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Kritisches Thema

Ich bin ziemlich verzweifelt und weiß nicht wohin mit meinem Thema, deshalb versuche ich es hier mal. Bevor ich mein "Problem" beschreiben, möchte ich ganz deutlich klarstellen, dass ich niemanden vor den Kopf stoßen möchte und auch keine "sei doch froh" Kommentare hören möchte... Ich fange einfach mal an. Vielleicht hört ihr auch nach dem zweiten Satz auf zu lesen, weil ihr denkt, darauf habe ich keinen Bock.

Seit Erwin auf der Welt ist, ist er ein unglaublich ausgeglicher und unkomplizierter kleiner Mann. Alle Freundinnen und Bekannte haben mich noch nie sagen hören, dass er mal geschrieen hat. Er schläft schon sehr lange durch (auch wenn er sehr früh seine Nacht beendet), isst gut und war nur zweimal erkältet.

Was ist nun eigentlich mein Problem? Verständlich, dass sich das jede fragen wird, die das liest...

Ich traue mich bei fast niemandem mal meine "stressigen Tage" zu erzählen, weil es überall wenigstens ein bisschen schlimmer ist als bei mir. "Da musst du mal einen Tag bei uns verbringen, dann weißt du was Stress ist" oder "Wenn Erwin mein Kind wäre, würde ich morgens schon Prosecco trinken" sind Zitate, die zumindest im ähnlichen Wortlaut gefallen sind. Es gibt eine einzige Person, die mir nicht das Gefühl gibt, Luxus zu jammern. Ich kann das nirgends "ablassen", weil mich kaum jemand ernst nimmt. Ganz im Gegenteil fühle ich oft sogar ein schlechtes Gewissen, von meinem Tag zu erzählen. Selbst wenn ich Anteil nehmen möchte an einem Scheiß Tag einer Freundin, gibt es mir das Gefühl, ich hätte sowieso keine Ahnung mit meinem Vorzeigekind.

Sollte ich nicht eigentlich stolz und einfach nur glücklich sein, dass es ist wie es ist?

Danke, dass es aus mir raus durfte... Und nochmal: ich will keine Komplimente oder so abgreifen. Mir ist das Thema sehr ernst. Vielleicht verhalte ich mich auch falsch anderen gegenüber, denn eine Freundschaft ist schon zerbrochen. Ich will das nicht noch mit anderen Menschen riskieren, die mir was bedeuten. Ein Denkanstoß für mich wäre hilfreich...
Bisherige Antworten

Re: Kritisches Thema

Hallo! Eins vorweg: Ich habe keine Kinder. Kann nur Vermutungen stellen und hoffe dir trotzdem helfen zu können.

Ich verstehe dich so, dass dich der Neid von anderen stört. Du hast ein ruhiges Kind und andere eher ein aktiveres. Oder hast du dir das Leben mit einem Kind stressiger vorgestellt (durch hören von anderen) und bist nun verwundert (vielleicht auch enttäuscht), dass es Erwin ein so lieber Schatz ist? 

Was erzählst du denn deinen Freundinnen? Woraus besteht dein Jammern? Das konnte ich nicht herauslesen.

Ich denke deine Freundinnen sind durch den Stress mit den Kindern (Lebensveränderung, wenig Schlaf, Geschrei) merh oder weniger am Limit. Und sobald jemand kommt, der das nicht hat, kommt bei ihnen Frust und soagr Neid auf "Wieso hat sie so ein tolles Leben?" Aber das ist ja überhaupt nicht dein Problem!!!!! Du bist nicht Schuld daran, dass deren Kinder so sind wie sie sind!!! Das muss dir klar werden!! Versuche es zu ignorieren und freue dich über deinen wunderbaren Schatz!!!! Und wer weiss, vielleicht bist du bald über die ruhige Anfangszeit froh, wenn er doch bald trotzig wird :ROSE:

LG

Re: Kritisches Thema

Danke Schnittchen, ja ich glaube in deinen Worten liegt viel wahres. Ich denke so oft, mir fehlt ein bisschen Empathie für die Situation anderer. Dennoch teilt man eben auch gerne die schönsten Momente... Aber es gibt eben auch dann Tage, an denen es auch mit "Vorzeige Kind" nicht einfach ist... Eben auf meinem Gewohnheitslevel

Re: Kritisches Thema

Ich finde es nicht fair von deinen Freundinnen wenn sie das abtun nur weil ihre Kinder " stressiger" sind. Ich glaube ein Alltag mit einem Kind ist immer anspruchsvoll und zährt einen. Vorallem wenn man es richtig machen möchte und das kind/die Kinder viel Aufmerksamkeit, Beschäftigung und Zuneigung bekommen.

