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Wo gehöre ich hin?

Hallo Zusammen,

 

ich möchte einfach mal meine Gefühle und meine Geschichte runter schreiben und hoffe dass ich das hier tun darf.

 

Ich bin 30 Jahre alt, glücklich verherheiratet und habe einen wundervollen und gesunden 2-jährigen. Mein Mann und ich haben kurz nach der Geburt unseres Sohnes beschlossen, dass unser Kind mind. die ersten 3 Jahre Einzelkind bleibt, deshalb habe ich mir eine Hormonspirale einsetzen lassen, da ich während meiner Periode immer schmerzen hatte schien uns das eine gute Wahl zu sein.

Seit dem die Spirale sitzt (Anfang 2018) hatte ich keine Periode mehr, höchstens mal ein bisschen Blut am Toilettenpapier und das auch nur selten.

Letzte Woche Sontag hatte ich starke Bauchschmerzen, die bis in den Rücken zur Vagina und gefühlt auch zum Schließmuskel gezogen haben. Zuhause bin ich dann in die Badewanne gegangen mit dem Gedanken, dass ich mir vielleicht den Magen verdorben habe. Da auch in der Badewanne und danach wieder alles besser war habe ich mir keine weiteren Gedanken gemacht. Bin auch Montag ganz normal zur Arbeit gefahren bis gegen Vormittag die Schmerzen wieder schlimm und nahezu unerträglich wurden. Die schmerzen waren wirklich sehr schlimm, schlimmer als Wehen. Zu dem Zeitpunkt war mir klar das irgendwas nicht stimmt, so schmerzen kannte ich nicht und konnte sie auch keinen Körperteil zu ordnen. Ja ich habe kurz an eine Eileiterschwangerschaft gedacht, aber zu dem Zeitpunkt eigentlich eine Schwangerschaft ausgeschlossen und gedacht, dass es vielleicht Nierensteine oder auch Blinddarm sein könnten. Mein Mann hat sich von der Arbeit freigenommen und ist dann mit mir und unserem Sohn (den er von der Tagesmutter abgeholt hat) nach Hause gefahren, da alle Ärzte Mittagspause hatten.

Ich bin wirklich nicht der Mensch der gerne zum Arzt geht und versuche das meistens zu vermeiden. Und ich habe gedacht, die Mittagspause halte ich noch aus und gehe nicht in die Notaufnahme. Mein Mann hat mich dann zu dem ersten Arzt gefahren der wieder aufgemacht hat, die Ärztin war ratlos, hat einen Ultraschall gemacht aber nichts auffälliges gesehen und hat mich dann ins Krankenhaus eingewiesen. Dann habe ich meinen Mann angerufen der in der zwischenzeit mit unserem Kind auf dem Spielplatz war, wir allso auf den Weg ins Krankenhaus. In der Notaufnahme war nur ein Kind mit Sportunfall, sollte also schnell gehen (habe ich gehoft). Mir wurde auch sofort Blut abgenommen, ergebnisse sollten in 30 Minuten da sein, nach 45 Minuten warten wurde das Wartezimmer immer voller und ich habe Kind und Mann nach Hause geschickt. Geschlagene 3 Stunden später wurde ich dann endlich aufgerufen und sollte eine Urinprobe abgeben. Ärztin in der Notaufnahme schloss Blinddarm direkt aus und fragte ob ich Schwanger sei. Ich habe geantworter "ich hoffe nicht, ich habe eine Hormonspirale". Es wurde also ein Schwangerschaftstest angeordnet, Ärztin vermutet Blasenentzündung, obwohl die Entzündungswerte im Blut dafür eigentlich nicht hoch genug sind. Dann ist der Schwangerschaftstest positiv!!! Ich bin aus allen Wolken gefallen und habe nur gedacht: "Nein, bitte nicht! Wir wollten doch noch warten"

Die Ärztin sagt sie vermutet Einnistungsschmerzen und gratuliert mir, wie zwei weitere Schwestern auch. Ich habe das Wort Eileiterschwangerschaft in den Mund genommen, werde damit aber irgendwie komisch von der Ärtzin belächelt. Die Ärztin macht auch einen Ultraschall sieht aber auch nichts. Da wir mitlerweile nach 19:00 Uhr haben, ist kein Gyn mehr im Haus. Sie hat dann die Ärtzin in Rufbereitschaft angerufen, damit sie sich das doch noch mal anschaut. Sie kommt aus einer Nachbarstadt, also noch mal ca. 45 Minuten warte. In der Zeit habe ich meinen Mann angerufen, er kann nicht vorbei kommen, da keiner auf unser Kind aufpassen kann, also muss ich alleine warten. Wir sind am Telefon die Möglichkeiten durchgegangen und aufgrund des verhalten der Notärztin hat sich ein funken Hoffnung bereit gemacht. Klar schaffen wir ein zweites Kind, wir wollten eins halt erst frühstens in einem Jahr, aber ok ein geplantes Wunder und ein überraschendes Wunder ist doch was tolles. Ich frage mich weit ich wohl bin und ob es diesmal vielleicht ein Mädchen wird, ich habe mir ja doch heimlich in den letzten 1-2 Monaten sehr nach einem zweiten Kind gesehnt. Irgendwie war die Angst vor einer Eileiterschwangerschaft durch das verhalten der Ärte und der Schwestern wie weggeblasen. Meine Sorgen waren, dass ich Mittag ein ein Mettbrödchen gegessen hatte und am Wochende Bier getrunken hatte.

