Ich habe mich hier angemeldet, weil ich nicht mehr weiter weiß. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so dermaßen hilflos gefühlt. Mein Freund und ich sind seit 8 Jahren ein Paar. Es war von Anfang an die große Liebe, wir sind innerhalb des ersten halben Jahres zusammengezogen, dementsprechend kam ziemlich schnell der Wunsch nach einem Baby. Ich setzte die Pille ab und dachte erstmal überhaupt nicht mehr an die Familenplanung. Nach zwei Jahren fiel mir auf, dass etwas nicht stimmen kann, da keine SS eingetreten war. Ich bat meinen Freund, sich untersuchen zu lassen. Er machte aber keine Termine, da er der Meinung war, er wisse sowieso schon, dass bei ihm ewas nicht stimme. Wieso dann also zum Arzt gehen? Ich sagte immer wieder, wie wichtig es mir sei, er könne es ja schließlich für mich tun. Nix passierte von seiner Seite aus. Ich weiß, dass Männer mit Trauer und Ärzten anders umgehen. Ich hatte Verständnis, dennoch merkte ich, dass in Streitsituationen von meiner Seite aus immer wieder enorme Aggressionen hochkamen, die ich vorher überhaupt nicht kannte. Irgendwann, nach mehreren Jahren,nahm das Thema Kinderlosigkeit immer mehr Raum ein und drängte sich zwischen unsere Partnerschaft. Ich versuchte alles: Maca, Zink-Tabletten, Omega 3, Fruchtbarkeitsmassagen usw. Mein Freund machte dies alles einige Tage mit, dann nicht mehr. Er hatte ständig einen vermeintlich guten Grund: Von den Tabletten müsse er aufstoßen, Fruchtbarkeitsmassage ist zu zeitintensiv, ich würde das nicht richtig machen, bla, bla. Immer mehr spürte ich Aggressionen ihm gegenüber, Hilflosigkeit, Selbstzweifel und war nur noch am Heulen. Ich wusste nicht mehr weiter. Sollte ich be ihm bleiben? Brauchte er mich denn nicht? Wäre ich ungerecht, wenn ich ihn verlassen würde und mein Glück woanders suchen würde? Ich nahm mir eine eigene Wohnung, um das alles herauszufinden, was bei meinem Freund widerum für (verständlicherweise) Unmut und Ärger sorgte. Darufhin, in der eigenen Wohnung, merkte ich, dass ich mit ihm zusammenbleiben wollte. Wir stellten uns also im Kinderwunschzentrum vor. Es folgten mehrere Untersuchen. Ergebnis: Ich bin gesund, leichte Gelbkörperschwäche, aber nicht dramatisch. Die Spermien von meinem Freund sind leider völlig unbeweglich, abnorm geformt und zusätzlich viel zu wenig. Chance auf eine natürlich SS ist an die 0%. Das hatten wir beide bereits erwartet und waren nun entschlossen, uns einer IVF-Behandlung zu unterziehen. Um diese anteilig bezahlt zu bekommen, wollten wir nun demnächst standesamtlich heiraten. Plötzlich ruderte mein Feund zurück, er sagte, er wolle mich nur heiraten, wenn ich aus der eigenen Wohnung auszieheund zurück kehre. Dies kann ich aber noch nicht tun, da ich Angst habe, dass ich bei meiner Rückkehr zu ihm, zu viel Zeit verschwende und dass es einfach nicht weiter geht, dass er sich aus irgendeinem Grund gegen eine Behandlung entscheiden wird. Zusätzlich hat er nun ein Haus geerb, dessen Ausbau, Sanierung usw. an 1. Stelle steht. Warum, wir sind seit 8 Jahren zusammen und seit 6 J. besteht der Kinderwunsch, versteht er nicht, wie wchtig mir eine IVF wäre? Warum verletzt er mich so? Wir hätten heute Morgen einen obligatorischen Termin bei der Humangenetik gehabt. Da wir die Überweisung nicht gefunden haben, hat mein Freund bestimmt, dass wir gar nicht erst dorthin fahren, weil wir zu spät kommen würde, ohne Überweisungsschein, bla bla. Ich habe ihm mehrmals gesagt, wie wichtig mir der Termin ist, dass wir trotzdem noch los fahren können. Er sagte knallhart "nein". Ich erkenne ihn nicht mehr wieder. Der ganze Scheiß hat soviel zerstört. Daraufhin bekam ich einen Heulkrampf, dass er mich nicht verstehen würde, meine Gefühle verletzt usw. Seine Antwort war, ich solle gefälligst in meine Wohnung fahren und mit so einer hysterischen Frau wolle er sowieso kein Kind haben! Ich könnte nur noch heulen, weil ich nicht mehr weiter weiß und wir uns gegenseitig nur noch fertig machen! Was können wir tun? Sollen wir uns trennen? Haben wir schon alles zerstört?