Bei mir ist das ähnlich mit meinen Schwestern. Wir verstehen uns zwar sehr gut jedoch brauch ich mit meinem " gejammer" über den Alltag mit meinem Einzelkind nicht kommen. Dann heißt es immer" du mit deinem braven Mädel", warte mal wie das ist wenn die Geschwister kommen".. Bla bla bla..
Eine hat drei Jungs die andere drei Buben und ein Mädchen. .. manchmal nervt mich das und denke mir die haben ja auch mit einem angefangen jedoch ist das scheinbar schon viel zu weit weg.
Mitlerweile sag ich nix mehr dazu sonst ärgere ich mich nur.

Vielleicht musst du mal offen mit denen reden und ihnen sagen das dich das ärgert auch du hast deine sorgen und bist erschöpft!

Re: Kritisches Thema

Es ist nicht so, dass jemals eine mich irgendwie angegriffen hat, es ist eben nur selten Raum für meine "Luxus Sorgen". Eben weil es entweder nur selten als Sorgen anerkannt wird, oder ich mich nicht traue, davon zu berichten.

*einschleich*

Hallöchen, das ist echt eine blöde Situation, in der du da steckst und ich kann nur sagen, dass ich es immer wieder traurig finde, wenn Frauen, noch dazu Freundinnen, sich gegenseitig so stressen. :-(

Zu deinem eigentlichen Problem fällt mir ein, dass jeder seine Situation anders empfindet. Bei mir war es zum Beispiel so, dass ich meine Große als sehr anstrengend und fordernd empfunden habe. Sie hat viel geweint, schlecht geschlafen, das volle Programm. Ich war mit ihr sogar in der Schreibaby-Ambulanz, weil ich echt verzweifelt war.
Meine zweite Tochter war dagegen ein total pflegeleichtes Baby. Das Interessante aber passierte beim Dritten. Er war schwer krank bei der Geburt (was wir vorher wussten), lag auf Intensiv und musste zwei Tage nach Geburt operiert werden. Wir waren lange im KH und das 300km von zuhause entfernt. Nach der Entlassung war auf vieles zu achten, Medikamente, Arztbesuche, Therapien etc. Trotzdem habe ich ihn nie als stressiges Kind empfunden. Deshalb bin ich letztens aus allen Wolken gefallen, als meine liebe Nachbarin fragte, wie ich es eigentlich empfunden habe, so ein Schreikind zu haben (?!?). Klar, er hat mal geweint, aber ich fühlte mich nie überfordert oder verzweifelt wie bspw. bei meiner Großen.

Damit möchte ich dir Mut machen, selbstbewusst zu deinen Problemen und Nicht-Problemen zu stehen, denn sicher spielt es auch eine Rolle, wie man selbst empfindet. Für deine Freundinnen solltest du natürlich ein offenes Ohr haben, aber ruhig auch mal einfordern und verbalisieren, dass dir auch Sorgen zustehen.

Alles Liebe
Jay

Re: *einschleich*

Vielen Dank Jaymah, ich glaube mittlerweile das Problem liegt irgendwie bei mir. Ich bin sehr aktiv bei WhatsApp und schicke Fotos etc. Vielleicht vermittle ich da auch zu viel "Positives". Ich will eigentlich wirklich niemanden schlecht reden, ganz im Gegenteil, ich suche wirklich nach Problemen bei mir. Klar ärgert es mich manchmal, aber es ist eher ein Gefühl, das von mir ausgeht, weil es eben bei anderen anders ist. Ich weiß nicht ob ich das irgendwie verständlich beschreiben kann

Re: *einschleich*

Was mir dazu noch einfällt, ich arbeite schon sehr lange in der Familienbildung und bei wirklich jedem Kind ist es so, dass es Stärken und Schwächen hat. Das klingt jetzt irgendwie banal, aber ich konnte viele schon trösten, indem ich den Blick auf das Positive gelenkt habe. Vielleicht ist das auch ein Tipp für dich im Umgang mit anderen. Meine Freundin zum Beispiel hat einen kleinen Sohn im Alter meines Kleinen, der spricht noch kein Wort, während meiner in vollständigen Sätzen spricht. Ihr macht das schon irgendwie zu schaffen und ich konnte sie aber darauf aufmerksam machen, dass er dafür total gelassen und ein richtig guter Esser ist (beides fällt meinem jungen Mann nicht so leicht).
Oder meine schwierige Große war motorisch unglaublich fit, konnte schon früh laufen und war da immer sehr ehrgeizig.
Vielleicht kannst du deine Freundinnen dahingehend unterstützen, dass du bei ihren Kindern das Positive suchst?
GLG Jay

Re: *einschleich*

Das finde ich einen wirklich super Tipp... Also das positive bei den anderen Kindern betonen.
Ich versuche immer, mich und mein Verhalten zu reflektieren und ich denke, dass vielleicht mein Anteil sein könnte, dass ich manchmal nicht recht darüber nachdenke was ich zum Beispiel über WhatsApp schreibe oder verschicke. Letztens hat mir eine Freundin ihren stressigen Tag bzw Tage erzählt und, ich glaube am nächsten Tag habe ich ein Foto von einem Cappuccino und einem Buch geschickt. Erwin war bis mittags in der Kita und ich habe die Zeit genutzt, um mich zu entspannen. Was will ich damit sagen? Man kann so ein Foto natürlich richtig falsch interpretieren und ich hätte vielleicht auch nochmal drüber nachdenken müssen, ob ich es unbedingt schicke. Die Freundin hat zwar nicht negativ darauf reagiert, aber ich hätte es vielleicht an ihrer Stelle.

