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Drei Verluste in 2.5 Jahren

Hallo zusammen

Ich bin Ladina, 24 Jahre alt und wohne in der schönen Schweiz. Vor 4 Jahren habe ich meinen Sohn bekommen. Ich hatte eine Ausbildung in der Kita absolviert und bildete mich während des Mutterschaftsurlaubes weiter. Wir waren enorm glücklich. Privat, familiär sowie auch beruflich lief es bei meinem Freund und mir super. Die Geburt unseres Sohnes machte natürlich alles noch perfekt. Im Sommer 2019 unternahmen wir den ersten richtigen Familienurlaub und flogen auf die Seychellen. Die ersten Tage glaubten wir, im Paradies zu sein. Doch am 5. Tag ging es meinem Freund schlecht. Er hatte plötzlich sehr hohes Fieber, wurde schlapp und müde. Wir konsultierten einen Arzt, welcher lediglich eine tropische Grippe diagnostizierte. Wir zogen die Heimreise schliesslich um eine Woche vor, da keine Besserung in Sicht war. 
Auf dem Heimweg vom Flughafen suchten wir direkt ein Spital auf. 2 Tage später kam die Diagnose Leukämie. Wir kämpften mit allem was wir konnten. Unzählige Chemos, Therapien, Immunitätstherapien.. doch der Krebs war zu stark. Schliesslich verstarb mein Freund und Vater meines Kindes im Dezember 2019, 11 Tage vor dem zweiten Geburtstag meines Sohnes. 
Ich fiel in ein Loch der Trauer, aus dem ich mich lange nicht erholen konnte. Doch im kämpfte, in erster Linie um mein Kind. Ich konnte unsere Wohnung weiterhin finanzieren, schaffte es alle Fixkosten zu decken und meinem Kind eine finanziell unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen. Dies hatte ich der neuen Stelle in einem Gefängnis zu verdanken. Dort lernte ich schliesslich dann auch meinen Exfreund kennen. Ich merkte schnell, dass er Interesse an mir hatte und bald alles Mögliche versuchte um mich täglich zu sehen. Es dauerte lange, bis ich mich auf die Flirtereien einlassen konnte, da ich es mit meinem Gewissen anfänglich nicht vereinbaren konnte. Schliesslich willige ich Dates zu und merkte, wie unfassbar gut er mir tat. Er war wirklich der Mann, den sich jede Frau wünscht. Dachte ich mir zumindest... 
Wir liessen es sehr langsam angehen, was er auch tadellos akzeptierte. Ich erzählte ihm von unserem Schicksalsschlag worauf er mit Verstädnis und Anteilnahme reagierte. 
Als schliesslich auch das Kennenlernen zwischen meinem Sohn und ihm ein voller Erfolg war, liess ich mich auf eine Beziehung mit ihm ein. 
Alles schien toll, er trug mich auf Händen. Irgendwann wollte ich diese Heimlichtuerei am Arbeitsplatz nicht mehr. Ich wollte zeigen, dass ich glücklich bin mit ihm, und dass wir ein Paar sind. Unser Chef war in solchen Dingen sehr kulant, somal wir auch nicht die ersten waren, die sich auf der Arbeit verliebten. Doch das wollte mein damaliger Freund auf keinen Fall. Er meinte, das würde seine Beförderung gefährden und uns vor den Insassen in ein schlechtes Licht rücken. Naja, ok...
So richtig stutzig wurde ich, als er mich nie zu sich heim einladen wollte. Er war immer bei uns. Begründung dafür war, dass er einen Mitbewohner habe welcher an Autismus leide und fremde Menschen nicht dulden würde. Ich glaubte ihm das in meiner Gutmütigkeit. 
Kurzurlaube waren ok, doch alles über 5 Tagen ging nicht. Er sei nicht so der Reisetyp und würde schnell Heimweh kriegen. Hmm, ok...
Im April 2021 fanden wir heraus, dass ich schwanger bin. Das kam für uns beide enorm überraschend. Ich hatte mir nach der Geburt meines Sohnes die Spirale für 5 Jahre einsetzen lassen. Trotzdem freuten wir uns beide enorm. Er war beim ersten Frauenarztbesuch dabei. Ich war in der 10. Ssw. Alles war perfekt. Das Herzchen schlug. Uns beiden kullterten die Tränen. Die Spirale war also kein Hindernis. 
Meine Familie freute sich ebenfalls für uns. Seinen Eltern, welche ich bis anhin 2x getroffen habe, wollte er es noch nicht sagen. Er müsse den perfekten Zeitpunkt dafür abwarten. 
Ich wollte natürlich, dass er zu uns zieht oder wir uns eine neue Wohnung suchen gemeinsam. Schliesslich trug ich sein Baby im Bauch. 
Er meinte, er werde im Spätsommer zu uns ziehen. Davor würde er noch sparen, damit wir die Wohnung neu einrichten können etc. Eine Ausrede nach der anderen. 
Je weiter die Schwangerschaft voranschritt, desto grösser wurde natürlich mein Bauch. Ich würde es bald meinem Vorgesetzten sagen müssen und ich wollte dass auch bekannt wird, wer der Papa ist. 
Mein Exfreund wollte dies noch immer nicht. Es sei seine Aufgabe dies zu tun. Es machte mich wütend und es verletze mich zugleich, dass er nicht dazu stehen konnte. Ich machte Nägel mit Köpfen; verkündete meine Schwangerschaft sowie auch unsere Beziehung. 
Wir wurden beglückwünscht. Die Reaktion meines Exfreudes war eigentlich ziemlich gelassen als er die vielen Glückwünsche erhielt.