Die ungewollte Kinderlosigkeit zerstört unsere Partnerschaft- und mein gesamtes Leben
Re: Die ungewollte Kinderlosigkeit zerstört unsere Partnerschaft- und mein gesamtes Leben
Liebe Tif,
Ich bin hier zufällig beim Forumshüpfen reingestolpert und da Du Dich so verzweifelt anhörst wollte ich Dir gerne kurz meine Sicht als Außenstehende schildern:
Meiner Meinung nach ist das Thema Kinderwunsch eines der essentiellsten in einer Partnerschaft und wenn ihr bei diesem so wichtigen Thema nicht in die gleiche Richtung geht, dann wird es nicht funktionieren!
Du hast absolut ausreichend Geduld bewiesen und ich persönlich würde versuchen mir klar darüber zu werden, wie wichtig mir der Kinderwunsch wäre. Ich käme dabei schnell zu dem Ergebnis, dass ich ohne Kinder in meinem Leben nicht glücklich wäre und wenn mein Partner nicht ebenso am gleichen Strang ziehen würde, wäre das logische und konsequente Ergebnis eine Trennung.
Für mich ist also die einzige Frage, wie stark ist in Deinem Leben Dein Kinderwunsch verankert und falls die Antwort so ausfällt wie bei mir (kein Lebensglück vorstellbar ohne Kinder) dann würde ich Deinen Freund (nach dieser langen Zeit der Geduld deinerseits) in einem ernsthaften Gespräch vor die Wahl stellen: entweder er möchte uneingeschränkt Kinder mit Dir, dann muss er auch aktiv diesen für euch einzigen Weg der IVF mitgehen, oder er möchte keine, dann endet der gemeinsame Weg hier, denn Frau wird auch nicht jünger und ich denke 8 fruchtbare Jahre an einen wankelmütigen Mann "verschwenden" reicht!
Wenn Du allerdings zu dem Ergebnis kommst, dass Du diesen "Mal Hü- Mal Hott-Weg" Deines Mannes mittragen kannst und auch ohne Kinder glücklich mit ihm werden kannst, dann sehe ich noch eine gemeinsame Zukunft...
Ich wünsch alles erdenklich Gute!!
Riklinde
Re: Die ungewollte Kinderlosigkeit zerstört unsere Partnerschaft- und mein gesamtes Leben
Hallo Riklinde,
ich danke dir für deine Antwort.
Ich bin mir sicher, dass mein Freund ebenfalls einen Kinderwunsch hat und sich ein Leben ohne Kinder auch nicht vorstellen kann. Da sind wir uns einig.
Unser Problem ist nur, dass wir unterschiedlich mit der Kinderlosigkeit umgehen. Er, als Mann, frisst seine Trauer in sich hinein, spricht nur punktuell darüber. Mir schafft es Entlastung, ständig über das Thema zu reden. Wir beide haben dabei das Gefühl, dass der andere uns nicht versteht, nicht respektiert. Es schaukeln sich dadurch Aggressionen hoch, wir verletzen uns gegensetig. Und das ist natürlich keine gute Basis, um eine Familie zu gründen...
Ich bin aber der selben Meinung wie du, dass mein Freund uneingeschränkt den Weg mit mir gehen solle, ansonsten werde ich gehen. Mir fehlt mittlerweile die Kraft, um für unsere Beziehung zu kämpfen.
Re: Die ungewollte Kinderlosigkeit zerstört unsere Partnerschaft- und mein gesamtes Leben
Hallo Tif,
es tut mir sehr, sehr leid, dass du durch so eine furchtbare Zeit gehen musst. Mein Freund ist zwar den IVF Weg mit mir gegangen, aber ich mich sehr in dich reinversetzen, wie sich unerfüllter Kinderwunsch anfühlt.
Ich kann Riklinde in allen Punkten beipflichten, ich will nichts wiederholen, deswegen stichwortartig ein paar Gedanken.
