Plazentanosoden: Das müssen Sie über die Globuli wissen
Die Plazenta spielt eine große Rolle für die Entwicklung des Ungeborenen. Weil dem Mutterkuchen auch nach der Geburt eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird, lassen einige Eltern daraus Arzneimittel herstellen – sogenannte Plazentanosoden. Doch wissenschaftliche Belege über den Effekt der Globuli fehlen.
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Sie versorgt das Baby mit Nährstoffen, Vitaminen und Sauerstoff, sie ist eine natürliche Barriere für Giftstoffe und produziert wichtige Hormone – die Plazenta erfüllt in der Schwangerschaft bedeutende Aufgaben. Was der Mutterkuchen alles kann, ist faszinierend – ein Wunder der Natur! Es überrascht also nicht, dass einige Menschen die Plazenta nach der Geburt als „Wundermittel“ weiterverwenden möchten. In verschiedenen Kulturen wurde oder wird sie traditionell als Heilmittel eingesetzt.
Plazenta essen – ja oder nein?
Nach der Geburt müssen die Ärzte die Plazenta auf Vollständigkeit überprüfen. Rückstände, die in der Gebärmutter verbleiben, können bei der Frau zu Komplikationen führen. Normalerweise wird die Plazenta im Anschluss an die Untersuchung vom Personal im Krankenhausmüll entsorgt. Es sei denn, Eltern äußern den Wunsch, sie mit nach Hause nehmen zu wollen: Entweder, um sie im Garten zu vergraben und darüber einen Baum zu pflanzen (das soll Glück bringen), einen Teil der Plazenta zu essen (dafür gibt es Rezepte vom Smoothie bis zur Lasagne) oder um aus ihr Arzneimittel wie Plazenta-Globuli herstellen zu lassen.
Der Verzehr der menschlichen Plazenta wird als Plazentophagie bezeichnet. Ihre Anhänger, darunter zahlreiche Prominente, erhoffen sich von den enthaltenen Hormonen und Nährstoffen zu profitieren. Ein tatsächlicher medizinischer Nutzen konnte bisher allerdings nicht nachgewiesen werden. Unklar ist außerdem, ob Giftstoffe in der Plazenta zurückbleiben und der Verzehr negative Auswirkungen haben könnte. Pauschal lässt sich dies wahrscheinlich ohnehin nicht beantworten, denn jeder Mutterkuchen ist anders und könnte damit auch sein eigenes Risiko oder seinen eigenen Nutzen bringen.
Plazentanosoden: Was sind Plazenta-Globuli?
Die Plazenta zu trocknen und als Pulver in Pillenform zu reichen, ist eine Art den Mutterkuchen zu verzehren. Eine andere ist die Herstellung von homöopathischen Plazenta-Globuli (kleine Zuckerkügelchen mit der aufgetragenen Substanz) oder die Verwendung von Plazentanosoden in Salben.
Als Nosoden (griech. Nosos für Krankheit) werden Arzneimittel bezeichnet, die aus körpereigenen Substanzen hergestellt bzw. homöopathisch aufbereitet werden. Der Begriff geht auf den Homöopathen Constantin Hering zurück, der im Jahr 1830 die erste Nosode produzierte. Das ursprüngliche Prinzip dahinter: Nosoden werden aus den Erregern von Krankheiten entwickelt, um damit ebendiese Krankheit zu behandeln – nach dem Motto „Gleiches mit Gleichem bekämpfen“.
Als Sarkoden (fachlich korrekter Begriff für die Art der Plazentanosoden) oder Autonosoden werden Arzneien bezeichnet, die aus körpereigenen Bestandteilen wie Blut oder Plazenta oder aus dessen Produkten wie zum Beispiel Urin hergestellt werden. Am bekanntesten ist die Eigenbluttherapie, die in der Naturheilkunde zur Behandlung von Haut-, Schleimhaut- oder allergisch bedingten Erkrankungen eingesetzt wird.