Es wurde Sommer und ich wollte so langsam die Babyausstattung kaufen. Wie bei meinem ersten Kind wollte ich dies im Babyfachgeschäft erledigen und nicht alles online bestellen. 3x wurde der geplante Shoppingtag verschoben, bis er endlich mal Zeit fand. Wir wussten auch schon, dass wir ein Mädchen erwarten. Gemeinsam entschieden wir uns für Kinderwagen, Babyschale, und unzählige Accessoires. 
Bevor wir zur Kasse gingen fragte ich ihn nach der Aufteilung der Kostenübernahme. Er meinte, er würde den bestellten Kinderwagen dann bei der Abholung in 4 Wochen zahlen, ich solle den Rest übernehmen da er seine Kreditkarte vergessen habe.
Man bedenkt, dass ich in einem 50% Pensum angestellt war, er zu 100%.
Es war mir jedoch peinlich den ganzen Einkauf da zu lassen, so bezahlte ich die Ware. 
Als er aber auch im Oktober noch nicht zu uns gezogen ist, Riss mein Geduldsfaden entgültig. Ich stellte ihn zur Rede und gab ihm zu verstehen, dieses Affentheater nicht mehr mitzumachen. Nach unzähligen Aufforderungen und Missguntsvorwürfen gestand er mir, dass ich seine Affäre sei. Er habe daheim Freundin und drei Kinder. Er liebe jedoch nur mich und das aus tiefstem Herzen. Mit seiner Freundin sei er bloss noch den Kindern wegen zusammen. Er würde es finanziell nicht stemmen können, sie zu verlassen. 
So stand ich da, hochschwanger und als Affäre abgestempelt. Selbst 1 Mio Entschuldigungen und Literweise Tränen hielten mich nicht davon ab, an Ort und Stelle die ,,Affäre" zu beenden. 
Zwar liess ich ihn die Vaterschaftsanerkennung unterzeichnen und berichtete ihm weiterhin über die Arztbesuche, doch eine 2. Chance gab ich ihm nicht.
Er wollte unbedingt bei der Geburt dabei sein. So rief ich ihn an, als mir daheim die Fruchtblase platzte. Er ging nicht ran. 
Mein Vater fuhr mich ins Krankenhaus, wo ich weiterhin versuchte ihn zu erreichen. Als ich schon beinahe in den Presswehen lag, schrieb er mir, dass er auf seine Kinder aufpassen müsse und es nicht schafft. 
So brachte ich schliesslich meine Tochter selbst zur Welt. Es war wie meine erste Geburt auch schon, eine schmerzarme, schnelle Wassergeburt und einfach zur wunderschön. Alles war vergessen als ich Matea im Arm hielt. Ich war überglücklich. 
Die Ersten Untersuchungen zeigten, Matea war gesund! 
Ich rief ihn nach der Geburt an, wollte dass er sie hört - doch er war eingeschlafen. Erst am nächsten Morgen meldete er sich und sagte mir, wie überwältigt und stolz er sei - bla bla bla
Ich war topfit nach der Entbindung und genoss die Zeit mit meiner Tochter. Besuch durfte ich wegen Corona nur für 2 Stunden täglich erhalten. 
Mein Sohn und meine Familie waren gerade zu Besuch, als Matea sich plötzlich anfing zu verkrampfen. Ihr 45 Zentimeter kleiner Körper verkrümmte sich und sie rang nach Luft. Sofort drückte ich den Notfallknopf, nahm sie zu mir. Mein Bruder rannte auf den Flur und schrie um Hilfe. Mateas Lippen färbten sich blau. Ein Arzt riss mir die Kleine aus dem Arm und nahm sie mit. Ich wusste nicht wohin. 
Ich begann hysterisch zu werden und schlug um mich. Aus Trauer, aus Wut, aus Verzweiflung und aus Angst. 
Ich merkte nur noch wie ich samt dem Bett aus dem Zimmer gefahren wurde. Als ich irgendwann wieder zu mir kam, lag ich alleine in einem Raum. Ich stand auf, lief zur Türe und suchte mein Baby. Ich schrie nach ihr und fragte jeden, wo mein Baby sei.
Schliesslich wurde ich auf die Kinderintensivstation gebracht wo sie verkabelt in einem Glaskasten lag. Um sie herum standen Ärzte und Intensivschwestern. Ich hämmerte gegen die Scheibe, wollte zu ihr. Ich schrie, dass sie meinem Baby helfen sollen. Doch es war zu spät. 
Matea verstarb, als sie gerade einmal 22 Stunden alt war. Ihr Papa hat sie nie lebend gesehen. 

Bisherige Antworten

@ Ladina

Liebe Ladina,

vielen Dank, dass Du deine Geschichte mit uns teilst.

Sie ist wirklich unendlich traurig. Mein Beileid zum Verlust Deines Mannes und Deiner Tochter.

Ich hoffe, Dein Sohn und Deine Familie und Freunde geben Dir nun Kraft in dieser schweren Zeit und Du schaffst es zu trauern und diesen Verlust zu verarbeiten.

Ich hoffe, Dein Sohn wird Dich wieder in das Leben zurückholen und Dir Stärke geben, damit Du über diese schwere Zeit hinwegkommst.

Ich wünsche Dir alles Gute und ganz viel Kraft.:IN LOVE:

Viele Grüße

Victoria

Re: Drei Verluste in 2.5 Jahren

Liebe Ladina,

deine Geschichte klingt nach einem Alptraum den man sich nicht vorstellen will und kann. Dein Schmerz muss unendlich sein. Ich wünsche dir für deine Zukunft viel viel Kraft um wieder aufzustehen und dich um dein Kind kümmern zu können!

Fühle dich lieb umarmt, Schmetterling 

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