- ich glaube sehr wohl, dass dein Freund auch Kinder will, aber wenn er sich ein Leben ohne Kinder wirklich nicht vorstellen kann, wäre er jetzt nach so langer Zeit Kinderwunsch auch endlich mal bereit zum nächsten Schritt, z.B. IVF, Adoption oder was auch immer
- es ist richtig, Männer gehen mit dem Thema unerfüllten Kinderwunsch anders als wir Frauen um, sie brauchen länger um zu nächsten Schritte einzuwilligen, sie mögen keine Arztbesuche, Spermienproben abzugeben mag wohl keiner (obwohl uns ein Besuch beim Gyn, der ja auch an unsere Intimstes geht, eigentlich nicht viel ausmacht), sie fressen eher Probleme in sich rein und so weiter....das ist jetzt ein bisschen ein Verallgemeinerung, es gibt sicher Ausnahmen
- auch um den Schritt zu einer IVF zu gehen, brauchen Männer oft länger als wir Frauen, wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir die erste IVF schon ein Jahr früher gemacht: versuch hier die längere Bedenkzeit deines Mannes zu akzeptieren....aber du hast schon alle Geduld gehabt, meine wäre schon längst zu Ende
- dein Mann findet immer wieder Ausreden die nächsten Schritte zu gehen, zum Teil wirklich lachhafte (das mit der Überweisung), ich könnte ihn nicht mehr ernst nehmen
- vertraue nicht drauf, dass er sich bei dem Thema sehr ändert, wie gesagt, mehr Bedenkzeit und so ist in Ordnung, aber das geht zu lange, warum soll sich jetzt genau im nächsten Jahr was ändern, warum soll er plötzlich mitziehen.... das ist eher unwahrscheinlich
Wenn du dir aus ganzem Herzen ein Kind wünscht, und danach hört es sich wirklich an, folge diesem Weg, lass dich nicht davon abbringen, auch nicht durch eine noch so tolle Beziehung. Ich kenne alle Konstellationen: Mann wollte Kind-sie nicht, andersrum. Was ich beobachte ist immer das gleiche: wenn einer ein Kind will und der andere nicht hat die Beziehung eine unglaublich große Bürde zu tragen, ich kenne auch einige, die daran zerbrachen. Ich weiß das bei allen irgendwann das: "...wegen Dir hab ich nicht...", also Vorwürfe, Zweifel, Trauer kommen. Das tut keiner Beziehung gut. Wie meine Vorrednerin sagte, der Entscheid für oder gegen ein Kind ist was absolut Fundamentales. Hier gibt es weder Kompromiss noch Überredung, es ist leider so.
Mein bester Freund hat bereits Kinder, seine neue Freundin darf deswegen keine haben, sie ließ sich drauf ein. Die Beiden führen eine super Beziehung, noch, aber wenn ich mit ihr über das Thema rede, höre ich tiefe Trauer und schon teilweise Bedauern, das Thema Kinder für die Beziehung geopfert zu haben. Das Thema ist aufgrund des Alters kein wirkliches Thema mehr, aber von innerem Frieden mit der Kinderlosigkeit höre ich so gar nichts.
Ein Kind ist eines der größten Wunder unseres Lebens. Wenn Du auch so ein Wunder geschenkt bekommen willst, nimm die Zügel in die Hand und verfolge Dein Ziel. Nur so kannst Du Dich irgendwann umdrehen und sagen: ich habe es versucht meinen Traum zu verwirklichen (und das hat dann geklappt oder nicht), aber ich hab nicht einfach gewartet, ich hab mich nicht von anderen abhängig gemacht. Glaub mir, das wird dir gut tun und ein ganz tiefe innere Ruhe bringen mit der du gut leben kannst.
Ich wünsche dir alles, alles Gute.
j
Re: Die ungewollte Kinderlosigkeit zerstört unsere Partnerschaft- und mein gesamtes Leben
Hallo Joseph,
ich danke dir, auch im anderen Forum, für deine ehrliche Meinung. Ja, im Prinzip bin ich mir sicher, dass mein Freund auch Kinder haben möchte. Genau deshalb bin ich in so einem enormen Gefühlschaos!
An einem Tag denke ich, dass es das Beste für mich wäre, mich von ihm zu trennen, um mein Glück zu finden und meinen Kinderwunsch zu verwirklichen. Am nächsten Tag widerum werde ich mir bewusst darüber, dass wir uns lieben und denke, dass unsere Partnerschaft an erster Stelle stehen sollte. Wir sollten (endlich) heiraten,das Haus sanieren und Pflegekinder aufnehmen! Warum alles wegen diesem blöden Kinderwunsch zerstören!?
