.

So wird seitens der Wissenschaft eine genetische Komponente angenommen, denn bei PMDS ist oft eine familiäre Häufung zu beobachten. Frauen reagieren dann durch ihre Erbanlagen bedingt empfindlicher auf die normalen zyklischen Schwankungen der Sexualhormone.

Sexualhormone und Neurotransmitter in Wechselwirkung

Auch deuten Studien auf Wechselwirkungen zwischen den Geschlechtshormonen und dem „Glücksbotenstoff“ Serotonin hin. Dieser Neurotransmitter wirkt sich direkt auf die Stimmung aus, Depressionen etwa gehen auf einen Mangel an dem Botenstoff zurück. Darüber hinaus wird ein Zusammenhang mit einer bestehenden Schilddrüsenunterfunktion diskutiert.

Neben den Hormonen spielen – genau wie bei PMS – Lebensstil-Faktoren wie Ernährung, Bewegung und Genussmittelkonsum eine Rolle. Auch Schlafmangel und ein hoher Stresspegel können zu den Auslösern zählen: So ist es beispielsweise denkbar, dass sich das PMS einer Frau nach der Geburt eines Kindes durch mangelnde Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten verstärkt oder zu PMDS wird.

Therapie von PMDS mit Medikamenten und Hausmitteln: Was kann helfen?

Wenn du den Verdacht hast, an der schweren Unterform von PMS zu leiden, ist die gynäkologische Praxis eine geeignete Anlaufstelle. Ein Zyklustagebuch, in das über mehrere Zyklen hinweg alle Beschwerden eingetragen wurden, ist bei der Diagnosestellung nützlich. Dein*e Arzt*Ärztin kann dir darauf aufbauend verschiedene Therapieoptionen aufzeigen, die für dich infrage kommen.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei PMDS gehören:

  • hormonelle Therapie: das sogenannte Durchnehmen der Pille im Langzyklus
  • verschiedene Antidepressiva
  • operative Entfernung der Gebärmutter und/oder Eierstöcke
  • pflanzliche Arzneimittel
  • Präparate zur Nahrungsergänzung
  • Verändern von Lebensstilfaktoren

Besonders die medikamentöse PMDS-Behandlung mit hormonhaltigen Verhütungsmitteln verspricht schnellen Erfolg, da durch Ovulationshemmer der natürliche Zyklus umgangen wird. Allerdings scheuen sich viele Frauen, Hormonpräparate einzunehmen.

In diesem Fall können verschiedene, sanftere Optionen einen Versuch wert sein. Dazu zählen Kapseln oder Tropfen mit Mönchspfeffer, Safran oder Johanniskraut. Auch Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B6 oder einem Vitamin-B-Komplex könnten helfen. Lass dich am besten auch zu rezeptfreien Mitteln ärztlich beraten – Gynäkolog*innen schlagen dann das Mittel vor, das ihrer Erfahrung nach am besten zu dir passen könnte.   

Antidepressiva zur Behandlung von PMDS

Bei ausgeprägten PMDS-Beschwerden können verschiedene Antidepressiva verschrieben werden. Infrage kommen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie etwa Citalopram, Paroxetin oder Fluoxetin, aber auch Clomipramin und weitere Wirkstoffe.

In Studien zeigte sich, dass eine Gabe über den gesamten Zyklus hinweg etwas besser wirkt, als die Mittel nur in der zweiten Zyklushälfte anzuwenden. Auch eine Kombination beider Optionen ist möglich: Dabei nimmt die Frau durchgängig eine niedrige Dosis und erhöht diese, falls dennoch PMDS-Symptome auftauchen.

PMDS: Studie beleuchtet Vorgänge im Gehirn

Eine Studie aus Leipzig kam zudem zum Schluss, dass eine erhöhte Dichte von Serotonintransportern kurz vor der Monatsblutung einen Serotoninmangel und somit Depressionssymptome auslösen kann. Für die Untersuchung wurden 30 PMDS-Patientinnen und 28 gesunde Probandinnen miteinander verglichen. Für die Therapie bedeuten die Ergebnisse, dass schon eine tageweise Einnahme von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern bei PMDS helfen kann.

Zu den gängigen Hausmitteln gegen PMS und PMDS zählen der weitgehende Verzicht auf Kaffee und Alkohol, aber auch ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung sowie genügend Bewegung.  Das Erlernen von Entspannungstechniken zur Stressreduktion ist ebenfalls nützlich. Unter Umständen hilft auch eine Psychotherapie dabei, die zyklusbedingten Stimmungsveränderungen einzuordnen und mit ihnen umzugehen. Linderung bringt zudem, Alltag und Arbeit soweit möglich dem Rhythmus des eigenen Zyklus anzupassen, also während der zweiten Zyklushälfte beispielsweise weniger Treffen und Termine zu vereinbaren.

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