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Wurzelbehandlung (neue Methode sinnvoll)?

Kategorie: Allgemeinmedizin » Forum Zahngesundheit | Expertenfrage

25.09.2007 | 12:56 Uhr

Hallo.

Mein Zahnarzt hat mir gestern eröffnet, dass bei mir eine Wurzelbehandlung (Endotonie) am Zahn Nr. 5 oben notwendig wäre.

Es wurde nur auf und am Zahn und am Zahnfleisch herumgeklopft und ein Reaktionstest mit Kältespray gemacht.

Ein Röntgenbild wurde nicht erstellt.

Der Zahn wurde aufgebohrt und mit etwas gefüllt (wahrscheinlich Antibiotika), dann provisorisch verschlossen. Ich soll in 10 Tagen wiederkommen für die endgültige Wurzelfüllung.

Nun meine Fragen:

Kann man ohne Röntgenbild zuverlässig eine notwendige Wurzelbehandlung diagnostizieren?

Weiterhin wurde mir eine neue Behandlungsweise (Nickel-Titan-Feilen, elektronische Längenbestimmung usw.) sehr empfohlen.

Allerdings müsste ich hierbei 80 Euro pro Wurzel selbst zahlen.

In meinem Fall wären das lt. Aussage 80 Euro. Woher weiß man ohne Röntgenbild, welche Wurzel des Zahnes entzündet ist (ich hoffe, ich gehe recht in der Annahme, dass mein Zahn mehrere Wurzeln hat).

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25.09.2007, 02:15 Uhr
Antwort

Liebe(r) Patient(in),

wenn ein Zahnnerv bereits von allein im Kanal abgestorben ist (der Zahn reagiert dann nicht mehr auf den Kältetest), muss er aus dem Zahn entfernt und der Wurzelkanal entsprechend behandelt werden. Das sollte in diesem Fall schmerzfrei und ganz ohne Betäubung geschehen können.

Ein anderer Grund, eine Wurzelkanalbehandlung durchzuführen wäre eine auszutauschende Füllung oder eine Karies, die bereits in der unmittelbaren Nähe zum Nerven liegen, oder aber eine spontane Zahnnerventzündung, welche jedoch mit entsprechend heftigen Schmerzen einhergeht.

Ziel einer Wurzelbehandlung ist das vollständige Entfernen der Nervenfasern und eine Reinigung des Zahn- und Wurzelinneren mit nachfolgendem dichten Verschluss dieser entstandenen Hohlräume. Verbleiben Bakterien im Kanal, können diese in den Bereich der Wurzelspitze vordringen und dort eine Entzündung verursachen.

Nicht selten sind Wurzelkanäle mit herkömmlichem Instrumentarium nur schwer zugänglich oder weisen an einigen Stellen Abzweigungen auf, welche schlecht zu erreichen sind. Lt. Richtlinine der gesetzlichen Krankenkassen müsste ein solcher Zahn entfernt werden. Hier können jedoch auch erweiterte Massnahmen durchgeführt werden, bei denen mit speziellen Instrumenten (Nickel-Titan-Feilen) und Verfahren (elektrometrische Längenbestimmung, maschinelle Aufbereitung, spez. Verfahren zur Wurzelfüllung) die Kanäle aufbereitet und gereinigt werden. Diese Methoden sind allerdings keine Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen.

Jeweils der 5. Zahn im Oberkiefer hat i.d.R. nur eine Wurzel und auch nur einen Wurzelkanal. Somit sollten die Angaben Ihres Behandlers bzgl. der Kosten richtig sein. In sehr seltenen Ausnahmen kann auch der 5. Zahn zwei Kanäle aufweisen. Der zweite Kanal wäre dann bei dem eigentlichen Aufbereitungsversuch oder mittels Röntgenbild zu erkennen. Die wichtigste Röntgenaufnahme ist das Kontrollröntgenbild nach Abschluss der Wurzelfüllung, um sicher zu gehen, dass der Verschluss dicht gelungen ist. Allerdings verzichten die meisten Behandler auch nicht auf eine vorherige Aufnahme, um den zu erwartenden Behandlungsaufwand besser einschätzen zu können.

Mit freundlichen Grüssen
Ihr sanvartis-Expertenteam

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25.09.2007, 05:17 Uhr
Antwort

Vielen Dank für die schnelle Antwort.

Noch eine Frage:

Ist die althergebrachte Methode (Stahlfeilen, Paste zur Füllung) nicht mehr guten Gewissens zu empfehlen?

Woher weiß ich als Laie, für welche Variante der Behandlung ich mich entscheiden soll?

Mit freundlichen Grüßen.

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26.09.2007, 07:48 Uhr
Antwort

Liebe(r) Patient(in),

sofern die anatomischen Gegebenheiten nicht weiter ungewöhnlich sind, kann selbstverständlich auch die herkömmliche Methode zum Einsatz kommen. Dabei sollte jedoch das Ziel der Behandlung nicht aus den Augen geraten - das vollständige Aufbereiten des Kanals, Entfernung aller Bakterien und dichte Wurzelfüllung bis zur Wurzelspitze. Wenn der Zahnarzt der Auffassung ist, der Zugang zum Wurzelkanal ist nicht erschwert, ist die Verwendung von speziellen Feilen nicht zwingend erforderlich.

Leider ist es als Laie nahezu unmöglich dies zu beurteilen. Allerdings wirft der 5. Zahn im Oberkiefer selten erschwerte Bedingungen auf. Sein Wurzelkanal ist zumeist gerade und gut zu erreichen. Wichtig ist vor allem, dass er eben möglichst bis zur Wurzelspitze gereinigt und verfüllt wird. Ob dies mit herkömmlichen oder nur mitspeziellen Verfahren möglich ist, obliegt der Beurteilung Ihres Zahnarztes. Sie sollten ihn dennoch fragen, warum er sich in Ihrem Fall für erweiterte Behandlungsmethoden entschieden hat (zumal es kein Röntgenbild zur Beurteilung gibt...).

Beste Grüsse
Ihr sanvartis-Expertenteam

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26.09.2007, 10:47 Uhr
Antwort

Vielen Dank noch mal für die sehr ausführlichen und schnellen Antworten.

Sie haben mir sehr geholfen.

Viele Grüße.

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