Mir ist jedoch klar, dass ich keine Garantie dafür habe, dass nächstes Jahr oder in zwei Jahren die Zeit für ihn "richtig" ist. Für ihn gab es in den letzten 6 Jahren niemals den richtigen Zeitpunkt, um uneingeschränkt mit mir den IVF-Weg zu gehen. Und ich befürchte, dass es den richtigen Zeitpunkt für ihn niemals geben wird.
Selbst jetzt, wo wir das Problem aktiv angehen wollen, blockiert er diesen. Selbst wenn er tatsächlich "nur" der Meinung wäre, dass z.Zt. nicht der richtige Zeitpunkt sei, würde er mich dennoch einfach unterstützen, wenn er es ernst meinen würde. Es scheint, als habe er Angst vor der Verantwortung...
Dass ich mal optimistisch bin und dann wieder völlig deprimiert, liegt daran, dass ich einfach nicht weiß, welchen Weg ich gehen soll. Vielleicht habe ich auch einfach Angst vor einer Trennung und der Realität, die so schrecklich anders ist als unser Traum von Hochzeit, Haus, Familienidylle...
Ich bin jetzt 30, er 33. Und ich kann einfach nicht erkennen, welcher Weg richtig ist!? Merkwürdgerweise fühlen sich beide Wege (Trennung oder Heirat) komplett falsch an!
Re: Die ungewollte Kinderlosigkeit zerstört unsere Partnerschaft- und mein gesamtes Leben
Liebe Tif!
Erstmal möchte ich dir sagen, du bist nicht allein. Viele Männer haben damit ein Problem und brauchen viiiiiiieeeeeelll Zeit. Meiner hat 13 Jahre gebraucht, bis wir mit dem Üben angefangen haben. Und 14 bis wir geheiratet haben!!! Bin seit 2 Monaten verheiratet und 1 Kind habe ich immer noch nicht, hatte im April d. J. eine Fehlgeburt.
Es wäre interessant zu wissen, wie alt ihr seid!!?? Ich würde erstmal zu ihm zurück gehen. Vielleicht hat er in dieser Zeit ohne Dich etwas gelernt, versuche ihm ein bisschen zu vertrauen, dass stärkt auch eure Beziehung wieder. Das mit der Zeitverschwendung finde ich solltest du nicht so sehen, denn du bist ja nicht nur wegen dem Kinderwunsch mit ihm zusammen oder? Er fühlt sich sonst wahrscheinlich wie ein Zuchtbulle! Das er das als hysterisch bezeichnet hat und mit dir dann eh kein Kind haben will, hat er garantiert nicht so gemeint, da bin ich mir sicher!
Kopf hoch, ich kann das alles sehr gut verstehen. Es ist eine sehr schwere Zeit!
Ich wünsch dir alles Gute!
LG,
Lisl
Re: Die ungewollte Kinderlosigkeit zerstört unsere Partnerschaft- und mein gesamtes Leben
vielleicht einen Eheberater aufsuchen. Schlussendlich ist das aber eine sehr persöhnliche Sache zwischen euch beiden. Mit so etwas solltest du nur dir und ihm vertrauen und nur das unter euch klären und auf dich selber hören. Bei sowas brauchst du keinen Rat aus einem Forum.
Re: Die ungewollte Kinderlosigkeit zerstört unsere Partnerschaft- und mein gesamtes Leben
Zitat:
vielleicht einen Eheberater aufsuchen. Schlussendlich ist das aber eine sehr persöhnliche Sache zwischen euch beiden. Mit so etwas solltest du nur dir und ihm vertrauen und nur das unter euch klären und auf dich selber hören. Bei sowas brauchst du keinen Rat aus einem Forum.
Guten morgen, hab mir das Thema jetz mal durchgelesen und muss sagen, dass es schon legitim ist, in der Situation alles mögliche zu versuchen, um Rat zu bekommen. Ob man es hier im Forum oder, was fast wichtiger ist, in den jeweiligen Familien bespricht, ist nicht so wichtig.
Re: Die ungewollte Kinderlosigkeit zerstört unsere Partnerschaft- und mein gesamtes Leben
Hallo, das ist wirklich eine sehr schwierige Situation. Nun ist bereits einige Zeit vergangen. Wie sieht es denn inzwischen aus? Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute. LG
Re: Die ungewollte Kinderlosigkeit zerstört unsere Partnerschaft- und mein gesamtes Leben
Hallo Liebes! Vielleicht hat sich das Blatt inzwischen bei Dir zum positiven gewendet,und wenn nicht der alte,dann ein neuer Schönling in DICH verguckt!!!Liebe Grüsse von Katalin.
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