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Unsere kleine Geburt

Ich möchte meine Geschichte mit Euch teilen. Um denjenigen Mut zu machen, die sich vielleicht auch für eine kleine Geburt anstelle einer Ausschabung entscheiden möchten. Ein paar Beispiele gibt es ja zum Glück schon. Hier ist unsere Geschichte:

 

Bei der ersten Vorsorge, bei 6+3, war noch alles in Ordnung. Das Herzchen schlug und ich habe meinen Mutterpass bekommen. Meine Ärztin bot an, in 14 Tagen nochmal zur Zwischenkontrolle zu kommen, damit ich nicht 4 Wochen bis zur nächsten Vorsorge warten muss.

Bei diesem Termin sah es gar nicht mehr gut aus. Zwar konnte man noch einen Herzschlag sehen und der Embryo war auch gewachsen, er war aber nur 7mm groß. In der SSW hätte er aber schon etwa 19mm groß sein müssen. Da der Embryo zwei Wochen zuvor zeitgerecht entwickelt gewesen war, war das gar kein gutes Zeichen. Mir wurde Blut abgenommen um den hcg-Wert zu kontrollieren und ich sollte zwei Tage später wiederkommen.

Ich hatte ein schlechtes Gewissen deswegen, aber bei dem Befund konnte ich nicht wirklich an ein Wunder glauben. Zwei Tage später hatte ich dann Gewissheit. Der Krümel war nur noch 3mm groß und Herzschlag war inzwischen auch keiner mehr feststellbar. Der hcg-Wert war ebenfalls schon gesunken. Meine Ärztin hätte mich am liebsten direkt zur Ausschabung geschickt, aber ich wollte erst einmal in Ruhe darüber nachdenken.

Ich war sehr unsicher was ich tun sollte. Ich hatte bereits 4 Ausschabungen hinter mir. Aber auch eine kleine Geburt nach Fehlgeburt in der 15.SSW, eingeleitet im Krankenhaus. Ich hatte keine Angst vor dem Eingriff, diesen hatte ich körperlich immer gut verkraftet und in dem KH war ich auch immer sehr gut aufgehoben. Ich fand es aber einfach irgendwie unnötig und außerdem leichter zu verarbeiten, wenn ich auch körperlich Abschied nehmen kann, statt alles mit einem schnellen Eingriff zu beenden. Zwar wollte ich einerseits so schnell wie möglich wieder neu starten, fand es aber dem kleinen Krümel und auch meinem Körper gegenüber unfair jetzt etwas zu überstürzen. Außerdem fand ich, dass meine Gebärmutter, nachdem sie schon vier Mal das zu Hause meiner gesunden Babys gewesen war, nach vier Ausschabungen genug mitgemacht hatte. Leider war meine Hebamme mitten in den Urlaubsvorbereitungen, so dass sie mir nur wenig helfen konnte. Immerhin, sie ging davon aus, dass in dem Stadium alles beim ersten Mal abgehen müsste. Ich beschloss also abzuwarten.

Zehn Tage nach der endgültigen Diagnose fuhren wir für zwei Tage auf eine Familienfeier. Ich war froh, dass noch keine Blutungen eingesetzt hatten. Ich habe diese Tage genutzt um mich vom Kopf her darauf einzustellen, dass unser Krümelchen es nicht geschafft hat. Das fiel mir relativ leicht, ich nehme an, dass der immer noch relativ hohe hcg-Spiegel dabei geholfen hat.

Zwei Tage nach unserer Rückkehr wurde ich allerdings doch etwas nervös. Ich wusste ja nicht wie lange ich noch warten muss, wie lange es dann dauern würde, usw. Ich suchte im Internet nach einer Hebamme, die eine Fehlgeburt begleitet, fand aber niemanden in meiner Nähe. Immerhin wurde ich auf einen Arzt aufmerksam, der Fehlgeburten auch medikamentös unterstützt. Das schien mir in meiner Situation das Richtige. Ich bekam einen Termin für den nächsten Nachmittag.

Zwar hatten inzwischen schon leichte Schmierblutungen begonnen, aber ich ließ mir trotzdem das Medikament geben. Ich sollte es abends einnehmen und der Arzt rechnete damit (und das war auch meine Vermutung durch die Erfahrung mit der eingeleiteten Fehlgeburt) dass nach etwa 6 Stunden alles vorbei sein würde.

Gegen 20:20 Uhr nahm ich das Medikament. Eine Tablette sollte direkt vor den Muttermund, die andere sollte ich schlucken. Ich machte es mir, ausgestattet mit ausreichend Vorlagen und einer wasserdichten Unterlage, auf dem Sofa bequem. Zuerst merkte ich nur ein leichtes Ziehen, was aber gut auszuhalten war.

