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Fehlgeburt nach ICSI

Hallo zusammen, da ich nicht weiß mit wem ich aus meinem Freundes- und Familienkreis sprechen soll, hoffe ich, dass mich hier jemand versteht. Also es sind alle um mich herum total für mich da, aber niemand kann genau nachvollziehen wie ich mich fühle, da es keiner in meinem Umfeld durchmschen muss...

Ich bin 34 Jahre und mein Mann und ich haben seit fast 2 Jahren einen Kinderwunsch. Nach einiger Zeit wurde festgestellt, dass wir auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können und so hatten wir jetzt unsere erste ICSI. Es lief auch echt alles reibungslos. Ich habe die Harmone gut vertragen, es ließen sich zwar nur 2 Eizellen befruchten, aber die haben wir dann auch eingesetzt. Mein Bluttest war tatsächlich positiv! Trotzdem war unsere Freude noch etwas verhalten. Ich wollte irgendwie den ersten Ultraschall abwarten. Ich hatte schon ein komisches Gefühl. Und beim ersten US hat die Ärztin auch gesagt, dass nicht alles so entwickelt ist wie es sollte. Ab da haben wir engmaschig beobachtet und tatsächlich eine Woche später einen Herzschlag gesehen. Leider war das Wunder eine Woche später auch schon wieder vorbei. Ich hatte in der 8. Woche eine Missed Abortion. Da auch ein Polyp in der Gebärmutter festgestellt wurde, wurde mir zur Ausschabung geraten. Die lief dann auch recht problemlos, wobei ich 1,5 Wochen später Schmerzen leider wieder Schmerzen bekam. Wieder ins Krankenhaus, dort wurde festgestellt, dass nicht alles entfernt wurde, was zu einer Infektion geführt hat. Also musste ich eine 2. Ausschabung machen... 

Ihr merkt, das war alles eine ganz schöne Odysse in den letzten Wochen. Trotzdem haben wir das Ganze echt gut weggesteckt und waren sehr stark, so dass es uns gut ging. Wir sind von Anfang an offen mit dem Thema im Familien- und engen Freundeskreis umgegangen und bekommen hier sehr viel Unterstützung. 

Heute morgen hat es mir aber dann plötzlich den Boden unter den Füßen weggerissen. Der Bruder von meinem Mann ist vorbei gekommen um zu erzählen, dass seine Freundin schwanger ist. Die wollten einfach mal probieren ob es bei denen klappt und jetzt ist sie in der 12. Woche... Mein Mann und ich sind fix und fertig. Ich will nicht wütend sein auf die beiden, weil natürlich niemand was für unsere Situation kann. Ich weiß das alles. Aber ich bin trotzdem wütend. Einfach darauf, dass das Leben so unfair ist. Wir hatten uns so gefreut, dass wir als Nächstes Baby-News verkünden können. Stattdessen haben wir Wochen voller emotionaler Hochs und Tiefs und körperlichen Schmerzen hinter uns und müssen jetzt zusehen wie jemand anderes der Familie freudige Nachrichten verkündet. 

Ich frage mich gerade wie wir es schaffen sollen wieder positiv zu denken? Wie soll ich locker und unbeschwert mit meiner schwangeren Schwägerin umgehen ohne die ganze Zeit zu denken, dass ich eigentlich an ihrer Stelle wäre? Wie sollen wir ohne Druck in ein paar Monaten in einen zweiten Versuch gehen, weil der Wunsch einfach noch größer ist, nachdem man schon einmal so nah dran war. 

Ich würde mich freuen, wenn ihr vielleicht in einer ähnlichen Situation wart und mir sagen könnt was euch geholfen hat. Vielen lieben Dank! 

Bisherige Antworten

Re: Fehlgeburt nach ICSI

Hi Lena!

Es tut mir sehr leid zu lesen, was du durchmachen musstest. Das ist alles ganz schön viel auf einmal. Ich kann auch verstehen, wie wütend du bist. Das ist okay. Lass diese Gefühle zu. Es geht ja nicht darum, dass du deinem Schwager und seiner Freundin was schlechtes wünschst. Die Wut kommt von dem Gedanken, dass es unfair ist, und wieso es bei dir und deinem Mann so ein steiniger Weg ist. Deswegen kannst du ruhig wütend sein, mach dir keine Vorwürfe. Ich war nach meiner MA auch unendlich wütend... Meine Schwester wurde zweimal ungewollt schwanger, meine Schwägerin einmal, beide heirateten wegen dem Kind - und ich, die sich verlobt hat und dann einen Monat vor der Hochzeit gewollt schwanger wurde, ich musste mein Kind verlieren... 