Endlich kommt die Gynäkologin und untersucht mich, die schmerzen sind auch garnicht mehr so stark, es waren vielleicht doch nur ungewöhnlich starke Einnistungsschmerzen. Während des Ultraschalls dann: "In der Gebärmutter sehe ich nichts. Aber außerhalb der Gebärmutter vermutlich im linken Eileiter ist freie Flüßigkeit, also Blut. Laut HCG Wert müssten sie in der 7.-8. Woche sein da müsste ich in der Gebärmutter was sehen was ich nicht tue und da Sie Blut im Bauch haben, vermute ich eine Eileiterschwangerschaft. Ich kläre ab ob wir Sie heute noch Notoperieren müssen oder ob wir bis morgen früh warten können. Bitte bleiben Sie hier, ich gehe telefonieren."

Bumm, das hat geseßen. Wie schnell ging es von herzlichen Glückwunsch Sie sind schwanger zu, sie haben einen Fremdkörper in sich der entfernt werden muss. Ich muss jetzt sofort mit meinem Mann sprechen war alles was mir eingefallen ist. Also bin ich raus aus den Untersuchungszimmer, da ich da keinen Empfang hatte und habe meinen Mann angerufen. Er hat meinen Bruder erreicht, er passt auf unseren Sohn auf und kommt sofort vorbei. Ich war bis dahin total gefasst und füllte mich nur irgendwie so als würde das alles garnicht mir passieren und als wäre ich nur ein Zuschauer. Die Gynäkologin kam zurück und hat noch einen Ultraschall an den Nieren gemacht und mir dann gesagt, dass ich morgens als erstes in den OP komme wenn sich mein Zustand nicht nachts noch drastisch verschlechtert.

Ich sollte am Empfang noch ein paar Papiere abholen, als mein Mann kam. Da überkamen mich dann alle Gefühle. ich habe fürchterlich angefangen zu weinen und habe ihm gesagt "Sie töten morgen früh unser ungebores Kind" Für mich füllte es sich so an, dieses kleine Wesen wird nie eine Chance auf Leben haben. Als ich mit meinem Sohn ungefähr soweit in der Schwangerschaft war habe ich das erste mal sein Herz schlagen gesehen.

Mein Mann war toll er hat mir halt gegeben und alles mit der Firma und unserem Sohn geklärt und der Nachtschwester alle Fragen gestellt, die ich der Ärztin nicht stellen konnte. Die Nachtschwester hingegen hat mich Wahnsinnig gemacht, sie wollte mir nichts mehr zu trinken geben obwohl sowohl mit der Gyn als auch mit dem Anestesisten vereinbart war, dass ich noch bis 24 Uhr essen und bis 06 Uhr morgens Wasser trinken darf.

Das mit der OP morgens um 08:00 Uhr hat natürlich nicht geklappt, ich war darüber nicht unglücklich, weil ich es so geschafft habe meinen Mann vor der OP noch zu sehen. Ich hatte während ich auf die OP gewartet hatte immer die Hand auf meiner linken Seite und habe mich im Stillen bei meinem Sternchen entschuldigt und mich versucht von ihm zu verabschieden. Und dabei habe ich innerlich gebetet es möge doch bitte bitte am Eierstock sitzen oder sie mögen den Eileiter entfernen müssen, damit das Risiko einer zweiten Eileiterschangerschaft nicht steigt.

Nach der OP noch im Aufwachraum habe ich geschaut wie groß die Pflaster am Bauch sind, da es nur kleine waren und ich auch nur ca. 1,5 Stunden im OP war malte ich mir aus dass die OP ohne Komplikationen gelaufen ist. Aber ich konnte es immer noch nicht glauben vorher war ich Schwanger und jetzt nicht mehr. Ich hatte keine Zeit es zu bereifen, dass ich überhaupt Schwanger war und dann war ich es schon nicht mehr.

Nach der OP wurde mir gesagt ich hatte glück, es war keine Eileiterschwangerschaft sondern eine Eierstockschwangerschaft. Ja ich gebe zu, irgendwie macht es das für mich ein wenig leichter zwar musste ein winziger Teil des linken Eierstocks entfernt werden, aber kein Eileiter oder gar die Gebärmutter wurden beschädigt.