Plazentanosoden-Anwendung: Wofür nutzen Eltern die Plazenta-Globuli?
Es heißt, dass Plazenta-Globuli einen positiven Effekt auf die Selbstheilungskräfte des Körpers haben. Müttern sollen sie bei Stress oder Nervosität helfen und ihnen außerdem körperliche Beschwerden, wie Erkältungen, Migräne oder Regelschmerzen erleichtern. Bei Kindern sollen die Plazentanosoden unter anderem das Immunsystem stärken, Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Unruhe oder Hautausschläge lindern. Auch bei Vätern könne die Gabe möglicherweise sinnvoll sein.
Ob Plazentanosoden diese Beschwerden verbessern, wurde wissenschaftlich nicht untersucht. Es gibt keine akzeptablen Studien zur Wirksamkeit – sie basiert auf den positiven, persönlichen Erfahrungen anderer Anwender.
Wie werden Plazentanosoden eingenommen?
Plazentanosoden werden in verschiedenen Potenzen angeboten – zum Beispiel C/D6, 8, 12, 20, 30. Dabei handelt es sich um die für homöopathische Globuli typischen Verdünnungsstufen. Je höher die Potenz, desto sanfter wirkt das Mittel. Welche Potenzen Sie bestellen möchten, sollten Sie sich vorab überlegen. Wenn Sie keine Erfahrungen im homöopathischen Bereich haben, lassen Sie sich von einer Fachkraft dazu beraten. Auch die Dosierung der Plazentanosoden im Falle von Beschwerden sollte mit einem Experten besprochen werden. Die Homöopathie richtet sich nach dem individuellen Zustand des Betroffenen und muss deshalb speziell auf seine Situation angepasst werden.
Wichtiger Hinweis: Selbstbehandlung ersetzt nicht den Arztbesuch
Besonders bei Babys und Kindern ist eine eindeutige Diagnose der Beschwerden äußerst wichtig. Zögern Sie deshalb nie, einen Arzt aufzusuchen und ihm die Symptome zu schildern. Nach erfolgter Untersuchung können Sie sich dann in Absprache immer noch für eine (ergänzende) Behandlung mit Plazenta-Globuli entscheiden. Die Selbstbehandlung mit homöopathischen Mitteln ersetzt nicht die medizinische Behandlung (zum Beispiel mit Antibiotika). In Notsituationen ist stets sofort ein*eine Arzt*Ärztin zu verständigen!
Wie werden Plazentanosoden hergestellt?
Wer sich dafür entscheidet die Plazenta weiterzuverwenden, sollte sich schon vor der Geburt dafür entscheiden. Bestimmte Apotheken oder Onlinehändler bieten die Herstellung von Plazentanosoden an. Die Apotheke stellt Ihnen ein Probenentnahme-Set zur Verfügung, das Sie mit in den Kreißsaal nehmen. Nach der Geburt können Sie die Hebamme bitten, ein Stück der Plazenta abzuschneiden und dies mit einer speziellen Flüssigkeit in das dafür vorgesehene Gefäß zu füllen. Nachdem Sie die Plazenta eingeschickt haben, werden die Globuli durch Verdünnungen im Labor angefertigt. Die Herstellung von homöopathischen Mitteln ist in Deutschland im Deutschen Homöopathischen Arzneibuch (HAB) geregelt.
Informieren Sie sich schon vor der Geburt über den Ablauf, lassen Sie sich beraten und teilen Sie Ihren Wunsch Ihrer Hebamme mit.
Plazentanosoden bestellen: Was kosten sie und wo kann man sie kaufen?
Je nach Anbieter unterscheiden sich die Kosten für Plazentanosoden. Für eine Standardreihe fallen Beträge in Höhe von um die 100 Euro an. Bestellungen einzelner Globuli variieren zwischen 30 und 200 Euro. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit, eine Stammlösung zu bestellen, aus der sich zu einem späteren Zeitpunkt weitere Plazenta-Globuli herstellen lassen.
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