Mir haben zwei Dinge sehr geholfen. Erstens das Buch "Tabuthema Fehlgeburt", um mich mit dem Thema auseinanderzusetzen und zu erkennen, dass ich nichts falsch gemacht habe. Und Zeit. Zeit für die Traurigkeit. Zeit für Wut. Zeit der Tränen, des Schmerzes. Ich habe diese Gefühle zugelassen, wann immer sie kamen. Und meinen Verlust mit vielen Leuten geteilt. Wenn mich Leute nach zwei Monaten fragten, wie es mir so geht, habe ich ihnen von der Fehlgeburt erzählt. Nicht, um Mitleid zu bekommen. Aber vielleicht etwas Verständnis. Und um zu zeigen, dass ich einen Verlust hatte, der mich auch verändert hat. Sowas prägt.

Wegen deiner Schwägerin: hast du ein gutes Verhältnis zu ihr? Seht ihr euch häufig? 

Ich an deiner Stelle würde früher oder später das Gespräch mit ihr oder deinem Schwager suchen. Ihr sagen, dass es für sie ja toll ist, und darauf hinweisen, wie du dich fühlst bzw. was du möchtest. Möchtest du gerne vom Verlauf der Schwangerschaft hören? Oder lieber noch ein paar Wochen mit Samthandschuhen angefasst werden? Sag ihr, dass du vielleicht ab und an traurig oder wehmütig sein könntest, wenn du Neuigkeiten hörst, dass du aber trotzdem gern was hörst.

Ich denke immer, Ehrlichkeit währt am längsten. Keiner von ihnen kann nachempfinden wie du dich fühlst und keiner weiß, wie er mit dir umgehen soll, wenn du es ihnen nicht sagst. Es muss kein langes trauriges Gespräch werden, vielleicht kann auch dein Mann seiner Familie mitteilen, was euch nun gut tut. Und sei es die Info: "wir freuen uns für euch, aber ihr wisst, was wir durchgemacht haben. Gönnt uns noch zwei Wochen, um diese überraschende Info zu verarbeiten, aber schließt uns nicht aus".

Und wegen dem weiteren Versuch... Ich hatte auch Angst, dass es wieder schief geht. Aber du sagst, euer Wunsch ist nun noch größer geworden.. weißt du, wenn ihr es nicht nochmal versucht, wird es ganz bestimmt nichts. Nur wenn ihr es versucht, kann es klappen. Deswegen: nehmt euch so viel Zeit, wie euch gut tut. Du wirst sehen, in einem Monat ist es schon besser, in zweiten noch besser. Macht euch keinen Druck, setzt euch kein Zeitlimit. Wenn ihr dann bereit seid, versucht ihr es wieder. Meine Daumen sind ganz fest gedrückt! 

Ganz liebe Grüße!

Kassy

Re: Fehlgeburt nach ICSI

Erstmal tut es mir leid, dass du das erleben musstest.

Auch wenn ich schon ein Kind habe, kann ich ich trotzdem sehr gut verstehen, wie es dir geht:

Meine 1. Fehlgeburt hatte ich im März 2020. Im Juli hatte eine Kollegin auch eine Fehlgeburt (war aber auch schon weiter als ich im März). Im August desselben Jahres hat ein Kollege eröffnet, dass er zum 2. Mal Vater wird. Im Oktober 2020 wurde ich wieder schwanger. Auch hier war die Schwangerschaft nicht intakt (MA im November) und hatte dann eine AS Anfang Dezember. 10 Tage später (an meinem Geburtstag) hat mir die Kollegin mit der Fehlgeburt gesagt, dass sie wieder schwanger ist und ich sagte ihr, dass ich die 2. Fehlgeburt hatte (sie hat mich gedrückt). Ich habe mich für sie gefreut, war aber gleichzeitig auch furchtbar traurig und wütend, dass ich es nicht sein durfte. Anfang Februar diesen Jahres, nach einer komischen 2. ZH durfte ich hauchzart positiv testen, am nächsten Tag kam dann aber die Mens - biochemische Schwangerschaft. OK dachte ich mir, passiert sehr häufig, abhaken. Doch im März fing eine neue Kollegin bei uns an, direkt mit mir zusammen in ein Büro. Wie das schei.. Karma es so wollte erzählte sie mir im April von ihrer Schwangerschaft. Ich hätte schreien können und wollte den Tag am liebsten nach Hause und einfach nur weinen. Statt dessen freute ich mich auch für sie, da sie nur durch künstliche Befruchtung schwanger werden konnte. Die ersten Tage nach ihrer Verkündung habe ich dann zuhause geweint, weil ich das alles so furchtbar ungerecht fand. Aber irgendwann war auch das wieder vorbei.