Was ich meine ist, dass ich auch lernen muss, meine Freude adäquat zu dokumentieren.

Re: *einschleich*

Oh, das war vielleicht wirklich etwas unbedacht in dieser Situation. Ich denke, dass du mit deiner Selbstreflexion aber auf einem guten Weg bist.
Ich drücke dir die Daumen, dass sich bald alles wieder bessert...

Re: Kritisches Thema

Hallo Karamellbonbon,

Schön von dir zu lesen :)

Ich habe auch so ein Vorzeigekind daheim und klar, man hat trotzdem immer mal einen stressigen Tag oder irgendwann klappt mal eine Sache nicht so gut wie gewohnt. Und auch wenn anderen die Sorgen die man sich deswegen macht, nicht als "wichtig" erscheinen, weil sie vielleicht größere haben, finde ich doch du hast genauso ein Recht zu jammern, wie alle andren. Denn Sorgen sind Sorgen, und die muss man eben ab und zu mal loswerden können.
Wenn du dich in deinem Umfeld nicht traust, über deine Luxussorgen zu reden, dann jammer doch hier im Forum ein bisschen ;) dafür sind wir ja da.

Ich finde auch jaymah hat recht. Es kommt immer darauf an, wie man etwas empfindet. Für den Dreijährigen ist der Luftballon, den er gerade aus Versehen losgelassen hat und der jetzt Richtung Himmel fliegt, ein Weltuntergang. Aber die anderen, die außenrum stehen, denken sich nur, was für ein Drama wegen eines Luftballons. Du empfindest manches vielleicht auch nicht als stressig was andere total nerven würde. Dafür hast du eben Sorgen, die andre nicht haben.

Alles Gute!

Re: Kritisches Thema

Hey, schön von Dir zu hören, liebes Karamellbonbon!

ich schließe mich auch noch an...wie Deine Freundinnen sich verhalten, kann ich nicht verstehen. Dieses Vergleichen, welche Mama nun das stressigste Baby hat und welche Mama am meisten zu tun hat, was soll denn das bringen? Und ich sehe das aus der Sicht einer Mama mit nicht so ganz pflegeleichten Kindern. Denn keines meiner drei Kinder war/ist wirklich unkompliziert. Wenn ihnen was nicht passt, machen sie das alle drei ziemlich deutlich klar (die Kleinste halt noch mit ordentlich Gebrüll). Aber von mir würdest Du solche Sätze sicher nicth hören. Denn selbst ein total liebes ausgeglichenes Kind ist ja keine Maschine und hat auch mal einen schlechten Tag. Und der trifft die Mama genauso wie eine Mama mit einem eher unausgeglichenen Kind. Hast Du denn mal mit Deinen Freundinnen gesprochen und ihnen gesagt, dass Du Dich unverstanden fühlst?

Re: Kritisches Thema

Liebes Karamelbonbon, ich habe auch so ein Vorzeigekind. Ich kann ihn sogar mit zu Seminaren nehmen und er tut gut. Dazu ist er noch so ein Sonnenschein, dass ihn so gut wie jeder mag.

Die letzten drei Tage war ich mit meinem Mann in einem guten Hotel. Er hatte ein sehr anstrengendes Seminar, ich im Prinzip den ganzen Tag frei. Abends fragen die mich, was ich wohl gemacht habe, mit so einem Kind ist es ja schön.

Ja, ich konnte den gesamten Luxus des Hotels genießen, hatte nur mal eine Stunde die geschäftlichen Mails checken müssen und ein paar Anrufe tätigen und sonst hatte ich wirklich frei ohne jede Aufgabe. Und trotzdem war ich am Abend müde. Es ist so. Du mußt ja immer voll konzentriert dabei sein und meiner räumt restlos alles aus und nimmt auch alles in den Mund. Er ist lieb dabei, aber aufpassen muss ich trotdzem.

Und ganz ehrlich am letzten Tag habe ich mich ins Seminar gemogelt. Morgens schlief der Kleine im Kiwa im Seminar, mittags turnte er rum und wurde von allen verhätschelt. Und das war wesentlich weniger anstrengend, als auf dieses Vorzeigekind alleine aufzupassen.

Gerne kannst Du mir PN schicken.

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