Um 22:30 Uhr konnte ich dann sogar schlafen. Das Ziehen war etwas stärker geworden, aber immer noch gut auszuhalten.

Um 0:35 wachte ich auf. Ich war enttäuscht, denn ich hatte ja damit gerechnet, dass gegen 2:30 schon alles vorbei sein sollte. Ich hatte aber noch nicht einmal die Vorlage gewechselt. Ging denn da gar nichts vorwärts?

Ok, die erste Vorlage war dann doch komplett voll und ich bin dann zum Wechsel der Vorlagen auf die Toilette gegangen. Ich wusste ja zum Glück was auf mich zu kommt, deshalb überrascht mich nichts. Nicht das relativ viele Blut und nicht der etwa faustgroße Blutkoagel. Darum heißt das also “kleine Geburt“.

Anschließend war ich dann doch ziemlich aufgewühlt. Ich machte es mir wieder auf dem Sofa gemütlich. Ich aß etwas und ließ den Fernseher laufen. Als die Nachwehen kamen, nahm ich eine Ibuprofen. Gegen 3:00 Uhr wurde ich wieder müde. Die Nachwehen ließen nach. Ich habe dann noch ein bisschen geschlafen, bis es Zeit wurde aufzustehen und mich um die Kinder zu kümmern.

Ich bin sehr froh dieses Mal diesen Weg gegangen zu sein. Es scheint mir unverhältnismäßig meinen Körper einer OP mit Vollnarkose auszusetzen, wenn es auch so ablaufen kann. Und ich bin unendlich stolz auf meinen Körper! Erst checkt er ob das Krümelchen auch wirklich gesund ist (dass der sowas überhaupt kann!) und wenn es leider nicht so ist, dann „räumt“ er komplett selbständig auf und richtet alles für einen neuen Versuch her! Ganz ohne Hilfe von außen. Die knapp zwei Wochen Wartezeit auf die Blutungen waren zwar nicht immer ganz einfach, aber ich merke halt auch, was mein Körper in dieser Zeit geleistet hat. Die ganzen Vorgänge zu beobachten hat mir sehr geholfen den Verlust zu begreifen und anzunehmen. Körper und Seele waren ununterbrochen in Einklang. Dass alles seine Zeit gedauert hat, war hilfreich, denn so etwas zu verarbeiten braucht Zeit.

Ich werde nie wissen wie dieses Kind ausgesehen hätte und ich werde es nie kennen lernen. Aber wir haben unsere gemeinsame Geschichte. Wir haben diese Geburt.

Bisherige Antworten

@Paula

Liebe Paula,

ich hatte Deinen anderen Beitrag im anderen Forum schon gelesen, nun antworte ich Dir aber hier.

Ich finde es toll, dass Du dir die Zeit genommen hast in Dich hineinzuhören und Dich letzlich für die kleine Geburt entschieden hast. Du bist sehr tapfer Deinen Weg gegangen und hast Dir selbst vertraut. Auch das Du dich bewusst und gut auf diese Weise verabschieden konntest kann ich sehr gut nachvollziehen. Du hast das wie ich finde sehr schön geschrieben.

Das wollte ich Dir schreiben, Du weißt ja, ich denke an Dich.:IN LOVE:

Liebe Grüße

Victoria

Re: @Paula

Liebe Victoria,

ganz lieben Dank für Deine Worte! Ich habe mich so gefreut!

Ja, ich weiß dass Du immer bei uns bist, aber diesmal hast Du Dich selbst übertroffen! ;o)

Liebe Grüße,

Paula

Re: @Paula

Liebe Paula,

ach, Du bist lieb, vielen Dank.:-[

Ich wünsche Dir jetzt schon mal ein ganz schönes Wochenende und hoffentlich viel damit verbundene Ruhe für Dich.

Liebe Grüße

Victoria

Re: Unsere kleine Geburt

Sehr schön geschrieben Paula auch wenn der Anlass ein trauriger ist :(

Re: Unsere kleine Geburt

Ich danke Dir! :ROSE:

Re: Unsere kleine Geburt

Ach, liebe Paula.
Was muss ich da lesen?
Da bin nach Monaten wieder im Forum und dann das.
Ich denke an Dich.
Meine kleine Geburt ist 6 Monate her, ich musste 5 Wochen warten, bis sie begann-letztendlich auch mit Medikamenten. Ich würde es immer so entscheiden.
Nimm Dir Zeit Dich auszuruhen, für Körper und Seele.

Alles erdenklich Liebe, Imke

Re: Unsere kleine Geburt

Danke für Deine lieben Worte!

Das mit dem Ausruhen ist leider gar nicht so einfach. Die erste Zeit war ich so fertig, das war gar nicht schön und jetzt wo es langsam aufwärts gehen könnte sind Kita-Ferien und diese Hitze.

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