Nach der OP kammen dann langsam alle Gefühle hoch. Ich habe mich schuldig gefühlt weil mein erster Gedanke nach dem positiven Schwangerschaftstest war: "Nein bitte nicht!" Ich bin tot traurig, ich habe ein Kind verloren. Aber ich fühle mich auch irgendwie nirgends zugehörig. Ich weiß diese Schwangerschaft hätte niemal beendet werden können, ich wäre daran gestorben und mit mir mein Kind (falls es lebensfähig gewesen wäre). War das Kind lebensfähig oder war es wirklich nur ein Zellhaufen? Hatte ich eine Abtreibung? Hat das Herz meines Kindes geschlagen und es musste sterben bevor es anfangen konnte zu leben. Hatte ich eine Fehlgeburt?

Ich fühle mich diesem Kind gegbenüber auch schuldig weil ich zwar traurig bin, aber nicht am Boden zerstört bin. Es tut sehr weh, aber es ist auszuhalten. Und ständig frage ich mich, wenn wir eine andere Art der Verhüttung gewählt hätten ob wir dann nicht in ein paar Monaten ein tolles Kind zur Welt gebracht hätten. Und es tut mir auch in der Seele weh, dass ich meinen Sohn im Moment nicht auf den Arm nehmen kann und ich ihm ständig sagen muss: "Bärchen die Mama kann dich nicht auf den Arm nehmen, sie hat Bauch Aua" und er steht mit ausgestreckten Armen und weinend vor mir. Und dann denke ich an das andere Kind, was nie die Chance dazu bekommen wird von mir auf den Arm genommen zu werden.

Mein Mann sagt, ihm gibt es halt das wir einen wundervollen Sohn haben, mir tut es genau deshalb weh, weil ich weiß wie sehr man sein Kind liebt.

Mein Mann gibt mir sehr viel halt und mit ihm kann ich auch über all diese Dinge sprechen. Er steht mir zur Seite und unterstützt mich wo er nur kann. ABer ich mag nicht mit meinen Eltern darüber sprechen, vermutlich weil sie erwarten, dass es mir schlechter geht, als es tut und das finde ich unglaublich anstrengend.

In der Nacht nach der OP habe ich nicht schlafen können und habe die ganze Nacht über nur einen Stern am Himmel gehsen. Für mich war das wie ein Zeichen, ja ich habe nun ein Sternchen und muss lernen damit umzugehen.

Darf ich sagen ich bin eine Sternchenmama oder werde ich dann nur von den "echten" Sternenmamas belächelt.

Danke dass ich mich bei euch ausheulen durfte und bitte verzeit die Rechtschreibfehler!

Bisherige Antworten

@Mama2017

Liebe Mama,

es tut mir sehr leid, dass Dir das passieren musste.

Ich glaube, jede Frau die in der selben Situation war wie Du kann Deine momentanen Gefühle nachvollziehen und mit Dir fühlen. Das Du dich fragst ob Du dich Sternenmama nennen darfst, kann ich vollkommen verstehen. Ich denke, es spielt keine Rolle wie auch immer die medizinische Diagnose gewesen ist, für Dich geht es darum etwas betrauern zu dürfen das Du dir sehr gewünscht hast.

Daher darf es einen Platz in Deinem Herzen haben, als Sternchen das nun am Himmel steht.

Es ist schön, dass Du mit Deinem Mann alles besprechen kannst und das er Dir soviel Unterstützung und Halt gibt. Ich hoffe, Du wirst mit der Hilfe Deines Mannes diese Zeit der Trauer überstehen und alles gut verarbeiten können. Schon bald werden hoffentlich wieder Tage kommen in denen Du positiv in die Zukunft schauen kannst.

Ich wünsche Dir alles Gute.

Liebe Grüße

Victoria

 

Re: Wo gehöre ich hin?

Du gehörst genau hier her! Wir nehmen dich in die Runde mit auf und sind voller Mitgefühl!

Denn wo sollte man dann die Grenze ziehen? Ist man Sternenmama wenn es nie ein Herzschlag gab? Oder wenn es vor der x-ten Woche passiert ist?

eine Freundin hatte eine früharbort und hat ganz lange niemand gefunden der ihre Trauer verstehen und aktzrptieren konnte. Das ist schrecklich, denn wir suchen uns weder aus was da in und mit uns passiert, noch wie wir darauf reagieren.

durchlebe deine Gefühle und mach dir keine Sorgen wer was denken könnte. Du zählst!

und deine Geschichte ist, wie leider viele mit diesem Thema, einfach gruselig. Es kann so viel passieren und Frau wird mit so wenig Mitgefühl und Fingerspitzengefühl behandelt. Da läuft es mir immer kalt den Rücken hinunter.

alles gute für die Zukunft!

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