Wie MissKassy schon gesagt hat lass die Trauer zu. Aber irgendwann wirst auch du wieder nach vorne schauen und positiv in die Zukunft blicken. Es ist meistens wirklich nur eine Frage der Zeit.

Seid ihr 2 schon komplett durchgescheckt? Schilddrüse, Gerinnung?

Da ich bereits ein Kind habe, hatte ich viel Ablenkung durch ihn. Ansonsten habe ich auch bisschen Handarbeit (Nähen, Stricken) gemacht. Und manchmal auch ein bisschen Gitarre geübt.

Alles Gute für dich.

Re: Fehlgeburt nach ICSI

Vielen Dank euch fürs Antworten. Ich bin immer noch ziemlich durcheinander, aber ihr habt Recht, dass ich mir die Zeit auch einfach nehmen muss. 
Man hat ja immer so bestimmte Vorstellungen im Kopf und bei mir ist es so, dass ich mich wahnsinnig drauf gefreut hatte endlich meiner Familie zu verkünden, dass ich schwanger bin. Das hat ja dann leider einfach nicht geklappt. Zwischenzeitlich wurde meine Schwester schwanger und durfte es allen verkünden. Mittlerweile wissen ja auch alle von der künstlichen Befruchtung und wir nehmen bewusst auch alle auf den Schritten mit, aber dadurch fällt es natürlich weg, dass man diesen Überraschungsmoment hat. Ich hatte mich etwas damit getröstet, dass wir das zumindest noch bei der Familie von meinem Mann haben, denn da sind nicht alle ganz so involviert und es wäre das erste Enkelkind. Ich bin einfach unglaublich enttäuscht, dass uns das jetzt auch noch genommen wurde. Ist wahrscheinlich totaler Schwachsinn, weil sich natürlich trotzdem jetzt auch noch alle für uns freuen werden, aber in meinem Kopf waren einfach diese Vorstellungen...

 

Ich weiß, dass wir es schaffen werden mit der Situation umzugehen, weil wir bislang auch schon alles so toll geschafft haben und wir die Situation eh nicht ändern können. Aber es gibt einfach diese Momente, in denen man so traurig, wütend, enttäuscht ist. Und da hilft es leider auch nicht weiter, wenn alle einem sagen, dass wir das auch noch schaffen. Manchmal möchte man sich einfach mies fühlen... 

Re: Fehlgeburt nach ICSI

Ja, manchmal möchte man sich mies fühlen, und das darfst du! Es ist schwierig, sich von einer solchen Vorstellung, die man sich schon soooo lange ausgemalt hat, zu lösen. Auch das braucht seine Zeit. :-)

Meine Eltern haben drei Enkelinnen, meine Schwiegereltern eine Enkelin - es fehlt der Enkel. Ich hab auch den "Wunsch" auf einen Jungen, weil ich damit etwas erreichen würde, was in beiden Familien noch nicht vorhanden ist.... (Und ich hoffe bei einem Jungen auf weniger Zickereien, meine Nichten haben mir da eigentlich gereicht ;-)). Ich bin das jüngste von vier Kindern, heißt, ich habe noch nie etwas zuerst geschafft/erreicht. Aber eventuell wird es ein Mädchen, und wenn es so ist, dann ist es für meine Eltern zwar die vierte Enkelin, aber es wäre trotzdem meine Tochter. Mein Wunder. Meine Nervensäge. Meine Eltern werden sich freuen, wenn es für sie auch nichts "neues" ist. Mein Mann hat mir geholfen, diesen Blickwinkel zu erreichen. Es geht um unsere kleine Familie, und ich will nicht enttäuscht sein, wenn es "wieder nur eine Enkelin für meine Eltern" wird. Nein, ich freue mich dann über meine Tochter. Gerade nach der ersten Fehlgeburt

Ich weiß, das ist nicht vergleichbar mit deiner Situation, ich wollte dir nur gerne zeigen, dass dieses "Konkurrenzdenken" uns nur zusätzlichen Druck macht. Lass dir deswegen nicht den Zauber nehmen. Es wird dein Kind, deine Schwangerschaft, mit Herzschlag sehen, Bewegungen spüren, später dann das erste Lächeln deines Kindes beobachten... Das wird für dich und deinen Mann wundervoll werden! [:-} Bleib positiv, auch wenn es schade ist, denn das Leben ist leider nicht immer planbar. Bei dir werden sie sich alle mitfreuen, gerade weil es bei euch schwieriger ist. Der Tag, wenn du deine News verkünden darfst, wird dann nur umso schöner! 

Alles Gute! 

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